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Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Druckversion

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RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Diak - 07.02.2020

Zitat:Wenn Frauen also in allen Lebenslagen zehnmal eher zu Ermüdungsbrüchen neigen, kann man aus den von dir genannten Zahlen keinen Rückschluß auf einen Zusammenhang mit Mangelernährung ziehen.
das relativiert allenfalls den Geschlechterzusammenhang.
Wenn fast jede zweite Verletzung bei Läuferinnen ein Ermüdungsbruch ist, der nie nur, aber meist auch im Zusammenhang mit Mangelernährung und vor allem zu niedrigen Östrogenspiegeln steht, dann zeigt das allerdings, dass es im Laufbereich ein erhebliches Problem gibt.
Natürlich bildet das keine 1:1 Kausalität ab.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Robb - 07.02.2020

Aber woher weißt du denn, dass die Brüche meist von Mangelernährung kommen? Wenn das Geschlechter-Verhältnis in der Bevölkerung 10:1 ist, bei Sportlern aber nur 2:1, würde das doch bedeuten, dass Sportlerinnen sehr viel weniger an Ermüdungsbrüchen leiden, also ist auch ihre Ernährung weniger problematisch.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - lor-olli - 07.02.2020

Dazu ein paar Fakten:

- Die Knochendichte bei 30 jährigen ist bei Männern um 30% höher als bei Frauen (unabhängig ob Sportler oder nicht)

- Die Knochendichte nimmt etwa 1% mit jedem Lebensjahr ab, dies ist aber kein fester Wert sondern auch abhängig von Ernährung, Lebensweise und auch Hormonen (Frauen verlieren mit den Wechseljahren deutlich mehr an Knochendichte, dass ist für den Leistungssport aber nicht so relevant)

- Man muss bei Ermüdungsbrüchen aber mehr als nur den Faktor Knochendichte berücksichtigen, so sinkt die Knochendichte bei Belastung und guter Ernährung weniger stark ab, kann sogar über einen längeren Zeitraum stabil gehalten werden.

- Ermüdungsbrüche sind aber oft auch eine Folge von Fehlbelastungen, selbst bei guter Knochendichte, dass Frauen öfter betroffen sind liegt einfach daran, dass ihre Knochen genetisch bedingt leichter / weniger dicht sind.

- der BMI ist nur ein Anzeiger für ein eventuelles Problem, zudem ein mit deutlichem Fehler…

- die Knochendichte kann sogar bei übergewichtigen Personen zum Problem werden, wenn eine Mangelernährung in einer bestimmten Form vorliegt. Bei adipösen Patienten findet sich z.B. erstaunlich oft ein Vitamin B12 Mangel, bei wenig ballaststoffreicher und mineralarmer Ernährung (oft der Fall bei industriell hergestellten Lebensmitteln) kann es eben auch zu einer ungünstigen Knochendichte kommen.

Man sollte bei solchen Überlegungen also mindestens zwei mal hinschauen…


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Jo498 - 07.02.2020

Ich hätte überhaupt kein Problem damit, die Korrelation zuzugestehen.
Es gibt ziemlich sicher auch eine Korrelation zwischen der Häufigkeit bestimmter Verletzungen und 100km/Woche vs. 180 km/Woche. Oder zu 5% Knüppeleinheiten vs. 25% Knüppeleinheiten. Oder zu was weiß ich für Kraft-Übungen aus Gertrud Schäfers Schreckenskatalogen. Kaum jemand würde aber auf die Idee kommen, möglicherweise schädliche Trainingsumfänge oder Übungen bei Volljährigen bzw. ü19 offiziell zu regulieren/zu verbieten.
Man würde evtl. mehr oder minder berechtigte Empfehlungen/Warnungen aussprechen (und gegen so etwas hätte ich auch im BMI-Fall nichts einzuwenden, sofern es nicht übertrieben wird), aber die Entscheidung und Risikoabwägung läge letztlich bei Athleten und Trainern. Ich sehe beim besten Willen nicht, warum das beim BMI grundsätzlich anders sein sollte.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Küstenkrebs - 09.02.2020

Finde nur ich die Zahlen von Diak irritierend?

'Knapp die Hälfte aller Verletzungen bei Läuferinnen sei ein Ermüdungsbruch'

Zuerst diese Aussage erscheint unsinnig, da nicht sinnvoll definiert. Ermüdungsbruch erscheint klar, aber was ist hier als Verletzung allgemein als Vergleich herangezogen? Ab wann kann man von einer Sportverletzung sprechen? Oder sollte es für diesen Begriff eine klare Definition geben?

Gefühlt - denn mir sind dazu keine Zahlen bekannt - erscheint mir der Anteil von Ermüdungsbrüchen zu hoch. In D gab es jüngst massive Verletzungsprobleme im Laufbereich der Frauen, von massenhaften Knochenbrüchen ist mir nichts bekannt - diese aber klar mehr bei Frauen.

