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Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - Druckversion

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Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - Gertrud - 06.04.2020

Ich muss mich sehr oft wundern und es fällt mir sehr auf, wie schlechte Gewohnheiten auch in der Leichtathletik um sich greifen. Ich nehme nur das Beispiel von Ehrungen im Sport (Sportlerin des Jahres) heraus. Man sieht verschwindend gering, dass die dort geehrten Sportlerinnen nicht in high heels oder erhöhten Schuhen auftreten. Ich schüttele dann immer den Kopf, wie man z.B. als eine vom gesunden Fuß abhängige Sportlerin sich für Stunden in solche "orthopädischen Monster" zwängen kann, nur um dem allgemeinen, "scheinbar" richtigem Schönheitsideal zu entsprechen. "Sportliches Überleben"  hängt manchmal an Kleinigkeiten. Deshalb macht diesen absoluten Unsinn nicht mit!!! Es ist hinreichend bekannt, dass eine gewisse Sprengung nicht überschritten werden sollte und damit der Plantardruck exponentiell zunimmt. 

Ich habe Füße aus einem Sprungbereich katalogisiert: Dazu fällt mir nichts mehr ein. Da gibt´s fast das komplette Programm an Fehlstellungen. Ich werde diese "Schätze" bei der nächsten Fortbildung zeigen und junge Athletinnen davon überzeugen wollen, diesen "Vorbildern" in der Hinsicht nicht zu folgen.

Als Trainerin würde ich in der Hinsicht immer den Kampf mit Athletinnen aufnehmen, sie von gesunder Form auch im Kleinen zu überzeugen. Der kontinuierliche und langfristige Erfolg hängt auch an solchen Kleinigkeiten.

Eine Sache liegt mir wirklich auch noch am Herzen. Die Stände bei LA-Sportfesten sollten auch gesunde Gerichte anbieten. Vielleicht macht der DLV das von oben aus mal zum Thema mit entsprechenden Vorschlägen, die schmecken und auch die Geldbeutel der Budenbesitzer füllen.

Ich halte es für enorm wichtig, dass man auch solche unbequemen Themen anpackt und vor allem verändert.

Gertrud


RE: Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - dominikk85 - 06.04.2020

Zum Glück ist der Gebrauch von high Heels ja bereits deutlich zurückgegangen im Vergleich zu vor 30-40 Jahren.

Im Alltag tragen die meisten Mädels inzwischen Turnschuhe und zum Glück auch immer mehr im büro. Früher wurde von den Damen quasi erwartet immer high Heels im büro zu tragen, inzwischen zum Glück nicht mehr.

Klar sieht es gut aus, aber langfristig ist es einfach schlecht (verkürzte achillessehnen etc).

Aber wenn eine Dame gelegentlich zum besonderen Anlass high Heels tragen will spricht imo nichts dagegen (auch wenn schon ein Risiko des umknickens besteht, aber täglich mehrere Stunden darin kann man sicher nicht empfehlen.


RE: Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - Gertrud - 06.04.2020

(06.04.2020, 09:48)dominikk85 schrieb: Zum Glück ist der Gebrauch von high Heels ja bereits deutlich zurückgegangen im Vergleich zu vor 30-40 Jahren.

Im Alltag tragen die meisten Mädels inzwischen Turnschuhe und zum Glück auch immer mehr im büro. Früher wurde von den Damen quasi erwartet immer high Heels im büro zu tragen, inzwischen zum Glück nicht mehr.

Klar sieht es gut aus, aber langfristig ist es einfach schlecht (verkürzte achillessehnen etc).

Aber wenn eine Dame gelegentlich zum besonderen Anlass high Heels tragen will spricht imo nichts dagegen (auch wenn schon ein Risiko des umknickens besteht, aber täglich mehrere Stunden darin kann man sicher nicht empfehlen.

Man sollte hier und mir nicht mit dem Spruch kommen: "Die Dosis macht das Gift!" Es ist und bleibt ungesund - auch in nur wenigen Stunden. Die Athletin hat Forderungen an die Hundertprozentigkeit ihrer Zubringer. Dann sollte man auch das Gleiche von ihr erwarten können. 

Wenn man ehrlich ist, beginnt das gesamte Drama schon mit den ersten Schuhen bei Kleinkindern mit den programmierten Fehlstellungen der Füße. Hier bringen nur Auflehnung und Kompromisslosigkeit den langfristigen Erfolg. Ich bin felsenfest davon überzeugt. Ich vergleiche das immer mit dem Autofahren. Sie fahren bei voller Konzentration jahrelang unfallfrei. Dann gibt es einen Moment der Ablenkung und alles verändert sich um Sie herum in einer Sekunde.

Gertrud


RE: Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - Road to Tokio - 06.04.2020

Zitat:Man sollte hier und mir nicht mit dem Spruch kommen: "Die Dosis macht das Gift!" Es ist und bleibt ungesund - auch in nur wenigen Stunden. Die Athletin hat Forderungen an die Hundertprozentigkeit ihrer Zubringer. Dann sollte man auch das Gleiche von ihr erwarten können. 

