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Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Druckversion

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Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Javeling - 11.03.2014

Jeder von uns kennt vermutlich 'Doping-Sünder'. Erwischte, Geständige und Verdächtige.
Wie soll man sich also gegenüber diesem Personenkreis verhalten ? Es sind ja auch Freunde, Bekannte und Vereinsmitglieder darunter, mit denen man sich, manchmal über viele Jahre, gut verstanden hat.

Vielfach startet (startete) man gemeinsam im Wettkampf und wußte, dass man eigentlich u.a. aus diesen Gründen kaum eine Chance hat /hatte.

Wie soll es nach einem Dopingfall weitergehen ? Weiter die (Vereins-)Freundschaft erhalten oder sich distanzieren, miteinander reden oder (bei Verdächtigung) schweigen ?


Heinz Engels, Mainz

 


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 11.03.2014

Ich habe mich mal von einer Siegerehrung ferngehalten, weil ich es z.K. gefunden hätte, einem Akne-übersäten, Jahre später erwischten Kontrahenten gratulieren zu müssen.


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Hellmuth K l i m m e r - 11.03.2014

Heinz, es ist schon eine Krux, wie man sich - selbst nach Jahrzehnten! - gegenüber von Dopern verhalten soll.
Nicht selten sind ja langjährige Konkurrenten und befreundete Trainer unter ihnen.
In der DDR habe ich viele Beteiligte kennengelernt, aber auch ihre Drangsalierung, Willfährigkeit oder Ablehnung. Ich kann deshalb sehr genau unterscheiden und relativieren. Auch gab es bei uns einige, die nicht mitmachten, zumindest sich zeitweise dagegen wehrten (z. B. Drehmel, Stecher, Pollak, Klauß, Nordwig). Auch Trainer sind mir bekannt, die das "Handtuch warfen".
Kein Verständnis habe ich allerdings, wenn Athleten u. Trainer frech lügend, mir gegenüber treten und behaupten (trotzdem sie wissen, dass ich ihre Dopingvergangenheit kenne!), sie hätten nicht mitgemacht - und dann (wörtlich!) mich brüskieren mit der Feststellung: "D a s   musst du mir erst mal beweisen!"

Diese Lügner verachte ich, sie sind für mich "gestorben"; die Ehrlichen, unter ihnen auch die geständigen Wurftrainer der DDR nach ihrem Outing, haben weiterhin meine Akzeptanz. 
S o   wird's dir in Mainz wohl auch gehen ...


H. Klimmer / sen.


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Mockauer - 12.03.2014

Also die es gestanden haben und auch Reue zeigen, denke ich kann man verzeihen. Wieso denn auf Teufel komm raus von der Gesellschaft ausschliessen, das bringt auch nichts.


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Javeling - 12.03.2014

Hellmuth, das alles kann ich unterschreiben.......
auch aus der Mainzer Sicht. So mancher 'heimliche Sünder' kann /konnte mir nicht gerade 'in die Augen' gucken. Allerdings wurde auch nicht offen darüber gesprochen. Deshalb gab es auch nicht Antworten, die du erhalten hast.
Ich glaube, dass so mancher Schlucker auch ein schlechtes Gewissen gegenüber denjenigen hatte, der nicht zur DLV-Elite (z.B. Kader) gehörte.

Mir hat noch im letzten Jahr jemand gesagt (in einem langen Gespräch), dass es fast unmöglich war, in der Spitzengruppe zu sein, ohne zu dopen. Dazu seien die Leistungs-Forderungen zu hoch gewesen.
Im anderen Forum wurde schon darüber diskutiert.

Deshalb bin ich auch der Meinung wie @Mockauer : Also die es gestanden haben und auch Reue zeigen, denke ich kann man verzeihen. Wieso denn auf Teufel komm raus von der Gesellschaft ausschliessen, das bringt auch nichts.

Heinz Engels, Mainz


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 12.03.2014

(12.03.2014, 14:17)Javeling schrieb: Hellmuth, das alles kann ich unterschreiben.......
auch aus der Mainzer Sicht. So mancher 'heimliche Sünder' kann /konnte mir nicht gerade 'in die Augen' gucken. Allerdings wurde auch nicht offen darüber gesprochen. Deshalb gab es auch nicht Antworten, die du erhalten hast.
Ich glaube, dass so mancher Schlucker auch ein schlechtes Gewissen gegenüber denjenigen hatte, der nicht zur DLV-Elite (z.B. Kader) gehörte.

Mir hat noch im letzten Jahr jemand gesagt (in einem langen Gespräch), dass es fast unmöglich war, in der Spitzengruppe zu sein, ohne zu dopen. Dazu seien die Leistungs-Forderungen zu hoch gewesen.
Im anderen Forum wurde schon darüber diskutiert.

Deshalb bin ich auch der Meinung wie @Mockauer : Also die es gestanden haben und auch Reue zeigen, denke ich kann man verzeihen. Wieso denn auf Teufel komm raus von der Gesellschaft ausschliessen, das bringt auch nichts.

Heinz Engels, Mainz

Ausschluss aus der Allgemeingesellschaft natürlich nicht.
Aber im (Hoch-)Leistungssport gilt nun mal das 'Recht des Stärkeren'.
Jahrzehntelang wurden Nicht-, Wenig- oder Schlecht-Doper bei Vorliegen gleichen Talents vom Treppchen 'ausgeschlossen'.
Sehr viele Athleten, Trainer und Eltern haben sich angesichts der Sachlage entschieden, den letzten Schritt nicht mitzugehen, sich mit 'unter ferner liefen' zu begnügen oder das Handtuch zu werfen.


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 23.03.2014

Der frühere IOC-Präsident Samaranch, in Sachen Doping zwar auch nicht so ganz ohne, hatte immerhin folgendes dazu gesagt(sinngemäss): Doping ist wie der Tod. Der moralische Tod, der gesellschaftliche, der physische und der finanzielle.


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Atanvarno - 23.03.2014

Wenn's ja so wäre, aber (um bei einem spanischen Beispiel zu bleiben), eine Marta Dominguez erfreut sich in jeglicher Hinsicht bester Gesundheit Sad


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - MZPTLK - 23.03.2014

(23.03.2014, 21:18)Atanvarno schrieb: Wenn's ja so wäre, aber (um bei einem spanischen Beispiel zu bleiben), eine Marta Dominguez erfreut sich in jeglicher Hinsicht bester Gesundheit Sad

Vorsicht! Ich wünsche JEDEM Doping-Delinquenten beste Gesundheit und ein langes Leben. Die Sünder, wenn sie einigermassen reflektiert durchs Leben gehen, sind mit sich selbst genug bestraft. Das Wissen, dass ich ohne Doping statt 3. höchstens 13. der WM hätte werden können, schleppe ich zeitlebens mit mir herum. Sad


RE: Quo vadis "Doping-Sünder" ? - Atanvarno - 23.03.2014

(23.03.2014, 21:33)MZPTLK schrieb: Vorsicht! Ich wünsche JEDEM Doping-Delinquenten beste Gesundheit und ein langes Leben.

Ich auch, ich bezog mich auf die metaphorischen Tode, die Samaranch ansprach.

Ob ein unentdeckter Dopingsünder aber wirklich ein Leben lang an seinem schlechten Gewissen leidet? Ich glaube es nicht. Er kann sich doch in der Anerkennung seiner Mitmensch sonnen und gemäß der allgemeinen Übereinkunft, die unter Athleten zu herrschen scheint, damit beruhigen, nur getan zu haben, was alle taten.