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Bewertung des Athleten-Monitorings - Druckversion

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Bewertung des Athleten-Monitorings - Gertrud - 25.07.2021

Kann mir mal eine/r helfen? Ich will das nicht "ketzerisch", sondern rein informativ hinterfragen, weil es mich wirklich interessiert. Das Monitoring ist im Bereich Hürden, Speerwurf und Mehrkampf eingeführt worden und soll die Ausfälle durch Verletzungen reduzieren helfen. Meines Erachtens hat sich die Verletztenzahl in den Bereichen nicht gerade verbessert oder??? Auch diese Quote sollte in Betracht gezogen werden, ob sich ein Monitoring lohnt oder wo die Fehler in dem System stecken können. Die Verletzungen haben vornehmlich auch mit Trainingsqualität zu tun. Bei schlechter Trainingsqualität muss das nicht unbedingt auf HF und Schlafqualität ... durchschlagen.

Sicherlich sind die Überprüfungskriterien HF und Schlafqualität z. B. nicht schlecht und sollten die Trainingssteuerung am folgenden Tag beeinflussen. Ich habe nur etwas den Eindruck, dass die Mitteilungszeiten durch das Monitoring und die Dopingprüfpräsenz ... immer aufwendiger werden. 

Das Monitoring ist freiwillig, nehme ich mal an, da von einer 85%-Quote auf leichtathletik. de die Rede war. Kann man eigentlich den Bundestrainer als Person für die Dateneinsicht ablehnen, damit diese Informationen nur im Heimteam bleiben? Das sind ja schon für manche sensible Daten.

Befinden sich in den überprüften Gruppen die Verletzten hauptsächlich bei den 15%, die nicht am Monitoring teilgenommen haben? Ist eigentlich die Überprüfung des Blutdrucks mit dem PP-Wert auch dabei. Ich selbst führe akribisch Buch über diese Parameter - natürlich aus anderen Gründen. Es gibt mir schon Hinweise auf meine Herztätigkeit und die Qualität meiner Ernährung.

Gertrud


RE: Bewertung des Athleten-Monitorings - Sprunggott - 25.07.2021

Ich weiß aus internen Quellen, das es nie 85% gab! Es wurde in den TL hauptsächlich genutzt (dort vielleicht 86%), 
da dort auch ein Med./ Labor vor Ort war. 
Den meisten Athleten/innen war das auf Dauer zu viel (eingriff in privasphere, aufwand, einblick, ..), 
die meisten Trainer fanden es wohl zur Trainingssteuerung interessant. Aber ohne Regelmäßigkeit ...
Wie die Datensteuerung aussah/sieht ???


RE: Bewertung des Athleten-Monitorings - Gertrud - 26.07.2021

(25.07.2021, 22:19)Sprunggott schrieb: Ich weiß aus internen Quellen, das es nie 85% gab! Es wurde in den TL hauptsächlich genutzt (dort vielleicht 86%), 
da dort auch ein Med./ Labor vor Ort war. 
Den meisten Athleten/innen war das auf Dauer zu viel (eingriff in privasphere, aufwand, einblick, ..), 
die meisten Trainer fanden es wohl zur Trainingssteuerung interessant. Aber ohne Regelmäßigkeit ...
Wie die Datensteuerung aussah/sieht ???

Ich würde der Sache nicht generell negativ gegenüberstehen. Wenn man die Ausfälle betrachtet, dann spielt die Orthopädie schon die größte Rolle. Es ist die Frage, nach welchem Schlüssel man Gelder verteilt. Ich halte aber die ausschließliche Betrachtung der Gesundheit nach der orthopädischen Seite für falsch. Man sollte auch die physiologische Seite überprüfen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sie Probleme machen kann und nicht übersehen werden sollte. Vor allem auch die Infektseite und die Blutparameterkontrollen halte ich im Belastungsbereich für sehr wichtig und im Anflug für überprüfungswürdig.

