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Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Druckversion

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RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Robb - 16.04.2020

(16.04.2020, 21:00)lor-olli schrieb: Die Reaktionen kamen nicht ganz so wie erwartet, das lag aber auch daran, dass dies angesichts der Daten für die Wiedereröffnung kleiner Geschäfte ein wenig unterging. Dennoch wollten viele dieses Argument der mangelnden Flexibilität von Arbeitgeberseite nicht hinnehmen,

Wie flexibel sollen sie denn sein? Ich durfte 2018 vier Wochen Reha machen, die Klinik war eine Stunde weit weg mit dem BVG (Bus, U-Bahn, Bus). Die Anfangszeiten waren flexibel, es ging zwischen 9 und 12 Uhr los, ich war also vier Wochen lang zwischen 8 und 11 mit dem BVG unterwegs und dann nochmal zwischen 16 und 18 Uhr. Die Busse und Bahnen waren immer voll, so flexibel kannst du Arbeitszeiten nicht arrangieren, dass 1,5 Mio Menschen täglich Sicherheitsabstände einhalten können. Wenn die Busse und Bahnen so leer wären, dass jeder 1,5m Abstand zum nächsten halten könnte, würde der BVG die Fahrpläne ganz anders gestalten, denn leere Züge kosten Geld.
Sollen sie mit dem Auto fahren? Am besten jeder allein im Auto, um den Sicherheitsabstand einzuhalten? Viel Spass im Stau, abgesehen von fehlenden Parkplätzen. Also bitte alle Radfahren...wo stellst du 1,5 Millionen Räder ab? Dann halt eine Mischlösung Bahn-Auto-Rad...wer plant das und wie? Wer bestimmt, wer wann mit welchem Transportmittel fährt? Die Mischlösung hatten wir vor Corona mit vollen Bussen, Bahnen und Staus. Wenn es eine Lösung gäbe, das zu verbessern, hätten es sie schon früher getan.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 17.04.2020

(16.04.2020, 21:49)Robb schrieb: 
Wie flexibel sollen sie denn sein?

Sitzen nicht genau dafür auch Vertreter in den Gremien (= Experten für Detailfragen)? In unserem Gebiet sind Busse und Bahnen nur während einer rush hour wirklich voll, fährst Du z.B. um 9.30 Uhr, oder später am Abend ist der Bus fast leer… (sieht in einer Großstadt sicher etwas anders aus)

Ein Fakt zu den Zahlen noch: mehrere Staaten, darunter auch die USA haben die Zählweise und die Richtlinien geändert, man zählt dort jetzt auch Verdachtsfälle (Personen mit allen Symptomen die Kontakt zu Erkrankten hatte oder aus einer stärker belasteten Gegend wie New York kommen - Belgien hat es von Anfang an gemacht und will das jetzt ändern…) , einfach weil man nicht genug (nach Meinung der Virologen und Pandemieforscher) testen kann, mangels test kits

Es gibt Situation in denen wissenschaftlich korrektes Arbeiten nicht immer gewährleistet werden kann, damit müssen wir leben, die Fragen die sich auftun sollten trotzdem auf Relevanz hin überprüft werden - nicht alles was interessant klingt ist wichtig, andererseits können scheinbar banale Fragen durchaus einen impact haben (z.B. wenn ein Virus sich auf eine unbekannte Weise verhält, langfristig wirkt(?), beim Übertragungsweg, bei Verläufen oder ob er in Phasen geht wo die Test ihn nicht detektieren < das gab es wohl bei Aids im frühen Stadium. Positiv getestet, dann Negativ und dann wieder Positiv, wobei Patienten keine möglichen neuen Kontakte hatten)

Dieses Virus wird uns noch eine Weile beschäftigen, viele auch emotional (Panik?), die Reaktionen fallen naturgemäß sehr unterschiedlich aus, dass hat oft auch mit Kenntnis und dem Verstehen zu tun… Ich bin neugierig interessiert, aber vermutlich zu "abgebrüht", mein Leben hat sich kaum geändert, eine Freundin, schaut keine Nachrichten, liest keine Infos am Computer, will einfach nichts wissen - weil es ihr Angst macht, tja. (Den Sinn von Hygieneregeln akzeptiert sie immerhin)

Da es in dieser Frage der Virusbekämpfung um WEIT mehr als nur medizinische Fragen geht, die Situation also extrem komplex ist, spielen Eigeninteressen, aber auch politische eine sehr starke Rolle… China hat "plötzlich" wieder eine steigende Zahl an Toten und zwar nicht wie eine Welle es erwarten ließe langsam, sondern von 0 auf über 1200 an einem Tag! Meldeverzug? Zählungsänderung? Weil man erkannt hat, dass die chinesischen Zahlen zu offentsichtlich nicht stimmen?

