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Bilanz der WM - Druckversion

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RE: Bilanz der WM - Jo498 - 06.10.2019

Von den Leistungen und der Spannung der WK war die WM wirklich grandios. Die Bedingungen erlaubten Top-Leistungen in fast allen Disziplinen mit Ausnahme einiger Würfe (was ich durch das Kugelstoßen M als ausgeglichen betrachte). Angesichts des Niveaus sind die 6 DLV-Medaillen vielleicht noch höher zu bewerten

Alle Sprünge lange spannend/offen und/oder mit Topleistungen (was zB beim Hoch M kaum absehbar gewesen war), auch die MK spannend, wenn auch eher aufgrund von Zufällen.
Praktisch kein taktisches Bummel-Finale auf den Mittel/Langstrecken! Vieles spannend bis zum Schluss oder von kühnen Einzelleistungen bestimmt (Brazier, Hassan, Cheruiyot)

Das mag die Probleme mit der Vergabe und dem Ort überhaupt und die Zumutungen der Straßenbewerbe nicht wett machen, aber insgesamt war die WM deutlich besser, als ich erwartet hatte.


RE: Bilanz der WM - Andreas - 06.10.2019

(06.10.2019, 21:46)Delta schrieb: Deutschlands Team

Mihambo Top Spitze
Vetter, Kaul, Gesa, Schwanitz

Und was ist mit KOKO schon wieder vergessen ???


RE: Bilanz der WM - gunnar - 06.10.2019

Delta schrieb:
Sehe ich genau gleich. Die hinteren Kreuzbänder verletzt man bei überintensivem Krafttraining...
Delta schrieb:Sprint ... Fehlendes Krafttraining. ...
Ich glaube, Du solltest Dich da mal entscheiden.


RE: Bilanz der WM - Delta - 07.10.2019

Ja, aber nicht in Qatar, das war Krafttraining zur Unzeit


RE: Bilanz der WM - Gertrud - 07.10.2019

Eine Analyse sollte ohne Emotionen, nicht beschönigend und angemessen mit sinnvoller Kritik versehen sein, damit sie in Zukunft Hilfen anbietet und wirkliche Verbesserungen auch hinsichtlich Strukturveränderungen initiiert. Das erwarte ich vom DLV nach Doha.

Nur einige Gedanken zur deutschen Mannschaft und zum Drumherum:

Sprintstaffel Frauen: zu viele gesundheitliche Ausfälle: Mayer, Müller, Pinto, zudem Haase formschwach.

Sprintstaffel Männer: Mein Tipp mit Hartmann war doch gut oder? Gezielte Frage nach Staffeleinsatzplätzen ist vonnöten. Zudem Fragen zum Einsatz der Anzahl an Trainingslagern stellen!!! Verballern wichtiger Mittel oder Einsatz notwendig???

Kugelstoßen: Drehstoß-Tendenz verschlafen: auch alle drei deutschen Kugelstoßerinnen zeigen das Angleiten. Die Techniken sehe ich insgesamt als sehr hausbacken an. Schwanitz ist unter den privaten Belastungen (Kinder, Training, Studium) und ihrem fortgeschrittenen Kugelstoßalter noch recht gut.

Diskus Frauen: mäßige Ausbeute, Vita war technisch sehr instabil, Pudenz ein Schatten ihrer selbst durch mentale Schwäche.

Diskus Männer: Die Entwicklung ist zur Zeit rückläufig, Wierig war solide in der Leistung. Es ist durchaus für das nächste Jahr Potential vorhanden. Allerdings gilt es, in dem einen oder anderen Fall mal eine vernünftige Verletzungsanalyse zu installieren. Medaille und Wissen können auch reziprok sein, auch wenn´s anscheinend kaum einer merkt. Wink

Stabhochsprung: Der Anschluss an die absolute Spitze ist momentan nicht gegeben. Da kann auch ein vierter Platz mit dem Abstand nicht täuschen.

Speer: insgesamt recht gut. Leider haben die Asse im richtigen Zeitpunkt nicht so gestochen. Vetter ist meistens in der Qualifikation sehr stark. Was ist mit Röhler los? Hofmann ist ansonsten stark. Hussongs Leistung war gut. Der Ausrutscher hat gefehlt. Der Wurfabschluss sollte optimiert werden.

