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Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Druckversion

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RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 31.10.2020

Warum fällt eigentlich seit Tagen der R-Wert? Warum fällt die Zuwachsrate der Neuinfektion?

Und warum platzen trotz seit Wochen explodierender Infektionszahlen die Intensivstationen nicht aus allen Nähten? (vereinzelte Überbelegungen gibt es jedes Jahr in der Erkältungssaison)

Corona-Lockdown: Droht tatsächlich eine akute nationale Gesundheitsnotlage?
 
Mit zusätzlichen Komplikationen durch eine Grippewelle scheint man übrigens nicht rechnen zu müssen

What if I told you that confirmed flu surveillance across the world has dropped year over year by 98% since April?

Vielleicht doch etwas weniger Hysterie und mehr Besonnenheit?

Evidenz- und Erfahrungsgewinn im weiteren Management der Covid-19-Pandemie berücksichtigen

Der aktuelle Zustimmungswert für Anders Tegnell liegt trotz auch in Schweden explodierende Infektionszahlen bei 72%. Die Schweden haben gelernt, wie man langfristig mit dem Virus leben kann, wir verweigern uns weiter diesem Lernprozess.


[geteilt] Auswirkungen des Sars-CoV-2 auf die Leichtathletik - lor-olli - 31.10.2020

(31.10.2020, 18:53)RalfM schrieb: Es ist schon wieder irrwitzig. Wenn ich auf meinen Lieblingsverein in Hessen schaue, den SSC Hanau-Rodenbach:
Die Schüler*innen sind verpflichtet, gemeinsam zur Schule zu gehen. Sie sind auf gemeinsame Verkehrsmittel angewiesen. Sie verbringen weitgehend unbeachtet Freizeit miteinander. Wenn aber um 17 Uhr Training draußen am Waldstadion ist, dann ist das verboten.
Es ist eine Schande.

Fakt ist, dass das Virus akut vorhanden ist und sich nicht ignorieren lässt. Es wird so oder so eine Schneise schlagen, wir entscheiden in welche Richtung die Schneise läuft - es ähnelt der Wahl zwischen Pest und Cholera.
- Keine Maßnahmen: exponentielle Infektionen (kann man hier mal selbst berechnen lassen)
- kompletter Lockdown: das Virus wird ausgebremst, das med. System verkraftet die schweren Fälle, die Wirtschaft und die Psyche einiger leidet.

Es gibt keinen "goldenen Schnitt" das sollte jedem klar sein - zu glauben das wirtschaftliche Leben nimmt keinen Schaden ohne Maßnahmen widerlegen Schweden und die USA - wobei die Schweden nicht maßnahmenfrei sind, viele hier angeordnete Regeln werden in Schweden freiwillig befolgt. Die Option sehe ich hier leider nicht wenn ich in die Ballungsräume schaue…

Was man wirklich beklagen muss ist, dass es unsere Gesellschaft /unser System einfach unterlassen hat sich gezielt auf eine zweite Welle vorzubereiten, da wäre nämlich durchaus einiges möglich gewesen, es hätte allerdings sehr schnell im Vorfeld präventiv gehandelt werden müssen und nicht wie jetzt als Reaktion auf die Umstände.


RE: Auswirkungen des Sars-CoV-2 auf die Leichtathletik - linus.bu - 31.10.2020

(31.10.2020, 19:49)lor-olli schrieb: Fakt ist, dass das Virus akut vorhanden ist und sich nicht ignorieren lässt. Es wird so oder so eine Schneise schlagen, wir entscheiden in welche Richtung die Schneise läuft - es ähnelt der Wahl zwischen Pest und Cholera.
Kannst Du das beweisen?


RE: Auswirkungen des Sars-CoV-2 auf die Leichtathletik - aj_runner - 31.10.2020

(31.10.2020, 10:21)lor-olli schrieb: Vor noch nicht allzu langer Zeit prangerten viele die "Panikmache" der Darstellung einer Entwicklung mit 19000 Neuinfizierten täglich an - die Kritiker schweigen und jetzt allerdings und suchen sich andere Kritikfelder. 

