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Bundestrainer im Vergleich zu Heimtrainern - Druckversion

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Bundestrainer im Vergleich zu Heimtrainern - Gertrud - 12.06.2020

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/73448-alina-reh-neuer-trainer-neue-wege-rasante-zeiten
"...Trainerwechsel und Fahrplanänderung
Eigentlich sollte die Langstrecklerin jetzt ganz woanders sein, in einem Trainingslager in Südafrika, mitten in der Wettkampfsaison, doch es herrscht Umbruchstimmung bei Alina Reh. Angefangen mit ihrem Trainer, denn seit Anfang des Jahres wird sie nicht mehr von Jürgen Austin-Kerl betreut, sondern trainiert mit dem einstigen Weltklasse-Geher André Höhne aus Berlin, der als Bundestrainer den Langstrecken-Kader der Männer betreut..."

Mir kommen da so Gedanken, dass der DLV knallhart den Kurs durchzieht, die Top-AuA bei den BT zu "parken". Wenn es eine Ausnahme bleibt, kann man damit leben. Ich sehe folgende Tendenzen. Schon jetzt brechen die Felder bei den Landesverbänden bei Wettkämpfen weg, so dass man teilweise schon Meisterschaften auf Kreisebene und höher zusammenlegt. Ich bin der festen Überzeugung, dass man so auf Dauer unglaublich viele Heimtrainer verliert und wie ich letztens hörte, partiell schon verloren hat. 

Ich halte auch die generell angestrebte Zentralisierung zu den DLV-Trainern an den OSP für sehr fragwürdig. 

Meine Begründung:
Der DLV geht fälschlicherweise davon aus, dass die BT und DLV-OSP-Trainer immer die besten sind. Das ist mitnichten der Fall.
Der DLV sollte sich mal statistisch im Sprint informieren, wo einige Jahre z.B. im Sprint hinsichtlich Wissenschaft vertan worden sind. HjH und ich haben das zur Genüge moniert und bewiesen. 

Wundert man sich eigentlich gar nicht, dass es keine deutschen 400m-Sprinter in der Weltklasse gibt? Nur mit Doping wird man das kaum begründen können. 

Mein Vorschlag: Der DLV sollte Statistiken hinsichtlich Verletzungen bei den entsprechenden BT und DLV-OSP-Trainern führen. Außerdem sollte er eine Liste z.B. im Sprint führen, ob sich die AuA höheren Ortes verbessert haben. Wer ist in der Versenkung verschwunden? Wie hoch ist die Verletztenrate, wenn BT mit den Schützlingen aus den TL kommen?
Man sollte sogar sehr gute Heimtrainer bestücken. Was rechtfertigt eigentlich, dass nur immer die BT beliefert werden? Meine Statistik war so schlecht in den früheren Jahren nicht. Allerdings bin ich nicht systemkompatibel, wenn ich starke Lücken entdecke; aber ich war nur teamfähig in sehr guten Teams. Wink ‌Das ist der große Unterschied. Mit den heutigen BT z.B. im Mehrkampf und Wurfbereich kann ich es noch alle Male aufnehmen. Der DLV lässt aufgrund seiner "Ideologie" so viel Potential brachliegen!!! Thumb_downThumb_downThumb_down ‌Natürlich ist auch ein Grund die "Sandwich-Position" des Verbandes in Abhängigkeiten. Es geht um Bestückung der BT und nicht vorrangig um die Leistung, die sehr oft bei anderen Trainern gegeben ist. Ich kann mir vorstellen, dass viele Vorteile eher eintreten als bei einem Heimtrainer. 

Lasst die Athletinnen ruhig zu US-Trainern wechseln, wenn sie sich entsprechend verbessern! Es gibt viele Weg zum Erfolg. Es muss nicht nur der strikte Weg von oben sein.

Gertrud

edit mod: abgetrennt aus
Reh mit Top-Zeit über 10 km


RE: Reh mit Top-Zeit über 10 km - sub4 - 12.06.2020

Ich kann deine Befürchtungen nachvollziehen. Die Tendenzen unterstützend hat auch Fabienne Amrhein ihren Heimtrainer verlassen und erhofft sich jetzt verbesserte Bedingungen durch den Wechsel zur Heinig Familie. Wechseln Athelten zu Verbandstraineirn profitieren sie vielfältig. Nominierungen, Kaderstatus, Finanzierung,.. 
Wenn der Verband nicht aufhört Athleten von Verbandstrainern und Umfeld zu bevorzugen haben Heimtrainer bald keine Athleten mehr.


