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Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Druckversion

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RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 19.11.2020

(19.11.2020, 10:33)Atanvarno schrieb:
(19.11.2020, 10:12)lor-olli schrieb: ob die Zahl der geringen Neuinfektionen auf eine Massenimmunisierung zurückzuführen ist, lässt sich aktuell nicht belegen,
Aber es ist eine plausible Hypthose

Du darfst mir gern glauben, ich würde es mir sogar sehr wünschen! Die Umstände der Belastung einiger Einrichtungen im Land werden langsam nicht mehr erträglich. Platz ist oft vorhanden - Personal dagegen nicht und vor allem ist das Personal welches arbeiten extrem beansprucht
. Jeder private Arbeitgeber der seinen Angestellten derart viele Überstunden genehmigen würde, hätte eine Klage am Hals.
Einige Polizeidienststellen, Krankenhäuser, Pflegeheime und andere müssten für den Überstundenabbau ein halbes bis ein dreiviertel Jahr komplett schließen, stattdessen wird von den Leuten weiter eine 54-60 Stundenwoche verlangt > unanständig entlohnt (= nicht einmal Zuschläge, abgesehen von den 500€ mit denen man die Plegekräfte in den Altenheimen einmalig im Sommer abgespeist hat).

Geht aber nicht nur uns so, sogar Schwedens Ministerpräsident und Gesundheitsministerin "erwägen" Schulschließungen und lockdowns - erwägen heißt in Schweden eher: die Gesellschaft darauf vorbereiten. Es sind nicht allein die aktuellen Zahlen, sondern die Prognosen für die kommenden Monate unter den bisherigen Bedingungen die Sorgen bereiten. Auch die Erfahrungen der Nachbarstaaten mit einer anderen Strategie werden einbezogen - Tegnell stößt zunehmend auf Kritik im Land und das will schon etwas heißen in Schweden!

Letztlich gibt es ihn wohl nicht, den goldenen Weg, wir müssen abwägen was zumutbar ist und zwar auf allen Ebenen. Wirtschaftlich, gesellschaftlich, medizinisch aber auch was die Möglichkeiten der unmittelbar mit der Pandemie befassten Kräfte betrifft, da gibt es je nach Land sehr unterschiedlichen Gestaltungsspielraum. Belgien etwa hat echten Notstand - immer noch und trotz lockdowns, Schweden hat bisher noch einen kleinen Spielraum, sie wollen ihn aber wohl auch nicht riskieren und dies könnte im Winter der Fall werden wenn das Leben nur noch in Innenräumen stattfindet. Für eine Bilanz ist es allerdings noch viel zu früh… (So, lor-olli hat hier schon wieder einen ordentlichen Stapel Papier durchzuschauen - digitales Deutschland? Pah, kein Wunder das viele Beschlüsse so lange dauern…)


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 19.11.2020

(19.11.2020, 09:53)DerC schrieb: 
Zumal Obrigkeitsgefolgsam und Disziplin in D immer noch sehr stark verbreitet sind.

(...)

Bin nachwievor der Meinung, dass die Regelbrecher längst nicht die Wirkung haben können, die viele ihnen zuschreiben wollen. Das ist - von einigen Superspreader-Ereignissen abgesehen - ein Aufbauschen in der Sündenbocktradition.

Das Wahrscheinlichste ist: Die meisten Infektionen finden unter Einhaltung der Regeln statt in diversen Alltagssituationen, denen die meisten Menschen weder ausweichen können noch wollen.

Zum oberen: Ja!

Zum unteren, ich fühle mich da auch ein wenig angesprochen. Ist eben bei mir in Berlin sehr auffällig, wie die dunkelroten Zahlen verteilt sind. Koronarstrukturen waren das Thema meiner Habilitation, nicht in Medizin, sondern Mineralogie-Petrologie. Im Erkennen von Mustern hat man sich geübt.

Inzwischen redet das RKI ja nur noch von diffusem Geschehen. "Kontrolle" über die Ausbreitung des Virus zurück zu erlangen ist völlig illusorisch. Ein Professor aus Bonn hat das schon lange gesagt.

