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Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Druckversion

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RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - RalfM - 15.01.2020

Gerade habe ich wieder Otto Peltzers Buch "Umkäpfte Jahre" aufgeschlagen. Für die Jüngeren: Für die LA in D war Otto der Seltsame sowas wie Paavo Nurmi für den Rest der Welt. Ich dachte, ich finde die Stelle nicht, aber das Buch hat sich gerade dort geöffnet, in der ersten Sekunde (Seite 164):

"Für den voll entwickelten Sportsmann gilt, daß er an der Grenze des Übertrainings die besten Leistungen vollbringen kann."
(Hervorhebung durch Dr. Otto Peltzer)

Da wir wieder in den 20er Jahren sind, dies war schon mal das Wissen der 20er Jahre.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 16.01.2020

(15.01.2020, 13:04)lor-olli schrieb: Es geht hier NICHT um Bodyshaming, es geht einzig und allein zum Schutz einiger Athleten, zum einen die Gefahr überhaupt deutlich zu machen, zum anderen einen Punkt zu haben gefährdete Athleten vor sich selbst (oder vor Trainern wie beim NOP…) zu schützen.

Eines der Phänomene der Anorexie ist eben die gestörte Selbstwahrnehmung und die Gefahr sich zu Grunde zu hungern - Einsicht bei Betroffenen ist in über 90% der Fälle nicht vorhanden! Da Dritte die Gefahr zuerst am äußeren Erscheinungsbild erkennen (wer kennt schon das präzise Essverhalten wenn nicht gerade die Eltern - und nicht einmal die erkennen das Problem frühzeitig) und dies korreliert nun mal sehr gut mit dem BMI! Das Problem ist hier "Spreu vom Weizen" zu trennen, nicht jeder Dünne ist magersüchtig und nicht jeder Magersüchtige/Essgestörte fällt sofort auf.

Ein weiteres Problem ist, dass die Folgen der Anorexie oft erst dann kritisch werden, wenn es zu spät ist (es gibt eine nicht zu unterschätzende Todesrate!) und ein weiteres Problem ist, dass die Person überlebt aber Spätfolgen erleidet (Osteoporose, nachhaltig und langfristig gestörte Magen/Darmflora, Entzündungen und vieles ist so noch gar nicht als Folge bekannt).

Ein drittes Problem ist das häufig projezierte Idealbild junger Frauen (Männer sind diesbezüglich nicht so stark gefährdet, weil "Spargeltarzan" derzeit kein Ideal ist), ein großer Teil der "Models" ist definitiv grenzwertig untergewichtig, wird aber von einer Industrie und den Medien "gehyped"

Fazit: Ein BMI ist ein Indiz, aber allein damit löst man das Problem nicht. Komplexer / schwieriger aber idealer wäre im Grenzfall eine medizinische Evaluation und eine leistungssportliche Unbedenklichkeitsbescheinigung von einem geeigneten Mediziner…

Danke dafür. Sehr richtig.

Und ja, es "regelt sich von allein" - offenbar durch Verletzung oder Leistungseinbusse. Genau das halte ich für zynisch und letztlich für das Image der Sportart schädlich.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Robb - 16.01.2020

Aber Berichte über gesunde Athleten, die von Sportverbänden zur Gewichtszunahme gezwungen werden, nützen der Leichtathletik?


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Jo498 - 16.01.2020

Es ist nicht schon zynisch, wenn man nicht für jede mögliche Gefahr eine Regel zu deren Abwehr verlangt. Ist man zynisch, wenn man nicht durchgehend Tempo 80 auf der Autobahn fordert? Vollständige Alkohol-, Tabak-, und Drogenprohibition? Wäre doch viel gesünder für alle. Polizeipräsenz vor jeder Bank und jedem Rathaus etc.?


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - gera - 16.01.2020

zu RalfM. , 15.1. 17.34

was Otto Pelzer in den  1920 - ern formulierte, tfifft m.E. genau den Kern.
Der Athlet bringt genau an der Grenze des Übertrainings seine besten Leistungen.
In allen Disziplinen.
Wer darüber geht, schadet seinem Körper und hat einen Leistungsabfall.
Einige " dumme " Übertreiber wird es immer geben, die kann man auch nicht mit Regeln aufhalten.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 16.01.2020

(16.01.2020, 08:48)Robb schrieb: Aber Berichte über gesunde Athleten, die von Sportverbänden zur Gewichtszunahme gezwungen werden, nützen der Leichtathletik?

