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Athleten-Monitoring - Druckversion

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Athleten-Monitoring - Gertrud - 21.11.2019

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/72651-prof-dr-rainer-knoeller-athleten-monitoring-reduziert-ausfallrate-im-spitzensport
Das große Problem ist die überaus hohe Anzahl an Ausfällen eben auch im Topbereich. Um auf die falschen Einstellungen schließen zu können, halte ich ganz andere Maßnahmen für nützlich. Ich habe schon lange vorgeschlagen, im Übungsbereich vorstellig zu werden, außerdem im Energiesystem, natürlich auch stark im Abstimmungsgebiet aller Einflussgrößen. 

Eine global zentrale Lösung halte ich für einen "Tropfen auf den heißen Stein", weil er die Basis an sich in seiner Strukturierung nicht treffen kann. Dazu gehören absolute Insiderinformationen. Das Belastungs- und Erholungsprocedere genau unter die Lupe zu nehmen, kann kein übergeordnetes Gremium leisten. Die "Sichtung" geht nicht an die eigentlichen Basics, also Auslöser, sondern an die Symptome wie Schlaflosigkeit.

Der Wille, das Verletzungsrisiko generell lösen zu wollen, halte ich für eine sehr gute Sache, aber auf diesem Wege halte ich es für einen Denkfehler!!! Gewisse übergeordnete Parameter kann man sicherlich abfragen; aber der Tiefgang sollte schon vor Ort durch hervorragende Verantwortliche passieren. Die Fortbildungen müssen inhaltlich verbessert werden.

"Der DLV ist aktuell der erste Spitzenverband in Deutschland, der ein derartiges System vollumfänglich für alle Kader und sein medizinisches Betreuerteam implementiert... Im angloamerikanischen Raum ist diese Arbeitsweise insbesondere in den Proficlubs bereits seit Jahren Standard und zum Beispiel arbeitet auch das norwegische Olympia-Topteam seit Jahren mit demselben System wie der DLV und hat uns seine Erfahrungen transferiert." Diese Sätze sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen. 

Der größte Fehler im DLV liegt meines Erachtens in der Zentralisierung durch die ganz obere Behörde, alles von oben regeln zu wollen. Der Sport sollte in der Heimzelle gesunden. Die Trainer- und AuA-Kanalisierung hat seit Jahren erhebliche Mängel, die auch teilweise stark für die Verletztenstatistik verantwortlich sind. Mit anderen Worten: Es wird teilweise sehr defizitär gearbeitet. Man sollte die Zusammensetzung durch innovative und querdenkende Trainer/innen und nicht durch "stromlinienförmige" gestalten. Nach Doha fiel es doch auf, dass die Hauptleistungen durch externe TuT erzielt worden sind. Der Weg setzt sich fort. Was wäre der DLV ohne den externen Lehrer-Trainer-Erfolgsanteil gewesen??? Wink ‌Damit werden meistens auch andere Wege eingeschlagen, die eine sehr individuelle Verletzungsprophylaxe beinhalten. Es ist sicherlich richtig, über eine Erweiterung des DLV-Serviceangebotes nachzudenken. Die Dosis und der Inhalt der Maßnahmen macht den Erfolg oder das "Gift" aus!!! Dass es so mit den Verletzungen nicht weitergehen sollte, hat auch Idriss Gonschinska richtig erkannt. Ein Basteln mal hier, mal da bringt nichts. Man muss das Trainingssystem komplett verändern. 

Gertrud


RE: Athleten-Monitoring - Gertrud - 21.11.2019

Eine Sache ist auch sonnenklar: Ohne die harte Mitarbeit von TuT geht es nicht. Man kann in der Betreuung generell nicht die Verantwortung abschieben. Wenn man merkt, dass man bestimmte Sachen nicht mehr leisten kann, sollte man sich fortbilden oder aber die AuA abgeben. Der DLV kann viel im Service leisten, aber auch nicht alles!!! 

Mein Sonderstatus, sich mit der Leichtathletik intensiv zu beschäftigen, in welchem finanziellen und zeitlichen Rahmen auch immer, kann man natürlich nicht von irgendwie gebundenen TuT verlangen. Ich habe mir über Jahre mein eigenes Refugium geschaffen, in dem ich sehr zufrieden bin, weil ich absolut lösungsorientiert bis ins Detail arbeiten kann. Alles oder nichts war immer meine Devise, also Verletzungsprophylaxe in vollem Ausmaß. Es profitieren doch einige von meiner Sammlung, auch wenn das nicht so publik wird. Ich habe schon in vielen Inhalten eine andere Sicht der Dinge durch meine ewigen Recherchen.

