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Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Druckversion

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RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - MZPTLK - 09.01.2020

BMI ist ein quantitatives Kriterium,
damit ist schon klar, dass das Blödsinn ist.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Atanvarno - 09.01.2020

Der Vorteil eines quantitativen Kriteriums im Gegensatz zu einem qualitativen ist, dass es erheblich einfacher zu überprüfen ist.

Ich wäre allerdings, wenn man denn unbedingt Schutzmaßnahmen einführen möchte, auch dafür, eher ein ärztliches Attest zu verlangen, wie das bspw. in der Modelbranche in Frankreich per Gesetz vorgeschrieben ist. Wenn ich das richtig verstehe, scheint das ja auch bei den im Ausgangsbeitrag dargestellten Maßnahmen bei den Skilangläufern so zu sein. Der BMI ist nur eines der Kriterien, das von einem Arzt evaluiert wird.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 09.01.2020

Danke fürs Abtrennen!

@JoelH: So fundiert, wie es in einem Forum, als persönliche Stellungnahme nötig ist, ja. Ich habe ja keinen Antrag gestellt, über den abzustimmen ist. Du wirst andererseits ja auch kaum behaupten, dass ein leicht höheres Gewicht bei sehr leichten Menschen nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Verbesserungen der Gesundheit führt, oder? Bestenfalls nutzt es nichts.

@Robb: Das Ausbleiben der Monatsblutung wegen Mangelernährung ist glaube ich gut beschrieben. Und anderes auch. Persönlich empfinde ich das als Problem, als grenzwertige Gesundheitsbeeinflussung. Natürlich könnte man jetzt statt eines BMI-Grenzwertes auch regelmässige ärztliche Atteste einfordern. Wäre sogar sinnvoll. Aber welche Ärzte sollen das denn sein? Unabhängige? Man kann auch an die Eigenverantwortung der Sportler/innen appelieren. Aber wie wir wissen, würden viele auch Doping nehmen, wenn das zulässig wäre und zum Erfolg führen würde, trotz aller gesundheitlichen Bedenken.

@Jo498: Wenn der Vorschlag der Problemlösung nicht gefällt, wäre es sinnvoll, einen eigenen, besseren Vorschlag zu machen.
Ausserdem bin ich nicht überzeugt, dass es eine Stärke der Leichtathletik ist, dass erst relativ spät "professionell" trainiert wird - obwohl vielfach doch schon früh recht grosse Umfänge absolviert werden. Gerade wenn mit dem Professionell auch der Status der Trainer gemeint ist. Persönlich wäre es mir lieber, meine Söhne würden in einem professionellen Umfeld trainieren, mit gut ausgebildeten Trainern und angemessener medizinischer Betreuung. Leider fehlt die entsprechende Finanzierung.

@MZPTLK: Das verstehe ich gerade nicht. Zudem: Wenn eine (Schutz-)Sperre auch juristisch verheben soll, braucht es klare Werte, kein "wer leisten kann, ist sicherlich gesund".

Abschliessend: Man kann sicherlich geteilter Meinung sein, was Eigenverantwortung und Mündigkeit von Athleten betrifft, und was die Fürsorgepflicht von Trainern, Ärzten und Verbänden anbelangt (habe gerade von einem angedachten Kopfballverbot für junge Fussballer gelesen - das wird wohl auch kaum kommen...). Vermutlich wird der Staat hier auch nicht eingreifen, und international sind solche Vorgaben vermutlich sowieso nicht mehrheitsfähig.

Dennoch ist es nicht verboten, sich zu überlegen, wie eine Sportart auftreten möchte. Ich persönlich glaube, dass es viele Eltern gibt, die ihre Kinder nicht in den Leistungssport lassen, aus Angst auch vor körperlicher Überlastung, Krankheit und Verletzungen. Da hat der Verband auch einen Ruf zu verlieren (oder zu polieren) und die Botschaft auszusenden, dass die Kinder und Jugendlichen in besten Händen sind.


