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Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Druckversion

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RE: Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Sprunggott - 15.09.2020

"Weltklasse Athleten/innen fallen nicht vom Baum, sie fallen auf!" (5€ ins Frasenschwein)
Das schwierige ist aber, dass sie nicht zwingend in der Disziplin/ Sportart auffallen wo 
sie die meisten Potenziale haben - und hier kommt der Scout/ Coach ins Spiel ... 
Was sich aber aus meiner Sicht (und ich hatte die Möglichkeit schon sehr gute AuA zu entwickeln)
sagen lässt, dass zukünftige Weltklasse auf irgendeine Weise eine/ mehrer besondere Begabungen
haben, die Gefördert werden müssen.  Thumb_up


RE: Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Nanobot - 15.09.2020

(15.09.2020, 11:11)Atanvarno schrieb: Es wird dich überraschen, aber es ist Szenario A. Deutsche Fernsehzuschauer wollen deutsche Athleten sehen. Sie mögen sich dann das Maul zerreißen über Olympiatouristen, die im Vorlauf ausscheiden (wobei das überwiegend von BLÖD und Konsorten befeuert wird), aber wenn erst gar kein Deutscher am Start ist, schalten sie auch nicht ein.

Hast du dazu einen Beweis? Ich bin mir nicht sicher. Mir wäre es lieber, wenn das Fernsehen dann eine internationale Topleistung oder einen deutschen Athleten mit Medaillenchance statt eines deutschen Sprinters, der im Vorlauf mit 10.40 s Letzter wird, zeigt.


RE: Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Nanobot - 15.09.2020

(15.09.2020, 11:36)dominikk85 schrieb: Es wird hier ja viel über den staffelfokus, Staffel Trainingslager, Läufer schonen statt Einzel laufen lassen etc geschimpft, aber so schlecht sind die Staffel Resultate doch gar nicht. Die letzten paar Jahre war etwas unglücklich, aber insgesamt gab es doch ordentliche Resultate zumindest 4×100m.

Wm 2013 
4×1 Männer 4. Platz, Damen 4. Platz 

Wm 2015
4×1 Männer 4. Platz, Damen 5. Platz (42.6)


Wm 2017 
Damen 4. Platz (42.3)


EM 2012 
Männer 2. Platz, Damen Gold

EM 2014
Männer 2. Platz, Damen DNF

EM 2016 Männer 3. Platz, damen 3. Platz

EM 2018 
Damen 3. Platz

Olympia 2012 
Damen 5. Platz, Männer VL raus

Olympia 2016
Damen 4. Platz (42.1)


Klar es waren auch ein paar Enttäuschungen dabei, aber gemessen am Einzel hat man in den Staffeln doch deutlich mehr geholt.

4×400 sieht Natürlich anders aus weil es da überhaupt keine läuferische Grundlage gibt.

Mir geht es eher darum:
Wie viele Athleten muss man fördern um in der Staffel eine Medaillenchance zu haben vs.
Wie viele Medaillenchance hätte man, wann man damit Athleten in Einzeldisziplinen fördern würde (z.B. 110/400 m Hürden)?

Gut möglich, dass die Medaillenchance über 4 x 100 m größer ist als in vielen Einzeldisziplinen, aber mMn könnte man mit einer bestimmten Summe mehr Medaillen gewinnen, wenn man sie in Einzelathleten investiert.


RE: Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Robb - 15.09.2020

(15.09.2020, 18:22)Nanobot schrieb: Hast du dazu einen Beweis? Ich bin mir nicht sicher. Mir wäre es lieber, wenn das Fernsehen dann eine internationale Topleistung oder einen deutschen Athleten mit Medaillenchance statt eines deutschen Sprinters, der im Vorlauf mit 10.40 s Letzter wird, zeigt.
Rio 2016: Bogenschießen Finale der Damen, sieben Millionen Deutsche gucken BOGENSCHIESSEN, weil eine Deutsche im Finale ist. Wenn man deiner Logik folgen würde, würden sieben Millionen Deutsche auch ein Bogenschieß-Finale zwischen einer Chinesin und einer Südkoreanerin gucken und dann wäre Bogenschießen als Sportart im TV erfolgreicher als z.B. Biathlon.