RE: Reh mit Top-Zeit über 10 km - Jo498 - 12.06.2020

Reh war ja schon seit Jahren durchgehend im Kader. Es wurde in diesem Falle jedenfalls so dargestellt, dass der alte Trainer einfach nicht mehr genügend Zeit für eine Betreuung auf dem nötigen Niveau hat. Da wäre natürlich die Frage, wie man jemanden mit einer so erfolgreichen Athletin unterstützen/entlasten könnte, ohne dass ein Trainerwechsel nötig ist. Das wäre organisatorisch kompliziert und daran hat der DLV vermutlich kein Interesse. Natürlich hat er ein Interesse daran, Top-Athleten bei BT zu haben, nicht nur eher nachrangige.
Aber gerade im Falle Reh wurde schon vor zwei oder drei Jahren mehrfach angesprochen, dass etwas mehr Professionalisierung auf dem damals schon erreichten Niveau eigentlich not täte. Es ist natürlich nicht ausgemacht, dass das zum Erfolg führt. Aber Rehs Trainerwechsel scheint jedenfalls nach der offiziellen Darstellung ein klar anderer Fall als Koko, Gina, Pinto etc.


RE: Reh mit Top-Zeit über 10 km - Gertrud - 12.06.2020

(12.06.2020, 18:19)sub4 schrieb: Wenn der Verband nicht aufhört Athleten von Verbandstrainern und Umfeld zu bevorzugen haben Heimtrainer bald keine Athleten mehr.

Genau in die Richtung geht es und damit bricht das Fundament für den Nachschub in Zukunft komplett weg. Die Felder sind jetzt schon ausgedünnt. Man sollte die AuA zu den besten Trainerinnen und Trainern auf Dauer schicken. Es gibt natürlich auch Heimtrainer, die ihr Wissen stetig verbessern. Man sollte diese Personen nicht verprellen. Ich halte die Zentralisierung nach DDR-Form für unser System nicht für alle durchführbar und akzeptabel. Wie unsere Damen KK, MM, Lückenkemper und Pinto zeigen, gibt es mehrere Varianten.

Der DLV sollte eine Statistik über die Entwicklung von AuA nach einem Wechsel zu den BT führen. 

Ich möchte noch folgendes zu bedenken geben, dass selbst Trainer, die Europameister trainiert haben, in ihrer Disziplin nicht immer richtig hinsichtlich Technik lagen.  Wink ‌Solche harten Diskussionen über Technik sind bei Fortbildungen teilweise unterbunden worden.

Ich kann den Wechsel von Reh zu ihrem jetzigen Trainer fachlich nicht beurteilen und wie sich ihre Verletzungsanfälligkeit entwickelt.

Gertrud


RE: Reh mit Top-Zeit über 10 km - gera - 13.06.2020

gertrud ,

zur Zentralisierung in der DDR möchte ich sagen, dass es sie natürlich gab.
Aber anders als jetzt im DLV.
Da wurden von Kindern an nach Talenten geschaut und diese in zig Kinder-Jugengsportschulen weiter trainiert.
Und bei den Erwachsenen gab es sehr viele Zentren, also war da auch eine Auswahl möglich. Trainer waren da nur welche, die ständig neue Talente hervorbrachten und an der Spitze hielten. So eine Verletztenmisere wie z.Zt. bei uns wären da keinem Trainer durchgegangen.
Die schlimmen Begleiterscheinungen mal unbeachtet gelassen.


RE: Reh mit Top-Zeit über 10 km - aj_runner - 13.06.2020

Ich kann Gertrudes Kritik grundsätzlich verstehen. In Mannheim gibt es ja z.B. ein BT, der so manchen Top-Talent zur Dauerverletzung gefühlt hat. Gerade im Laufbereich halte ich die Kritik für weniger berechtigt. 
Was wäre denn die konkrete Alternative für Alina gewesen? Wenn sie zu Isabel Baumann gewollt hätte (undIsabel sie hätte haben wollen), dann wäre das sicherlich auch so passiert.
Beim Wechsel von Fabienne spricht vorallem die räumliche Nähe und die wohl unheimlich ausgefeilte Expertise von Wolfgang Heinig. Zudem ist er Pensionär und dadurch unabhängig - eine ähnliche Situation wie bei Getrude. Schon auf Grund ihres Alters kann Fabienne nicht mehr der Rising Star werden.