Wenn man ehrlich ist, beginnt das gesamte Drama schon mit den ersten Schuhen bei Kleinkindern mit den programmierten Fehlstellungen der Füße. Hier bringen nur Auflehnung und Kompromisslosigkeit den langfristigen Erfolg. Ich bin felsenfest davon überzeugt. Ich vergleiche das immer mit dem Autofahren. Sie fahren bei voller Konzentration jahrelang unfallfrei. Dann gibt es einen Moment der Ablenkung und alles verändert sich um Sie herum in einer Sekunde.

Gertrud


Ich muss dem zustimmen und erinnere an eine Fotbildung vor x Jahren mit Valerij Bauer als Referent. Da ging es um das gleiche Thema. Ich fasse ihn aus der Erinnerung kurz zusammen:
- Schädigung der Archillessehne
- können damit eh nicht laufen und verletzen sich leicht
- arbeite das ganze Jahr an Hyperplasie und dann kommt ein hoher Absatz am Schuh und macht das zunichte
- Zitat von ihm aus der Erinnerung: "Wenn ich ein Mädel aus meiner Gruppe mit hohen Absätzen sehe, ich zieh ihr den Schuh aus und breche den Absatz ab."
Blush


RE: Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - RalfM - 06.04.2020

Das sehe ich wie Gertrud. Als ich noch hungrig war, vor über 20 Jahren, hatte ich die Vorbereitung zu einem Marathon, der mir wichtig war, wegen Plantarsehne schon fast abgebrochen. Dann habe ich die bequemen Herren-Halbschuhe aussortiert, die ich am Tag getragen hatte. Ich habe bei Kilometer 30 im Marathon für einen kurzen Moment die Plantarsehne gespürt, seitdem nie mehr wieder. Meine größten Trainingsumfänge kamen dann erst.

Schuld waren die Schuhe. Man kennt mich seither nur noch in Laufschuhen oder barfuß. Meine Nachbarn haben sich daran gewöhnt, dass ich auch im Schnee die Vögel barfuß füttere.


RE: Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - Gertrud - 06.04.2020

(06.04.2020, 13:47)RalfM schrieb: Das sehe ich wie Gertrud. Als ich noch hungrig war, vor über 20 Jahren, hatte ich die Vorbereitung zu einem Marathon, der mir wichtig war, wegen Plantarsehne schon fast abgebrochen. Dann habe ich die bequemen Herren-Halbschuhe aussortiert, die ich am Tag getragen hatte. Ich habe bei Kilometer 30 im Marathon für einen kurzen Moment die Plantarsehne gespürt, seitdem nie mehr wieder. Meine größten Trainingsumfänge kamen dann erst.

Schuld waren die Schuhe. Man kennt mich seither nur noch in Laufschuhen oder barfuß. Meine Nachbarn haben sich daran gewöhnt, dass ich auch im Schnee die Vögel barfuß füttere.

Was unseren Füßen von der Schuhindustrie angetan wird, ist eine absolute Katastrophe. Auch die drei Druckpunkte stimmen mit den Füßen von Barfuß-Naturvölkerfüßen nicht überein. Die Katastrophe beginnt quasi schon mit den ersten Kinderschuhen, die einen späteren Hallux valgus und/oder Tailor´s Bunion provozieren. Es ist schade, dass ich schon so alt  bin. Manchmal möchte ich Kinder von der Wiege an orthopädisch begleiten.  Wink ‌Ich bin der festen Überzeugung, dass fortbildungsmäßig im Kenntnisbereich viel initiiert werden sollte. Ich brenne schon auf meine nächste Fortbildung, wo ich in einer unglaublich intensiven Art alle diese Dinge nah an die Trainer und deren Athletinnen bringen werde.

Die Laxität der Plantarsehne wird zudem durch eine Fußanomalie erzeugt, die auch nicht in den Köpfen der Trainer/innen vorhanden ist. 

Gertrud


RE: Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - Sprunggott - 06.04.2020

Zitat:Die Laxität der Plantarsehne wird zudem durch eine Fußanomalie erzeugt, die auch nicht in den Köpfen der Trainer/innen vorhanden ist. 

Gertrud
"Nur ICH weiß um mein Wissen!"  Nichts verpauschaulisieren - so viel Zeit muss sein.
Danke


RE: Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - dominikk85 - 07.04.2020

Was halten sie von den sogenannten "barfußschuhen" die in den letzten Jahren aufgekommen sind, Frau Schäfer? Sinnvoll  oder Blödsinn?