Du kannst das Thema aber auch von einer anderen Perspektive aus betrachten. Warum sind wir nicht in der Lage, die vorhandenen Ressourcen so vorzuhalten, dass sie ausgenützt werden können? Bei 1.600 belegten Intensivbetten will man den Pflegenotstand ausrufen, weil das Personal ausgeht, es sind aber noch über 12.000 Betten in Reserve. Rechtzeitig ausreichend Personal zu allokieren für die Gesundheitsämter wurde ebenfalls über Monate hinweg versäumt. Man kann eine Krise auch herbeireden bzw. durch Missmanagement beschleunigen. 30.000, vielleicht sogar 50.000 Infizierte pro Tag dürften kein Problem sein.

Warum lernen wir nicht mit dem Virus zu leben? Wir halten Kinder und Jugendliche vom Sport ab, die für immer verloren sind. Schaue ich in die Fußballmannschaften, dann sind ein Drittel übergewichtig und ein weiteres Drittel koordinativ unbegabt. Der Drop-out von D-Jugend zu C-Jugend ist schon ohne Corona krass. In anderen Sportarten ist das nicht anders. Wir sollten froh sein um jeden, der sich bewegt. Ansonsten sind das die Risikogruppen von morgen. C19 wird nicht der letzte Virus gewesen sein!

Deshalb hoffe ich auch auf die Sportverbände. Es müssten doch Erhebungen ohne große Aufwände möglich sein, wieviel Ansteckungen es durch das Training tatsächlich gegeben hat um aufzuzeigen, dass die Ansteckungen woanders stattfinden. Wenn Entscheidungen der Politik nur noch durch Angst und Panik geprägt sind, werden die Kollateralschäden erheblich.


RE: Auswirkungen des Sars-CoV-2 auf die Leichtathletik - Robb - 31.10.2020

(31.10.2020, 20:05)aj_runner schrieb: 
Du kannst das Thema aber auch von einer anderen Perspektive aus betrachten. Warum sind wir nicht in der Lage, die vorhandenen Ressourcen so vorzuhalten, dass sie ausgenützt werden können? Bei 1.600 belegten Intensivbetten will man den Pflegenotstand ausrufen, weil das Personal ausgeht, es sind aber noch über 12.000 Betten in Reserve. Rechtzeitig ausreichend Personal zu allokieren für die Gesundheitsämter wurde ebenfalls über Monate hinweg versäumt. Man kann eine Krise auch herbeireden bzw. durch Missmanagement beschleunigen. 30.000, vielleicht sogar 50.000 Infizierte pro Tag dürften kein Problem sein.
Wie kommst du auf 1600 belegte Intensivbetten? Wenn du solche Zahlen nennst, dann bitte im Kontext.
Aktuell sind knapp 2000 Intensivbetten in D. von Covid-Patienten belegt. Insgesamt sind aber mehr als 21000 Intensivbetten belegt und rund 7000 frei. ( https://diviexchange.blob.core.windows.net/%24web/DIVI_Intensivregister_Report.pdf )
Wie genau willst du die Zahl der täglich infizierten auf 30-50000 beschränken? Wenn man nicht entgegenwirkt, wie verhindert man ähnliche Zahlen wie in den USA? Ich kapier die Logik nicht, "Es können sich ruhig mehr Leute anstecken, wir haben schließlich Intensivbetten in Reserve". Und wenn die Reserve aufgebraucht ist, heißt es, wieso hat die Politik nicht früher was dagegen unternommen.
Abgesehen davon stimmt deine Rechnung nicht, du müßtest die Zahl der belegten Intensivbetten mit der Zahl der Infizierten von vor 1-2 Wochen vergleichen, weil der Virus erst mit Verzögerung "zuschlägt". Covid-Intensiv-Patienten, die beatmet werden müssen, liegen im Schnitt knapp drei Wochen auf der Intensivstation. Wenn die Zahl der Infektionen also steigt, werden irgendwann die Intensivbetten mit Beatmung ausgehen, weil die Heilung eben länger dauert. Nicht für jedes Intensivbett sind Beatmungsgeräte vorgesehen, die Zahl der für Covid-Patienten geeigneten Betten wird also durch der Zahl der zur Verfügung stehenden Beatmungsgeräte begrenzt.


