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Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Druckversion

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RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Robb - 16.01.2020

Vorbildwirkung, soso. Die grössten Vorbilder für Jugendliche finden sie erstmal im eigenen Umfeld. Also führen wir einen Mindest- und Höchst-BMI für Eltern ein. Als nächstes ein absolutes Rauch- und Alkoholverbot für alle, die mit Jugendlichen zu tun haben. Am besten gleich noch ein Nachwuchsverbot für Menschen mit Strafregister, die sind keinesfalls ein gutes Vorbild.
Wo fängt sinnvolle Vorbildwirkung an, wo hört sie auf?


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 16.01.2020

(16.01.2020, 16:55)Robb schrieb: Vorbildwirkung, soso. Die grössten Vorbilder für Jugendliche finden sie erstmal im eigenen Umfeld. Also führen wir einen Mindest- und Höchst-BMI für Eltern ein. Als nächstes ein absolutes Rauch- und Alkoholverbot für alle, die mit Jugendlichen zu tun haben. Am besten gleich noch ein Nachwuchsverbot für Menschen mit Strafregister, die sind keinesfalls ein gutes Vorbild.
Wo fängt sinnvolle Vorbildwirkung an, wo hört sie auf?

Wenn man Eltern Vorschriften machen könnte, würde man vielleicht. Wie soll denn das konkret gehen?
Und ja, es gibt zumindest in der Schweiz genügend Kampagnen, die auch die Trainer an ihre Vorbildfunktion erinnern. Dass auf allen Sportanlagen ein Rauchverbot herrscht, geht in die gleiche Richtung.
Nachwuchsverbot???

Bei der Vorbildfunktion versuchen die meisten Eltern, ihren Job gut zu machen. Manchen gelingt es, manchen nicht.

Gerade habe ich gelesen, dass es schwierig ist, junge Frauen an die Skiabfahrten heranzuführen. Die Eltern möchten es nicht, es ist ihnen zu gefährlich. Aber auch hier kann man natürlich sagen, dass Gefahr halt zum Spitzensport dazugehört...


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Robb - 16.01.2020

Der Punkt ist, du kannst dich nicht auf eine Vorbildfunktion berufen, weil es zahllose Beispiele in unserer Gesellschaft gäbe, die danach ebenfalls reglementiert gehören. Rauchen ist erlaubt, obwohl es zu 100% schädlich ist. Du kannst soviel Alkohol trinken, wie du willst, sogar in der Öffentlichkeit. Beides gesundheitsschädlich und beides miserable Vorbilder für die Jugend, trotzdem in unserer Gesellschaft erlaubt. Aber das Gewicht von Athleten sollten wir doch bitte reglementieren, weil es ein schlechtes Vorbild sein könnte?


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - RalfM - 16.01.2020

(16.01.2020, 11:47)krebsan schrieb: 
Ich kenne ka Otto Peltzer nicht und weiss nicht, was ihn zur Referenz in diesem Bereich macht.

krebsan, Du könntest Dich bilden.

Bei dem Weltrekordläufer Dr. Otto Peltzer traten gesundheitliche Schäden vor allem im KZ auf. So hieß die Einrichtung damals im großen Kanton.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Diak - 16.01.2020

(16.01.2020, 18:34)Robb schrieb: Der Punkt ist, du kannst dich nicht auf eine Vorbildfunktion berufen, weil es zahllose Beispiele in unserer Gesellschaft gäbe, die danach ebenfalls reglementiert gehören. Rauchen ist erlaubt, obwohl es zu 100% schädlich ist. Du kannst soviel Alkohol trinken, wie du willst, sogar in der Öffentlichkeit. Beides gesundheitsschädlich und beides miserable Vorbilder für die Jugend, trotzdem in unserer Gesellschaft erlaubt. Aber das Gewicht von Athleten sollten wir doch bitte reglementieren, weil es ein schlechtes Vorbild sein könnte?

jaha, weil es um einen anderen Vorbildbegriff geht! Ein potentiell ungesund niedriges Körpergewicht führt fast zwingend zu besseren Leistungen im Lauf (und richtig, ein ungesund hohes fast zwingend zu besseren Leistungen bei Kugel/Diskus/Hammer) Das ist doch schlichteste Physik. Junge Athlet*innen (und nicht der Durchschnittsteeny, sondern unsere top Talente) ist dadurch besonders herausgefordert, weil seine/ihre sportlichen Vorbilder in Bezug auf Gewicht eben nicht nur an, sondern sehr oft über die Grenze des besonders Gesundheitsschädlichen gehen. Insofern wäre es ausgesprochen wünschenswert, das zu verändern und durchaus auch zu reglementieren, allein das geeignete Instrument fehlt, wenn individuellere und kritischere Sporttauglichkeitsuntersuchungen nicht unser Vertrauen finden...


