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Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Druckversion

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RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Jo498 - 13.01.2020

Es würde ggf. vermutlich eine Übergangsphase geben, aber die praktische Durchführung wäre nicht unproblematisch. Dass es unfair ggü. einzelnen Athleten wäre, würde bei so einer Regel eh in Kauf genommen. So in der Art, dass es momentan ja auch "unfair" ist, dass nicht jede/r so dünn sein kann, ohne sich ständig zu verletzen. Es ist m.E. so ähnlich wie eine Begrenzung auf eine bestimmte Anzahl Trainingsstunden oder -kilometer. Natürlich kann es ungesund sein und zum Karriereende führen, wenn jemand zu viel Umfang oder zu viel Intensität macht, genauso wie das bei einem zu geringen Gewicht der Fall sein kann. Und genauso klar ist, dass man diese Grenzen im professionellen Sport normalerweise ausreizen will und dass die individuellen Unterschiede hier einen Teil dessen ausmachen, was man mit "Talent" meint! Es ist Teil des Talents, hartes Training ohne häufige Verletzungen zu überstehen.

Wie Robb oben sagte, müsste man, wenn man das prinzipiell für unverantwortlich hält, bestimmte Sportarten gleich ganz verbieten und dann wären auch Reglementierungen zum Gewicht und zum max. Trainingsumfang akzeptabel. Wir verbieten aber weder Sportarten, die sehr hohes unmittelbares Verletzungsrisiko bis zum Tode (Motorsport, Radsport, Ski-Abfahrt etc.) haben, noch solche, die evtl. Spätfolgen bzgl. Gelenke etc. nach sich ziehen (und das dürfte bei fast jedem Leistungssport ein Risiko sein).

Leichtathletik ist nunmal eine Sportart, die  häufig "genetische Freaks" begünstigt und extreme Körperformen belohnt oder hervorbringt.
Das kann man schlecht ändern und die Regelung des Körpergewichts wäre unfair und würde v.a. auch ihr Ziel nur teilweise erreichen. So ist das "bodyshaming" bei Dutkiewicz u.a. eine ganz andere Sache und tritt bei BMI 20-22 weit oberhalb jeder plausiblen Untergrenze auf. Und bei den sehr schlanken Läufer/innen und im Hochsprung sind die individuellen Unterschiede sehr wahrscheinlich zu groß. Und wegen zu vieler Faktoren ist eben kaum überprüfbar, wer aufgrund Veranlagung sehr dünn ist und wer aufgrund bewusster Diät. Zahlreiche Läuferinnen sind mit BMI unter 18 nicht häufiger verletzt als welche mit BMI 19. Die erste Gruppe würde unfair behandelt, weil ihr genetischer Vorteil egalisiert würde, eine zweite Gruppe wäre auch mit BMI 19 noch unter ihrem gesunden Gewicht und ständig verletzt bzw. einem hohen Risiko ausgesetzt, eine dritte hätte den Vorteil, da ihr ideales Renngewicht gerade noch über der Schwelle läge.

Es kann ja mal jemand eine Statistik mit Verletzungen, bes. Ermüdungsbrüchen u.ä., die oft auf zu geringes Gewicht zurückgehen, machen. In Deutschland war zB Anna Gehring in den letzten drei Jahren sehr häufig verletzt und die sieht überhaupt nicht ungesund dürr aus.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 13.01.2020

(12.01.2020, 23:38)Atanvarno schrieb:
(12.01.2020, 15:59)krebsan schrieb: Aber Leistungssportler, die massiv untergewichtig sind, ohne krank zu sein, weil es ihrer natürlichen Veranlagung entspricht (was meiner Meinung nach kaum überprüfbar ist!), sind sicherlich in der Lage, z.B. über gezieltes Krafttraining ein paar wenige Pfunde zuzunehmen, ohne völligen Leistungseinbruch. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie davon dann letztlich auch bezüglich Belastbarkeit und Gesundheit profitieren, erscheint mir sehr gross (und ich bin sicher, dass ein Nutzen für die Mehrheit der Betroffenen auch wissenschaftlich belegt werden kann).

Klosterhalfen müsste also 6,5kg magere Muskelmasse zulegen, während sie gleichzeitig ein anspruchsvolles Mittel- und Langstreckentraining absolviert. Wie lange soll das dauern und wird sie in dieser Zeit für Wettkämpfe gesperrt?