Es ist natürlich Zeitaufwand, der von Athlet*innen z.B. in dualer Mission nicht leicht bewältigt werden kann. Es ist auch davon abhängig, wie professionell die Sportler*innen eingestellt sind. Wenn der Verband solche Überprüfungen bereit- und zur Wahl stellt, sehe ich das als ein Angebot an und ein.

Ich verhalte mich heute so, dass ich mein Leben auch nach der physiologischen Seite ausrichte. Natürlich spielt sich die Sache in anderen Regionen ab. Ich weiß heute, dass ich bei meinem angeschlagenen Kreislauf nicht länger als zwei Stunden am Tag im Garten bei vorgebeugtem Kopf arbeiten darf, weil es dann zu Blutungen kommen kann. Ich dokumentiere alles genau und zwar täglich. Nur so habe ich diese Schwachstelle entdeckt und kann sie umgehen. Inwieweit das generell schädlich ist, kann ich nicht sagen. Das Handling der Überprüfung ist lange automatisiert und kostet mich heute keine mentale Substanz mehr. - Nur durch akribische Dokumentation bin ich bei Sabine auf unverträgliche Trainingsfolgen gekommen, die ich dann ausgelassen habe. 

Es gibt einen sehr guten Bericht in kreislaufmäßiger Überprüfung der Universität Tübingen über der plötzlichen Herztod von Athleten (Anomalien am Herzen und Vernarbungen z.B.), der nur durch ein MRT im Vorfeld erkannt werden kann. Man kann den Link leider nicht mehr öffnen. Ich habe aber den Bericht damals gespeichert. Hier ist ein Auszug:

"Die sportmedizinische Untersuchung umfasst bisher in der Regel neben einem ausführlichen ärztlichen Gespräch (Anamnese), die körperliche Untersuchung, ein Ruhe-EKG und ein Belastungs-EKG (meist mit Laktatbestimmung zur Trainingssteuerung): Eine Sonografie des Herzens (Echokardiografie) wird zwar von vielen Untersuchungszentren empfohlen und meist auch durchgeführt, ist jedoch nach den aktuellen Leitlinien bei ansonsten unauffälligen Befunden zur Beurteilung der Sporttauglichkeit nicht zwingend erforderlich. Allerdings gibt es auch – teilweise angeborene – Veränderungen, die der bisherigen Routine-Diagnostik entgehen: Koronaranomalien – das sind atypische Abgänge oder Verläufe einer Herzkranzarterie – kommen bei ca. 0,46 –1,55 % der Normalbevölkerung vor und sind somit selten. Allerdings bedingen Koronaranomalien jedoch nach einer Untersuchung aus den USA 17 % der plötzlichen Todesfälle bei jüngeren Athleten. Auch die Funktion der rechten Herzhälfte lässt sich mittels Herzultraschall nicht immer sicher beurteilen.
Insbesondere kann es manchmal schwierig sein, normale Anpassungsvorgänge, die durch intensives körperliches Training hervorgerufen und oft als „Sportherz“ bezeichnet werden, von krankhaften Veränderungen zu unterscheiden. Eine weitere wichtige Erkrankung, die nicht nur Sportler gefährden kann, ist die Herzmuskelentzündung (Myokarditis). Sie tritt häufig nach einem Infekt auf und es wird allgemein angenommen, dass eine unzureichende Trainingspause während eines Infekts oder nach einem Infekt die Entzündung des Herzmuskels begünstigt. Eine Myokarditis kann in manchen Fällen akut auftreten und sogar so schwer verlaufen, dass eine Herztransplantation erforderlich ist. Allerdings gibt es auch weniger ausgeprägte Verläufe der Erkrankung, die dann häufig schwieriger zu diagnostizieren sind – ja sogar vom Athleten völlig unbemerkt ablaufen können –, aber trotzdem zu potenziell lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen können"

Wir erinnern uns alle an Jacko Gill und seine Herzprobleme. Da hat man wahrscheinlich auch angenommen, dass orthopädische Untersuchungen ausreichen. Die physiologische Seite ist sehr wichtig und aussagekräftig.


Gertrud