RE: Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Nanobot - 15.09.2020

(15.09.2020, 11:52)Jo498 schrieb: Ohne Zweifel Szenario A. Allein, weil sich für Würfe die meisten Leute eh nur interessieren, wenn Deutsche vorne mit dabei sind. Und weder die Staffeln noch die Läufer sind normalerweise so schlecht, dass sie als letzte im VL ausscheiden, viele Staffeln haben sogar Medaillenchancen, ggf. mit ein bißchen Glück (jedenfalls weit bessere als viele deutsche Hürden- und Hindernisläufer) und viele Läufer kommen eine Runde weiter, selbst ohne Finalchance. Und ebenso sollte eine reiche und breit aufgestellte Sportnation eher solche "Chancenlosen" finanzieren als ein Schwellenland.
Die Überlegung würde mir einleuchten, wenn man ernsthaft davon ausgehen könnte, dass eine Konzentration auf bestimmte Disziplinen zulasten angeblich hoffnungsloser ingesamt erfolgreicher wäre. Daran habe ich sehr starke Zweifel. Jede Schwächung in der Breite verringert die Präsenz der LA insgesamt. Leider keine Deutschen am Start, da nichtmal Quali geschafft, ist schlechter als im VL ausgeschieden. Dazu sind viele der Disziplinen, auf die man sich dann angeblich konzentrieren sollte, nicht sehr attraktiv. Die techn. Disziplinen werden zwar auch schlecht präsentiert, aber sie sind halt für viele Gelegenheitszuschauer nicht allzu attraktiv, was oft auch wg. vieler Ungültiger etc. nachvollziehbar ist. Staffeln sind dagegen fast das Spannendste in der LA. Daher muss man halt dran arbeiten, dort besser zu werden.
Sehe ich nicht so ...
Alleine bei den letzten 3 WM's hat Deutschland 4 Medaillen im Hürden-/Hindernislauf gewonnen, in den Staffeln dagegen 0 Medaillen.


Verstehe ich nicht ... ?
Man gewinnt doch in den Staffeln seit Jahren 0 Medaillen trotz Staffeltrainingslager etc. -> Es wäre so gut wie unmöglich nicht mehr Medaillen zu gewinnen, wenn man die Ressourcen für die Förderung anderer Disziplinen einsetzen würde.
In den Einzeldisziplinen gibt es außerdem mehr Medaillenchancen und unter Umständen reicht ein Ausnahmeathlet für eine Medaille, während man für eine Staffel 4-6 Läufer fördern muss und meist auch alle ein sehr gutes Niveau haben müssen.



RE: Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Nanobot - 15.09.2020

(15.09.2020, 18:30)Robb schrieb:
(15.09.2020, 18:22)Nanobot schrieb: Hast du dazu einen Beweis? Ich bin mir nicht sicher. Mir wäre es lieber, wenn das Fernsehen dann eine internationale Topleistung oder einen deutschen Athleten mit Medaillenchance statt eines deutschen Sprinters, der im Vorlauf mit 10.40 s Letzter wird, zeigt.
Rio 2016: Bogenschießen Finale der Damen, sieben Millionen Deutsche gucken BOGENSCHIESSEN, weil eine Deutsche im Finale ist. Wenn man deiner Logik folgen würde, würden sieben Millionen Deutsche auch ein Bogenschieß-Finale zwischen einer Chinesin und einer Südkoreanerin gucken und dann wäre Bogenschießen als Sportart im TV erfolgreicher als z.B. Biathlon.

Verstehe nicht ganz was das mit meinem Kommentar zu tun hat?
Ich denke aber z.B. dass mehr Deutsche ein 100 m Finale mit Usain Bolt (und ohne deutsche Beteiligung) sehen würden als ein 400 m Vorlauf mit einem Deutschen der in 46.5 s Letzter wird. Vielleicht unter-/überschätze ich aber auch das "Heimatgefühl" des Durchschnittsdeutschen.


RE: Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Jo498 - 15.09.2020

(15.09.2020, 18:15)Robb schrieb: Wenn du Top20 in der U18 ansetzt, ist es schwierig, damit bist ja in einigen Diszplinen international drittklassig.
Johannes Vetter war in der U18 mit knapp 64m zwar Nummer vier in Deutschland, aber auch fast 20m schlechter als Kaul in dem Alter. Für die Top20 in der Welt mußte man knapp 71m werfen, Vetter war nicht unter den Top50.

Top 20 ist Teilnahme oder sogar Finalchance an einer Jugend-DM, also nationale Spitze, also meistens schon leistungssportliches Engagement spätestens ab ca. 16. Damit kann man Quer- oder Späteinsteiger relativ zuverlässig auschließen. Bzw. wenn ein 16jähriger mit hauptsächlich Fußball und zweimal Leichtathletik pro Woche über 800m bei der Jugend-DM teilnehmen kann, ist er ein ziemlich überdurchschnittliches Talent und eben auch kein echter Späteinsteiger, denn er hat ja Wettkämpfe bestritten.
Es ist natürlich eine andere Frage, ob jemand mit 17 zwar national ganz gut dabei, aber international drittklassig war und es 5 oder 10 Jahre später in die Weltklasse geschafft hat. Röhler hat in der Jugend noch Dreisprung gemacht, aber mit 19 war er top 10 national und top 10 u20 weltweit. Das würde ich ungeachtet des Disziplinwechsels nicht als Späteinstieg zählen, da noch u20.