Ich glaube Deca durabolin oder Dianabol wären da das Mittel der Wahl Teufel

Das stimmt. Da ich mich nicht explizit mit Klosterhalfen beschäftigt habe, habe ich das Ausmass des Untergewichts noch deutlich unterschätzt. Erinnere mich nur daran, wie sie im Letzigrund vor uns vorbeigelaufen ist, und meine Kinder über ihren Körperbau ziemlich entsetzt waren.
Aber sie wird ja sicherlich medizinisch gut versorgt, und alles ist absolut bedenkenlos...


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 13.01.2020

(13.01.2020, 09:49)Jo498 schrieb: Es ist Teil des Talents, hartes Training ohne häufige Verletzungen zu überstehen.

Hm ja. Die Chinesen treiben das im Kunstturnen ja auf die Spitze - wer übrig bleibt, ist Weltklasse. Meine Kinder würde ich aber von diesem Karriereweg fernhalten.

Aber ich möchte noch einmal betonen, dass es mir nicht um staatliche Verbote geht, sondern um Verbandsregeln. Wie auch alle aufgeführten Verbände nicht verboten sind (wobei: Autorennen in der Schweiz schon), aber sich alle nur schon aus Reputationsgründen bemühen, die Sicherheit ihrer Athleten zu verbessern und Risiken zu minimieren.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - RalfM - 13.01.2020

(13.01.2020, 13:29)krebsan schrieb: Meine Kinder würde ich aber von diesem Karriereweg fernhalten.
Die werden dir eh bald was pusten.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 14.01.2020

(13.01.2020, 23:05)RalfM schrieb:
(13.01.2020, 13:29)krebsan schrieb: Meine Kinder würde ich aber von diesem Karriereweg fernhalten.
Die werden dir eh bald was pusten.

Ist das so?
Nach meiner Erfahrung kann man keinen Jugend-Leistungssport betreiben, wenn die Eltern dagegen sind. Wie soll das gehen? Und auch mein Sohn, der jetzt an der Eingangsschwelle steht, braucht viel Verständnis und Support durch die Eltern und dann auch immer wieder mal eine Unterschrift. Für Schulabsenzen, für zusätzliche Trainings, für das Trainingslager, für die allfällige Sportschule.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Diak - 14.01.2020

(12.01.2020, 09:27)Atanvarno schrieb: AtanAbnehmen verbessert meine Leistung nur, wenn ich gesund bleibe, die in einen ungesunden Bereich gerichtete Gewichtsabnahme verringert meine Leistungsfähigkeit.
Atanvarno

Sorry, aber das greift zu kurz: Eine Gewichtsabnahme, die über einen längeren Zeitraum zu anovulatorischen oder ausbleibenden Zyklen führt, verringert die Knochendichte. Das ist ungesund, verringert die Leistungsfähigkeit aber nur verzögert, ggf. auch gar nicht. Das Ostheoporoserisiko steigt aber langfristig.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - RalfM - 14.01.2020

(14.01.2020, 06:34)krebsan schrieb:
(13.01.2020, 23:05)RalfM schrieb:
(13.01.2020, 13:29)krebsan schrieb: Meine Kinder würde ich aber von diesem Karriereweg fernhalten.
Die werden dir eh bald was pusten.

Ist das so?
Nach meiner Erfahrung kann man keinen Jugend-Leistungssport betreiben, wenn die Eltern dagegen sind. Wie soll das gehen? Und auch mein Sohn, der jetzt an der Eingangsschwelle steht, braucht viel Verständnis und Support durch die Eltern und dann auch immer wieder mal eine Unterschrift. Für Schulabsenzen, für zusätzliche Trainings, für das Trainingslager, für die allfällige Sportschule.

Bitte entschuldige, dass ich Dir zu nahe getreten bin, wir kennen uns von Angesicht ja gar nicht. Wenn Eltern dagegen sind, können sie es natürlich verhindern. Wenn Eltern den Drang ihrer Kinder spüren, legt sich vielleicht ihr Widerstand.

Eine Unterschrift kostet nichts.

Ich war als ungewöhnlicher Sportler in jungen Jahren als ungewöhnlich Interessierter in einer Konfliktsituation. Niemand war Akademiker in dieser Familie, und ich hatte mit 15 beschlossen, Mineraloge zu werden. Mein Vater (Kreisrekordler im 100-km-Straßenlauf) hatte andere Absichten, aber hinterher war er stolz auf mich.

