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Barshim und Tamberi teilen sich Gold - sollten Athleten das entscheiden dürfen? - Druckversion

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RE: Barshim und Tamberi teilen sich Gold - faire Entscheidung? - JoelH - 02.08.2021

(02.08.2021, 11:49)Eknulah schrieb: Stellen wir uns mal ein Fußball-WM-Finale nach der Verlängerung und meinetwegen auch nach der ersten 5 Elfmeterschützen vor. Dann geht es auch nicht mehr wirklich darum, die bessere Mannschaft zu ermitteln, sondern einfach irgendeine Entscheidung zu finden.
Wenn sich nun beide Mannschaften darauf einigen würden, nicht weiterzumachen, würde das doch kaum einer gutheißen, oder?
Ja, der Vergleich hinkt mehrfach, aber nicht so sehr, dass man nicht mal drüber nachdenken kann.

Bis 1970 gab es kein Elfmeterschießen. Da wurde dann gelost wer gewinnt. Äußerst fair.  Rolleyes


RE: Barshim und Tamberi teilen sich Gold - faire Entscheidung? - RalfM - 02.08.2021

(02.08.2021, 11:49)Eknulah schrieb: Ja, der Vergleich hinkt mehrfach, aber nicht so sehr, dass man nicht mal drüber nachdenken kann.

Darüber werde ich selbst auch noch nachdenken. Nicht übers Hinken, aber ob das eine Möglichkeit wäre - wenn es z.B. im Wembley 66 einfach Unentschieden gewesen wäre und alle wären Weltmeister gewesen, auch Uwe Seeler.

Dafür liege ich mal auf der Wiese.

Im Fußball, natürlich, gibt es ein Regelwerk, das vorschreibt, wie der Sieg zu ermitteln ist. Es gibt am Ende niemals einen Gleichstand. Das ist in der Leichtathletik anders vereinbart.

Das ist alles des Nachdenkens wert, es gibt noch unbewachte Badebuchten bei Berlin.


RE: Barshim und Tamberi teilen sich Gold - faire Entscheidung? - Sebastian - 02.08.2021

Ich bin grundsätzlich in diesem Fall auch zu 100% für die Medaiellenteilung, aber es ist ja klar, dass man da geteilter Meinung sein kann.

Was ich allerdings argumentativ nicht nachvollziehen kann: Wieso sind denn hier so viele der Meinung, der Wettkampf sei "abgebrochen" worden? Ich rede jetzt nicht von irgendwelchen Sub-Paragraphen in den Wettkampfregularieren, sondern vom Grundgedanken, wie ein Hochsprungwettkampf funktioniert (also zumindest für den Laien).
Barshim und Tamberi sind mit 3 gerissenen Sprüngen bei einer Höhe gescheitert, "ganz normal" wie es die Regularien vorsehen. Bis zu diesem zeitpunkt waren sie dann allerdings aufs Jota gleich und damit eben nach unseren Kriterien "gleich stark", da erscheint mir der Gedanke an 2 Goldmedaillen doch sogar als folgerichtig?

Bei den Rennen (maßgeblich ja eigentlich nur beim Sprint) sehe ich das übrigens ähnlich/genauso. Es wird regulär eben nur aufs Hundertstel gemessen. In einem Finale kann ich da bei Zeitgleichheit übers Zilefoto natürlich sogar was entscheiden, wenn da einer noch ein Mü weiter vorne ist, aber solche Fälle wie bei den Männern im 100-Meter-Semi finde ich auch "skandalös". Da laufen 2 Athleten in verschiedenen Läufen (also eben NICHT gegeneinander/im direkten Vergleich) nach den regulären Messungen zeitgleich, aber 1 wird vorgezogen, weil er eine verflixte Tausndstel vorne war? Man nimmt also ein Notbehelf um da eine Reihenfolge zu erstellen? Gefällt mir nicht Huh


RE: Barshim und Tamberi teilen sich Gold - faire Entscheidung? - TranceNation 2k14 - 02.08.2021

(02.08.2021, 11:58)RalfM schrieb:
(02.08.2021, 11:49)Eknulah schrieb: Ja, der Vergleich hinkt mehrfach, aber nicht so sehr, dass man nicht mal drüber nachdenken kann.