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - RalfM - 16.01.2020

(16.01.2020, 20:23)Diak schrieb: 
jaha, weil es um einen anderen Vorbildbegriff geht! (...) Das ist doch schlichteste Physik. (...)  ausgesprochen wünschenswert, das zu verändern und durchaus auch zu reglementieren, allein das geeignete Instrument fehlt, ...

Ich stimme zu, das geeignete Instrument, die Physik zu ändern fehlt. Aber es gibt Paralleluniversen im Internet.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - RalfM - 16.01.2020

(16.01.2020, 20:23)Diak schrieb: unser Vertrauen finden...

Verrat mal, wer dazu gehört.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - matthias.prenzlau - 16.01.2020

Ein paar lose Gedanken dazu:

Der bestmögliche BMI ergibt sich automatisch am Schnittpunkt "max. Leistung bei min. Gewicht."

Leistung und Gewicht bedingen einander. Für einen Profi ist die max. Leistung von größtem Interesse.
Er wird immer dafür sorgen, dass die richtigen Nährstoffe zu richtigen Zeit zugeführt werden.

Baumann sah teilweise wirklich aus, wie ein "weißer Kenianer". Bedenklich war es aber nicht.
Klosterhalfen bringt seit Jahren Top-Leistungen. Sie wird (muss) eine höhere Kalorienzufuhr, als die
Durchschnittsfrau haben, sonst würde sie ihr Training gar nicht durchstehen.

Im Gegensatz zum Skispringen sind die Anforderungen bei der Leichtathletik völlig verschieden,
was das Leistungsgewicht angeht. (Ich kann darauf noch näher eingehen, besonders Hochspringer vs. Skispringer.)

Die Gefahr eine Essstörung zu entwickeln, besteht unabhängig vom Sport.
Ein Mindest-BMI wird daran nicht ändern.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - RalfM - 16.01.2020

(16.01.2020, 21:27)matthias.prenzlau schrieb: Im Gegensatz zum Skispringen sind die Anforderungen bei der Leichtathletik völlig verschieden,

Oder auch Tischtennis. Zwei Sportarten die ich liebe. Leichtathletische Fitness ist für beide der Zubringer. Immer aber geht es um Gesundheit für mehr als drei Jahre.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Jo498 - 16.01.2020

Ich sehe da praktische Problem noch viel banaler. Klosterhalfen ist offenbar ein extremer Fall, da sie optisch heraussticht (und eher weniger verletzt ist als andere). Aber andere Athletinnen können "normal schlank" (für eine Mittel/Langstreckenläuferin) wirken, ohne dass man, sofern man nicht über Jahre Daten (Gewicht, Gewichtsentwicklung, Ernährung, Trainingsumfang) kennt, von außen beurteilen kann, ob das ein mühsam errungenes oder ein bei entsprechendem Umfang sich "zwanglos" ergebendes Gewicht ist. Ich nenne jetzt keine Namen, weil ich nicht spekulieren will. Aber jeder wird ein paar Kandidatinnen haben, bei denen man meint "sieht schlank, aber noch "normal" aus" und welche, bei denen man meint, dass sie zu dürr wirken. (Ich fürchte, dass es dennoch keine klare Korrelation zwischen dem optischen Eindruck und der Nachhaltigkeit des Gewichts geben wird, d.h. es wird vermutlich gesund aussehende geben, die an der Grenze lavieren und klapperdürre, die im grünen Bereich sind)

Setzte man nun BMI 18 als Untergrenze an, vermeidet man zwar einen Extremfall wie Koko, denn die muss dann deutlich zunehmen. Es wird dann aber immer noch zig Läuferinnen geben, die mit BMI 18,x nachhaltig Sport treiben können, aber von Nachwuchs als "schlechtes Vorbild" genommen werden können, weil Nachwuchsläuferin Z eben momentan nicht gesund unter 19,5 sein kann (Zahlen erfunden, es geht ums Prinzip) und insbesondere nicht schnell von 20,5 auf 18,5 reduzieren sollte. D.h. für die Vorbildfunktion müsste man noch einen Puffer zufügen, damit würde man irgendwann den Langstreckenlauf kaputtmachen. Genauso wie Mockenhaupt mit ihrer Gestalt keinen Erfolg im Hochsprung oder Kugelstoßen hätte haben können, gibt es halt Leute, die nicht den Körper für Spitzenleistungen auf der Langstrecke haben. Nur ist natürlich klar, dass man mit 1,55m Körpergröße keine Hochspringerin der nationalen Spitze wird, während das Gewicht beeinflussbar ist.
Daher ist die Analogie eher der Trainingsumfang. Da verträgt auch nicht jeder alles. Wenn Gesa Krause ihre Einheiten postet und Nachwuchs X meint, sie könnte das nachmachen, weiß auch jeder, dass das in die Hose gehen dürfte, weil Nachwuchs X ohne langsame Anpassung (oder vielleicht nie!) hohe Profi-Umfänge nicht verletzungsfrei überstehen wird.