Also so was hier
https://www.google.com/search?q=barfußschuhe&client=ms-android-samsung&prmd=sivn&sxsrf=ALeKk01JtHO3Rjaqoa_4d9B240J9dAW7Ug:1586218384035&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwj96MP6g9XoAhXRUhUIHeoKBCcQ_AUoAnoECA8QAg#imgrc=jZWzyNopTJ-p6M


RE: Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - Gertrud - 07.04.2020

(07.04.2020, 01:15)dominikk85 schrieb: Was halten sie von den sogenannten "barfußschuhen" die in den letzten Jahren aufgekommen sind, Frau Schäfer? Sinnvoll  oder Blödsinn?

Also so was hier
https://www.google.com/search?q=barfußschuhe&client=ms-android-samsung&prmd=sivn&sxsrf=ALeKk01JtHO3Rjaqoa_4d9B240J9dAW7Ug:1586218384035&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwj96MP6g9XoAhXRUhUIHeoKBCcQ_AUoAnoECA8QAg#imgrc=jZWzyNopTJ-p6M

Ich habe sie noch nicht in der Hand gehabt. Ich habe aber von Leuten, die sie tragen, gehört, dass sie anfangs unheimlichen Muskelkater verursachen sollen, weil sie wohl bis dahin unbenutzte Muskulaturen betätigt haben. Allein die Sicht auf die Schuhe macht deutlich, dass sie vorne in der Weite viel hergeben. Mich würde nur eine Tatsache sehr stören, dass man wegen der Einzelzehenabteilungen neue Socken kaufen muss. Wink ‌Vielleicht würde es aber auch reichen, dem Fuß vorne mehr Spiel zu geben; aber auch das nur unter bestimmten Bedingungen.

Man kann mit Spezialgeräten die Weite, die Länge und den Längsgewölbeanteil messen. Das reicht eigentlich aber nicht, um den individuellen Füßen gerecht zu werden. Wenn man es passgenau machen möchte, muss man noch mehr ans Eingemachte gehen. Ich weiß, dass ich einigen hier wieder zu genau bin; aber ich stelle mir eine Weltkarriere heutigen Zuschnittes mit möglichst keinem orthopädischem Verschleiß in ganz akribischer Weise total individuell zugeschnitten vor - vor allem, wenn man die Klippen wie ich kennt. Nur kosten solche Sonderformen Geld.

In einschlägiger Literatur wird davor gewarnt, bei defizitären Füßen das Barfußlaufen zu übertreiben. Man sollte erst die Defizite beseitigen (Bitte nicht durch Krabbeln im Sand - auch so eine "eingefleischte" unangebrachte Marotte!!!). Ich musste sehr schmunzeln, als ich Bilder in "Leichtathletik" über deutsche Protagonisten im TL bei 300m-Barfußlaufen sah. Das verhindert keinen vierfachen Bänderriss!!! Der Fuß sollte adäquat individuell präpariert werden. Das kann man nur, wenn man Querverbindungen kennt und anzuwenden weiß. Das ist bei einem Gebilde wie dem Fuß mit den vielen unterschiedlichen Strukturen enorm arbeitsintensiv.

Das nur nebenbei: Ich würde selbst mein eigenes Leben nur noch sehr gesund in jeder Hinsicht verbringen. Das wäre mir alles Geld der Welt wert. Alle anderen Güter können, müssen aber nicht sein. Mein Blick auf diese Welt hat sich seit Mitte letzten Jahres total verändert und wie ich meine, nicht zum Negativen hin. Etwas gebe ich heute in meiner Meinung einigen an Gedanken ab. Wir sollten den Kindern Zeit in Gemeinsamkeit für die Entwicklung ihres Körpers und ihres Geistes schenken und nicht Handy und Co...

Gertrud


RE: Umprogrammierung von ungesunden Anteilen in eine positive Richtung - Gertrud - 05.09.2020

Ich bekomme oft zu hören, wenn ich meine Gedanken hinsichtlich Umprogrammierung nenne, dass man dann ja nur noch damit beschäftigt sei. Nein, das stimmt so nicht. Die Automatisierung dauert etwas; aber dann haben sich die gesunden Regularien eingespielt. Meine Essensvorbereitung z. B. dauert heute wesentlich kürzer als früher, weil ich vieles nicht mehr verarbeite oder aber vorkoche und in kaltem Zustand esse. Der Arzt hat mir nach der Darmspiegelung einen hervorragenden Zustand meines Darms bescheinigt.

Auch bei den Schuhen weiß man sehr schnell, wer die passenden herstellt. Anscheinend ist immer noch nicht alles zu den Sportschuhfirmen durchgedrungen. In der Hinsicht muss man sehr akribsich sein und sich nicht nach dem Aussehen der Schuhe entscheiden.

Im Übungspool begrenzt man sich auf die gesunden Neukonstruktionen mit den eingrenzenden Kriterien. Die Recherchen kosten die Trainer/innen natürlich anfangs sehr viel Zeit. Im Endeffekt läuft alles auf konsequentes Verhalten hinaus. Man kann sich damit anfreunden, wenn man nur will!!! WinkThumb_up

Gertrud
Franz von Assisi: "Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche - und plötzlich schaffst du das Unmögliche."