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Trainereinsatz im DLV - Druckversion

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Trainereinsatz im DLV - Gertrud - 25.07.2021

Ich möchte nur aus der "Fernsicht" mal auf Trainereinsätze im DLV eingehen. 

Sebastian Bayer ist nun neuer Hürdentrainer Frauen im DLV, obwohl er nie eine Hürdenläuferin vorher trainiert hat, wohl aber mit einer Hürdenläuferin, die mehrfach durch Verletzungen ausgebremst worden ist, befreundet war. Ich kenne ihn persönlich überhaupt nicht, halte mich daher in meinem fachlichen Urteil auch sehr zurück. Da er wohl in Mannheim stationiert sein wird, werden folglich auch Hürdenläuferinnen der deutschen Spitzenklasse dort etabliert werden.

Dagegen die gegensätzliche Behandlung aus meiner Sicht einer Sabine Braun: Sie war wohl bisher in einer Trainerfunktion in Wattenscheid tätig, wo sie aus meiner Sicht immer nur Schützlinge mit geringerem Leistungsniveau betreuen durfte. Ich habe mit Sabine nie über ihre Gefühle in der Hinsicht gesprochen. Soll ich mal etwas sagen? Ich hätte keinen Spaß daran, vornehmlich Sportler*innen zu trainieren, die im Mittelmaß auf Dauer bleiben. Trotzdem hat sie ihre Trainerqualitäten bewiesen, indem sie V. Gottlieb und Annika Niedermayer zu guten Erfolgen geführt hat. Bisher haben sich beide meiner Meinung nach nicht mehr weiterentwickelt, wobei bei V. Gottlieb noch Zeit wegen einer Fuß-OP gegen werden sollte. Man kann Sabine auch bedenkenlos im Sprung- oder Hürdenbereich vor Ort durch den DLV im oberen Bereich einsetzen, bin ich der festen Meinung.

Der DLV würde im Leben nicht darauf kommen, eine Sabine Braun als Bundestrainerin für den Siebenkampf einzusetzen oder in Wattenscheid ein Mehrkampfzentrum einzurichten, wohin dann selbstverständlich auch Athletinnen lanciert würden. Ich glaube mit Sicherheit, dass ihr das Spaß gemacht hätte und der Siebenkampf auch endlich mal (!!!) prosperiert würde. Ich könnte so einige Trainer*innen aufzählen, die der DLV aus bestimmten Gründen nicht auf seiner Liste hat. Schade eigentlich!!! ‌Es geht so viel Potential durch falsche Weichenstellung auf dem Gebiet verloren, dass die Verletztenstatistik an der "Wurzel" nicht verbessert wird.Thumb_down Es sollte die zukünftige Devise sein, Ressourcen zu sehen, zu sichten und umzusetzen. Die Besten gehören an die Front der deutschen Leichtathletik!!! Thumb_upWink ‌Man muss "heiße Eisen" anpacken und systemische Veränderungen vornehmen!!! Wie mehrfach geschrieben: Disruption, Paradigmenwechsel und Veränderung von Netzwerken. Thumb_up ‌ 

Die Mittelvergabe sollte mehr den Weg in die Aufstockung hervorragender Trainer*innen als in Funktionspositionen immer mehr vertikaler Struktur-Unendlich-Positionen finden (Supervisor über dem Supervisor....). 

Man sollte endlich auch dazu übergehen, die Athlet*innen von guten Heimtrainern nicht zu DLV-Trainern zu schicken. Es gibt z. B. einen Heimtrainer mit Prof. Dr. Vogel (Physik-Professor an einer Universität), der seine Tochter im Stabhochsprung sicherlich mit seinen mechanischen Kenntnissen besser als jeder andere Trainer im DLV trainiert, was er jetzt hervorragend unter Beweis gestellt hat. Thumb_up ‌Solche Elite-Trainer braucht das Land!!! Vor allem sollte man genau verfolgen, zu welchen Trainern angeschlagene Athlet*innen wechseln und auch entsprechend beraten.

Außerdem möchte ich noch ein Manko feststellen. Der DLV sollte bei seinen Artikeln über besondere Erfolge immer den Heimtrainer erwähnen. Das ist in Russland Pflicht!!! Hier wird der Bundestrainer aus meiner Sicht immer genannt. Wenn viele erfolgreiche Heimtrainer*innen ohne Entgelt arbeiten, sollte ihnen wenigstens diese Ehre zuteil werden. "Ehre, wem Ehre gebührt!"

Gertrud


RE: Trainereinsatz im DLV - dominikk85 - 25.07.2021

Sie waren ja auch Kugelstoßerin und haben mehrkämpfer auch in anderen Disziplinen trainiertSmile.

Ich denke es kommt drauf an inwieweit sich Herr Beyer da reingefuchst und selbstständig fortgebildet hat.


