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Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Druckversion

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RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - lor-olli - 16.01.2020

Konzentration bitte… Wink

Man muss im Fokus behalten: Ist etwas veränderbar oder nicht (Größe etwa) und kann eine pauschale Regel eine echte Problemlösung bieten?

Der BMI (ich hatte seine Entstehungsgeschichte angedeutet) ist nur ein offensichtlicher und leicht zu erfassender Indikator - er ist wenn es sich nicht um die Feststellung einer lebensbedrohlichen Situation handelt (und Anorexie hat selbst unter medizinischer Aufsicht und Versorgung eine nicht zu unterschätzende Mortalitätsrate!) eben diskutabel. Bsp.: Klosterhalfen kann bei ihren Verhältnissen durchaus gesund agieren, (der BMI berücksichtigt nämlich keine genetischen Dispositionen) eine andere Athletin mit gleichen Maßen und Gewicht aber durchaus ungesund! (nämlich dann wenn sie dieses Gewicht nur mit Hungern und großer Kraftanstrengung erreicht!)

Der BMI scheint eine "schöne Formel", aber neben der Nichtberücksichtigung individueller Faktoren (Genetik) ist er über alle Körpergrößen auch zu starr! Ein 2 m Mann hat bei gleichem BMI andere Belastungen als eine 1,52m Frau, als da wären Hebelwirkungen und Flächenkräfte (Fußsohlen)…

Auch ein Vergleich mit vielen andere Sportarten hinkt, Skispringen etwa lässt sich über Körpergröße / Gewicht mit einer variablen Skilänge steuern…

Immerhin ließe sich dieser BMI nutzen um auf problematische Fälle aufmerksam zu werden ohne durch eine indivuelle Ansprache einzelne Athleten/innen zu diskriminieren.

Ich denke die Diskussion ist wenig erfolgsorientiert weil es auch der Indikator allein nicht ist. Einzig sinnvoll erscheint mir eine verpflichtende leistungssportliche Überprüfung, die neben einem kritischen Körpergewicht auch häufige Verletzungen abfragt und nur auf dieser Grundlage eine Sportbefähigungbescheinigung ausgibt. Eine echte Evaluation, nicht die die sich zur Zeit noch dafür ausgibt. Selbst die Profifußballer bekommen erst einen Vertrag für einen neuen Verein, wenn dieser eine medizinische Untersuchung (und die ist durchaus intensiv!) absegnet.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 16.01.2020

(16.01.2020, 19:05)RalfM schrieb:
(16.01.2020, 11:47)krebsan schrieb: 
Ich kenne ka Otto Peltzer nicht und weiss nicht, was ihn zur Referenz in diesem Bereich macht.

krebsan, Du könntest Dich bilden.

Bei dem Weltrekordläufer Dr. Otto Peltzer traten gesundheitliche Schäden vor allem im KZ auf. So hieß die Einrichtung damals im großen Kanton.

Ich habe mich gebildet. Und lese schon bei Wiki, dass der Mann als schwächlich und krankheitsanfällig galt. Und in jungen Jahren an Kinderlähmung erkrankte. Was aber alles nichts zur Sache tut.
Zu meiner Bildung gehört ja als Schweizer mehr das Buch seines Konkurrenten Paul Martin, das ich euch nur ans Herz legen kann. Unglaublich, mit wie viel Leidenschaft da trainiert wurde, und wie wenig Wissen eigentlich vorhanden war.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 16.01.2020

(16.01.2020, 18:34)Robb schrieb: Der Punkt ist, du kannst dich nicht auf eine Vorbildfunktion berufen, weil es zahllose Beispiele in unserer Gesellschaft gäbe, die danach ebenfalls reglementiert gehören. Rauchen ist erlaubt, obwohl es zu 100% schädlich ist. Du kannst soviel Alkohol trinken, wie du willst, sogar in der Öffentlichkeit. Beides gesundheitsschädlich und beides miserable Vorbilder für die Jugend, trotzdem in unserer Gesellschaft erlaubt. Aber das Gewicht von Athleten sollten wir doch bitte reglementieren, weil es ein schlechtes Vorbild sein könnte?

Also wenn meine Sportler rauchen oder saufen würden, hätten sie auch ein Problem mit mit. Und auch die Verbände schreiten da durchaus ein, oder?
Wir sprechen ja immer noch nicht von Gesetzen, sondern von Reglementen der Sportverbände.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 16.01.2020

(16.01.2020, 21:27)matthias.prenzlau schrieb: Ein paar lose Gedanken dazu:

Der bestmögliche BMI ergibt sich automatisch am Schnittpunkt "max. Leistung bei min. Gewicht."