RE: Konstanze Klosterhalfen trainiert beim NOP/Pete Julian - Diak - 09.01.2020

(08.01.2020, 23:39)RalfM schrieb:
(08.01.2020, 22:01)Diak schrieb: Dein Zynismus zeigt aber, dass es noch sehr viel mehr zu tun gibt... Ich habe ja geschrieben, dass ich keine Lösung habe und den BMI als Maß kritisch sehe, wir haben hier ein strukturelles Problem unserer Sportart, (...)

Ohne jetzt zynisch sein zu wollen, und ohne auf den sehr speziellen untypischen Pam-"Fall" eingehen zu wollen - wäre dann nicht Leichtathletik als Wettkampfsport an sich das Problem?

Dahinter stünde m.E. ein anderes Problem: Darf man ein Selbstbild haben oder wird das vorgeschrieben.

Und von wem? krebsan? Diak?

...

Die Leichtathletik als Wettkampfsport ist nicht das Problem - insbesondere im Lauf und im Hochsprung ergibt sich die Herausforderung, dass es zunächst leistungsförderlich ist, sehr leicht zu sein. Leistungseinbußen durch zu geringes Gewicht stellen sich in der Regel mit Verzögerung ein. Für viele junge Athlet*innen ergibt sich daraus - in einer ohnehin anspruchsvollen persönlichen Entwicklungsphase - der Druck, dass sie scheinbar erheblich abnehmen müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Diesem Druck gilt es pädagogisch, sportfachlich, medizinisch und menschlich angemessen zu begegnen. Ich habe den Eindruck, darin sind wir uns hier weitgehend einig.

Zunächst hilft es, ein Problem als solches wahrzunehmen und anzuerkennen, zahlreiche Maßnahmen sind möglich und bislang nicht flächendeckend durchgesetzt, ohne dass Regeln verändert und natürlich sehr dünne Menschen ausgeschlossen werden müssen.

Atanvarnos Idee eines sportärztlichen Attests könnte durchaus auch in Kombination Verwendung finden (ab BMI x ist strengeres Sporttauglichkeitsattest einzureichen) Das ändert aber nichts an Euren Argumenten: Kein seriöser Arzt wird bescheinigen, dass Leistungssport mit deutlichem Über- oder Untergewicht nicht problematischer wäre als mit Normalgewicht.

Sporttauglichkeitsbestätigungen sind ja schon Pflicht (wer's noch nicht mitbekommen hat: Sie müssen inzwischen nicht nur gemacht, sondern auf Nachfrage bei deutschen Meisterschaften auch belegt werden, wir waren alle recht nervös, als wir das in Ulm plötzlich sollten und das so ziemlich keiner auf dem Zettel hatte Smile


RE: Konstanze Klosterhalfen trainiert beim NOP/Pete Julian - RalfM - 09.01.2020

(09.01.2020, 16:01)Diak schrieb: Für viele junge Athlet*innen ergibt sich daraus - in einer ohnehin anspruchsvollen persönlichen Entwicklungsphase - der Druck, dass sie scheinbar erheblich abnehmen müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Diesem Druck gilt es pädagogisch, sportfachlich, medizinisch und menschlich angemessen zu begegnen. Ich habe den Eindruck, darin sind wir uns hier weitgehend einig.

Da wird niemand zu widersprechen wagen. Und wohl kaum einer widersprechen wollen. Insofern ging es bei der Diskussion eigentlich um nichts.
Zitat:Sporttauglichkeitsbestätigungen sind ja schon Pflicht (wer's noch nicht mitbekommen hat: Sie müssen inzwischen nicht nur gemacht, sondern auf Nachfrage bei deutschen Meisterschaften auch belegt werden, wir waren alle recht nervös, als wir das in Ulm plötzlich sollten und das so ziemlich keiner auf dem Zettel hatte Smile

Ich brauchte solche, als ich vor ein paar Jahren Lust auf Ultramarathonlaufen bekommen hatte. Um von Berlin an die Ostsee am Stück laufen zu dürfen, brauchte ich eine ärztliche Tauglichkeitsbescheinigung. Da radelt man auf dem Ergometer. Es ist ein Stück Papier, das nicht zum Wohle der Athleten existiert, sondern vom Veranstalter im Zweifelsfall gegenüber einem Versicherungsunternehmen oder sonstigem Kläger vorgebracht werden kann.


