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Anlaufgeschwindigkeit Malaika Mihambo - Druckversion

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RE: WM Doha, Tag 10 - (06.10.) (Gold Malaika Mihambo, Bronze Johannes Vetter) - Gerlinde - 11.10.2019

(11.10.2019, 19:43)Gertrud schrieb:
(11.10.2019, 19:24)Gerlinde schrieb:
(11.10.2019, 16:42)dominikk85 schrieb: 38 kmh ist etwa die  spitzengeschwindigkeit von 11.0 Sprinterinnen, das könnte schon passen bei Bowie und mihambo.

Jetzt mal ganz im Ernst!
38km/h sind 10,55 m/s. Das ist eine Geschwindigkeeit, die im Männerbereich anzusiedeln ist. Malaika läuft eher im Bereich vom 9,8 m/s an, auch wenn sie wahrscheinlich im 100m-Sprint 10 m/s erreichen kann.

Ich jedenfalls hab noch nie eine Frau mit 10,55 m/s anlaufen sehen und denke, dass werde ich auch nie. Keine Ahnung, was da gemessen wurde, aber die Zeiten können nicht stimmen!

Ich weiß, dass Sabine Braun bei ihrem besten Sprung einen Anlaufwert von etwa 9,5m/s hatte. Man hat immer angenommen, dass der Sprintwert 1m/s höher sein konnte. Wahrscheinlich sind die Frauendifferenzen zwischen Weitsprunganlauf und Sprint aber etwas geringer als bei den Männern.

Gertrud

Ihr könnt ja mal am OSP-Frankfurt anfragen, was bisher für Weitspringerinnen so gemessen wurde. Ferner gab es einen BIOMECHANICAL REPORT für London auch im Weitsprung Frauen. Ganz sicher tauchen da keine 10,5 m/s auf.
Ab ca. 9,6+ m/s kann es für Frauen in Richtung 7m gehen. Wenn eine Frau jemals so schnell anlaufen sollte, dann wären eigentlich Weiten von jenseits der 8m zu erwarten. Soweit ich weiß ist Heike Drechsler eine der wenigen Weitspringerinnen, welche mit 10 m/s gemessen wurde.
Aber ok, ihr seid ja die Weitsprungexperten! Fahne


RE: WM Doha, Tag 10 - (06.10.) (Gold Malaika Mihambo, Bronze Johannes Vetter) - CoachnEngineer - 11.10.2019

(11.10.2019, 16:48)lor-olli schrieb: Das ist ausgesprochen simpel zu ermitteln
Lieber lor-olli,

so simpel ist es dann leider doch nicht. ?
Es geht nämlich um die Vorwärtsbewegung des KSP! Aus einer 2d-Aufnahme lässt sich der KSP aber nicht eindeutig bestimmen. Überhaupt können aus Bildaufnahmen nur Volumenschwerpunkte, nicht aber Massenschwerpunkte bestimmt werden, da die Dichte als Information fehlt! In der Mechanik geht es aber zumeist um MSP. Aus dem Bildmaterial kann man eine MSP-Position nur schätzen. Daher ist die Messung durchaus sehr fehlerbehaftet. Nimmt man nun nur eine kleine Wegstrecke (deine genannter 33cm) dann kann der Fehler schnelk sehr groß werden. 
insbesondere in den letzten 3 Schritten werden bekanntlich große Schwerpunktverschiebungen realisiert. Die altbekannte Methode des OSP (6m-1m vor dem Brett) ist da doch sehr valider
insofern kann man die Angaben aus Doha wohl wissenschaftlich in die Tonne kloppen. 
Gruß Rainer


RE: WM Doha, Tag 10 - (06.10.) (Gold Malaika Mihambo, Bronze Johannes Vetter) - Gerlinde - 11.10.2019

(11.10.2019, 16:42)dominikk85 schrieb: 38 kmh ist etwa die  spitzengeschwindigkeit von 11.0 Sprinterinnen, das könnte schon passen bei Bowie und mihambo.

Ja, das kommt in etwa hin! In London hatten Thompson und Ahye bei Zeiten von 10,98sec und 11,01sec ihre schnellsten 10er-Splitts bei 0,95sec. Das sind ca. 10,52 m/s (37,87km/h).
Aber 100m-Sprint ist nicht Weitsprunganlauf. Im Weitsprung wird nicht so beschleunigt, dass solche Zeiten bei ca. 40m+ Anlauflänge bereits zum Absprung anliegen. Davon abgesehen, dass derartige Geschwindigkeiten schwerer bis garnicht zu springen wären.
Carl Lewis lief ca. 11,3 m/s an, in seinem 100m-Weltrekord konnte er an die 12 m/s heranlaufen. Das zeigt schon die Diskrepanz von Sprint zu Weitsprunganlauf.
Bowie, die in London noch den Sieg davontrug, hatte ihren schnellsten 10-Spiltt mit 0,92m/s (10,87m/s) bei einer Siegerzeit von 10,85 sec, aber niemals ist sie aus dem kurzen Anlauf in Doha nur annähernd so schnell angelaufen!


RE: WM Doha, Tag 10 - (06.10.) (Gold Malaika Mihambo, Bronze Johannes Vetter) - Piroschka - 11.10.2019

Die Frage ist ja, mit welchem System gemessen wurde. Ich könnte mir vorstellen, dass gar nicht seitlich gemessen wird, sondern von hinten oder von vorne mit einem  Lasermessgerät.


