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Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Druckversion

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RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 07.10.2020

(07.10.2020, 14:32)lor-olli schrieb: Letztlich geht es auch nicht um die Befindlichkeit Einzelner, sondern einer Gesamtgesellschaft, unsere Demokratie schützt nach Beschluss der Mehrheit die Schwächsten der Gesellschaft besonders (Kinder, Kranke, Alte) und ich hoffe sehr, dass sich daran nichts ändert.

Das unterschreibe ich. Der Weg zum Ziel ist die Frage. Hat die Firma Deiner Frau was?


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 07.10.2020

(07.10.2020, 14:32)lor-olli schrieb: Letztlich geht es auch nicht um die Befindlichkeit Einzelner, sondern einer Gesamtgesellschaft, unsere Demokratie schützt nach Beschluss der Mehrheit die Schwächsten der Gesellschaft besonders (Kinder, Kranke, Alte) und ich hoffe sehr, dass sich daran nichts ändert.

Der Schutz der gesamtgesellschaftlichen Strukturen ist aber auch das Argument, mit dem Schweden seine Coronastrategie rechtfertigt. Eine gesunde Gesellschaft definiert sich eben nicht nur durch vermiedene Tote, sondern über ein funktionelles Gemeinwesen, beispielsweise mit offenen Kindergärten und Schulen und einem generell angstärmeren Alltagsleben als es hier der Fall ist.


Sollen denn allen Ernstes Situationen wie auf dem in #1169 verlinkten Bild die neue Normalität sein (das ist nicht gestellt, das ist aus dem Mai 2020. Bildunterzeile: Neue Wege der Begegnung)?

Oder die landesweite Maskenpflicht im Freien wie in Italien?


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 07.10.2020

https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_88711582/corona-beherbergungsverbot-fuer-reisende-aus-inlaendischen-risikogebieten.html

(...) nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich (...)


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 07.10.2020

Ich verweise mal auf folgende Untersuchung, im Fazit kommt man zum Schluss:

- Die Grippe und Covid19 scheinen ähnlich, bezüglich Sterblichkeit und Folgen gibt es aber fundamentale Unterschiede. Die Sterblichkeit liegt bei Covid 19 (über alle Alterklassen gerechnet) bei 8 von 1000, bei der Influenza 2018-2019 lag sie bei 0,5 pro 1000.

Klingt nicht dramatisch, aber die Betroffenen die im Krankenhaus landen müssen 3 mal so häufig beatmet werden, müssen in der Regel in etwa doppelt so lange behandelt werden und tragen (das steht nicht in dieser Studie aber in einer weiteren, brandneu und leider noch nicht frei zugänglich) etwa 5 mal so häufig neurologische Schäden davon.

- Die Sterblichkeit bei Covid19 für ältere Menschen lässt sich mindestens halbieren, eher dritteln, wenn man diese Gruppe stärker schützt (oder sie sich selbst. Maskentragen, Kontakte überwachen und auf einen kleineren Kreis begrenzen).

In D ist trotz steigender Zahlen eine dramatische Wendung eher nicht in Sicht, ABER einen Lernerfolg aus der ersten Welle gibt es: Es kommt gar nicht so sehr auf die einzelnen Maßnahmen an, sondern auf den Zeitpunkt zu dem sie in Kraft gesetzt werden, nämlich dann wenn es noch keine dramatische Entwicklung gibt - dann erspart man sich einen Lockdown!
In GB, Frankreich und Spanien beginnen die Infektionen aktuell aus dem Ruder zu laufen, ein neuerlicher Lockdown läuft örtlich schon und wird sehr wahrscheinlich die nächsten Tage und Wochen noch ausgeweitet.

Den Blick nur nach D zu richten ist kurzsichtig, jede Reisewelle birgt ein potenzielles Risiko (potenziell = eben noch nicht zur Gänze abschätzbar), es kann muss aber nicht zur Krise werden. Um letzteres zu verhindern muss man die Handlungsvollmacht behalten (Maßnahmen, Nachverfolgungen, Quarantäneanordnungen), ich habe jetzt lange genug das Gezeter und Gezerre in der zweiten Linie hinter den Verantwortlichen miterlebt, da herrscht alles andere als Einigkeit und jeder möchte sein eigenes Süppchen kochen (Lockerungen/Verschärfungen, lokal/regional/national, Verwarnungen oder Busgelder in unterschiedlicher Höhe, Abschottung gegen bestimmte Kreise / Regionen mit HotSpots etc.)

Unter diesen Bedingungen muss versucht werden, auch nach außen hin (zur Bevölkerung) ein vermittelbaren Weg zu gehen und nicht der Versuchung zu erliegen Einzelinteressen nachzugeben (um als Leichtathlet zu sprechen: die Fußballer hier betreiben eine Art der Lobbyarbeit, die mittlerweile schon beinahe unverschämt zu nennen ist, wir aber andernorts nicht viel anders sein).