Das nur so nebenbei: Ich fühle mich momentan so gut, weil ich enorm in meinem Fall recherchiere, auch anwende und mein vollkommen eigenes Netzwerk habe. Ich merke, dass einige Ärzte sehr ungläubig ob meiner guten Form schauen. Ich gehe sehr achtsam mit meinem Körper in dieser eigentlich harten Situation um. Ich werde meine Erfahrungen auch in der Onkologie nach meiner Therapie vorstellen, weil man mich schon gebeten hat, hinsichtlich Ernährung zu referieren. Der Umgang mit dem glykämischen Index ist teilweise abenteuerlich. Der Chirurg hat sofort gemerkt, dass ich anders als 99% der Betroffenen bin. Ich erweitere meinen Vortrag Ernährung um einige Verhaltensmaßnahmen wie mentales Verhalten, Umgang mit dem Immunsystem, Umweltverhalten generell. 

So intensiv stelle ich mir auch das Verhalten von AuA mit dem Körper vor, um Verletzungen zu vermeiden. Ich freue mich wirklich darüber, dass auch der DLV endlich diese Gebiete auf dem Schirm hat, weil sie ursächlich Karrieren zerstören und minimieren. Ich habe lange genug meine Bedenken in den beiden Foren hart geäußert. Ich selbst habe Wechsel nach dem Erkennen von Schwachpunkten rigoros vorgenommen und vieles um 180° umgestaltet. Ich habe mein Wissen immer wieder auf den Prüfstand gestellt. 

Gertrud


RE: Athleten-Monitoring - CoachnEngineer - 21.11.2019

Die Initiative des DLV in allen Ehren, etwas gegen die Ausfälle und Verletzungsprobleme tun zu wollen.
Es erschreckt mich allerdings, dass es das Mittel der Wahl sein soll, auf solche "Tools" zurückgreifen zu müssen!
Wozu verfügen TuT über Augen, Sprache und Gehör?
1) Augen: Im Training mit ambitionierten AuA bin ich als Trainer bereits beim Einlaufen präsent und aufmerksam. So wie ich Gertrud einschätze, war sie da auch immer sehr genau. Sabine Braun zumindest legt, so wie ich das in Wattenscheid schon gesehen habe, auch Wert darauf, die AuA genau zu beobachten. Es gibt allerdings auch Gegenbeispiele.
Nach einer Runde Einlaufen sehe ich, bei mir bekannten Sportlern, ob sie "gut drauf" sind oder nicht. Mit ein wenig Kenntnis im Bereich Biodynamik bzw. Körperpsychotherapie (es braucht hier kein 12 Semester Studium) kann man auch erkennen, ob die Einschränkungen psychologisch oder physiologisch bedingt sind.
2) Sprache: stelle ich unter 1) eine Unregelmäßigkeit fest, kann ich doch ganz einfach während des Aufwärmens 2-3 gezielte Fragen stellen, z.B. zur Gesundheit, zum Schlaf, zum Stressfaktor aus Studium oder Beruf etc.
3) Das Gehör: Ich muss einfach aufmerksam zuhören, was AuA zu meinen Fragen antworten bzw. was sie untereinander besprechen.

Wenn ein Trainer vor Ort diese ersten "Checks" vor jeder TE durchführt, ist er bereits nahezu soweit, wie dieses Tool es leisten kann. Dann geht es, so wie Gertrud schrieb "ans Eingemachte". Dort hilft sowieso kein allgemeingültiges "Tool", sondern ganz tiefes, individuelles Hinschauen.
Warum schreibe ich das alles und sage nicht einfach "so ein Tool ist schon ganz gut"!
Ich glaube, dass die Überfrachtung mit technischen Features absolut nicht gut ist, für den Menschen im allgemeinen und auch für den Sportler. Die psychologische Belastung durch eine solche Massnahme sollte nicht vernachlässigt werden. Wenn AuA dies nicht wirklich intrinsich als Vorteil empfinden, bedingt es unmittelbar ein wenig Ablehnung. Ablehnung bedeutet minimierte Leistungsbereitschaft. Wie laut ist denn das Geschreie wegen der Belastung, die Erreichbarkeit für die NADA täglich sicherzustellen (siehe Interview Laura Dahlmeier)? Und dann soll die Bedienung einer solchen App jeden Morgen nicht auf Ablehnung stoßen?  Es geht im Sport viel mehr um subjektives Empfinden als um objektive Kriterien. Das weiß jeder Extremsportler zu bestätigen. Anderes Beispiel: Wechsel von Caro Schäfer zu den Kauls; rein auf subjektivem Empfinden basierend; keiner unterstellt Jürgen Sammert objektiv schlechte Arbeit. Möglicherweise macht sie im nächsten Jahr aber tatsächlich wieder 6700 Punkte.
AuA müssen vielmehr dahin gebracht werden, die Reaktionen ihres Körpers auf äußere (physische, wie psychische) Reize wirklich zu verstehen und angemessen reagieren zu können. Hier sehe ich, speziell bei jüngeren Generationen, echte Schwierigkeiten. Die Anzahl an AuA, die nicht verstehen, warum sie unter Wettkampfsituationen "versagen" oder sich kurz zuvor verletzen oder, oder, oder.. ist sehr groß. Siehe auch die Diskussionen, warum AuA jahrelang ihre Verletzungshistorie offenbar als Zufall abtun. Da hilft es, glaube ich wenig, die Ruheherzfrequenz in der Nacht zu messen.

