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"Drop-Out" durch Covid-19 - Druckversion

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"Drop-Out" durch Covid-19 - Sprunggott - 13.04.2020

Liebes Forum 
Aus meinen Erfahrungen sind lange Pausen in Kombination mit unkontinuierlichen
Training/ Prozessbildungen grade in den älteren Schüler und Jugendklassen ein
hohes Drop-Out Problem. Jetzt ist mit der Kopplung der schulischen Problematik,
sowie der in diesem Alter anstehenden Prüfungen ein zusätzlicher "Druckpunkt" vorhanden. 

Ich denke wir werden in diesem und nächstes Jahr eine sehr hohe Drop-Out Rate im 
jugendlichen Leistungssport sehen- Wie schätzt Ihr hier aus euren Erfahrungen dieses Problem ein? 

by the way - Frohe Ostern


RE: "Drop-Out" durch Covid-19 - Diak - 13.04.2020

Moin,
dieses Risiko ist hoch und bereits jetzt praktisch erkennbar. Die Situation wirkt derzeit wie ein Filter - intrinsisch motivierte Athlet*innen, die verstanden haben, worauf es im Leistungssport ankommt und die in der Lage sind, auch alleine oder zu zweit und ohne konkretes kurzfristiges Wettkampfziel intelligent zu trainieren werden gestärkt: Die Situation zwingt sie, vorwiegend allgemein zu trainieren und so - nicht zwingend, aber tendenziell - gesünder und belastaberer aus der Phase herauszukommen. Diese Athlet*innen werden auch mental in ihrer Position zum Sport gestärkt, insbesondere, wenn sie sehen, dass sie sehr viel fitter in die nächste Trainingsphase oder in eine late-Season gehen. (wenn wir noch Mehrkämpfe dieses Jahr machen können, erwarte ich wahre Wunder über 800 von meinen Mädels, hach, wenn es doch so einfach wäre =)
Vorwiegend extrinisisch oder wenig selbstständige Athleten (mit großer Schnittmenge nach meinem Eindruck) brechen derzeit z.T. vollständig weg. Meine (Kader-) athletinnen haben alle einen Trainingsplan bekommen, mit dem sie auch dann gut durch die Krise trainieren können, wenn ihre noch nicht so erfahreren Trainer*innen z.T. etwas überfordert mit den Anforderungen des Trainings außerhalb der Sportanlagen sind. Viele nehemn das dankbar an und kommen weiter, andere trainieren derzeit offenbar gar nicht.

Wir sollten diese Phase nutzen, um den Athlet*innen genau das zu spiegeln: jetzt reifen Entscheidungen, es kommt auf sie selbst an, wer jetzt keinen Bock hat, braucht sich für spätere Kadernominierungen nicht zu bewerben - natürlich pädagogisch angemessen und immer mit der Option, dass es auch einen Weg zurück gibt und berücksichtigend, dass einige jetzt auch familiär anders eingebunden sind, z.B. intensiv jüngere Geschwister betreuen müssen.

Meine These:
Dieser mögliche DropOut derjenigen, die jetzt nicht durchhalten, ist nur insofern negativ, als er uns Teilnehmerfelder und Mitglieder kostet. Für die leistungssportliche Perspektive ist er gesund: Wir lernen, uns (noch) stärker auf die wirklichen Talente zu fokussieren, die die Bock haben, Widerständen positiv begegnen und an ihnen wachsen und die sehr lange sehr geduldig arbeiten können. Wie viele Stunden haben wir alle schon damit zugebracht, uns den Mund fusselig zu reden, um vermeintlichen Talenten klarzumachen, dass sie mehr oder anders trainieren müssen? Immer wieder drehen sich unsere Gespräche um unsere Konjunktiv-Athleten, die die so viel könnten, wenn sie nur täten, was sie müssten.