Es ist einfach seine Meinung in sozialen Medien oder "Anti-Corona-Demos" (was auch immer das sein soll) heraus zu posaunen, wenn man dann aber vor der Aufgabe steht Eltern zu erklären warum bestimmte Hygienevorschriften in Schulen gelten müssen, warum die Lage in den Krankenhäusern und Alten so gehalten werden muss, dass sie bei einem Anstieg der Zahlen nicht zusammenbrechen, wenn man die Haushaltskassen ansieht und akzeptieren muss (aktuell), dass einfach nicht genug Personal vorhanden oder zu bekommen ist (Polizei, Rettungsdienste, Pflegekräfte, oft nicht einmal genug um eine gesicherte Statistik erstellen zu können - lor-olli arbeitet übrigens unbezahlt, dafür aber auch nicht mehr 40 Stunden die Woche…).

Die bezahlten Kräfte haben aktuell ihre Überstundenzahlen knapp verdreifacht, aber die "Unentwegten" schreien nach "Freiheit"… wie sie im Fall einer Entwicklung wie in GB, Frankreich, Spanien, Schweden (auch da kündigen Pflegekräfte ihre Jobs), den USA und vielen anderen reagieren wollen ist ungeklärt. Vollgas und mal sehen ob die Bremse funktioniert? Ist diesen Leuten nicht klar, dass es am Ende genau den Lockdown bedeutet, den wir bisher vermieden haben?


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 07.10.2020

(07.10.2020, 17:07)lor-olli schrieb: Klingt nicht dramatisch, aber die Betroffenen die im Krankenhaus landen müssen 3 mal so häufig beatmet werden, müssen in der Regel in etwa doppelt so lange behandelt werden

Ist das immer noch so? Die Behandlung von Covid-19 hat sich doch deutlich verbessert. Es wird generell weniger beatmet und mit beispielsweise Remdesivir und Dexamethason gibt es wirksame Therapeutika.

Zitat:und tragen (das steht nicht in dieser Studie aber in einer weiteren, brandneu und leider noch nicht frei zugänglich) etwa 5 mal so häufig neurologische Schäden davon.

Dauerhaft? Wie würde man das jetzt schon beurteilen können. Auch andere virale Erkrankungen lösen temporäre neurologische Beeinträchtigungen aus, die sich aber wieder geben.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 07.10.2020

In der Charité hängen gerade 21 Personen an der Beatmung (Info von heute abend; ich bin viele Jahre für die 5x5 km-Staffel gelaufen).  Das ist in einem Millionenraum mit so guter Gesundheitsversorgung einfach Normalzustand.


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Diak - 07.10.2020

(07.10.2020, 20:30)RalfM schrieb: In der Charité hängen gerade 21 Personen an der Beatmung (Info von heute abend; ich bin viele Jahre für die 5x5 km-Staffel gelaufen).  Das ist in einem Millionenraum mit so guter Gesundheitsversorgung einfach Normalzustand.

es behauptet doch auch niemand, dass die derzeitige Situation nicht beherrschbar oder besonders problematisch wäre. Wir können nicht wissen, welche Inzidenz dauerhaft gut tragbar wäre (Stichwort Perkulation) und deswegen ist es sinnvoll, jetzt maßvoll und gezielt gegenzusteuern statt später wieder mit dem Hammer oder aber gar nicht draufzuhauen, was beides fatale Folgen hätte.
Gerade die Vorabfassung der Empfehlungen meines Verbandes gelesen. Hürdendesinfektion ist wieder drin. Ich sattle Rosinante... Confused


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - Atanvarno - 07.10.2020

Zitat:Ich sattle Rosinante.. Confused

Ich mach den Esel fertig und komme mit


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - lor-olli - 07.10.2020

Ich gebe den Sancho Panza…

Es läuft sicher nicht alles rund, aber man kann gewissen Tatsachen einfach nicht ausweichen und die entscheidende heißt: Anderes ist politisch zur Zeit nicht durchsetzbar! Ich mache schon recht lange Wahlanalysen (so bin ich überhaupt an diese aktuelle Beschäftigung geraten) und Umfragen, Stimmung und parteipolitische Absichten sind eindeutig, die Mehrheit der Wähler steht so klar hinter den Maßnahmen, dass es sogar die AFD und andere Oppositionparteien Punkte kostet…

Glaubt hier jemand ernsthaft das die aktuell Verantwortlichen etwas anderes anzugehen wagen? Den Großteil der Maßnahmen trage ich mit, über Einzelnes sollte man schon sprechen, aber ein "weiter wie vorher" ist nicht drin und es wäre auch nicht klug. Aktuell in D heute 4000 Neuinfektionen, kein großes Problem, auch weil es nicht unbedingt die Hochrisikogruppe trifft. Wann wäre es kritisch? Knapp 20000 an einem Tag wie France, 14000 wie in GB? Vor 14 Tagen lag GB auch noch bei knapp 4000. Keine Panikmache (auch weil D die Situation ganz anders "handelt"), aber ab einer gewissen Menge wird die Eindämmung und Nachverfolgung auch mit funktionierender Excel-Liste schwierig…


RE: Sars-CoV-2: allgemeine Diskussion - RalfM - 08.10.2020

Aber warum gehen die Neuinfektionen in die Höhe? Weil es neben der Akzeptanz der Schutzmaßnahmen große Teile der Bevölkerung gibt, die sich mittlerweile bewusst verweigern. Das sind nicht mehr teilgesteuerte Initiativen aus Stuttgart, es sind ganz andere Milieus. Die kann man nicht zurückholen. Als nächstes wird Hamburg aufholen.