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800m-Lauf in Deutschland - aktuelle Situation - Druckversion

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800m-Lauf in Deutschland - aktuelle Situation - frontrunner800 - 23.06.2022

Das Meldeergebnis über 800 m der Männer ist erschreckend schwach: Genau zwei Athleten haben die A-Norm von 1:47,5 unterboten – beispiellos im negativen Sinn. In D sind im Laufbereich mittlerweile nicht mehr die 400 m der Männer die schwächste Disziplin, sondern die 800 m der Männer. Wen wundert es? Die anfangs hochgelobte Frankfurter Gruppe von Bundestrainer Georg Schmidt mit Reuther, Heinrich, Biederbick und Schneider ist kläglich gescheitert. Wie sollte es auch anders sein? Sie wollten alles anders machen, haben ein wenig über den großen Teich geschielt und ausgerufen, mit reduzierten Kilometern und Blocktraining, quasi im Sinne von 400 m Training, zum Erfolg über die Mittelstrecke zu kommen. FALSCH, das kann nicht funktionieren, vor allem nicht nachhaltig, über einen längeren Zeitraum. Ohne eine gute Grundlage zu erarbeiten, im Ausdauerbereich mit entsprechend vielen Kilometern in der Woche in der Vorbereitunsgphase, ist keine optimale Leistungsentwicklung über 800 m im Verlauf der Sommersaison zu erzielen. Leute wie Lothar Hirsch oder Paul Schmidt wissen es besser, an deren Trainingsphilosophien sollte man sich wieder mehr orientieren, wenn man in D nach einer nun schon lange anhaltenden Durststrecke über 800 m wieder erfolgreicher werden möchte. Kleiner Lichtblick sind die mehreren A-Jugendlichen, die heuer die WM-Norm unterboten haben – vielleicht trainieren die wieder in der richtigen Weise. Der wundersame Generationswechsel vor ein paar Jahren, als plötzlich mit ganz viel Hype eine Reihe von ganz jungen Leuten um die 30 Jahre Bundes- und Landestrainer im Sprint- und Laufbereich wurden, hat sich nicht ausgezahlt: Im Gegenteil, die Leistungen gehen teilweise weiter in den Keller. Auch in der Sache Besetzung von Trainerstellen hat die DLV Spitze in Verantwortung keine glückliche Hand bewiesen.

abgetrennt aus
Deutsche Meisterschaften 2022 - Berlin, 23.-26.06.2022


RE: Deutsche Meisterschaften 2022 - Berlin, 23.-26.06.2022 - TranceNation 2k14 - 23.06.2022

(23.06.2022, 19:37)frontrunner800 schrieb: Das Meldeergebnis über 800 m der Männer ist erschreckend schwach: Genau zwei Athleten haben die A-Norm von 1:47,5 unterboten – beispiellos im negativen Sinn. In D sind im Laufbereich mittlerweile nicht mehr die 400 m der Männer die schwächste Disziplin, sondern die 800 m der Männer. Wen wundert es? Die anfangs hochgelobte Frankfurter Gruppe von Bundestrainer Georg Schmidt mit Reuther, Heinrich, Biederbick und Schneider ist kläglich gescheitert. Wie sollte es auch anders sein? Sie wollten alles anders machen, haben ein wenig über den großen Teich geschielt und ausgerufen, mit reduzierten Kilometern und Blocktraining, quasi im Sinne von 400 m Training, zum Erfolg über die Mittelstrecke zu kommen. FALSCH, das kann nicht funktionieren, vor allem nicht nachhaltig, über einen längeren Zeitraum. Ohne eine gute Grundlage zu erarbeiten, im Ausdauerbereich mit entsprechend vielen Kilometern in der Woche in der Vorbereitunsgphase, ist keine optimale Leistungsentwicklung über 800 m im Verlauf der Sommersaison zu erzielen. Leute wie Lothar Hirsch oder Paul Schmidt wissen es besser, an deren Trainingsphilosophien sollte man sich wieder mehr orientieren, wenn man in D nach einer nun schon lange anhaltenden Durststrecke über 800 m wieder erfolgreicher werden möchte. Kleiner Lichtblick sind die mehreren A-Jugendlichen, die heuer die WM-Norm unterboten haben – vielleicht trainieren die wieder in der richtigen Weise. Der wundersame Generationswechsel vor ein paar Jahren, als plötzlich mit ganz viel Hype eine Reihe von ganz jungen Leuten um die 30 Jahre Bundes- und Landestrainer im Sprint- und Laufbereich wurden, hat sich nicht ausgezahlt: Im Gegenteil, die Leistungen gehen teilweise weiter in den Keller. Auch in der Sache Besetzung von Trainerstellen hat die DLV Spitze in Verantwortung keine glückliche Hand bewiesen.