Meine Frage:
Was meinst Du mit der schulischen Problematik? Wegfallender Tagesrhythmus? Unsicherheiten in den Abschlussklassen?
Ansonsten gilt doch: noch nie, war für so viele Athlet*innen so viel Zeit und Freiheit für umfangreiches Training wie jetzt!


RE: "Drop-Out" durch Covid-19 - sub4 - 13.04.2020

Ich kann Dir da nicht ganz zustimmen. Talente zeichnen sich insbesondere durch hohen Ehrgeiz im Wettkampf aus. Da es jetzt keine Wettkämpfe gibt, haben sie dementscprechend keine Motivation. Ich sehe inbesondere die Athleten weiter konsequent trainieren, die bisher auch nur durschschnittliche Leistungen gezeigt haben. Viele dere haben eine Trainingsleistung = Wettkampfleistung. Die wirklichen Talente, die erst im Wettkampf über sich hinauswachsen, trainieren selten "einfach nur vor sich hin" und arbeiten stupide einen Plan ab


RE: "Drop-Out" durch Covid-19 - beity - 13.04.2020

Auch wenn eine andere Sportart, aber wie gehen dort Jugendliche mit den Beschränkungen um?
Tennis. Tennisspieler durften seit dem 15/16 März keine Tennisanlage mehr betreten. Wettbewerbe, Punktespiele, langlistenrelevante Turniere...alles auf Juni und noch später verschoben.

Hier bieten Trainer per online Video 5mal die Woche und whatsApp ein hartes Workout an, einzelne Spieler werden dazu zu täglichen Joggern (in der Vergangenheit war joggen eher verhasst), also hier zeigen sich auch schon Unterschiede in der Motivation. Wenn Tennis wieder erlaubt ist, werden einige konditionell besser darstehen als zuvor, andere lassen sich eher hängen. 
Das wird für leichtathletik sicherlich auch gelten. Ist interessant, wer welche Motivation in dieser Zeit aufbringt. Sicherlich auch eine Zensur.
Erschüttert war ich allerdings über einen Artikel vor 2 Wochen in der "Sportbild". Dort wurden nationale Spitzensportler querbeet befragt, was sie im Rahmen der Beschränkungen machen, um sich fit zu halten. Das ging von 3 Stunden am Tag bis runter zu fast nichts (Volleyballerin).
Ich hoffe, das die fleissigen belohnt werden  Wink

Stolzer Vater einer Tochter, die innerhalb von 4 Wochen ihre Streckenlänge von 5 auf 10 km verlängert hat und die Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 7km/h in Richtung 5:30 km steigerte und dies nun komplett allein läuft


RE: "Drop-Out" durch Covid-19 - Sprunggott - 13.04.2020

(13.04.2020, 12:51)Diak schrieb: Meine Frage:
Was meinst Du mit der schulischen Problematik? Wegfallender Tagesrhythmus? Unsicherheiten in den Abschlussklassen?
Ansonsten gilt doch: noch nie, war für so viele Athlet*innen so viel Zeit und Freiheit für umfangreiches Training wie jetzt!
Danke schon mal für die ersten Meinungen. 
Ja auch Tagesrhthymus , Sportunterricht , auch Prüfungen die anstehen - dann beginnende Ausbildung/ Uni. 
Zeit ist relativ ... Meine Erfahrung nach sind viele Talente oft faul, und brauchen eine gewisse Gruppendynamik!


RE: "Drop-Out" durch Covid-19 - dominikk85 - 14.04.2020

Ein paar drop outs wird es sicher geben und ein paar werden das Training schleifen lassen, aber ich glaube wenn die kids wieder raus dürfen werden sie sich auch wieder bewegen wollen und sich freuen Sport machen zu dürfen auch wenn die heutige Jugend dank Internet mit "stubenarrest" wesentlich besser klarkommt  als frühere Jugend Generationen.