Darüber werde ich selbst auch noch nachdenken. Nicht übers Hinken, aber ob das eine Möglichkeit wäre - wenn es z.B. im Wembley 66 einfach Unentschieden gewesen wäre und alle wären Weltmeister gewesen, auch Uwe Seeler.

Dafür liege ich mal auf der Wiese.

Im Fußball, natürlich, gibt es ein Regelwerk, das vorschreibt, wie der Sieg zu ermitteln ist. Es gibt am Ende niemals einen Gleichstand. Das ist in der Leichtathletik anders vereinbart.

Das ist alles des Nachdenkens wert, es gibt noch unbewachte Badebuchten bei Berlin.

Die WM 1966 wurde i.V., nicht i.E. entschieden


RE: Barshim und Tamberi teilen sich Gold - faire Entscheidung? - TranceNation 2k14 - 02.08.2021

(02.08.2021, 12:00)Sebastian schrieb: Was ich allerdings argumentativ nicht nachvollziehen kann: Wieso sind denn hier so viele der Meinung, der Wettkampf sei "abgebrochen" worden? Ich rede jetzt nicht von irgendwelchen Sub-Paragraphen in den Wettkampfregularieren, sondern vom Grundgedanken, wie ein Hochsprungwettkampf funktioniert (also zumindest für den Laien).
Barshim und Tamberi sind mit 3 gerissenen Sprüngen bei einer Höhe gescheitert, "ganz normal" wie es die Regularien vorsehen. Bis zu diesem zeitpunkt waren sie dann allerdings aufs Jota gleich und damit eben nach unseren Kriterien "gleich stark", da erscheint mir der Gedanke an 2 Goldmedaillen doch sogar als folgerichtig?

Ich glaube hier wird inzwischen das gestrige Finale und die Regel an sich parallel diskutiert. Dann aber die Argumente gegen diw allgeneine Regel wieder auf gestern reflektiert Huh


RE: Barshim und Tamberi teilen sich Gold - faire Entscheidung? - Angerländer - 02.08.2021

Ich hab mir jetzt mal alle 101 Kommentare zu diesem Thema durchgelesen.

Was mich wundert, ist die Tatsache, dass es einigen Kommentatoren offensichtlich wichtiger ist, andere Kommentatoren persönlich abzuwerten, anstatt sich auf der Sachebene mit der Problemstellung auseinanderzusetzen.

Nun zum Thema Wink ‌. Als es auf die Entscheidung zuging, habe ich darauf gehofft, dass 2 Goldmedaillen vergeben werden. A) Weil ich die 2,37 m für ein olympisches Finale für würdig empfand, und B) weil ich den Wettkampf als schon sehr zeitaufwendig empfand, und den Eindruck hatte, die Athleten seien schon recht ausgelaugt. 

Als der Kampfrichtiger, dann auf die Frage Barshims mit "Yes..." antwortete, war ich sehr erleichtert und erfreut. Und, meiner bescheidenen Meinung nach, können so etwas nur die Sportler entscheiden! Der Kampfrichter, ist dazu da, dafür zu sorgen, dass in einer sportlichen Auseinandersetzung die Regeln eingehalten werden. Wenn sich aber die Konkurrenten einig sind, braucht es keinen Kampf- oder Schiedsrichter. Und da es nicht tagtäglich vorkommt (zumindest ist es mir nicht bekannt... Wink ‌) halte ich es, in diesem Fall, für sportlich fair, und dem Sinn der oplympischen Spiele durchaus angemessen.

Meine Meinung erhebt natürlich nicht den Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Ich kann jede andere Meinung ebenfalls nachvollziehen.


RE: Barshim und Tamberi teilen sich Gold - faire Entscheidung? - RalfM - 02.08.2021

(02.08.2021, 12:09)TranceNation 2k14 schrieb: Die WM 1966 wurde i.V., nicht i.E. entschieden

Natürlich nicht, sondern durch ein Tor, das keines war. Oder willst Du das Gegenteil behaupten?  Wink

Das Bild von Uwe Seeler, wie er den Platz verlässt und die Niederlage akzeptiert, ist weltberühmt (von Axel Springer jun., aka Sven Simon). Deshalb ist das eine Facette in dieser Diskussion. Gemeinsam zu siegen ist eine andere Facette. Keine ist schöner als die andere, wenn man das Schmuckstück in der Hand herumspielen lässt. Oder doch?


