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EM 2022 - Bilanz - Druckversion

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RE: EM2022 Zwischenbilanz - scouver - 17.08.2022

Ich wundere mich an dieser Stelle die Wertigkeit von Olympia, das alle vier Jahre stattfindet, betonen zu müssen. Ich glaube, dass viele 2024 automatisch auf DAS Großereignis schlechthin setzen und eine EM, die normalerweise alle zwei Jahre stattfindet, dann eher mitnehmen, wenn die Form (noch) stimmt.


RE: EM2022 Zwischenbilanz - Jo498 - 17.08.2022

(17.08.2022, 09:59)scouver schrieb: Ich wundere mich an dieser Stelle die Wertigkeit von Olympia, das alle vier Jahre stattfindet, betonen zu müssen. Ich glaube, dass viele 2024 automatisch auf DAS Großereignis schlechthin setzen und eine EM, die normalerweise alle zwei Jahre stattfindet, dann eher mitnehmen, wenn die Form (noch) stimmt.

Denke ich auch. Ich halte ja die Einführung der zus. EM im Olympiajahr für fragwürdig; die wird halt tendenziell zu B-EM und ein bißchen ist es auch diesmal der Fall, aber mit den Verschiebungen seit 2020 ist es nun mal eine außergewöhnliche Situation, die man als solche akzeptieren, dann aber auch abhaken sollte.


RE: EM2022 Zwischenbilanz - dominikk85 - 17.08.2022

(17.08.2022, 09:36)Reichtathletik schrieb:
(17.08.2022, 09:26)Jonny schrieb: 2024 haben wir ja das selbe Problem: Erst Olympia und drei Wochen später EM. Da werden vermutlich wieder einige auf die EM setzen, statt Olympia.
Das glaube ich nicht. Die EM ist nicht in Deutschland, die OS sind in Paris und damit zur Top TV Zeit

ja, durch die heim EM war das eine besondere Situation. Olympia ist schon noch mal was anderes, aber dieses jahr hatte man ja die heim em und eine WM die um 3 uhr nachts kaum jemand gesehen hat.

2024 wird der fokus natürlich klar auf olympia liegen.


RE: EM2022 Zwischenbilanz - aj_runner - 20.08.2022

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass durch die Heim-EM Kräfte freigesetzt werden, die sonst verborgen bleiben. Es ist doch einigen gelungen, eine Runde weiter oder ins Finale zu kommen, wo es am Ende eng wurde und sie sich doch noch durchgesetzt haben. Viele blieben aber nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten, dazu zähle ich z.B. die Kugelstoßerinnen. Gambetta hätte mir ihrer Hallenleistung Bronze erreicht. Man muss die Chance auch am Schopfe packen können, wie es z.B. Koko und Gina gemacht hatten.
Allerdings ist kaum jemand über sich hinausgewachsen. Mir fallen dazu Richard Ringer und Miriam Dattke im Marathon ein. Krafzik hätte sie die letzte Hürde gepackt, wäre auch so jemand gewesen. Ansonsten fallen mir dazu nur noch Pudenz und die 4 x 1 ein. Wann hatte zuletzt eine 4x1-Staffel m/w beim Saisonhöhepunkt die beste Leistung erbracht?


RE: EM2022 Zwischenbilanz - Jo498 - 20.08.2022

(20.08.2022, 09:12)aj_runner schrieb: Insgesamt habe ich den Eindruck, dass durch die Heim-EM Kräfte freigesetzt werden, die sonst verborgen bleiben. Es ist doch einigen gelungen, eine Runde weiter oder ins Finale zu kommen, wo es am Ende eng wurde und sie sich doch noch durchgesetzt haben. Viele blieben aber nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten, dazu zähle ich z.B. die Kugelstoßerinnen. Gambetta hätte mir ihrer Hallenleistung Bronze erreicht. Man muss die Chance auch am Schopfe packen können, wie es z.B. Koko und Gina gemacht hatten.
Allerdings ist kaum jemand über sich hinausgewachsen. Mir fallen dazu Richard Ringer und Miriam Dattke im Marathon ein. Krafzik hätte sie die letzte Hürde gepackt, wäre auch so jemand gewesen. Ansonsten fallen mir dazu nur noch Pudenz und die 4 x 1 ein. Wann hatte zuletzt eine 4x1-Staffel m/w beim Saisonhöhepunkt die beste Leistung erbracht?