Der Hochsprung hat an Glanz verloren. Onnens Leistung war okay.

Analyse der Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinner hinsichtlich der überwiegenden Trainerverantwortlichkeit und beruflichem Werdegang parallel ausgerichtet:

Schwanitz:       DLV- Trainer, duales Studium
Krause:           Heimtrainer
Kaul:               Heimtrainer, duales Studium
Mihambo:        Heimtrainer, duales Studium, Bachelor!!! Master im Fernstudium anvisiert 
Klosterhalfen: „Heimtrainer"
Vetter:            DLV-Trainer
Hussong:         Heimtrainer, duales Studium

Der überwiegende Teil trainiert nicht bei DLV-Trainern: Folglich sollte man sich die Wertigkeit seitens des Verbandes mal ganz genau ansehen und Schlüsse daraus ziehen!!! Aus meiner Sicht ergibt sich kein zwingender Schluss zur Kanalisierung nur zu DLV-Trainern. Im Gegenteil: Ich würde die Nester wie unter R. Weber und Familie Kaul stärken, auch wenn diese Trainer nicht wie Marionetten steuerbar sind, aber eine Klasse haben. Auch die berufliche Situation sollte Anlass für Überlegungen sein. Zudem sollte die mentale Wettkampfverfassung Hinweise auf individuelle Einflussnahmen geben. Alle Leistungen kommen zum Schluss dem DLV zugute.

Außerdem würde ich als DLV ganz hart den "Finger in die Wunde legen" wie z.B. im Weitsprung der Frauen: Was ist da los, dass solche Toptalente wie Salman-Rath, Moguenara und Wester nicht mehr stechen??? Da muss man sicherlich im Einzelfall ganz individuell vorgehen. Hier spielt die Verletzungsprophylaxe aus meiner Sicht eine große, unabdingbare Rolle. Auch die Fehler in der Rückschau wie bei Mihambo mit dem Streichen der Gelder sollte durchleuchtet werden.

Ich weise ausdrücklich daraufhin, dass meine Betrachtungen als wohlgemeinte Gedanken und nicht als vernichtende Kritik des Verbandes verstanden werden sollen.

Was mir auch noch auffiel, ist das Umschwenken in der Qualität der LA-Unterviews durch Mihambo und Kaul. Ich höre ihnen richtig gerne zu, da ihre Argumente "Hand und Fuß haben". Wie sagte ein Kollege zu mir: "Das entspricht nicht dem Zeitgeist mit Audrücken wie geil ..." Wir hoffen aber, dass diese Qualität sich auf Dauer durchsetzt und entsprechend gebührend anerkannt wird. Sie sind nicht nur sportlich gut.  Thumb_up

Gertrud


RE: Bilanz der WM - Jonny - 07.10.2019

(06.10.2019, 20:59)Robb schrieb: Ich finde Kritik an der Staffel unsinnig, schau dir mal an, wer da alles gefehlt hat:

Pinto 11,00, Haase 11,06, Mayer 11,14, eventuell Müller 11,15. Die vier allein wären eine Weltklasse-Staffel, das kompensiert außer den USA kein Land. Mit Pinto wären sie glaube ich in Medaillennähe gelaufen, an die 41,67 aus Berlin wären sie aber nicht rangekommen. Da ist es wie fast immer, die besten Zeiten laufen deutsche Frauenstaffeln fast nie beim Saison-Höhepunkt.

Dann sag mal das Jahr wo die Damen die Zeiten gelaufen sind. USA kann auch 4 Läufer aufbieten die 10.7/10.8 schonmal gelaufen sind.


RE: Bilanz der WM - lor-olli - 07.10.2019

Ich denke auch, dass eben nicht nur eine Analyse bei den Athleten eine vernünftige Sache ist, auch Trainer sowie die Gesamtkonzeption DLV-Spitzensport-Organistion muss kritischer analysiert werdens. (Wir waren besser als 2017 überdeckt gern erkennbare Schwachstellen…)

1.) Frage: wieso funktionieren so viel kleine Nester (und das ist ja nicht nur in D so, in Norwegen Ingebrigtsen, in Belgien Borlee, und Thiam, in GB platzte bei KJT der Knoten und sie konnte ihr Potenzial abrufen als sie individueller trainierte.)
- meiner Meinung nach hat das auch etwas mit der psychischen Komponente zu tun, durch die viel stärker individuelle Betreuung und das so gesteuerte Training verändert sich auch die Mentalität des Sportlers! (Paradebeispiel Mihambo, auch Kaul zeigte Selbstvertrauen, Klosterhalfen ist mental stärker!)