Hast du während Christoph Kesslers Lauf kn Pfungstadt, wo du ja feinsten Rock'n'Roll erkanntest, mit deinem Sportmediziner geredet oder den einfach mal "vergessen" weils dann besser passt?


RE: Deutsche Meisterschaften 2022 - Berlin, 23.-26.06.2022 - siebenschläfer - 24.06.2022

(23.06.2022, 19:37)frontrunner800 schrieb: Die anfangs hochgelobte Frankfurter Gruppe von Bundestrainer Georg Schmidt mit Reuther, Heinrich, Biederbick und Schneider ist kläglich gescheitert.

Klar, die Saison dieser Gruppe erscheint auf den ersten Blick etwas enttäuschend.

Fakt ist aber auch, dass sie im verganenen Jahr Platz 1 (Reuther), 2 (Heinrich) und 4 (Biederbick) in der deutschen Rangliste waren. So viel können sie also im Training nicht falsch gemacht haben.

Auch in diesem Jahr sind sie derzeit auf 2 (Reuther) und 4 (Heinrich). Sie sind also nach wie vor die schnellste Trainingsgruppe in Deutschland. Von denen, die in Deutschland trainieren, ist nur Kessler schneller (mit einer beeindruckenden Saison bisher). Wenn sie also so viel falsch machen würden, könnte man ja davon ausgehen, dass es anderswo in Deutschland eine schnellere Gruppe gäbe.

Biederbick hat eine Stressfraktur. Das kann vorkommen. In der Hallensaison hat er seine 800m Bestzeit aus 2021 übrigens um knapp eine Sekunde gesteigert. Also nochmal: Wenn sie dort so viel falsch machen würden...wie ist das dann zu erklären?


RE: Deutsche Meisterschaften 2022 - Berlin, 23.-26.06.2022 - frontrunner800 - 24.06.2022

(24.06.2022, 09:57)siebenschläfer schrieb:
(23.06.2022, 19:37)frontrunner800 schrieb: Die anfangs hochgelobte Frankfurter Gruppe von Bundestrainer Georg Schmidt mit Reuther, Heinrich, Biederbick und Schneider ist kläglich gescheitert.

Klar, die Saison dieser Gruppe erscheint auf den ersten Blick etwas enttäuschend.

Fakt ist aber auch, dass sie im verganenen Jahr Platz 1 (Reuther), 2 (Heinrich) und 4 (Biederbick) in der deutschen Rangliste waren. So viel können sie also im Training nicht falsch gemacht haben.

Auch in diesem Jahr sind sie derzeit auf 2 (Reuther) und 4 (Heinrich). Sie sind also nach wie vor die schnellste Trainingsgruppe in Deutschland. Von denen, die in Deutschland trainieren, ist nur Kessler schneller (mit einer beeindruckenden Saison bisher). Wenn sie also so viel falsch machen würden, könnte man ja davon ausgehen, dass es anderswo in Deutschland eine schnellere Gruppe gäbe.

Biederbick hat eine Stressfraktur. Das kann vorkommen. In der Hallensaison hat er seine 800m Bestzeit aus 2021 übrigens um knapp eine Sekunde gesteigert. Also nochmal: Wenn sie dort so viel falsch machen würden...wie ist das dann zu erklären?

Ich denke, ihre Methodik macht einen kurzfristigen Erfolg möglich, vielleicht eine Saison – wie gesehen. Ohne Basis über Umfang/Kilometer in der Vorbereitung hält der Erfolg nicht an, ist das nicht nachhaltig. Es bleibt dann ein One-Hit-Wonder. Was bei solch einem Training für 800 m Läufer übrigens auch gar nicht funktioniert, ist das Gehen in einem Turnier über mehrere Runden. Hier fehlt dann in der zweiten Runde oder spätestens im Finale die Frische, weil zuwenig Substanz vorhanden ist. Höhere Kilometerumfänge dienen auch dazu, schneller zu regenerieren!


RE: Deutsche Meisterschaften 2022 - Berlin, 23.-26.06.2022 - aj_runner - 24.06.2022

Ganz so eindimensional denkt Georg Schmidt nicht - je nachdem, was für ein Typ jemand ist, passt er das Training an. Und international gibt es auch einige Sprint-Typen, die auf den 800 m vorne dabei sind. 
Schmidt strebt auch nicht die mittelmäßige nationale Spitze an, er will mehr. Und diesen Nachweis ist er noch schuldig, da bin ich bei Frontrunner.