RE: WM Doha, Tag 10 - (06.10.) (Gold Malaika Mihambo, Bronze Johannes Vetter) - Gertrud - 11.10.2019

Zitat:Ab ca. 9,6+ m/s kann es für Frauen in Richtung 7m gehen. Wenn eine Frau jemals so schnell anlaufen sollte, dann wären eigentlich Weiten von jenseits der 8m zu erwarten. Soweit ich weiß ist Heike Drechsler eine der wenigen Weitspringerinnen, welche mit 10 m/s gemessen wurde.
Aber ok, ihr seid ja die Weitsprungexperten! Fahne

Der Wert von Heike ist auch etwa in meinem Bewusstsein. Sabine hatte bei den 9,5m/sec die 6,84m windbegünstigt bei der DM in Frankfurt, so weit ich mich richtig erinnere.

GErtrud


RE: WM Doha, Tag 10 - (06.10.) (Gold Malaika Mihambo, Bronze Johannes Vetter) - Gerlinde - 11.10.2019

(11.10.2019, 22:28)Piroschka schrieb: Die Frage ist ja, mit welchem System gemessen wurde. Ich könnte mir vorstellen, dass gar nicht seitlich gemessen wird, sondern von hinten oder von vorne mit einem  Lasermessgerät.

Ja, wie, was und wo genau gemessen wird spielt schon ein Rolle. Lichtschranken 11-6 & 6-1 vor dem Brett sind dann als Durchschnittsgeschwindigkeiten auf einem 5m-Abschnitt zu sehen. Dahingegen kann man mit LAVEG „Laser Velocity Guard“ ja die momentane Geschwindigkeit an Ort und Stelle, meist 3L, 2L und 1L herausmessen.
Aber egal, was da gemessen wurde, diese Werte sind zu hoch bezogen auf den Weitsprunganlauf. Eventuell wurde per Laser gemessen, aber die Kurve nicht geglättet?


RE: WM Doha, Tag 10 - (06.10.) (Gold Malaika Mihambo, Bronze Johannes Vetter) - Piroschka - 11.10.2019

Was meinen Sie mit die Kurve nicht geglättet?


RE: WM Doha, Tag 10 - (06.10.) (Gold Malaika Mihambo, Bronze Johannes Vetter) - Gerlinde - 11.10.2019

Es wurde ein Lasersystem names SPECTO eingesetzt. Die Firma, die dies durchgeführt hat heißt Finnish Angular Velocity.
Warum die Werte zu allen bekannten Werten so abweichen könnte sich eben durch die fehlende Glättung der Messkurve ergeben (siehe Anhang).
Wer LAVEG-Kurven kennt sieht, dass sich ein Läufer ja keinesfalls mit gleichbleibender Geschwindigkeit fortbewegt, sondern jeder Stütz (Bodenkontakt) ein Abbremsen mit folgender Beschleunigung zur Folge hat bis zum nächsten Touchdown. Der Mittelwert ist dann erst die uns bekannte Geschwindigkeit. Ich vermute, dass Finnish Angular Velocity den absoluten Wert ausgegeben hat, der zwar irgendwie auch richtig ist, aber nicht vergleichbar mit bekannten Messungen ist.


RE: WM Doha, Tag 10 - (06.10.) (Gold Malaika Mihambo, Bronze Johannes Vetter) - Atanvarno - 12.10.2019

Die Vermutung hat auch der "Splitexperte" Pierre Jean Vazel

Zitat:I believe that in Doha the velocity shown in the screen was the top of the waveform unfiltered curve.
Quelle


RE: WM Doha, Tag 10 - (06.10.) (Gold Malaika Mihambo, Bronze Johannes Vetter) - CoachnEngineer - 12.10.2019

(11.10.2019, 23:56)Gerlinde schrieb: Es wurde ein Lasersystem names SPECTO eingesetzt. Die Firma, die dies durchgeführt hat heißt Finnish Angular Velocity.
Warum die Werte zu allen bekannten Werten so abweichen könnte sich eben durch die fehlende Glättung der Messkurve ergeben (siehe Anhang).
Wer LAVEG-Kurven kennt sieht, dass sich ein Läufer ja keinesfalls mit gleichbleibender Geschwindigkeit fortbewegt, sondern jeder Stütz (Bodenkontakt) ein Abbremsen mit folgender Beschleunigung zur Folge hat bis zum nächsten Touchdown. Der Mittelwert ist dann erst die uns bekannte Geschwindigkeit. Ich vermute, dass Finnish Angular Velocity den absoluten Wert ausgegeben hat, der zwar irgendwie auch richtig ist, aber nicht vergleichbar mit bekannten Messungen ist.
Wie zuvor schon von mir erläutert, sind solche Systeme zur Bestimmung von Schwerpunktgeschwindigkeiten ( und nur die sind für die Weite von Bedeutung) völlig ungeeignet. Im Unterschied zu einem PKW zum Beispiel verändert sich der Massen-Schwerpunkt relativ zur Volumen Hüllkurve des Rumpfes ständig. Er ist eben kein starrer Körper. Für v-Messungen eines 100m Laufes ist der Messfehler akzeptabel, nicht aber für Absprunggeschwindigkeiten im Weitsprung. Beim vorletzten Schritt geschieht eine Verschiebung des KSP nach hinten unten, relativ zur „Körperhülle“. Berücksichtigt man dies nicht, sondern misst mit einem Laser auf die Körperhülle, erhält man eine höhere Geschwindigkeit als tatsächlich vorliegend. Genau Vice versa verhält es sich 
beim Absprung selbst. 
Ich hätte aber gedacht, dass das den DuH, die so viel Biomechanik in die LA einbringen wollen, bewusst ist. ?