2.) Verletzungen sind im Spitzensport IMMER ein Problem, nicht nur in der LA.
- mMn kann man einige nicht vermeiden, andere lassen sich bei "eiskalter Betrachtung" schon deutlich im Vorfeld erkennen. Es gibt Trainer die einen hohen Verschleiß an Athleten haben, da sollte doppelt hingeschaut werden, AUCH bei Bundesttrainern

3.) Die Leichtathletik in Deutschland hat nicht nur mit selbst zu kämpfen, auch die internationale Entwicklung und Konkurrenz aus Staaten die man vorher nie so wahr nahm gehört analysiert.

- mMn kann man in D durchaus noch lernen, LA ist heute nicht mehr nur Training unter guten Bedingungen (es gibt genug Stützpunkte mit guter technischer, personeller (Trainer) Ausstattung und Umfeld, auch an sportlichen Analytikern und Medizinern ist hier kein wirklicher Mangel), die Methodik und die Gesamtstrategie muss flexibler werden (Diziplinbezogene Veränderungen > Kugelstoß, Ausdauerbereich und andere). In der (Industrie) Technik spricht man vom intelligent design, lean workflow und das hat man in D verstanden - in der Spitzen-LA in D sieht es aber oft noch nicht danach aus.

Mehr Geld würde die Situation nicht linear besser machen, wenn es nicht effektiv eingesetzt wird…

Im sportlichen Fazit zur WM: Die LA hat in Doha (im Stadion) unter den Top Bedingungen auch Top-Leitungen gezeigt, es fielen nicht nur Weltrekorde, sondern es gab in fast der gesamte Breite der Diziplinen herausragende Leistungen, dafür gibt es Gründe und die gilt es zu ergründen. (Doping? Dann kann die Antwort nur heißen: intelligenter und härter Vorgehen, erwischte Doper konsequenter sanktionieren! Fast alles andere was zur Leistungsentwicklung beiträgt ist erwünscht. Technik, Anlagen, Trainingsmethodik, wissenschaftliche Analyseergebnisse etc. - "wir" sind eine Sportart die auf Leistung abzielt und nicht nur auf Spaß!)


RE: Bilanz der WM - Gertrud - 07.10.2019

(07.10.2019, 07:06)lor-olli schrieb: Ich denke auch, dass eben nicht nur eine Analyse bei den Athleten eine vernünftige Sache ist, auch Trainer sowie die Gesamtkonzeption DLV-Spitzensport-Organistion muss kritischer analysiert werdens. (Wir waren besser als 2017 überdeckt gern erkennbare Schwachstellen…)

1.) Frage: wieso funktionieren so viel kleine Nester (und das ist ja nicht nur in D so, in Norwegen Ingebrigtsen, in Belgien Borlee, und Thiam, in GB platzte bei KJT der Knoten und sie konnte ihr Potenzial abrufen als sie individueller trainierte.)
- meiner Meinung nach hat das auch etwas mit der psychischen Komponente zu tun, durch die viel stärker individuelle Betreuung und das so gesteuerte Training verändert sich auch die Mentalität des Sportlers! (Paradebeispiel Mihambo, auch Kaul zeigte Selbstvertrauen, Klosterhalfen ist mental stärker!)

2.) Verletzungen sind im Spitzensport IMMER ein Problem, nicht nur in der LA.
- mMn kann man einige nicht vermeiden, andere lassen sich bei "eiskalter Betrachtung" schon deutlich im Vorfeld erkennen. Es gibt Trainer die einen hohen Verschleiß an Athleten haben, da sollte doppelt hingeschaut werden, AUCH bei Bundesttrainern

3.) Die Leichtathletik in Deutschland hat nicht nur mit selbst zu kämpfen, auch die internationale Entwicklung und Konkurrenz aus Staaten die man vorher nie so wahr nahm gehört analysiert.