RE: Trainereinsatz im DLV - Delta - 25.07.2021

Russische Trainer haben Uni Ausbildung und richtigerweise einen hohen Standard. Jede Medaille gibt da einen erheblichen Schub. Athleten mit Medaillen holen Preisgelder zwischen 10-60000 Dollar ab.

In Russland wäre es sehr unwahrscheinlich, dass ein Trainer wie Herbert Czingon den Verband verlässt. Beim DLV ist der Frauenstabhochsprung implodiert nach seinem Abgang.

Auch das permanente Budgetgelabber hilft nicht. Trainer sollen trainieren und wenigstens einen 3-Jahre langen Vertrag erhalten.


RE: Trainereinsatz im DLV - CoachnEngineer - 25.07.2021

(25.07.2021, 22:20)dominikk85 schrieb: Sie waren ja auch Kugelstoßerin und haben mehrkämpfer auch in anderen Disziplinen trainiertSmile.

Ich denke es kommt drauf an inwieweit sich Herr Beyer da reingefuchst und selbstständig fortgebildet hat.

Aber das Amt eines BT sollte nicht unbedingt der Platz zum "reinfuchsen" sein.


RE: Trainereinsatz im DLV - Gertrud - 26.07.2021

(25.07.2021, 22:20)dominikk85 schrieb: Sie waren ja auch Kugelstoßerin und haben mehrkämpfer auch in anderen Disziplinen trainiertSmile.

Ich denke es kommt drauf an inwieweit sich Herr Beyer da reingefuchst und selbstständig fortgebildet hat.

Ich bin aber nicht als Kugelstoßerin, ohne je eine Mehrkämpferin trainiert zu haben, DLV-Trainerin Mehrkampf geworden. Wink
Ich habe dreimal bewiesen, dass ich gewillt und fähig war, innerhalb kurzer Zeit das Know How einer neuen Disziplin in Windeseile zu lernen: Speerwurf, Sieben- und Zehnkampf mit Stabhochsprung. Man könnte mir auch heute 400m Hürden anvertrauen: auch da wäre ich erfolgreich, weil ich unheimlich viele gute Trainingsinhalte schon gesammelt habe. Die Strecke fasziniert mich total.

Wenn er sich bewährt, habe ich nichts gegen seinen Einsatz. Dagegen habe ich im Grunde auch nichts; aber dass man so mit zweierlei Maß misst, dagegen bin ich sehr. Ich glaube, dass eine Sabine Braun akribisch sein kann und auch fleißig genug ist, eine solche Stelle auszufüllen. Mein Empfinden ist eben, dass sie sich beim DLV bewerben kann, wie sie will. Man zieht andere Personen immer vor. Man will keine selbstständig denkenden Trainer*innen haben. Selbst wenn eine Stelle Sprung oder Hürdenlauf am OSP Dortmund/Wattenscheid frei wäre, käme man nicht auf die Idee, sie mit Sabine zu besetzen. Sie hat immerhin mit Ph. Basians einen "Deutschen 400m Hürdenmeister" trainiert. Ich glaube nicht, dass sie es ablehnte, mit Topleuten zu arbeiten. Das nennt man in neuhochdeutscher Sprache fälschlicherweise "teamfähig". Ich nenne es hart abhängig situationsgeschmeidig. So unterschiedlich sind die Sichtweisen.

Gertrud


RE: Trainereinsatz im DLV - Gertrud - 24.08.2021

Der DLV sollte über seine Sicht der neuen und alten Trainereinsätze dringend nachdenken. Nach Tokio ist Handlungsbedarf. Vor allem sollte der Verband über die fachlichen und emotionalen Qualitäten der Trainer*innen nachdenken, ob sie den Aufgaben zum großen Teil gerecht werden. 

Für mich waren Einmischungen in die Berufswahl und privaten Bindungen meiner Schützlinge weitgehend nicht antastbar. Ich habe meine Athletinnen nie von ihren Traumberufen abgebracht, ganz gleichgültig, welche Belastungen auf sie zukamen. Ich habe über das Management und die Lösungen dieser Aufgaben nachgedacht. Eine professionelle Lösung im Sinne des Verzichts auf einen Berufseinstieg stand für mich nie zur Debatte. Eine Studienstreckung in geringer Form kann man zu den Höchstereignissen ins Auge fassen. 

Bei den fachlichen Herangehensweisen sind sicherlich viele Wege möglich; aber in Richtung Prophylaxe gibt´s nur den gesunden Weg für mich. Das sollte auch der DLV in seiner Trainerwahl berücksichtigen. Das heißt, dass man exakt darauf schauen sollte, ob ein BT seine Schützlinge in der Regel unverletzt durchzubringen imstande ist. Schafft er es nicht, sollte der DLV die AuA dorthin kanalisieren, wo sie strukturell hervorragend betreut werden. Das müssen nicht BT sein. Es geht gerade um die Unterbringung angeschlagener AuA, bei denen sich Fehler nicht potenzieren sollten.