Und in einer solchen Situation heißt für mich die Devise für die "Entscheider": Besonnen Handeln, Emotionen so weit wie möglich draußen lassen.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 17.04.2020

(16.04.2020, 21:49)Robb schrieb: Dann halt eine Mischlösung Bahn-Auto-Rad...wer plant das und wie? Wer bestimmt, wer wann mit welchem Transportmittel fährt? Die Mischlösung hatten wir vor Corona mit vollen Bussen, Bahnen und Staus. Wenn es eine Lösung gäbe, das zu verbessern, hätten es sie schon früher getan.

War früher die Motivation auf den ÖPNV zu verzichten die gleiche?


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 17.04.2020

(17.04.2020, 06:47)lor-olli schrieb: Ein Fakt zu den Zahlen noch: mehrere Staaten, darunter auch die USA haben die Zählweise und die Richtlinien geändert, man zählt dort jetzt auch Verdachtsfälle (Personen mit allen Symptomen die Kontakt zu Erkrankten hatte oder aus einer stärker belasteten Gegend wie New York kommen - Belgien hat es von Anfang an gemacht und will das jetzt ändern…) , einfach weil man nicht genug (nach Meinung der Virologen und Pandemieforscher) testen kann, mangels test kits

Ein möglicher Ansatz dazu

Corona-Pandemie: Über Abwassertests zur tatsächlichen Virusverbreitung


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Robb - 17.04.2020

(17.04.2020, 06:50)Atanvarno schrieb: War früher die Motivation auf den ÖPNV zu verzichten die gleiche?
Motivation ändert nichts an der Realität einer Grossstadt mit 3,7 Mio Einwohnern.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Robb - 17.04.2020

(17.04.2020, 06:47)lor-olli schrieb: Sitzen nicht genau dafür auch Vertreter in den Gremien (= Experten für Detailfragen)? In unserem Gebiet sind Busse und Bahnen nur während einer rush hour wirklich voll, fährst Du z.B. um 9.30 Uhr, oder später am Abend ist der Bus fast leer… (sieht in einer Großstadt sicher etwas anders aus)
Der Unterschied zwischen 7 und 9.30 ist für die Situation egal, um 7 hast du 150 Leute im Bus, um 9.30 90. Unsere Grossstädte wachsen (München z.B. um 300000 Einwohner in den letzten 50 Jahren), aber der öffentliche Nahverkehr kann nicht mithalten, schon aus logistischen Gründen. München hat einen S-Bahn Ring, der ist ausgelastet, man kann den Takt nicht weiter erhöhen. Mehr Leute in die S-Bahn geht also nicht. Mehr Busse macht aus mehreren Gründen keinen Sinn, es gibt keine Fahrer und eh schon Staus ohne Ende. "Sollen sie alle mit dem Radfahren", wie gesagt, dann mußt du Abstellfächen für die ganzen Räder bereitstellen, die auch nicht existieren.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 17.04.2020

(16.04.2020, 16:56)Robb schrieb: So ganz seh ich den schwedischen Erfolg nicht.

Schweden 10 Mio Einwohner, gestern 170 Corona-Tote
Deutschland 80 Mio Einwohner, gestern 309 Corona-Tote.

Deutschland insgesamt gestorben: 3856
Schweden insgesamt gestorben: 1333

Deutschland hat achtmal soviele Einwohner, aber nur dreimal soviele Tote.

Schwedens Gesunheitssystem ist nicht überlastet. Das heißt, diese Menschen sind bei bester medizinischer Versorgung gestorben. Diese Toten werden wir auch in Deutschland haben, nur später.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Robb - 17.04.2020

(17.04.2020, 12:27)Atanvarno schrieb: Schwedens Gesunheitssystem ist nicht überlastet. Das heißt, diese Menschen sind bei bester medizinischer Versorgung gestorben. Diese Toten werden wir auch in Deutschland haben, nur später.
Du bist also der Meinung, die Todesrate wird sich in Deutschland verdreifachen? Das basiert auf was?


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 17.04.2020

Educated guesses wie alles andere zu diesem Thema auch.

Covid-19 ist in einigen Fällen eine tödliche Erkrankung (wie auch immer letztlich die reale Fallsterblickheit aussieht). Wenn wir über den gesamten Verlauf der Pandemie in Deutschland mit nur 10000 Toten davon kommen, sollten wir uns aus meiner Sicht mehr als glücklich schätzen.
Ich bin im Moment eher pessimistisch (das schwankt) was die schnelle Verfügbarkeit eines Impfstoffs angeht und wir werden die Menschen nicht ewig vor dem Virus verstecken können.

--edit
übrigens wird sich nicht die Todesrate verdreifachen (die wird eher sinken), sondern die Anzahl der Toten


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Robb - 17.04.2020

Das ändert dann aber nichts an den Zahlen. Wenn wir im am Ende 10000 Tote haben und Schweden 3000, steht Schweden statistisch trotzdem deutlich schlechter da. Die Zahlen in Schweden sind aber klar schlechter als in Deutschland, in Deutschland ist die Zahl der Geheilten höher als die der bestätigten Neuinfektionen, in Schweden ist es umgekehrt.