RE: Barshim und Tamberi teilen sich Gold - faire Entscheidung? - ThomZach - 02.08.2021

In Erinnerungen kramend komm ich drauf, dass ich mit der Regel zur Ermittlungder Rangfolge schon immer auf
dem Kriegsfuß stand. Als Jugendlicher hatte ich mir dazu etwas zurechtgelegt, was mir am gerechtesten erschien.
Als ich es allerdings bei meinem ersten Junioren-Länderkampf (Rovereto 1967) zurAnwendung bringen wollte,
biss ich bei den Kampfrichtern auf Granit. Ich war tatsächlich nur Dritter (bei gleicher Höhe) und nicht Zweiter.
Es gab einen kleinen Eklat, weil ich mit lauter Stimme auf Italienisch argumentierte und unsere Betreuer nicht
wussten, worum es überhaupt ging. Und ich verkroch mich lieber schmollend auf der Tribüne in den Mannschaftsblock.
Ich konnte froh sein, dass mir das niemand übelnahm, sondern alle mit Verständnis und Nachsicht auf den Novizen
reagierten. Meine naive Privatregel hätte gestern in Tokio allerdings auch nichts geändert.
"Aber schön - war es doch, und ich möcht' - es nocheinmal - erleben.

Übrigens: Beim Schwimmen starten alle mit den Zehenspitzen auf einer Linie. Aber das Ziel erreichen sie mit den
Händen, so dass die hochgewachsenen Wettkämpfer einen unverdienten Vorteil haben. Erstrecht seit man in hundertstel
Sekunden misst. Und auch der VideoEntscheid beim Fußball hat nicht für mehr Gerechtigkeit sorgen können, weil er eben
auch nicht immer ein "Beweis" ist. Offenbar ist das mit der Gerechtigkeit ein ewiges Dilemma. Zumal wenn die Spieler
alles daran setzen, die Wahrheit zu verhehlen und Unwahres vorzutäuschen. Da bin ich doch lieber Leichtathlet. Und
nun ereilt mich hier dasselbe Thema. Confused


RE: Barshim und Tamberi teilen sich Gold - faire Entscheidung? - said88 - 02.08.2021

(02.08.2021, 06:46)Atanvarno schrieb:
(02.08.2021, 02:39)said88 schrieb: Was ich genannt habe ist nicht unmöglicher bzw. absurder, als dass die Athleten selbst entscheiden können (selbstverständlich meiner Meinung nach)

Findest du es im Schach genauso absurd, dass sich die Spieler auf ein Unentschieden einigen können?

Sie haben sich nicht auf Unentschieden geeinigt, sondern auf zwei mal Sieger.

Im Schach gibt es aus Sicht jedes Spielers Sieg, Unentschieden oder Niederlage. Wenn absehbar ist, dass ein Sieg für keinen der beiden Spieler realistisch noch möglich ist (je nach Klasse der Spieler) ist es vollkommen nachvollziehbar, dass man nicht noch stundenlang Figuren hin und herschiebt.


RE: Barshim und Tamberi teilen sich Gold - faire Entscheidung? - said88 - 02.08.2021

(02.08.2021, 08:05)lor-olli schrieb: Mal eine Überlegung:

Wieso MUSS man diese Entscheidung erzwingen? Beide Springer haben ihr Bestes gegeben und das ist nun einmal Gleichstand. Wie würde es denn aussehen, wenn man sie zwingt "bis zum bitteren Ende" zu springen, sich beide aber (insgeheim) darauf einigen alle weiteren Versuche zu reißen? 

Nach dieser Logik könnten sich ja alle einig sein und - von mir aus - 2,20m überspringen, dann drei mal reißen, sich einigen und alle sind Olympiasieger.
Wenn ich es richtig verstanden hab, gilt diese Regelung nur bei zweien? Sehr merkwürdig, finde ich.