Potye würde ich ungeachtet der 2,30 bei der DM auch zu den "über sich hinausgewachsenen" zählen. Bei ihm oder Pudenz habe ich schon den Eindruck, dass in Eugene auch das Mentale bessere Ergebnisse verhinderten. Die schlechten Bedingungen im Hoch haben Potye anscheinend eher angespornt.

Bei Krafzik fehlt wohl auch noch ein Tick Erfahrung in der Disziplin. Abuaku und Eckhardt hatten einfach Pech, 3 100tel oder 3 Zentimeter sind weder planbar noch durch Willensstärke zu zwingen. Bebendorf hat auch die richtige Renn-Einstellung, aber fehlt halt läuferisch noch ein bißchen. Wie Klein ihre Plazierung einschätzt, weiß ich nicht; es ist ein solides Ergebnis, aber halt auch kein positiver Ausreißer. Sie ist m.E. jemand, dem ein Rennverlauf fürs Optimum etwas entgegen kommen muss. Offensiv selbst gestalten traut sie sich anscheinend nur, wenn sie halbwegs sicher weiß, dass sie überlegen ist, wie bei DM oder damals Universiade.

Da die vielen 4.-8. Plätze vielleicht etwas enttäuscht haben (und ich meine ebenfalls, dass der DLV bei "Außenseiterchancen" eine miserable Verwertungsquote hat), ein kurzer Vergleich:

Bei der sehr erfolgreichen EM 2018 war keine Deutsche in den Finals über 1500m, 400 Hürden oder 800m.
Im Marathon waren die Plazierungen diesmal viel besser, ebenso die jeweils zweitbeste Athletin über 5000 und 10000m.
Über 400m H ist das Niveau diesmals viel höher. Sprunger gewann mit europ. JBL 54,33, das war Krafzik im VL gelaufen.

Bei den Männern waren 2018 die besten Laufplazierungen Traber als 5. und Benitz als 7.; es war kein Mann im Finale über 200m, 400H oder 3000m Hindernis (und Gold im Marathon gab es natürlich auch nicht). Das war diesmal eher besser, wobei das "Loch" von 400-1500m weiterhin schmerzhaft bleibt. (Nils Voigt würde ich eine top 6 noch zutrauen, wenn er die Form vom Frühsommer mindestens halten konnte.)

D.h. der Eindruck, den ich schon bei den WM-Nominierungen hatten (wo dann leider kaum jemand ein Finale erreichte), dass im Bereich "unterhalb" der Medaillen das Niveau in etlichen (Lauf)disziplinen sich verbessert hat, v.a. in der Breite.

Dafür sind einige andere Disziplinen leider, zumal in nur 4 Jahren, entweder deutlich schwächer geworden oder nach wie vor schwach. Beim Siebenkampf muss man wohl auf die nächste Nachwuchsgeneration hoffen, Stabhoch Frauen war D lange eine der besten Nationen, das ist praktisch futsch. Ebenso und noch weniger verständlich (da MK standard) der kurze Hürdensprint.
Kugel hat zwar zumindest bei den Frauen eine erfreuliche Breite, aber die Spitze fehlt nach Schwanitz, noch schlechter bei Kugel und Diskus M. Im Speer hat Weber zwar noch eine gute Chance, aber Hussong und Vetter erst gar nicht dabei. Bei solchen Kerndisziplinen wie Hoch F und Weit M, die auch keine internat. Leistungesexplosion gesehen haben (wie Langhürden), sind die deutschen "Spezialisten" auf MK-Niveau.


RE: EM2022 Zwischenbilanz - muffman - 20.08.2022

Wir sollten auch nicht vergessen, dass die russischen AthletInnen fehlen.


