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Busemann will " Gundersen" - Druckversion

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+--- Thema: Busemann will " Gundersen" (/showthread.php?tid=3475)

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RE: Busemann will " Gundersen" - longbottom - 07.10.2019

Das Interesse am Zehnkampf von Doha schien mir auch ohne Gundersen ziemlich groß zu sein.  Wink

Was den Rest angeht: Der Vergleich mit dem Start bei herkömmlichen Läufen passt meiner Meinung nach nicht wirklich, denn bei solchen wird bei einem Fehlstart zurückgeschossen. Das ist bei einer Gundersen unmöglich. Um mal Doha als Beispiel zu nehmen: Sagen wir, Tim Nowak wäre zu früh gestartet, hätten ja nicht alle davor zurückgeschossen werden können.

Also geht es bei einer Gundersen nur mit Zeitstrafen bzw. Disqualifikation für zu früh gestartete. So wird es im Wintersport gehandhabt. Da gibt es aber Sekundenabstände und keine Abstände auf die Hundertstel, die die Sportler beachten müssen. Das ist viel einfacher zu kontrollieren. Und für Sekundenabstände am Start sind andererseits die 1500 Meter und erst recht die 800 Meter im Siebenkampf zu kurz. Im Wintersport sind sie halt auch länger unterwegs.

Und ich bin keiner, der komplett gegen die Gundersen ist. Ich kann die möglichen Vorteile sehen. Aber noch keiner hat es geschafft, diesen Einwand wegzuerklären. Es sei denn, man lässt die Sportler bald wirklich mindestens 3000 Meter laufen, und das wäre am Ende eines Zehnkampfs schon ganz übel.


RE: Busemann will " Gundersen" - JoelH - 07.10.2019

(07.10.2019, 07:30)longbottom schrieb:  Und für Sekundenabstände am Start sind andererseits die 1500 Meter und erst recht die 800 Meter im Siebenkampf zu kurz. 

Interessanterweise ist doch genau das Argument vieler hier, dass die Abstände zu groß wären, als dass Gundersen Sinn ergibt. Ja was denn jetzt? Ist Mayer zu weit weg als dass es spannend werden könnte? Oder liegt es daran, dass Mayer eingeholt werden könnte weil der hinter ihm startendes Läufer plötzlich nur 23 anstatt 23,3 Sek. Rückstand hat? 

Und was die Strafen angeht. Was spricht gegen Zeitstafen? Wo ist das Problem? Es wird doch immer auf die Mündigkeit des Athleten hingewiesen, hier könnte er Verantwortung übernehmen! Und wie gesagt, ob ein Läufer auf einen Startschuss wartet, der völlig willkürlich kommt, oder auf eine Digitaluhr schaut und seine Startzeit genau kennt ist m.E. ziemlich vergleichbar. Letzteres sogar einfacher. Übrigens, sowas kann man sogar trainieren.


RE: Busemann will " Gundersen" - longbottom - 07.10.2019

(07.10.2019, 07:45)JoelH schrieb: 
Interessanterweise ist doch genau das Argument vieler hier, dass die Abstände zu groß wären, als dass Gundersen Sinn ergibt.

Meins nicht. Große Abstände sind das Zeichen eines am dem Tag besseren Sportlers und kann es auch in der Nordischen Kombination geben.

@Zeitstrafen: Es sollen also sowohl die Athleten selbst beim Start als auch die Kampfrichter nachher kontrollieren, ob die Sportler nicht eine Hundertstel zu früh raus sind. Na viel Spaß.


RE: Busemann will " Gundersen" - Sebastian - 07.10.2019

Natürlich würden die Abstände im Normalfall zu groß, das jetzt wegzudiskutieren setzt ja schon fast Mutwilligkeit voraus.

Doha wäre jetzt rein zufällig der "perfect Storm" für Gundersen gewesen, fast noch mehr, wenn Kaul bei den 75 Metern im Speer stecken geblieben wäre, da wir dann eine Hatz mit rund 12(?) Sekunden Rückstand erlebt hätten.

Aber das ist doch sicher nicht der bisherige Stand. Mit Mayer (selbst in angeschlagenem Zustand) hätte das schon wieder völlig anders ausgesehen und man muss ja auch die Realitäten anerkennen: Die allerallermeisten Top-Zehnkämpfer bewegen sich über 1500 Meter in dem Bereich zwischen 4:30 und 4:40, sprich über 1500 passiert normalerweise nicht mehr so viel. Den fall hat man ja nur, wenn ein Topathlet deutlich schneller (Kaul) oder eben deutlich langsamer (Welcher Weltmeister gurkte immer um die 5 Minuten rum? Hardee oder Clay, Clay glaub ich) laufen kann. Passiert aber nicht allzu oft, das liegt wohl auch an der Punktestruktur für 1500 Meter: Läufst du 4:30 bist du auf der "sicheren Seite" und du verlierst nicht signifiaknt auf die Konkurrenz (wie schon gesagt, im Normalfall!). Das ist ähnlich wie im Diskus: Kauls 49 Meter sind wirklich großartig, aber im Diskus brauchst du halt "nur" 45 um auf der sicheren Seite zu sein, dann verlierst du nicht entscheidend.

