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Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Druckversion

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RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Robb - 07.11.2020

Nein, du glaubst aber die Theorie eines Psychologen, nicht aber Intensivmedizinern, die aus erster Hand berichten. Wenn du behauptest, dass Intensivpatienten, die Covid haben, automatisch als Covid-Patienten eingeordnet werden, egal, warum sie eingeliefert wurden, wäre das eine Verfälschung der Zahlen. Du behauptest aber nicht, dass Zahlen gefälscht werden? Was denn nu?


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 08.11.2020

(07.11.2020, 23:59)Robb schrieb: du glaubst aber die Theorie eines Psychologen, nicht aber Intensivmedizinern,

Unsere aktuelle Handlungsstrategie orientiert sich ja auch lieber an den exponentialistischen Horrorszenarien der Physiker Michael Meyer-Hermann und Neil Ferguson als den gemäßigteren Empfehlungen des Präsidenten der Bundesärztekammer.


--edit
Ein Problem der Modellierungen ist, dass sie grundsätzlich die Gesamtbevölkerung als S_0 annehmen

Zitat:At the start of a new epidemic, it is fair to assume that nobody in the population of size N_0​ is immune to the disease and hence, the number of susceptible population S_0​ at the beginning is same as N_0​.
Quelle

Das ist aber wahrscheinlich falsch

Preexisting and de novo humoral immunity to SARS-CoV-2 in humans


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 08.11.2020

@Atanvarno,

es ist durchaus nachvollziehbar, dass einige europäische Regierungen "in Panik" geraten, die Erkenntnis das man die Pandemie im Land nicht in den Griff bekommt (dramatisch steigende Infektionszahlen z.B. in Belgien, Frankreich, Aufgabe der Rückverfolgung in der Schweiz) führt zwangsläufig zu einem Umdenken bei den Maßnahmen.

Die Bundesrepublik ist aktuell aber jederzeit und in allen Bereichen (außer bei einigen Großdemos…) Herr der Lage. Heißt das im Umkehrschluss, dass "man" alles falsch gemacht hat? Sollten die Maßnahmen für den November einigeermaßen fruchten (wovon ich durchaus ausgehe), wird es im Dezember wieder leichter zugehen - was dann kommt hängt definitiv vom Verhalten der Menschen ab. Ein "Abschalten der hygienischen Vernunft" wird im weiteren Winter die Zahlen wieder klettern lassen, laufen lassen ist weder sinnvoll noch möglich (wenn man es mit dem Schutz gefährdeter Personen ernst meint - und es gibt nun mal sehr viele Alte und dazu eine erkleckliche Zahl jüngerer Kranker in diesem Land).

Wir werden die Stellschrauben immer wieder der aktuellen Lage (bzw. der prognostizierten Entwicklung - und da lag das RKI bisher immer genau richtig) anpassen müssen > vorausschauend und nicht rückblickend! Was ist eigentlich genau das Problem? Eine Bekannte musste unbedingt Urlaub in Spanien (Barcelona und Mallorca) machen, alle Hygienemaßnahmen bedacht, Kontakte beschränkt etc., trotzdem haben Sie und ihr Mann sich infiziert (milde Symptome, aber jetzt unbezahlte Quarantäne… muss sich mir der Sinn eines solchen Urlaubs erschließen?)
Auch eine Großdemo wird sich sehr wahrscheinlich auf die Infektionszahlen auswirken, der Osten kommt bisher besser weg als der Westen und der Süden im Land, mit solchen Aktionen könnte sich die Situation schnell ändern, Superspreader Events werden nicht umsonst so benannt, ist es so unmöglich den Verstand (Hygienemaßnahmen, Abstand) einzuschalten statt dem Frust die Sporen zu geben? Attacken auf Polizei, Journalisten, Gegendemonstranten und sogar unbeteiligte Bürger helfen jedenfalls nicht.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 08.11.2020

(08.11.2020, 10:02)lor-olli schrieb: Sollten die Maßnahmen für den November einigeermaßen fruchten (wovon ich durchaus ausgehe), wird es im Dezember wieder leichter zugehen - was dann kommt hängt definitiv vom Verhalten der Menschen ab. Ein "Abschalten der hygienischen Vernunft" wird im weiteren Winter die Zahlen wieder klettern lassen

Das ist ein sehr optimistischer Blick auf die Möglichkeiten der NPI zur Bremsung des Infektionsgeschehens. Ohne Lockdown werden die Zahlen im Dezember trotz AHA+A+L auf jeden Fall wieder steigen. Wenn weiterhin die Infektionszahlen unser einziger/vorrangiger Maßstab für die Lagebeurteilung sind, werden wir im Januar wieder im Lockdown sein. Ruhe ist dann erst im April, wenn die Coronasaison vorbei ist.

Da müssen schon noch ein paar neue Elemente wie Schnelltests für Risikokontakte und Clusterverfolgung statt ziel- und sinnloser Massentestung hinzukommen.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 08.11.2020

(07.11.2020, 23:41)lor-olli schrieb: Als Merkel von 19000 Infektionen täglich sprach, gab es viel Geschrei - interessiert keinen, dass wir aktuell über 20000 täglich haben...
Das stimmt. Ich habe die Merkelsche Prognose auch abfällig kommentiert. Sie war zu guten Teilen wohl self-fulfiiling. Die politische Diskussion im Oktober, über "dann unvermeidbare Maßnahmen" hat sehr viele Leute angestachelt, noch mal auf dem Vulkan zu tanzen. Parallel gab es schon knapp zwei Wochen vor dem neuen Lockdown eine Gegenbewegung bei den Menschen, die AHA-L  tatsächlich leben. Dies haben die 7-Tage-R-Werte dieser Woche ja gezeigt, Rückgang von 1,3 auf 0,9.

