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Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - Druckversion

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Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - Gertrud - 03.09.2019

Nehmen wir unsere drei momentan sehr erfolgreichen Damen KK, MM und T. Pinto!

Meine eigene Einstellung ist sicherlich durch meinen pädagogischen Beruf sehr stark gefärbt. Ich akzeptiere aber andere Lebensmuster und Sportkarriere-Vorstellungen. Meine Einstellung stimmt mit der von Malaika Mihambo sehr stark überein, weil sie nicht ohne Netz und doppelten Boden sportlich-beruflich plant, sondern den harten Weg der dualen Karriere geht und nach der sportlichen Karriere ihren beruflichen Weg ebenso erfolgreich gehen wird.

Tatjana Pinto hat sich für den absolut professionellen Weg temporär entschieden. Sie soll aber beruflich an der Universität auch im fortgeschrittenen Stadium sein, was also für eine temporäre Unterbrechung spricht, mit der ich mich auch anfreunden kann. Allerdings bin ich in solchen Phasen dafür, dass die bürgerlichen Regularien wie Renteneinzahlung oder Absicherung auch beachtet werden.

Konstanze Klosterhalfen hat sich ebenfalls für einen absolut professionellen Weg mit wahrscheinlich sehr guten Verdienstmöglichkeiten entschieden und kann neben den sportlichen Zielen auch sehr gut vorsorgen. Zudem kann sie ihr Studium ebenfalls irgendwann abschließen und zwischendurch für ihren medialen Marktwert einiges einleiten.

Insofern sind die Karrieren der drei deutschen Protagonistinnen sehr unterschiedlich, aber doch auch klug angelegt, wenn man die Klippen beachtet und nicht in den Tag hineinträumt. Es gibt eben ganz unterschiedliche Lebens- und Sportmodelle.

Gertrud


RE: Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - UliH. - 03.09.2019

Ein Studium während der Leistungssportkarriere ist keine Garantie dafür, dass man später damit auch sein Einkommen hat bzw. glücklich ist. Es ist immer eine Momentaufnahme. Viele die jahrelang 6 oder mehr Stunden täglich trainiert haben, kommen hinterher mit einem Office-Job überhaupt nicht klar.
Wenn jemand (nur) der Sportfördergruppe der Bundeswehr oder Bundespolizei angehörte und später mit einem Trainerschein als Fitness- und Athletiktrainer bei einem Bundesligisten seine Berufung findet, hat er aus meiner Sicht auch alles richtig gemacht.


RE: Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - Gertrud - 03.09.2019

(03.09.2019, 10:20)UliH. schrieb: Ein Studium während der Leistungssportkarriere ist keine Garantie dafür, dass man später damit auch sein Einkommen hat bzw. glücklich ist. Es ist immer eine Momentaufnahme. Viele die jahrelang 6 oder mehr Stunden täglich trainiert haben, kommen hinterher mit einem Office-Job überhaupt nicht klar.
Wenn jemand (nur) der Sportfördergruppe der Bundeswehr oder Bundespolizei angehörte und später mit einem Trainerschein als Fitness- und Athletiktrainer bei einem Bundesligisten seine Berufung findet, hat er aus meiner Sicht auch alles richtig gemacht.

Inneres Glück hat sehr viele Facetten. So ist es nun mal. Garantien gibt es heute nicht mehr; aber die Möglichkeiten wie im Falle Mihambo sind doch erheblich höher. Nur ist das auch abhängig von den Begabungen. Es kann auch nicht jede/r Lehrer/in werden. Entscheidend ist sicherlich, dass man etwas in Angriff nimmt. Wenn eine/r bei der Bundeswehr "parkt" und nichts "nebenbei" einleitet, hätte ich als Trainern damit sehr große Probleme. Da würde mein Verantwortungsbewusstsein schon Alarm schlagen. 

Gertrud


RE: Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - RalfM - 05.09.2019

(03.09.2019, 11:08)Gertrud schrieb: Inneres Glück hat sehr viele Facetten. So ist es nun mal. Garantien gibt es heute nicht mehr; aber die Möglichkeiten wie im Falle Mihambo sind doch erheblich höher. 