Leistung und Gewicht bedingen einander. Für einen Profi ist die max. Leistung von größtem Interesse.
Er wird immer dafür sorgen, dass die richtigen Nährstoffe zu richtigen Zeit zugeführt werden.

Baumann sah teilweise wirklich aus, wie ein "weißer Kenianer". Bedenklich war es aber nicht.
Klosterhalfen bringt seit Jahren Top-Leistungen. Sie wird (muss) eine höhere Kalorienzufuhr, als die
Durchschnittsfrau haben, sonst würde sie ihr Training gar nicht durchstehen.

Im Gegensatz zum Skispringen sind die Anforderungen bei der Leichtathletik völlig verschieden,
was das Leistungsgewicht angeht. (Ich kann darauf noch näher eingehen, besonders Hochspringer vs. Skispringer.)

Die Gefahr eine Essstörung zu entwickeln, besteht unabhängig vom Sport.
Ein Mindest-BMI wird daran nicht ändern.

Auf die näheren Erläuterungen bezüglich der Unterschiede zwischen Hochsprung und Skisprung wäre ich dann sehr gespannt, auch wenn es vermutlich nicht direkt zum Thema passt.
Und nein: Die Gefahr von Untergewicht und Essstärungen kommt bei gewissen Sportarten übermässig häufig vor, es gibt sogar einen Namen dafür: Anorexia athletica.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 16.01.2020

(16.01.2020, 21:53)Jo498 schrieb: Ich sehe da praktische Problem noch viel banaler. Klosterhalfen ist offenbar ein extremer Fall, da sie optisch heraussticht (und eher weniger verletzt ist als andere). Aber andere Athletinnen können "normal schlank" (für eine Mittel/Langstreckenläuferin) wirken, ohne dass man, sofern man nicht über Jahre Daten (Gewicht, Gewichtsentwicklung, Ernährung, Trainingsumfang) kennt, von außen beurteilen kann, ob das ein mühsam errungenes oder ein bei entsprechendem Umfang sich "zwanglos" ergebendes Gewicht ist. Ich nenne jetzt keine Namen, weil ich nicht spekulieren will. Aber jeder wird ein paar Kandidatinnen haben, bei denen man meint "sieht schlank, aber noch "normal" aus" und welche, bei denen man meint, dass sie zu dürr wirken. (Ich fürchte, dass es dennoch keine klare Korrelation zwischen dem optischen Eindruck und der Nachhaltigkeit des Gewichts geben wird, d.h. es wird vermutlich gesund aussehende geben, die an der Grenze lavieren und klapperdürre, die im grünen Bereich sind)

Setzte man nun BMI 18 als Untergrenze an, vermeidet man zwar einen Extremfall wie Koko, denn die muss dann deutlich zunehmen. Es wird dann aber immer noch zig Läuferinnen geben, die mit BMI 18,x nachhaltig Sport treiben können, aber von Nachwuchs als "schlechtes Vorbild" genommen werden können, weil Nachwuchsläuferin Z eben momentan nicht gesund unter 19,5 sein kann (Zahlen erfunden, es geht ums Prinzip) und insbesondere nicht schnell von 20,5 auf 18,5 reduzieren sollte. D.h. für die Vorbildfunktion müsste man noch einen Puffer zufügen, damit würde man irgendwann den Langstreckenlauf kaputtmachen. Genauso wie Mockenhaupt mit ihrer Gestalt keinen Erfolg im Hochsprung oder Kugelstoßen hätte haben können, gibt es halt Leute, die nicht den Körper für Spitzenleistungen auf der Langstrecke haben. Nur ist natürlich klar, dass man mit 1,55m Körpergröße keine Hochspringerin der nationalen Spitze wird, während das Gewicht beeinflussbar ist.
Daher ist die Analogie eher der Trainingsumfang. Da verträgt auch nicht jeder alles. Wenn Gesa Krause ihre Einheiten postet und Nachwuchs X meint, sie könnte das nachmachen, weiß auch jeder, dass das in die Hose gehen dürfte, weil Nachwuchs X ohne langsame Anpassung (oder vielleicht nie!) hohe Profi-Umfänge nicht verletzungsfrei überstehen wird.

Man kann natürlich schon über Umsetzungsprobleme eines willkürlich gewählten BMI-Mindestwertes diskutieren und darüber, dass damit a) auch Sportler/innen betroffen sind, die vielleicht wirklich trotz Untergewicht ganz gesund sind und b) es andere Sportler/innen gibt, denen auch diese Untergrenze nichts nützt. Und auf der anderen Seite den angetrebten Nutzen ganz ausblenden.