Die Punkte unterstütze ich voll und ganz.

Dazu kommt noch die bornierte Disziplinenzuordnung zu OSP. Wie wenig einsichtig und jeder vernünftigen Vernunft entrückt muss man sein, z.B. aus einem Stützpunkt einen Hammwurfstützpunkt zu machen, dessen Domäne vorher der Speerwurf war? Wie weltfremd muss man am OSP in Wattenscheid sein, den Mehrkampf nicht mehr zu fördern oder Talente aufzunehmen, dagegen den weniger erfolgreichen Sprint aber zu fördern. Eine Sabine Braun vor Ort wird folglich nicht im Mehrkampf "bestückt". Für mich sind solche Entscheidungen nicht nachvollziehbar, "kleinkariert", wenig erfolgversprechend und nicht wirklich zukunftsträchtig. Wattenscheid hatte in diesem Jahr die schlechtete Bilanz bei DM seit Jahren und das bei hauptamtlichen Funktionären am OSP!!! 

Beispiel für so viel Unsinn: Wenn R. Weber ein neues Talent in seinem Umkreis im Sprint hätte, würde es der DLV zu Sprintstützpunkten kanalisieren, die heimatfern wären??? Wenn ich in Marl ein Talent im Stabhochsprung hätte, würde der DLV es nach Leverkusen schicken? Ich habe vor Beate Peters nie eine Speerwerferin und vor Sabine Braun nie eine Mehrkämpferin trainiert. Ich verfüge aber über einen halbwegs guten Trainerverstand. Denkt der DLV vielleicht auch mal darüber nach, die Situationen so zu belassen und nur die generellen Bedingungen für die Nester zu optimieren: Das heißt, für absolute Talente Training am OSP zu gewährleisten und zwar nicht nur nach 18 oder 20 Uhr, auch wenn die Hallen partiell wenig frequentiert sind? Es gibt viel zu tun und man sollte mal gewaltig in die "verfilzten Wespennester" stechen und wirklich leistungsfördernd zu gestalten. Auch im Bereich der Gelderverteilung hätte ich gute Vorschläge auf Lager. Wink

Macht nicht auf übergeordnetes Team, wenn´s da wenig zu feiern gibt. Es ist nicht schlimm, Fehler zu machen, sondern nur sie permanent zu wiederholen. Wink

Was mir auffiel, ist die gute Qualität bei Interviews durch Mihambo und Kaul. Wie sagte ein Kollege zu mir: "Das trifft nicht den Zeitgeist von geil...; aber es sollte entsprechend ankommen."  Thumb_up ‌ 

Gertrud


RE: Bilanz der WM - Jo498 - 07.10.2019

Nochmal kurz zur Klärung: Enttäuschung bedeutet nicht automatisch, dass man einer konkreten Person einen Vorwurf machen kann oder sollte. Schlechtes Ergebnis durch Pech, Sturz etc. ist auch eine Enttäuschung gegenüber den Erwartungen. Auf dieser Ebene war die Staffel ohne Frage eine Enttäuschung. Konkret bei Pinto kann ich natürlich nicht beurteilen, was den Ausfall letztlich verursacht hat. Das Lästern über das Schonen für die Staffel finde ich zwar berechtigt, weil Sprinter in der Form sein sollten, diese Doppelbelastung auszuhalten. Wenn man aber aufgrund der Vergangenheit oder schon bestehender Probleme vermutet, dass die Doppelbelastung riskant ist und wenn nur in der Staffel eine Medaillenchance besteht, dann muss man für die Staffel schonen.

Vorwürfe kann man aber zu Recht einem "System" machen, das außerordentliche Energie in die Sprintstaffel(n) steckt, wenn trotz WBL im Vorfeld nur Platz fünf herauskommt, weil zu viele Leistungsträger zur Unzeit verletzt sind.


RE: Bilanz der WM - Gertrud - 07.10.2019

Der DLV sollte einfach seine Gesamtphilosophie überlegen und sehr fexibel sein. Ich meine das überhaupt nicht angreifend. 

Gertrud