RE: Konstanze Klosterhalfen trainiert beim NOP/Pete Julian - krebsan - 10.01.2020

(09.01.2020, 19:29)RalfM schrieb:
(09.01.2020, 16:01)Diak schrieb: Für viele junge Athlet*innen ergibt sich daraus - in einer ohnehin anspruchsvollen persönlichen Entwicklungsphase - der Druck, dass sie scheinbar erheblich abnehmen müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Diesem Druck gilt es pädagogisch, sportfachlich, medizinisch und menschlich angemessen zu begegnen. Ich habe den Eindruck, darin sind wir uns hier weitgehend einig.

Da wird niemand zu widersprechen wagen. Und wohl kaum einer widersprechen wollen. Insofern ging es bei der Diskussion eigentlich um nichts.

Doch. Einerseits wurde das Problem grundsätzlich in Frage gestellt. Und andererseits ging es um die angemessene Reaktion, auf eben dieses "pädagogisch, sportfachlich, medizinisch und menschlich angemessen". Findet das statt, und wer ist hier in der Pflicht?


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - MZPTLK - 10.01.2020

(09.01.2020, 15:59)krebsan schrieb: @MZPTLK: Das verstehe ich gerade nicht. Zudem: Wenn eine (Schutz-)Sperre auch juristisch verheben soll, braucht es klare Werte, kein "wer leisten kann, ist sicherlich gesund".

Klare Werte?
Von aussen - also von einem Gremium von 'Fachleuten' an für unmündig erklärten Athleten vorbei -
beschlossen und verkündet, um 'Gerichtsfestigkeit' zu erlangen?
No way!

Wir müssen unbedingt aufpassen, dass wir nicht wieder bei ausgemergelten Skispringern
oder Turnerinnen landen, deren Wachstum hormonell manipuliert wird.

Seit der mittelalterlichen Magna Charta sollten solche Anmassungen der Vergangenheit angehören.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 10.01.2020

(10.01.2020, 12:33)MZPTLK schrieb:
(09.01.2020, 15:59)krebsan schrieb: @MZPTLK: Das verstehe ich gerade nicht. Zudem: Wenn eine (Schutz-)Sperre auch juristisch verheben soll, braucht es klare Werte, kein "wer leisten kann, ist sicherlich gesund".

Klare Werte?
Von aussen - also von einem Gremium von 'Fachleuten' an für unmündig erklärten Athleten vorbei -
beschlossen und verkündet, um 'Gerichtsfestigkeit' zu erlangen?
No way!

Wir müssen unbedingt aufpassen, dass wir nicht wieder bei ausgemergelten Skispringern
oder Turnerinnen landen, deren Wachstum hormonell manipuliert wird.

Seit der mittelalterlichen Magna Charta sollten solche Anmassungen der Vergangenheit angehören.

Darüber, wer solche Werte festlegt, haben wir noch gar nicht diskutiert. Aber ich glaube auch nicht, dass bei der Neuausrichtung der Diamond League die Athleten wirklich gefragt wurden. Oder gar die Langstreckenläufer. Aber ja, die Meinung der Athleten und Athletinnen zum Thema würde mich sehr interessieren.

Ansosten: "Wir müssen unbedingt aufpassen, dass wir nicht wieder bei ausgemergelten Skispringern oder Turnerinnen landen, deren Wachstum hormonell manipuliert wird." Eben. Sage ich doch. Deshalb Grenzwerte.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - MZPTLK - 10.01.2020

Wenn Grenzwerte, dann nur individuell angepasst, um das Wort optimiert zu vermeiden.
Aber auch dann schützen die Grenzwerte nicht unbedingt davor,
in den ungesunden Bereich zu kommen.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Atanvarno - 10.01.2020

(10.01.2020, 12:33)MZPTLK schrieb: Von aussen - also von einem Gremium von 'Fachleuten' an für unmündig erklärten Athleten vorbei -
beschlossen und verkündet, um 'Gerichtsfestigkeit' zu erlangen?
No way!

Und was ist, wenn der mündige Athlet sich im vollen Bewusstein der Konsequenzen entscheidet, für eine begrenzte Zeit ein medizinisch ungesundes aber leistungsförderndes Körpergewicht anzustreben?