Ich gucke das jetzt nicht nach, aber war bei den DLV-Medaillengewinnern der OS/WM seit 2011 ein Spät/Quereinsteiger dabei? Eher nicht, oder?


RE: Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Robb - 15.09.2020

Deutsche wollen deutsche Sportler sehen, das ist überall so. Deshalb haben sieben Millionen in Rio eine Sportart geguckt, die ihnen sonst völlig egal ist.
Bolt ist die große Ausnahme, ein Diskus-Finale mit Harting schauen sich zehn Millionen Deutsche an, ein Diskus-Finale ohne deutsche Beteiligung wird vielleicht nichtmal live übertragen, weil woanders mehr los ist.


RE: Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Jo498 - 15.09.2020

(15.09.2020, 18:32)Nanobot schrieb:
(15.09.2020, 11:52)Jo498 schrieb: viele Staffeln haben sogar Medaillenchancen, ggf. mit ein bißchen Glück (jedenfalls weit bessere als viele deutsche Hürden- und Hindernisläufer) und viele Läufer kommen eine Runde weiter, selbst ohne Finalchance. Und ebenso sollte eine reiche und breit aufgestellte Sportnation eher solche "Chancenlosen" finanzieren als ein Schwellenland.
Die Überlegung würde mir einleuchten, wenn man ernsthaft davon ausgehen könnte, dass eine Konzentration auf bestimmte Disziplinen zulasten angeblich hoffnungsloser ingesamt erfolgreicher wäre. Daran habe ich sehr starke Zweifel. Jede Schwächung in der Breite verringert die Präsenz der LA insgesamt. Leider keine Deutschen am Start, da nichtmal
Sehe ich nicht so ...
Alleine bei den letzten 3 WM's hat Deutschland 4 Medaillen im Hürden-/Hindernislauf gewonnen, in den Staffeln dagegen 0 Medaillen.


Verstehe ich nicht ... ?
Man gewinnt doch in den Staffeln seit Jahren 0 Medaillen trotz Staffeltrainingslager etc. -> Es wäre so gut wie unmöglich nicht mehr Medaillen zu gewinnen, wenn man die Ressourcen für die Förderung anderer Disziplinen einsetzen würde.
In den Einzeldisziplinen gibt es außerdem mehr Medaillenchancen und unter Umständen reicht ein Ausnahmeathlet für eine Medaille, während man für eine Staffel 4-6 Läufer fördern muss und meist auch alle ein sehr gutes Niveau haben müssen.

"Alleine" bei den letzten drei WM? Eher "nur" bei den letzten drei WM. Die Staffelplazierungen hat Dominik oben ja aufgezählt. Wenn die Staffeln ein bißchen mehr Glück gehabt hätten, sähe es anders aus. Weder Krause noch Dutkiewicz wären vorher auf top 3 gesetzt gewesen, da hat eben auch alles gepasst und bei der Frauenstaffel halt nicht. Aus solchen Ausreißern kann man nichts ableiten.
Der wichtiger Punkt ist für mich aber, wie auch schon andere gesagt haben, dass man so etwas nicht einfach so planen kann. Der Erfolg Krauses hat in D zahlreiche andere junge Frauen auf die Hindernisse gelockt. Es gab Medaillen und gute Plazierungen in den U-Klassen. Die beste nach Krause ist aber immer noch gut 20 Sekunden dahinter, mit international kleinen Finalchancen, aber weit von Medaillen, und das ist eine Quereinsteigerin, die Mühe hatte, überhaupt Förderung zu erhalten. Vogelgesang, Gers, Oed, Meyer stagnieren alle in einem Alter, in dem Gesa schon im Olympiafinale war, bei Leistungen knapp unterhalb der Quali für WM/OS.


RE: Wo sind die deutschen Nachwuchstalente? - Jo498 - 15.09.2020

(15.09.2020, 18:44)Robb schrieb: Deutsche wollen deutsche Sportler sehen, das ist überall so. Deshalb haben sieben Millionen in Rio eine Sportart geguckt, die ihnen sonst völlig egal ist.
Bolt ist die große Ausnahme, ein Diskus-Finale mit Harting schauen sich zehn Millionen Deutsche an, ein Diskus-Finale ohne deutsche Beteiligung wird vielleicht nichtmal live übertragen, weil woanders mehr los ist.

Es gibt ein paar wenige Disziplinen, die die Leute auch gucken, wenn keine Deutschen dabei sind, wenn stattdessen jemand wie Bolt oder ein Star-Duell etc. dabei ist. Es ist auch da eine Kombination von Sportart und Besetzung, glaube ich. Aber 90% oder mehr der LA sind für den typischen Zuschauer wie Rudern oder Bogenschießen, nur sehenswert, wenn Deutsche dabei sind.