Mir würde es ja schon reichen, wenn ein minimales Problembewusstsein vorhanden wäre, und wir nicht über alle möglichen "ausserdem" diskutieren müssten, sondern über konkrete praktikable Lösungsansätze.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 16.01.2020

(16.01.2020, 22:22)lor-olli schrieb: Konzentration bitte… Wink

Man muss im Fokus behalten: Ist etwas veränderbar oder nicht (Größe etwa) und kann eine pauschale Regel eine echte Problemlösung bieten?

Der BMI (ich hatte seine Entstehungsgeschichte angedeutet) ist nur ein offensichtlicher und leicht zu erfassender Indikator - er ist wenn es sich nicht um die Feststellung einer lebensbedrohlichen Situation handelt (und Anorexie hat selbst unter medizinischer Aufsicht und Versorgung eine nicht zu unterschätzende Mortalitätsrate!) eben diskutabel. Bsp.: Klosterhalfen kann bei ihren Verhältnissen durchaus gesund agieren, (der BMI berücksichtigt nämlich keine genetischen Dispositionen) eine andere Athletin mit gleichen Maßen und Gewicht aber durchaus ungesund! (nämlich dann wenn sie dieses Gewicht nur mit Hungern und großer Kraftanstrengung erreicht!)

Der BMI scheint eine "schöne Formel", aber neben der Nichtberücksichtigung individueller Faktoren (Genetik) ist er über alle Körpergrößen auch zu starr! Ein 2 m Mann hat bei gleichem BMI andere Belastungen als eine 1,52m Frau, als da wären Hebelwirkungen und Flächenkräfte (Fußsohlen)…

Auch ein Vergleich mit vielen andere Sportarten hinkt, Skispringen etwa lässt sich über Körpergröße / Gewicht mit einer variablen Skilänge steuern…

Immerhin ließe sich dieser BMI nutzen um auf problematische Fälle aufmerksam zu werden ohne durch eine indivuelle Ansprache einzelne Athleten/innen zu diskriminieren.

Ich denke die Diskussion ist wenig erfolgsorientiert weil es auch der Indikator allein nicht ist. Einzig sinnvoll erscheint mir eine verpflichtende leistungssportliche Überprüfung, die neben einem kritischen Körpergewicht auch häufige Verletzungen abfragt und nur auf dieser Grundlage eine Sportbefähigungbescheinigung ausgibt. Eine echte Evaluation, nicht die die sich zur Zeit noch dafür ausgibt. Selbst die Profifußballer bekommen erst einen Vertrag für einen neuen Verein, wenn dieser eine medizinische Untersuchung (und die ist durchaus intensiv!) absegnet.

Da wäre ja mal ein Weg skizziert. Wobei hier der Vergleich mit dem Profifussballer wieder hinkt, weil es da um viel Geld geht, das bei einer Verletzung verloren geht.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Diak - 07.02.2020

Ich will das Thema nicht wieder aufrollen, habe heute aber ganz spannende Zahlen gefunden, die sich diejenigen, die kein Problem des Laufsports mit mangelernährten Athletinnen erkennen wollen, gern mal anschauen mögen:

1% aller Sportverletzungen seien Ermüdungsbrüche
10-25% sind es bei laufenden Männern und
45% bei Frauen im Laufsport.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Robb - 07.02.2020

Und wenn man dann weiter recherchiert (googled), findet man folgende Info: "berichtet der Regensburger Unfallchirurg, Orthopäde und Sportmediziner Prof. Dr. Rainer Neugebauer. Frauen seien rund zehnmal häufiger betroffen als Männer."
Wenn Frauen also in allen Lebenslagen zehnmal eher zu Ermüdungsbrüchen neigen, kann man aus den von dir genannten Zahlen keinen Rückschluß auf einen Zusammenhang mit Mangelernährung ziehen.

https://www.apotheken-umschau.de/Knochen/Ermuedungsbrueche-Ueberlastete-Knochen-439203.html


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - dominikk85 - 07.02.2020

Es könnte umgekehrt aber auch bedeuten das es für Frauen noch riskanter ist unterernährt zu sein weil es schon ein höheres Risiko da ist.

Aber das müsste man wohl mal genauer untersuchen


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Atanvarno - 07.02.2020

@Robb
Der Zusammenhang zwischen Mangelernährung und Ermüdungsbrüchen ist Fakt, eine Studie dazu hatte ich hier schonmal verlinkt

Atanvarno schrieb:Time to return to running after tibial stress fracture in female Division I collegiate track and field

Leider nur gegen Kohle lesbar.Fazit: Collegeathletinnen mit niedrigerem BMI verletzen sich häufiger und brauchen länger, um nach einer Verletzung wieder gesund zu werden