RE: Deutsche Meisterschaften 2022 - Berlin, 23.-26.06.2022 - Atanvarno - 24.06.2022

Ich bin grundsätzlich auch ein Freund einer guten aeroben Basis auch für 800m-Läufer. Aber um den Ansatz über geringe Umfänge und hohe Intensitäten pauschal zu verurteilen gibt es zu viel erfolgreiche Gegenbeispiele (aktuell bspw. Donovan Brazier). Es ist wie immer - man muss das zum Athleten passende Training finden. Vielleicht überrascht uns Reuther ja auch und hat genau richtig zur DM gepeakt.


RE: Deutsche Meisterschaften 2022 - Berlin, 23.-26.06.2022 - frontrunner800 - 24.06.2022

(24.06.2022, 12:32)Atanvarno schrieb: Ich bin grundsätzlich auch ein Freund einer guten aeroben Basis auch für 800m-Läufer. Aber um den Ansatz über geringe Umfänge und hohe Intensitäten pauschal zu verurteilen gibt es zu viel erfolgreiche Gegenbeispiele (aktuell bspw. Donovan Brazier). Es ist wie immer - man muss das zum Athleten passende Training finden. Vielleicht überrascht uns Reuther ja auch und hat genau richtig zur DM gepeakt.

Reuther, peaken bei einer DM ?? – der hat den Anspruch zu WM und EM zu gehen. Dort müsste er also peaken Smile ‌.


RE: Deutsche Meisterschaften 2022 - Berlin, 23.-26.06.2022 - Atanvarno - 24.06.2022

(24.06.2022, 12:39)frontrunner800 schrieb: Reuther, peaken bei einer DM ?? – der hat den Anspruch zu WM und EM zu gehen. Dort müsste er also peaken Smile ‌.

Die WM beginnt in drei Wochen. Ich würde schon erwarten, dass er sich jetzt seiner Bestform nähert und die sieht hoffentlich anders aus als das, was er in den letzten Wochen gezeigt hat.


RE: Deutsche Meisterschaften 2022 - Berlin, 23.-26.06.2022 - frbcrane2 - 24.06.2022

(24.06.2022, 09:57)siebenschläfer schrieb: 
Klar, die Saison dieser Gruppe erscheint auf den ersten Blick etwas enttäuschend.

Fakt ist aber auch, dass sie im verganenen Jahr Platz 1 (Reuther), 2 (Heinrich) und 4 (Biederbick) in der deutschen Rangliste waren. So viel können sie also im Training nicht falsch gemacht haben.
Die Logik verstehe ich nicht. Du kannst im Training viel falsch machen und trotzdem der beste Deutsche sein. Simon Bayer ist aktuell der beste deutsche Kugelstoßer, auf die Weltklasse fehlen ihm mehr als zwei Meter. Vergleiche doch mal international:

Die Briten haben neun unter 1:46, drei unter 1:45. Ihr schnellster ist Jahrgang 2002 und läuft 1:43. Der schnellste Deutsche in der u23 läuft drei Sekunden langsamer und trainiert in den USA. Der schnellste Deutsche U23, der bei uns trainiert, ist über vier Sekunden langsamer. Die Franzosen haben sieben von 1:43.75 - 1:45.60, einer Jahrgang 2002. Die Polen haben fünf unter 1:45.50, einer davon Jahrgang 2003. International gesehen ist Deutschland über 800m ein Treppenwitz.


RE: Deutsche Meisterschaften 2022 - Berlin, 23.-26.06.2022 - frontrunner800 - 24.06.2022

Ich formuliere deshalb so scharf, weil sich Georg Schmidt anfangs so vollmundig mit seinen Thesen hingestellt hat, er würde jetzt revolutionär alles besser machen, und jahrzehnte lange Erfahrungen eben mal so einfach zur Seite gewischt hat. Das war alles ganz eloquent vorgetragen und hat bei den Verantwortlichen im DLV offenbar auch Anklang gefunden, es zeigt sich aber doch mittlerweile ganz deutlich, dass es so nicht funktioniert. Und: Die Karriere von Don Brazier scheint schon ins Stocken gekommen zu sein (keine Olympia-Qualifikation 2021 und in diesem Jahr bisher nicht in Erscheinung getreten), was meinen Gedankengang  – lieber Atanvarno – eigentlich fast schon unterstützt denn kon­ter­ka­rie­rt.