Ich ziehe erneut die Parallelen: Beim Skispringen hat das dem Image der Sportart sicherlich nicht geschadet, im Gegenteil. Und selbst Athleten wie ein Simon Ammann, der mehrere Kilos zunehmen musste, haben sich öffentlich nicht beklagt, sondern trainiert.
Ausserdem ist das Gewicht einzelner Läuferinnen bereits heute ein ständiges, nicht positives Medienthema. Waum wohl?


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 16.01.2020

(16.01.2020, 08:51)Jo498 schrieb: Es ist nicht schon zynisch, wenn man nicht für jede mögliche Gefahr eine Regel zu deren Abwehr verlangt. Ist man zynisch, wenn man nicht durchgehend Tempo 80 auf der Autobahn fordert? Vollständige Alkohol-, Tabak-, und Drogenprohibition? Wäre doch viel gesünder für alle. Polizeipräsenz vor jeder Bank und jedem Rathaus etc.?

Wie so oft ist eine Abwegung widersprüchlicher Faktoren vorzunehmen. Und da gibt es Regeln (Tempovorschriften, aber nur schon die Fahrerlaubnis - speziell noch einmal bei den Senioren) und Präventionskampagnen.
Um auch hier die Parallele zu ziehen: Zynisch wäre es zu sagen, Unfälle gehören beim Autoverkehr einfach dazu, Todesfälle sind eingerechnet - und damit sämtliche Massnahmen abzulehnen.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - krebsan - 16.01.2020

(16.01.2020, 10:06)gera schrieb: zu RalfM. , 15.1. 17.34

was Otto Pelzer in den  1920 - ern formulierte, tfifft m.E. genau den Kern.
Der Athlet bringt genau an der Grenze des Übertrainings seine besten Leistungen.
In allen Disziplinen.
Wer darüber geht, schadet seinem Körper und hat einen Leistungsabfall.
Einige " dumme " Übertreiber wird es immer geben, die kann man auch nicht mit Regeln aufhalten.

Ich kenne ka Otto Peltzer nicht und weiss nicht, was ihn zur Referenz in diesem Bereich macht. Aber auch hier eine Parallele zu Doping: Wie viele Bestleistungen wurden erzielt, während die gesundheitlichen Nachwirkungen erst verzögert eintraten? Das kann beim Untergewicht (z.B. bezüglich Knochendichte) ebenfalls so sein. Ebenso bezüglich der psychsischen Komponente.


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Robb - 16.01.2020

(16.01.2020, 11:40)krebsan schrieb: 
Ich ziehe erneut die Parallelen: Beim Skispringen hat das dem Image der Sportart sicherlich nicht geschadet, im Gegenteil. Und selbst Athleten wie ein Simon Ammann, der mehrere Kilos zunehmen musste, haben sich öffentlich nicht beklagt, sondern trainiert.
Ausserdem ist das Gewicht einzelner Läuferinnen bereits heute ein ständiges, nicht positives Medienthema. Waum wohl?
Wo findet man die ständige ,negative Presse?


RE: Mindest-BMI in der Leichtathletik? - Atanvarno - 16.01.2020

(16.01.2020, 08:48)Robb schrieb: Aber Berichte über gesunde Athleten, die von Sportverbänden zur Gewichtszunahme gezwungen werden, nützen der Leichtathletik?

Wenn man eine repräsentative Umfrage starten würde, ob es Klosterhalfen gut täte ein paar Kilo zuzunehmen, würde eine überwältigende Mehrheit mit ja antworten. D.h. natürlich nicht, dass ich der Meinung bin, dass in die Selbstbestimmungsrechte des Athleten durch Mehrheitsbeschluss eingegriffen werden kann/soll, aber die Schlagzeilen wären, wenn so eine Regelung beschlossen würde, wohl eher positiv.