Eine Referenz wäre hilfreich.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - MZPTLK - 10.02.2020

Ermüdungsbruch ist ein irreführender Begriff.
Meistens ist die Ursache nicht Ermüdung, sondern Entzug von Stoffen.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Diak - 10.02.2020

(09.02.2020, 23:18)Küstenkrebs schrieb: Finde nur ich die Zahlen von Diak irritierend?

'Knapp die Hälfte aller Verletzungen bei Läuferinnen sei ein Ermüdungsbruch'

Zuerst diese Aussage erscheint unsinnig, da nicht sinnvoll definiert. Ermüdungsbruch erscheint klar, aber was ist hier als Verletzung allgemein als Vergleich herangezogen? Ab wann kann man von einer Sportverletzung sprechen? Oder sollte es für diesen Begriff eine klare Definition geben?

Gefühlt - denn mir sind dazu keine Zahlen bekannt - erscheint mir der Anteil von Ermüdungsbrüchen zu hoch. In D gab es jüngst massive Verletzungsprobleme im Laufbereich der Frauen, von massenhaften Knochenbrüchen ist mir nichts bekannt - diese aber klar mehr bei Frauen.

Eine Referenz wäre hilfreich.

der Einwand ist natürlich berechtigt, Referenz kann ich besorgen, seriöser Kollege, von dem ich die Zahl ohne Quelle übernommen habe. Ob Sportverletzung definiert ist, weiß ich nicht, ich interpretiere: Von aktiven Sportler*innen bei Ärzt*innen als Verletzung im Kontext sportlicher Betätigung angegeben.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Diak - 10.02.2020

Die Quelle ist praktischerweise online zu finden, gerade aktualisiert und auch sonst sehr interessant:


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Brazul - 10.02.2020

Die Quelle ist stark fragwürdig. Kaum zitiertes Paper und es hat keine eigenen Zahlen sondern verweist letzendlich zu zwei Basisquellen. Die gute der beiden Quellen ist diese hier: "Fractures in the collegiate athlete".

Eine Aussage wie 50% der Verletzungen bei weiblichen Läufern sind Ermüdungsbrüche wird hier nie getroffen. Lediglich, dass das Auftreten von Ermüdungsbrüchen bei weiblichen Sportlern (über alle Sportarten) wahrscheinlicher ist als bei männlichen. Auch wird geschrieben, dass es mehr Fälle von Ermüdungsbrüchen bei weblichen Läufern gibt, dies wird aber in totalen Fällen beschrieben. (mit relativ kleiner Anzahl von Ermüdungsbrüchen-75 Fälle für alle Läufer von 1986 bis 2000). Wenn man davon ausgeht, dass es gleich viele weibliche und männliche Läufer in derDatenban gibt(was nie gessagt wird) dann ist die Wahrscheinlichkeit für weibliche Läufer natürlich auch bedeutend höher.

Alle diese Daten sind aber immer im Vergleich mit Frakturen beschrieben. Die 50% beziehen sich also nicht auf Verletzungen sondern 50% aller Frakturen bei weiblichen Läufern.

Das kommt in der Wissenschaft oft zustande wenn Leute immer nur voneinander abschreiben. Da wird aus 50% aller Frakturen über 2 Paper 50% aller Verletzungen.

Ich kann mich natürlich auch auf die Schnelle verlesen haben. Ich habe die DOI für interessierte angegeben.

DOI:10.1177/0363546503261708


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Delta - 10.02.2020

(07.02.2020, 18:48)Robb schrieb: Aber woher weißt du denn, dass die Brüche meist von Mangelernährung kommen? Wenn das Geschlechter-Verhältnis in der Bevölkerung 10:1 ist, bei Sportlern aber nur 2:1, würde das doch bedeuten, dass Sportlerinnen sehr viel weniger an Ermüdungsbrüchen leiden, also ist auch ihre Ernährung weniger problematisch.

Ist so. Emüdungsbrüche haben 3 grosse Kriterien. Mangelernährung, extrem gleichförmiges Training und Untergrund, Laufschuhe

Mangelernährung / gleichförmiges Training ist die häufigste Ursache. Mangelernährung bedeutet eben abwechslungsreich zu essen, Früchte, Beeren, Obst, Gemüse. Aber auch Reis, Spaghetti und ähnliches.

Wer konstant auf zu hartem Untergrund läuft Beton, Asphalt, Tartanbahn auch im Training, riskiert öfter einen Ermüdungsbruch.

Schweizer Mediziner schicken Athleten nach einem Ermüdungsbruch zu Bergläufen, Finnenbahn. Vorher wäre viel besser.
Wer auf einer Finnenbahn läuft hat 80% weniger Ermüdungsbrüche.

Jeglicher Verzicht auf idiotische Barfussschuhe - diese Dinger auf keinem Fall auf Asphalt benutzen - bestenfalls auf Finnenbahn.

Athleten (Spitze) die in St. Moritz laufen - machen 90% des Trainings auf Trails, Finnenbahn und nicht auf der 400 m Anlage.