RE: Reh mit Top-Zeit über 10 km - Jo498 - 13.06.2020

Im Mittel/Langstreckenbereich war die deutsche Spitze ja ohnehin schon in den letzten Jahren ziemlich dezentralisiert: Regensburg, Wattenscheid, Berlin, Hanau... (kein Anspruch auf Vollständigkeit) dazu einige sehr prominente Einzelgänger (Mocki, Gabius). Ich sehe da eher das umgekehrte Problem, nämlich nicht genügend Organisation in einer Reihe von Zentren und mangelnde Professionalisierung, was aber auch verständlich ist, da die wenigsten dafür stark genug sind.


RE: Reh mit Top-Zeit über 10 km - RalfM - 13.06.2020

(13.06.2020, 09:59)Jo498 schrieb: Ich sehe da eher das umgekehrte Problem, nämlich nicht genügend Organisation in einer Reihe von Zentren und mangelnde Professionalisierung, was aber auch verständlich ist, da die wenigsten dafür stark genug sind.

Was heißt "stark genug"? Professionalisierung heißt, dass man für die sportliche Karrierephase auf Sport als Beruf setzt, oder? Dann muss man aber auch entweder so gut sein, dass das vertretbar ist, oder man ist in sportfremder Hinsicht so aussichtslos, dass man deswegen voll auf Sport macht.
Wenn ich z.B. wie angesprochen an Hanau denke, dann sehe ich gleich Bienenfeld, Oed und Abele vor mir.
https://ssc-hanau-rodenbach.de/?p=1410
Tolle junge Sportler*innen. Aber nicht KoKo oder Mocki. In einem Verein, der vor 45 Jahren aus einem sportumfassenden pädagogischen Impetus gegründet wurde. Sie haben als junge Leistungssportler völllig recht, wenn sie parallel zum Sport ihr Studium und ihren Beruf auf vorderster Priorität haben. Professionalisierung geht dann nur begrenzt.
Das vertraute Trainer-Umfeld sorgt dann eher für Stabilität.


RE: Bundestrainer vs Heimtrainer - dominikk85 - 14.06.2020

Professionalisierung ist eh nur für maximal eine Handvoll dlv Athleten eine Option. Für koko ist es sinnvoll, die verdient so viel das sie damit locker auch noch mit 27 anfangen kann zu studieren, aber viele andere brauchen trotz internationalen Medaillen sporthilfe um klar zu kommen und für diese Leute ist Professionalisierung überhaupt keine Option, die müssen Ausbildung und Beruf nebenbei angehen.


RE: Bundestrainer vs Heimtrainer - Jo498 - 14.06.2020

Ich habe nicht gemeint, dass sie alle (oder mehr von ihnen) Vollprofis werden sollen.
Man muss sich aber nicht nur die Frage stellen, warum (m.E. gerade bei Mittel/Langstrecken) nicht nur recht viele Talente nach den U-Klassen nicht mehr reüssieren können, sondern auch warum in der Aktivenklasse sehr erfolgreiche Saisons oft vereinzelt bleiben. Man denkt, der Anschluss an die europ. Spitze sei gelungen, aber dann ist es in der folgenden Saison wieder ein Kampf, überhaupt die Norm zu erreichen, geschweige denn ein internat. Finale.  Z.B. zuletzt Klein 2017-19, Burkard 2017-19, auch Benitz kommt mir hier in den Sinn, es gäbe eine Anzahl weiterer Fälle, sogar Ringer könnte man nennen, obwohl der eine EM-Medaille geschafft hat, war er 2017-19 wieder eher enttäuschend. Das sind keineswegs immer Verletzungen und auch nicht offensichtliche Änderungen im Leben (Studienbeginn/abschluss o.ä.); ich weiß nicht, woran es liegt. Mein Eindruck ist, dass ein klein wenig mehr (und das nenne ich mal "Professionalisierung") reichen könnte, den Erfolg zu erhalten.
Und es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass etliche, die  mehr dauerhafte Erfolge erreichen konnten, das eben durch Profitum geschafft haben, etwa Krause und Gabius.