RE: Auswirkungen des Sars-CoV-2 auf die Leichtathletik - aj_runner - 01.11.2020

Die Kurven sind erstaunlich linear. Anfang August hatten wir 16.000 Infizierte bei 230 belegten Intensivbetten. Jetzt sind es 165.000 Infizierte bei 1.900 belegten Intensivbetten (mit den 1.600 hatte ich die Zahl von Mittwoch im Kopf). Die 7-Tage Notfallreserve liegt nach wie vor bei > 12.000 (das wäre Faktor 6). Das bring aber alle nix, wenn das Personal schon bei 2.000 belegten Betten knapp wird ist.
Die 4 Wochen Lock Down wird wahrscheinlich fast jeder mit der linken Pobacke absitzen. Die Frage ist aber, was kommt danach? Wenn wir nicht lernen mit dem Virus zu leben, werden uns Lock-Down-Maßnahmen noch tief bis in 2022 begleiten.
Bis dahin ist eine Generation an Kinder und Jugendliche im Sport verloren gegangen und das sind die Risikopatienten von morgen.


RE: Auswirkungen des Sars-CoV-2 auf die Leichtathletik - Atanvarno - 01.11.2020

Zur Intensivbettenbelegung verweise ich auch nochmal auf

Corona-Lockdown: Droht tatsächlich eine akute nationale Gesundheitsnotlage?


RE: Auswirkungen des Sars-CoV-2 auf die Leichtathletik - lor-olli - 01.11.2020

(31.10.2020, 20:03)linus.bu schrieb:
(31.10.2020, 19:49)lor-olli schrieb: Fakt ist, dass das Virus akut vorhanden ist und sich nicht ignorieren lässt. Es wird so oder so eine Schneise schlagen, wir entscheiden in welche Richtung die Schneise läuft - es ähnelt der Wahl zwischen Pest und Cholera.
Kannst Du das beweisen?

@linus.bu

Welche Art von Beweis würde Dir denn für eine PROGNOSE reichen? (und kennst Du Dich mit den entsprechenden Modellrechnungen / Instrumenten aus?)

Die Erkenntnisse aus der ersten Welle lassen aber einige belastbare Schlüsse zu:

- ein früher, harte Lockdown zeigt auch bei kurzer Laufzeit starke Wirkung: weniger Infizierte, weniger Tote (Unterschiede siehe > Norwegen - Schweden - Finnland weil eben strukturell vergleichbar)
- kein oder ein zu später, längerer Lockdown verschlimmert die Probleme eher, bzw. schadet wirtschaftlich am Ende und hält die Epidemie nicht wirklich auf (Frankreich / GB)
- ungebremste Ausbreitung wie in Brasilien oder den USA führen zu einer massiven Viruswelle - die Wirtschaft wird dann eben nicht durch lockdowns sondern durch die Krankheitswelle belastet.

Ich wieder hole mich, aber es nutzt nicht in dichten Besiedlungsräumen wie Europa nicht nur auf die Landesgrenzen zu schauen, die kümmern einen Virus nicht und solange grenzüberschreitender Verkehr stattfindet (eher stattfinden muss so wie unsere Ökonomie gestrikt ist), gilt es auch die Entwicklung hinter der Grenze zu betrachten (in Belgien etwa ist die Infektionsrate je Einwohner gerechnet 6 mal so hoch wie in D, die Todesrate sogar 9 mal so hoch, zu Tschechien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz gibt es ähnliche Missverhältnisse).