Echtzunehmende Vorschläge kommen aus der Politik im Moment nicht. Da die US-Wahl entschieden ist, wird ab nächste Woche wieder mehr über Corona geredet werden.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Drizzt - 08.11.2020

(08.11.2020, 10:02)lor-olli schrieb: Eine Bekannte musste unbedingt Urlaub in Spanien (Barcelona und Mallorca) machen, alle Hygienemaßnahmen bedacht, Kontakte beschränkt etc., trotzdem haben Sie und ihr Mann sich infiziert (milde Symptome, aber jetzt unbezahlte Quarantäne… 

...ist es so unmöglich den Verstand (Hygienemaßnahmen, Abstand) einzuschalten...
Ja was (hilft) denn nun?  Huh


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 08.11.2020

(08.11.2020, 12:45)Drizzt schrieb: Ja was (hilft) denn nun?  Huh

Risikominimierung hilft definitiv - sowohl die eigene / freiwillige, wie auch die z.B. durch einen lockdown erzwungene.

Beispiel für eine Freiwillige bietet Finnland, das Leben ist nach einem strikten lockdown Anfang des Jahres wieder "freigegeben" (das öffentlich Leben kann wieder in allen Bereichen stattfinden!), dennoch verläuft das Leben der meisten Finnen noch viel ruhiger als sonst schon… Ein Anrecht auf Home-Office haben Finnen bei Betrieben mit mehr als 10 Mitarbeitern schon länger - (wo möglich), in diesem digital schon höchst gut vernetzten Staat arbeiten ohnehin sehr viele Menschen im Officebereich, viele Amtstätigkeiten die bei uns einer persönlichen Vorstellung bedürfen laufen dort digital ab. Häufig kann man auch z.B. Einkäufe digital vorab erledigen, Geschäfte stellen die Waren zusammen und man holt sie, z.B. abends, nur noch ab inkl. bargeldloser Bezahlung oder Rechnung.

Es zahlt sich aus, Finnland kommt auch durch diese zweite Welle bisher mit am Besten durch.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 08.11.2020

Ich stänkere hier gerne rum, weil das meine Freiheit ist. Tatsächlich lebe ich seit März quasi im Lockdown. Ich gehe einkaufen und war im langen Sommer manchmal draußen im Biergarten oder vor dem Sportcasino. Das wars. Ich habe die Möglichkeit.
Meine Mutter wird jetzt 84. Ich habe sie seit Weihnachten nicht mehr gesehen. Sie ist in einer gewissen Schicksalsgemeinschaft mit meiner Schwiegermutter (87). Meine Mutter strukturiert ihren Tag zunächst übers mittägliche Kochen. Meiner Schwiegermutter schmeckt das. Sie sind auch gerne mal zum Italiener gegangen, oder Hof-Café oder Senioren-Treff, aber ist ja alles nicht mehr. Sie würden Spazieren gehen, aber eine zweite künstliche Hüfte geht bei der Schwiegermutter nicht mehr. Sie haben beschlossen, raus zu gehen, sobald es wieder erlaubt wird. Eigenverantwortung. Die haben in ihrem Leben viel Schwierigeres durchstanden.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 08.11.2020

Das ist auch meine Erfahrung, dass insbesondere die ältere Generation (also die wirklich ältere, nicht die des Alten Sacks lor-olli Wink) gelassener mit der Situation und Unabänderlichkeiten umgeht. Es ist für mich auch nachvollziehbar, dass ein jüngerer und gesellschaftlich sehr aktiver Mensch, zudem oft noch als single wohnend, frustierter auf die Isolation reagiert - Leichtsinniges Verhalten kann aber nicht die Antwort sein. (Aber wenn man das Verhalten einiger junger Männer mit PS-starken Autos im Verkehr betrachtet, gibt es da wohl immer einen robusten Kern "Asozialer")

Wir müssen aber auch festhalten, dass Deutschland keinen wirklichen Lockdown hatte, einschränkende Maßnahmen sehr wohl, aber es war niemandem verboten das Haus zu verlassen wenn er bestimmte Regeln einhielt. Spanier, Franzosen, Südamerikaner, Asiaten waren teilweise komplett in ihre Wohnungen oder Stadtviertel eingesperrt und durften die Wohnung nur für 1 Stunde am Tag und nur für wichtige Erledigungen des Lebensunterhalts verlassen - in Chile z.B. für 3 Monate!

Die Schwierigkeit besteht darin die Moral auch über den Winter bis zum späten Frühjahr aufrecht zu erhalten, aber viele Alternativen sehe ich nun wirklich nicht, wenn die Zahl der Verweigerer mehar als nur 1-2 % darstellt. Wir werden es er- und überleben, die meisten von uns jedenfalls…


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Küstenkrebs - 08.11.2020

Ich finde es zu einfach, nur das Verhalten der Menschen oder noch Demonstranten verantwortlich zu machen, wenn die Pandemie-Bekämpfung nicht hinreichend funktioniert. Aber es ist auch typisch, im Zweifel irgendwelche Minderheiten verantwortlich zu machen.

Langweilig und auch frustrierend ist es, wenn vor allem über die Notwendigkeit von Einschränkungen diskutiert wird, anstatt dass es darum geht, wie man diese überhaupt vermeiden kann, d.h. die Pandemie besser in den Griff bekommen kann. Dass die Regierungen in Bund, Länder und Kommunen versagen, scheint überhaupt nicht in Betracht gezogen zu werden.