RE: EM2022 Zwischenbilanz - Gertrud - 20.08.2022

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/77026-flash-news-des-tages

„Das wissen, glaube ich, die meisten nicht. Ich habe nicht eine Technikeinheit gemacht, die letzten zwei Jahre. Das ist natürlich schwer, dann jeden Sprung zu treffen“, sagte der 27-Jährige. Sein Körper möge den Leistungssport eben nicht so gerne, er habe mit Sehnenproblemen zu kämpfen. „Ich habe nur trainiert fürs Knie und bin im Wettkampf gesprungen, das war die Mission.“

Bitte ansehen und Potye und Tamberi vergleichen! Das sind in einem Detail Welten - sehr auffällig und nicht übersehbar!!!


https://www.eurosport.de/leichtathletik/em/2022/leichtathletik-em-hochsprung-tobias-potye-mit-227-metern-zu-em-silber-in-munchen-gianmarco-tamberi-holt-den-titel_vid1731371/video.shtml

Auch wenn man keine technischen Sprünge absolviert, kann man Übungen zur vernünftigen Biomechanik entwickeln, ohne die Sehnen zu gefährden. 

Gertrud


[geteilt] EM 2022 (Tag 7) - München, 21.08.2022 - Gertrud - 21.08.2022

Jetzt sollte keine "Augenwischerei" erfolgen, sondern eine fundierte Analyse der Ergebnisse von Eugene und München. Bei aller Euphorie, die in München entstanden ist, sollte man gegenüberstellen, was z.B. die Medaillenergebnisse von München in Eugene bedeutet hätten. Wir sollten die Ergebnisse am Weltstandard messen.

Beispiele: Was hätten die Medaillen von München in Eugene ergeben? Die Bedingungen kann man natürlich nicht vergleichen.

Bo Kanda Lita Baehre Silber mit 5,85m/ 5,87m Rang 4-7 in Eugene (Er war 7. mit 5,87m)
Lea Meyer  Silber mit 9:15,35 Min/        Platz 7 in Eugene mit der Zeit
Gina Lückenkemper 10,99 Gold/           Platz 8 in Eugene

So könnte man alle Medaillen in München mit den Chancen in Eugene vergleichen. Daraus würden sich die Möglichkeiten auf Weltniveau ergeben. 

Außerdem muss man unbedingt die Ausfälle in Eugene und München verletzungsbedingt auflisten.
Nur so kommen wir insgesamt zu einer objektiven Wertung und somit Arbeitsunterlage für die Zukunft!!! Thumb_up ‌Den Hype, den diese EM ausgelöst hat, kann und sollte man ruhig als "Rückenwind für die Leichtathletik" nutzen.

Gertrud


RE: [geteilt] EM 2022 (Tag 7) - München, 21.08.2022 - aj_runner - 21.08.2022

(21.08.2022, 01:28)Gertrud schrieb: Außerdem muss man unbedingt die Ausfälle in Eugene und München verletzungsbedingt auflisten.
Nur so kommen wir insgesamt zu einer objektiven Wertung und somit Arbeitsunterlage für die Zukunft!!! Thumb_up ‌Den Hype, den diese EM ausgelöst hat, kann und sollte man ruhig als "Rückenwind für die Leichtathletik" nutzen.

Gertrud

Neben Medaillen und Verletzten sind auf jeden Fall die Athleten zu analysieren, bei denen die Leistungssteuerung nicht funktioniert hat. Das waren in Eugene sicherlich noch einmal mehr, sie hat es aber auch in München gegeben. Man denke nur an die 400 m beiderlei Geschlechts oder an unsere Sprinterinnen abseits von Gina.
Ebenso die Kugelstoßerinnen: Es wird die Mannschaftsleistung hervorgehoben, dabei ist ab Platz 6 das Niveau dramatisch abgefallen und mit den Hallenergebnisse wäre eine Medaille drin gewesen. 18,80+ müssen sein für eine Top-12-Platzierung und 19+ für eine Top-8-Platzierung.


RE: EM2022 Zwischenbilanz - aj_runner - 21.08.2022

(20.08.2022, 09:12)aj_runner schrieb: Allerdings ist kaum jemand über sich hinausgewachsen. Mir fallen dazu Richard Ringer und Miriam Dattke im Marathon ein.

Hier will ich jetzt noch Lea Meyer ergänzen. Unabhängig von der Platzierung ist diese Leistungssteigerung grandios, vor allem wenn man noch die Vorgeschichten kennt. Sie ist von vorne herein mutig gelaufen und hat sich was zugetraut. Dabei noch einige höher eingeschätzte Athletinnen hinter sich gelassen.