RE: "Drop-Out" durch Covid-19 - lor-olli - 14.04.2020

Ich glaube da auch an eine heilende Wirkung der Langeweile! Wer im Sport (und anderen Dingen wie Musik, Theater etc.) nicht nur mitgelaufen, sondern motiviert bei der Sache war, hat eine intrinsische Motivation die nicht innerhalb von ein paar Wochen einfach veschwindet.

Klar zeigt sich jetzt "wes Geistes Kind" in der Lage war sich auch selbst und mit sich selbst zu beschäftigen - viele der jüngeren Kids haben Tagespläne wie Manager (gefördert auch noch durch ehrgeizige Eltern!) und kommen im Normalbetrieb gar nicht zum Reflektieren, sie funktionieren einfach (mehr oder weniger gut). Bei den älteren die gerade voll in der pubertären Phase sind, kann das außerordentlich schwierig sein, insbeondere wenn an Eltern nicht aus dem Weg gehen kann…

Relativierend muss man aber sagen, dass dieser Lockdown nicht einmal die Länge der Sommerferien hatte (bisher?), wer jetzt aussteigt wäre über kurz oder lang so oder so ausgestiegen, der größere Teil wird meiner Erfahrung nach aber höher motiviert dabei sein sich zu bewegen, auszutauschen und auszuprobieren. Vielen wird jetzt auch bewusst werden wie wichtig der Sport, die Kontakte und ein aktives Leben ist und sie werden es eher dankbar annehmen. (Ich hatte als Kind einige OPs, die mich immer wieder mal für 1-2 Monate ausgebremst haben, ich konnte es kaum erwarten wieder los zu legen. Das habe ich auch bei anderen beobachtet)

Fazit: Ich sehe es nicht ganz so schwarz, dennoch ist es gerade in der Übergangsphase der älteren Jugendlichen die mit dem Schulabschluss beschäftigt sind etwas schwierig, sie sind definitv häufiger verunsichert. In dieser Phase ist die Zahl der Aussteiger aber erfahrungsgemäß sowieso erhöht, hier kann es tatsächlich einen leicht erhöhten Abfluss geben. In D hat die Krise bisher weniger hart zugeschlagen, aber ich denke in Ländern mit einer hohen Todesrate wird Einfluss dieser Pandemie deutlich tiefere Spuren hinterlassen, weil eben nicht wenige Familien betroffen waren. (Belgien, Spanien, Italien haben pro Kopf eine 8 mal so hohe Todesrate und in Zentren wie der Lombardei, aber auch Paris werden die Nachwirkungen noch lange anhalten!)


RE: "Drop-Out" durch Covid-19 - sub4 - 23.06.2020

Eltern wollen ihre Kinder nicht zu den bald wieder stattfindenden LA Veranstaltungen fahren!

...Eigentlich wollen Sie auch gar nicht, dass ihre Kinder überhaupt teilnehmen


RE: "Drop-Out" durch Covid-19 - krebsan - 26.06.2020

Dopout in den eigenen Trainungsgruppen nach Wiederaufnahme im Mai (Schweiz): Ca 20 Prozent. In der Regel Personen, die wir nicht vermissen. Ärgerlich ist es teilweise trotzdem, auch weil es sich um Personen handelt, für die man trotz geringer sportlicher Erfolgsaussichten viel Energie investiert hat.


RE: "Drop-Out" durch Covid-19 - sporty154 - 17.07.2020

Hallo,
es sind gerade außergewöhnliche Zeiten! Aber langsam normalisiert sich alles, trotzdem ist es nicht Normal. Naja man muss sich halt anpassen. Jedem das Seine.
Ich denke aber wenn jemand für Leichtathletik lebt, dann wird das Training nicht schleifen lassen. Bei Kindern ist es natürlich etwas anderes, aber man sollte erst an die Gesundheit denken und dann an das Training. Aber mittlerweile kann man das Training mit Schutzmaßnahmen wieder aufnehmen Smile