Der DLV wird auf Dauer auf den Einsatz ausländischer Trainer*innen zurückgreifen müssen, da sich hier gewisse Qualitäts- und Leistungskriterien immer mehr abschwächen. Das Ausland galoppiert uns davon. So fußt die niederländische Erfolgswelle zum großen Teil auf ausländischem Trainereinsatz. Hier hinkt das Wissen wie sehr oft stark hinterher. Man denke nur an die zwanzigjährige Verspätung im Wissen beim Sprint. Genauso geht´s in anderen Disziplinen, wo immer noch das Blocktraining propagiert wird, das vom Ausland längst gemieden wird. Es läuft alles immer mehr auf höchst individuelle Programme hinaus (siehe Warholm und Bol). 

Auch die Dominanz der Bundestrainer und der Wunsch ihres Einsatzes bei Großereignissen ist zu überlegen. Dadurch brechen uns die Heimtrainer immer mehr weg. Der Einsatz bei Höchstereignissen beinhaltet immer auch ein Belohnungssystem. Wenn diese Zurordnung immer mehr fehlt und BT in den Genuss dieser Vorteile kommen, obwohl sie vielleicht keinen eigenen Athleten am Start haben, fragen sich die verdienten Trainer*innen in der Peripherie, warum sie diese Opfer noch auf sich nehmen sollen. Mich würde es nicht stören, auf eigene Kosten Großereignisse bei eigenen Schützlingen zu besuchen. Davon könnte mich auch kein Verband abhalten. Wink ‌Ich würde andere Kreise überhaupt nicht stören, weil ich sehr fokussiert wäre.

Die Verletztenstatistik zeigt ganz stark, dass viele Trainer (auch BT) nicht den anatomisch funktionellen, individuellen Aufgaben gewachsen sind. Dafür lässt dann der DLV die besten Trainer*innen wegen des Querdenkertums (Querdenken nach altem Muster) außen vor der Tür. Man sägt sich den besten Ast selbst ab und setzt lieber aus meiner Sicht ungeeignete Trainer*innen ein. 

Die Zentralisierung wird ihre Folgen erst in Zukunft offenbaren. Es gehören in den Landesverbänden geeignete Topleute an die Front, die die Peripherie erst wieder zum Leben erwecken. Es ist offensichtlich, dass schon jetzt in den Großvereinen keine Athletinnen und Athleten mehr in großer Zahl ankommen. 

Außerdem beobachte ich, dass man Athletinnen und Athleten aussortieren möchte, die aus meiner Sicht enormes Potential haben. Wir brauchen Trainer*innen mit Kennerblick. 

Außerdem sollte man auch ehemalige, alte Trainer*innen mit Power für den Leistungssport entsprechend verwenden. Ich denke da auch an Gerd Osenberg, der Heike Henkel "den besten Fußaufsatz ever" gelehrt hat oder auch an Johannes Hücklekemkes oder Jürgen Krempin. 

Eine Sache möchte ich dem DLV auch noch raten. Wenn AuA zu Hause hervorragend betreut werden, soll die Doppelversorgung durch den BT entfallen. Ich z.B. brauche keinen Supervisor, dem ich fachlich überlegen bin. Das spricht nicht gegen eine gegenseitige Akzeptanz. So wären Ressourcen für bedürftige Trainer*innen frei. Ich sehe eine Individualsportart wie die Leichtathletik immer noch als Konkurrenz an. Ein BT könnte nie darauf reflektieren, detaillierte Trainingspläne meiner Schützlinge zu erhalten. Sollten Gelder deshalb gestrichen werden oder eine Kaderzugehörigkeit nicht gewährt werden, würde ich bei den AuA für Ausgleich sorgen - knallhart!!! Ich bin immer bereit, mit kompetenten DLV-Trainern zu diskutieren. Fachlich schwache Diskussionen lehne ich als Zeitverschwendung ab. In allem, was ich tue, vollziehe ich sehr gerne Wissenspicking auf höchstem Niveau.[Bild: thumb_up.gif]

Ich selbst habe ein Fortbildungsprogramm kreiert, das so neu und einmalig ist. Ich ziehe damit gelegentlich über die Lande und lasse wissbegierige Trainer*innen mit ihren Schützlingen davon profitieren.

Ebenso sollte der DLV über den Einsatz der kompetenten Ärzte mit fundiertem Leichtathletikwissen nachdenken. Es gibt solche Ärztinnen und Ärzte. Man muss sie nur suchen. Ich stehe in ständigem Kontakt mit drei hervorragenden Personen aus dem medizinischen Bereich. Sie bereichern mein Wissen immer wieder. Zwei sind ständige Gäste in meinem Hause, die unheimlich erstaunt über mein medizinisches Material waren, das auf unsere Belange fokussiert ist. 

Gertrud