Die konkurrierenden Schneisen die ich ansprach sind massive Infektionswellen ohne Maßnahmen oder gebremste Infektionswellen mit wirtschaftlichen Einschnitten bei Lockdowns oder Teillockdowns. Zu glauben ohne regulierende Maßnahmen gäbe es keine wirtschaftlichen Schäden sollte noch mal zu Denken anfangen, in GB gab es bisher kaum / wenig Einschränkungen, die Wirtschaft leidet dort aber extrem.

Was kosten Krankheits- und Quarantänetage? Die Summe ist direkt von der Zahl der Infizierten abhängig… (auch in D werden die Krankenkassenbeiträge nächstes Jahr um mindestens 1-1,4 % steigen, es sei denn die Politik möchte dies gezielt verhindern)

Die "Beweise" die Du möchtest (harte Fakten) haben wir in zwei Jahren (so lange dauert die statistische Auswertung in D nun mal, weswegen "wir" auch nicht den internationalen statistischen Standards genügen - mit Ausnahme von Hessen und Berlin im med. Bereich), entscheiden und planen müssen wir trotzdem - auf Modellrechnungen aufbauend… Und wenn man sich die Welt anschaut, hat es Deutschland bisher so ziemlich mit am besten hinbekommen die Waage zu halten und schnell sowie vorausschauend zu reagieren.


RE: Auswirkungen des Sars-CoV-2 auf die Leichtathletik - Atanvarno - 01.11.2020

(01.11.2020, 10:24)lor-olli schrieb: Ich wieder hole mich, aber es nutzt nicht in dichten Besiedlungsräumen wie Europa nicht nur auf die Landesgrenzen zu schauen, die kümmern einen Virus nicht und solange grenzüberschreitender Verkehr stattfindet (eher stattfinden muss so wie unsere Ökonomie gestrikt ist), gilt es auch die Entwicklung hinter der Grenze zu betrachten (in Belgien etwa ist die Infektionsrate je Einwohner gerechnet 6 mal so hoch wie in D, die Todesrate sogar 9 mal so hoch, zu Tschechien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz gibt es ähnliche Missverhältnisse).

In ganz Europa verlangsamt sich der Anstieg der Infektionszahlen, aber ganz Europa geht in den Lockdown.

https://ourworldindata.org/coronavirus-data-explorer?zoomToSelection=true&time=2020-10-11..latest&country=DEU~CHE~FRA~BEL~GBR~CZE&region=World&casesMetric=true&interval=weeklyChange&aligned=true&smoothing=0&pickerMetric=location&pickerSort=asc

Zitat: ein früher, harte Lockdown zeigt auch bei kurzer Laufzeit starke Wirkung: weniger Infizierte, weniger Tote (Unterschiede siehe > Norwegen - Schweden - Finnland weil eben strukturell vergleichbar)

Schaut man statt nur auf die Covidtoten auf die Gesamtmortalität und berücksichtigt, dass Schweden 2019 eine massive Untersterblichkeit hatte, die jetzt über den Harvestingeffekt wieder reingeholt wird, ist in Schweden genau gar nichts passiert.

Dass Lockdowns wirklich viel gebracht haben, ziehe ich immer noch in Zweifel. Die scheinbare Wirksamkeit des Lockdowns in Europa fiel genau mit dem saisonalen Ende der Coronazeit zusammen. Und der jetzige Anstieg hat mehr mit dem saisonalen Beginn der Coronazeit als mit fehlenden oder schlechten Maßnahmen zu tun.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - gera - 01.11.2020

China meldet 24 Neuinfizerte , also praktisch Null.
Was macht China anders als wir in Europa, bzw. wa haben sie anders gemacht?
Denn gerade jetzt sollte man nach Alternativen zu x lockdows suchen.