Die Lage ist harmlos. Bei mir hier strömen die Jugendlichen in dichten Trauben nach der Schule in den Aldi, um sich für den weiteren Verlauf des Tages zu versorgen. Denen ist längst alles Käse.

Inzwischen sind bei 1% der deutschen Wohnbevölkerung Corona-Tests positiv gewesen. Die Dunkelziffer kennt keiner. Es gibt keine Übersterblichkeit. Etwa 2% der statistisch normalen Zahl der seit März verstorbenen Menschen hatte einen positiven Test. Wenn man den Untersuchungs-Bias bedenkt, der durch die systematische Testung aller Intensivpatienten erfolgt, ist das in meinen Augen einfach Hintergrundrauschen.

AHA ist ok. Selbstverantwortung. Schließlich ist das Volk der Souverän, nicht die amtsmüde Kanzlerin.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 19.11.2020

@RalfM
Einige Deiner Einwendungen sind sicher nicht einfach von der hand zu weisen (Kontrolle über das Virus etwa), allerdings sollte man bei der Mustererkennung auch darauf verweisen, dass z.B. die Kriterien für die Erfassung sich am 11.10 verändert haben (Empfehlungen des RKI zu Tests), es werden schlicht weniger Tests durchgeführt. Ob oder wie die verringerte Anzahl an Test, die dafür aber viel spezifischer erfolgen sollen letztlich auswirkt - ob z.B. überhaupt auf die Zahl der Neuinfektionen, oder ob sich z.B. lediglich die Quote der positiven Tests auswirkt…

Die Vergleichbarkeit ist international eh nicht ganz unproblematisch, da bei weitem nicht immer die gleichen Kriterien und Häufigkeiten bei Tests angewandt werden - wer im Trüben fischt braucht Geduld…


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 19.11.2020

(19.11.2020, 17:17)lor-olli schrieb: (...) - wer im Trüben fischt( ...) …

fischt im Trüben.

Dabei könnte man Angeln gehen.


Grafiken - DerC - 20.11.2020

[Bild: xwZFph4.png]

So, hier mal eine unspektakuläre Grafik, die Daten kennt jeder, STand ist gestern , also 19. 11. 2020. Sind Alles Daten vom RKI oder DIVI. Blaue Linie ist der 7Tages durchschnittt derneuinfzierten (Das Mittel von Gelb), Gelb die tagesaktuelle Kurve mit den entsprechenden Montagstiefsetc. Rot gesamtzahl der Todesfälle, Grün aktuelle Zahl der Patienten mit Covid 19 auf Intensivstationen.

Eigentlich unspektakulär, nur dass der Graph der belegten Intensivplätze bisher gar nicht so verläuft, wie von vielen Experten vorhergesagt. Exponentielles Wachstum im klassichen Sinne lässt sich da vielleicht mal auf einem Abschnitt erkennen, aber insgesamt ist die Steigung erstaunlich flach und die Zusammenhänge, die man zu den anderen Kurven erwarten würde, zeigen sich kaum.


Noch ne Grafik - DerC - 20.11.2020

[Bild: CWvKEIH.png]

Datenquellen wie letzte Grafik: RKI und DIVI. Die blaue Kurve der 7-Tages-Inzidenzen der älteren fängt zu dem Zeitpunkt an, an dem das RKI die in die erste Seite der Lageberichte übernommen hat. Wir sehen einen starken Anstieg der Steigerungen der Todeszahlen, aber einen Abschwung des Wachstums beim Zuwachs der Intensivpatienten seit Anfang November. Wieder eine Hinweis davon, dass ein exponentielles Wachstum der Intensivpatienten zur Zeit nicht stattfindet - darauf beruhen aber die meisten Horrorszenarien.