Mein Ansatz, aus der Erfahrung heraus, ist, immer erst mal allen ganz viel zuzutrauen. Es gibt so viel Talent,

Ralf


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - gera - 15.01.2020

in manchen Disziplinen bringt ein geringeres Körpergewicht schon Vorteile.
Und es ist verständlicgh,dass Trainer + Athleten dies ausprobieren.
Wird zuviel Gewicht gemacht , wird der Körper auf Dauer mit einer Leistungsminderung reagieren.
Bringt weniger Gewicht nur Leistungssteigerung ist doch alles in Ordnung.
Schließlich trainieren Sportler in allen Disziplinen bis an die Grenze das Möglichen. Keiner wird vorschreiben wollen, wieviele km ein Läufer laufen darf. Übertreibt er,vom Umfang oder falschen Übungen wird der Körper reagieren, meist mit Verletzungen.
Es wird immer Athleten/Trainer geben, die wegen eines kurzzeiten Erfolges die Gesundheit aufs Spiel setzen, dagegen kann man nichts machen.
Einen einheitlichen BMI einzuführen , ist schon wegen der unterschiedliche angeborenen Gegebenheiten nicht möglich.

Ich denke, einen einheitlichen BMI fest zu setzen , bringt nichts, das regelt sich von allein.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - sub4 - 15.01.2020

Ich denke, einen einheitlichen BMI fest zu setzen , bringt nichts, das regelt sich von allein.


Die Leichtathletik wird gerade dadurch charakterisiert, dass ganz verschiedene Athletentypen mit unterschiedlichstem Körperbau in den verschiedenen Disziplinen Sprint, Sprung, Lauf antreten. Groß, klein, kräftig, schlank - warum sollte gerade diese Vielfalt jetzt zum Problem werden?!


Jeder Körperbau im Leistungssport, der abweichend der "Norm" ist bringt verschiedene gesundheitliche Risiken mit sich. 
Es ist aktuell nur leider absolut im Trend (damit sich die zunehmende Masse an übergewichtigen Menschen besser fühlen?!) auf den schlanken Menschen rumzuhacken.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - lor-olli - 15.01.2020

Es geht hier NICHT um Bodyshaming, es geht einzig und allein zum Schutz einiger Athleten, zum einen die Gefahr überhaupt deutlich zu machen, zum anderen einen Punkt zu haben gefährdete Athleten vor sich selbst (oder vor Trainern wie beim NOP…) zu schützen.

Eines der Phänomene der Anorexie ist eben die gestörte Selbstwahrnehmung und die Gefahr sich zu Grunde zu hungern - Einsicht bei Betroffenen ist in über 90% der Fälle nicht vorhanden! Da Dritte die Gefahr zuerst am äußeren Erscheinungsbild erkennen (wer kennt schon das präzise Essverhalten wenn nicht gerade die Eltern - und nicht einmal die erkennen das Problem frühzeitig) und dies korreliert nun mal sehr gut mit dem BMI! Das Problem ist hier "Spreu vom Weizen" zu trennen, nicht jeder Dünne ist magersüchtig und nicht jeder Magersüchtige/Essgestörte fällt sofort auf.

Ein weiteres Problem ist, dass die Folgen der Anorexie oft erst dann kritisch werden, wenn es zu spät ist (es gibt eine nicht zu unterschätzende Todesrate!) und ein weiteres Problem ist, dass die Person überlebt aber Spätfolgen erleidet (Osteoporose, nachhaltig und langfristig gestörte Magen/Darmflora, Entzündungen und vieles ist so noch gar nicht als Folge bekannt).

Ein drittes Problem ist das häufig projezierte Idealbild junger Frauen (Männer sind diesbezüglich nicht so stark gefährdet, weil "Spargeltarzan" derzeit kein Ideal ist), ein großer Teil der "Models" ist definitiv grenzwertig untergewichtig, wird aber von einer Industrie und den Medien "gehyped"

Fazit: Ein BMI ist ein Indiz, aber allein damit löst man das Problem nicht. Komplexer / schwieriger aber idealer wäre im Grenzfall eine medizinische Evaluation und eine leistungssportliche Unbedenklichkeitsbescheinigung von einem geeigneten Mediziner…