Gruß,
Rainer


RE: Athleten-Monitoring - Gertrud - 21.11.2019

Je weiter sich der "Kontrollposten" vom "Tatort" entfernt und dann vielleicht auch noch nur durch ein schriftliches Abfragen, je schwieriger wird die Analyse. Die Verletzungen ergeben sich in der Leichtathletik auch z.B. durch ein inadäquates Krafttraining, dessen individuelle, spezielle Aufarbeitung nicht durch eine APP geregelt werden kann. Dazu gehören Disziplin-Spezialkenntnisse. Die Spezifik ist meines Erachtens nicht gewährleistet. Wenn ich z. B. von Zeit zu Zeit aufgrund der Trainingsbuchbesprechung in Verbindung mit einer Körperanalyse in einem Gespräch auf Schwachstellen aufmerksam mache, hat das eine große Wirkung hinsichtlich der Verletzungsprophylaxe.

Ich konnte Verletzungen aufgrund von Bildern bei A. Wester, Kevin Mayer, David Storl, Usain Bolt, Gina Lückenkemper, Konstanze Klosterhalfen, J.Vetter ... bei akribischer Kontrolle voraussagen, hätte sie aber eben im Vorfeld auch abzustellen gewusst.

Gertrud


RE: Athleten-Monitoring - Delta - 21.11.2019

Es ist etwas arg armselig bei den Norwegern abzukupfern. Methoden die seit 20 Jahren üblich sind.
Was machen die eigentlich an der "Sporthochschule Köln" ?


RE: Athleten-Monitoring - Gertrud - 22.11.2019

(21.11.2019, 23:05)Delta schrieb: Es ist etwas arg armselig bei den Norwegern abzukupfern. Methoden die seit 20 Jahren üblich sind.
Was machen die eigentlich an der "Sporthochschule Köln" ?

Es geht doch in Ordnung, etwas Gutes zu übernehmen. Die Norweger sind übrigens dafür bekannt, dass sie sehr individuell arbeiten. 

Der DLV favorisiert absolut das IAT in Leipzig. Man leistet dort auf ganz bestimmten Gebieten wirklich sehr gute Arbeit. Die DSHS Köln hat in bestimmten Wissenschaftszweigen hervorragende Wissenschaftler. Statt beide Institute gleichwertig zu behandeln, konzentriert man alles in Leipzig. Zu sportärztlichen Untersuchungen müssen Kaderleute  aus dem westdeutschen Raum dann nach Leipzig fahren, statt kostensparend zu handeln und die westdeutschen AuA zur DSHS Köln in Verbindung mit dem OSP Rheinland zu schicken. Im Wurfbereich kann ich es noch verstehen, weil Leipzig da immer führend war und auch über das entsprechende Equipment verfügt.

In metabolischer Hinsicht ist Köln z.B. mit dem OSP und der DSHS Köln-Verbindung hervorragend und bestens mit Dr. Argiris Vassiliadis aufgestellt. Besser geht´s nicht!!! Ich habe bisher nur Gutes von ihm gehört. Das heißt für mich, "Perlen vor die Säue zu werfen"!!! Ketzerisch würde ich sagen, dass es dem 400m-Bereich sicherlich guttun würde! WinkThumb_up ‌Ich habe den Eindruck, dass es der DSHS Köln ähnlich wie mir mit der DLV-Beachtung geht. Wink ‌Qualität zählt nicht, nur "Team-Gehorsam".

Doha war die beste Werbung für externe Erfolge!!!  Thumb_up Wann lernt der DLV das endlich??? ‌Man arbeitet doch so gerne im Team (wie man immer bekennt), warum nicht hier im Team IAT Leipzig/ DSHS Köln? Man kann doch Einigkeit in den Testbatterien erzielen. Man hat doch nichts zu verbergen.

Der DLV hat in den letzten Jahren so viel Potential an Wissenschaftlern und geeigneten Trainern liegenlassen, weil er einseitig orientiert war und teilweise auch noch ist. Ich habe mein Wissen aufgrund von Nicht-Beachtung nicht generell, sondern nur in einzelnen Freundesfällen zur Verfügung gestellt. Glaubt mir, die Verletztenstatistik sähe seit Jahren besser mit meinem Know How aus - siehe Sabine Braun!!! Auch sein ausgezeichnetes Wissen hat HjH ins Grab mitgenommen. Das kann bei mir nicht geschehen, weil mein Nachlass sehr gut geregelt ist - auch in sportlicher Hinsicht. Es wäre schade, wenn alles dem Schreddern zum Opfer fiele. 

Gertrud