Da aber die Qualität der Topleute über 1500 mehr oder weniger ähnlich ist, MUSS man eben zwingend dafür sorgen, dass dann die Abstände VOR dem 1500-Meter-Lauf nicht allzu groß sind, wenn man diesen Lauf als "spannenden Höhepunkt" verkaufen will. 30 Sekunden holt keiner auf einen Mayer auf, also werden die Punktetabellen so geändert, dass Mayer, trotz überragender Leistungen, halt maximal 15 Sekunden Vorsprung haben kann und damit werden 9 Disziplinen einfach mal zur Makulatur und genau DAS ist mein Problem.


RE: Busemann will " Gundersen" - longbottom - 07.10.2019

Das Argument ignoriert meiner Meinung nach etwas, dass es auch spannende Duelle um die anderen Plätze, darunter die Medaillenränge, geben kann. Mal davon abgesehen, dass eine derart extreme Anpassung der Abstände ja glücklicherweise wohl noch nicht geplant ist.


RE: Busemann will " Gundersen" - lor-olli - 07.10.2019

Etwas was hin der Diskussion völlig fehlt, ist der substantielle Beitrag der Betroffenen / Athleten und Trainer!

Man sieht also recht klar woher der Wind weht: es geht mitnichten um den Sport selbst, es geht NUR UND AUSSCHLIEßLICH um die Vermarktung! Als ehemaliger Aktiver in der Diziplin argumentiere ich diesbezüglich trotzdem nur aus der "Insidersight", ich habe mit einigen Kollegen und Aktiven gesprochen und ALLE waren abgeneigt bis hochskeptisch, dass Gundersen dem Sport irgend etwas bringt.

Es wird Zeit, dass die Betroffenen mal aufschreien, auch vom 10-Kampf-Team kommt nichts bis in die Öffentlichkeit (gemeint ist die Öffentlichkeit außerhalb des 10-Kampf!)


RE: Busemann will " Gundersen" - Piroschka - 07.10.2019

Will man die Gundersen Methode für den Zuschauer oder für den Athleten?

Hier kam ja der Vorschlag mit einem Chip auf, der die Abstände verdeutlicht. Davon haben die Athleten aber nichts, denn die können dan immer noch nicht erkennen, wie schnell sie Laufen müssen, um zu gewinnen oder einen Konkurrenten zu überholen. Es sei denn, in Zukunft wird der abschließende 1500er mit Virtual Reality Maske gelaufen Big Grin

Das Ganze ist für mich eine immer wieder aufkommende Scheindiskussion. Denn sie kommt immer nur dann auf, wenn Reporter beim Höhepunkt des Jahres, die von Leichtathletik keine Ahnung haben, geschweige denn von Zehnkampf, überfordert sind und schnelle Antworten wollen. Dafür sollte man sich nicht verbiegen.

Als erstes sollte man verstehen, dass der 1500er kein Finallauf ist, sondern im Zehnkampf das Finale bereits beim 100m-Lauf beginnt.

Alles Andere zur Nichtdurchführbarkeit der Gundersen Methode nach dem Biathlon-Modell bei der bestehenden Punkteverteilung wurde schon gesagt.


RE: Busemann will " Gundersen" - lor-olli - 07.10.2019

@Piroschka,
Mehrkämpfer? Wink
Zwei Doofe und ein Gedanke, wenn Du meinen Beitrag liest, ha!


RE: Busemann will " Gundersen" - Sebastian - 07.10.2019

Ja, offiziell ist da nichts geplant bisher, aber die Offiziellen bei der IAAF sind ja auch nicht "doof" (auch wenn man manchmal das Gegenteil annhemen muss). Wenn man im Schritt a) Gundersen sagt, muss man eben im Schritt b) ja auch "Spannung" sagen, alles andere ergibt ja wenig Sinn.

Wann gab es denn den letzten Zehnkampf mit einem wirklichen Duell (oder Mehrkampf) um den Ausgang? 2007 Sebrle, Smith, Karpow(?) wo alle 3 nichtmal 100 Punkte auseinander waren? Oder gabs noch was aktuelleres?

Das heißt doch, dass bei (fast) allen Wettkämpfen der letzten 10 Jahre Gundersen eben keinen Mehrwert gehabt hätte, da die Abstände auf den relevanten Positionen (und die Plätze 8-15 sind da nunmal nicht so interessant) schon zu groß waren um ein wirkliches "Duell" darstellen zu können. Das weiß die IAAF sicher auch und wird dann deshalb meiner Meinung nach mittelfristig an die gesamten Punktetabellen dran gehen, von daher: Wehret den Anfängen! Cool


RE: Busemann will " Gundersen" - Atanvarno - 07.10.2019

(07.10.2019, 09:26)Piroschka schrieb: Hier kam ja der Vorschlag mit einem Chip auf, der die Abstände verdeutlicht. Davon haben die Athleten aber nichts, denn die können dan immer noch nicht erkennen, wie schnell sie Laufen müssen, um zu gewinnen oder einen Konkurrenten zu überholen. Es sei denn, in Zukunft wird der abschließende 1500er mit Virtual Reality Maske gelaufen Big Grin

Die Vorschläge mit Chips/Augmented Reality waren nicht für Gundersen, sondern für das tradtionelle System gemeint und sollen dem Zuschauer helfen, das Renngeschehen besser einschätzen zu können.