An der gelben Kurve erkennt man das Plateau, auf dem wir uns zur Zeit befinden. Diese Grafen geben imo keinen Hinweis drauf, dass die gestiegene Zahl der Infektionen bei den Älteren die Zahl der Intensivpatienten signifikant hochtreiben würde. Meine Hypthese ist, dass das auch daran liegen könnte, dass nicht wenige dieser Infizierten in Alters- und Pflegeheimen verbleiben und dort auch zu einem nicht geringen Anteil versterben. Das könnte auch mit eine Erklärung für die völlig unterschiedlichen Steigerungen bei den Todeszahlen und den Intensivplätzen sein. Dafür spricht auch, dass weniger als die Hälfte (etwas über 6000) der an oder mit Covid-19 Verstorbenen nach einer Intensivbehandlung verstorben ist. Wenn man mit Covid-19 auf der Intensivstation landet hat, hat man in D zur Zeit eine statistische Überlebenchance von knapp 78%. Ende März war die Quote noch deutlich schlechter und lag bei etwa 71% - die Verbesserung dürfte auch am gesteigerten Wissen über die besten Behandlungsmöglichkeiten liegen und weist darauf hin, dass dort immer noch sehr gut gearbeitet wird, trotz der Überlastung. Dennoch muss da dringend für personelle Verstärkung und Entlastung gesorgt worden, und es ist fraglich ob in den letzten 9 Monaten genug dafür getan worden ist.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 20.11.2020

@DerC,
dem kann ich nur zustimmen! Für jeden stellt sich die Situation natürlich immer aus seinem Blickwinkel dar, wer auf einer Intensivstation arbeit sieht die immense Belastung, wer in einer dünn besiedelten und gering belasteten Umgebung wohnt, versteht die Aufregung oft nicht.

Es ist und wird vor allem eine wichtige Aufgabe der Verantwortlichen sein zu vermitteln, zum einen was man plant, wie man vorzugehen gedenkt und wie man die zeitlichen Abläufe vorab einschätzt (!). Diese Punkte sind zugegeben mies kommuniziert worden, aber die gewachsene Unzufriedenheit ist nicht allein darauf zurückzuführen, sie ist auch ein signifikantes Zeichen unserer gesellschaftlichen Ungeduld in einem zunehmend "schneller" gewordenen Leben. Eine Reise war vor noch gar nicht langer Zeit ein gut zu planendes Unterfangen, heute halten es viele für Selbstverständlich sich in einen Flieger zusetzten um auf der anderen Seite des Globus einen kurzen Urlaub zu verbringen.
Als Tageszeitungen den Takt vorgaben, hielt man tägliche Infos für schnell, heute gelten Nachrichten innerhalb von 2 Stunden als veraltet (Nachrichtenredaktionen…). Geduld ist ein seltenes Gut geworden, die Impfstoffentwicklung war noch nie auch nur ansatzweise so flott wie im Covid19 Fall, trotzdem erscheint sie vielen "unerträglich langsam".

Ich gebe auch genau dieser Ungeduld eine Teilschuld an der abnehmenden Wirksamkeit der aktuellen Maßnahmen - hielten sich Frühjahr fast alle an die Hygieneregeln, lässt die Diziplin spürbar nach. Heute kam ich auf meinem Weg am Wochenmarkt vorbei, dort gibt es Maskenpflicht (wurde eingehalten, auch kontrolliert), 50m abseits standen ca, 40-50 Personen dicht gedrängt und hielten den "marktüblichen Schnack" - ohne Masken versteht sich. Das wird die Ungeduld am Ende nicht geringer werden lassen…


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 20.11.2020

(20.11.2020, 12:08)lor-olli schrieb: Ich gebe auch genau dieser Ungeduld eine Teilschuld an der abnehmenden Wirksamkeit der aktuellen Maßnahmen -...

Hatte dich von außerhalb deines Ortsverbands überhaupt jemand gefragt? Du warst doch im Notfallstab, vermutlich Niedersachsen?


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 22.11.2020

Covid 20 - ein Blogbeitrag von Francesco De Meo


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 22.11.2020

Universität Tübingen. Warum sollte mich das wundern?

Wenn man die Alte und die Abgenudelten weg nimmt - irgendwer muss ja. Könnte der nicht Kanzler*in sein?