Ich bin ja auch Lehrer, an der Uni halt. Aber auch oft mit Kindern und Jugendlichen (Girl's Day, Lange Nacht der Wissenschaften, Kids Camp, Kinder-Universität), und habe einen gewissen Lehrer-Blick. Bei der DM und beim ISTAF saß ich an der Weitsprunggrube. Man kann sich der Aura von Malaika Mihambo überhaupt nicht entziehen. Nicht zufällig stand die Schlange der Autogrammjäger bis in die 18te Reihe, während die anderen immer auf den selben Fleck im Sand sprangen.
Für mich (mit Fernglas bewaffnet) war es spannend zu beobachten, wie sie zwischen Anspannung und Entspannung umschaltet. Bei Entspannung hat sie immer so ein ganz leicht angedeutetes Lächeln im Gesicht.

Jetzt ist Weitsprung. Ich bin gespannt, was später kommt. Ganz sicher kommt da was.


RE: Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - DerC - 05.09.2019

(03.09.2019, 08:02)Gertrud schrieb: Nehmen wir unsere drei momentan sehr erfolgreichen Damen KK, MM und T. Pinto!

Klosterhalfen könnte sogar an den Punkt kommen, dass sie nach ihrer aktiven Karriere finanziell unabhängig sein wird. Insbesondere, falls sie auch noch ein paar erfolgreiche Saisons im Straßenlauf bewältigt. Wenn die Gerüchte stimmen, dass sie jetzt schon 200k $ von Nike bekommt, dann sieht das finanziell schon sehr rosig aus, und das ist ja nicht der einzige Sponsor. Wenn da WM und Olymia-Mediallen dazukommen, sollte das noch steigen. Mit den einigen Straßenlauferfolgen könnte sie gar auf siebenstellige Brutto-Einkünfte kommen, aber das ist natürlich noch nicht aktuell.

Mihambo studiert noch Politikwissenschaften? Das ist sehr interessant, aber möglicherweise auch nicht das sicherste Standbein. Sie ist auch noch so jung dass ihr ein paar Jahre absolute Weltspitze im Weitsprung sehr hohe Verdienste sichern könnten. Ideal wäre natürlich mal ein Doppel-Gold (Weitsprung und 4*100), dann hätte sie vermutlich die Gelegenheit, sich ein sehr solides Polster für die Zeit nach der Leistungsportkarriere anzusparen.

Pinto hat wie Mihambo das Glück, dass sie in populären Disziplinen unterwegs ist, da ist leichter Geld zu verdienen als im Hammerwurf. Soziale Arbeit ist ein recht sicherer Job, als "Versicherung" gut, ob das erfüllend und zufriedenstellend ist, wenn mensch vorher Sprintstar war ist eine andere Frage.

Das sind drei Kandidatinnen, denen man sicher mit gutem Gewissen raten könnte, sich mal eine Zeitlang nur auf den Sport zu konzentrieren. Schwieriger wird das bei anderen, die nicht so gute Verdienstmöglichkeiten mit ihrem Sport haben, was rät man einem 70m-Hammerwerfer?

Von weitem würde ich auch einer Reh sofort davon abraten, weiter im Supermarkt zu arbeiten, aber es gibt eben auch Fälle, wo man an einer funktionierenden Balance nichts ändern sollte.

Grundsätzlich sollten Leistungssportler da in einem sozialen Staat auch nicht zu vorsichtig sein. An die Spitze kommt man meist nicht ohne (kalkuliertes) Risiko, das gilt für viele andere Branchen auch, insbesondere eben wenn es im weiteren Sinne um Unterhaltung geht (Musiker*innen, Schauspieler*innen etc.) Da gibt es eine hohe Ungleichheit und "the winner takes it all". Darauf sollten Trainer*innen hinweisen, aber auch darauf, dass der lange Weg an die Spitze u. U. ohne volle Konzentration auf den Sport nicht zu schaffen sein wird.


RE: Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - dominikk85 - 05.09.2019

Der weg profi bleibt aber wirklich nur einer Handvoll Athleten, selbst als Olympiasieger in der falschen Disziplin kannst du davon ohne Bundeswehr oder Polizei nicht leben.

koko wird es sicher bald können, ebenso konnte es Robert harting, aber die anderen sind auf ihren Job oder ihr Gehalt von den sportfördergruppen von Bundeswehr und Co angewiesen.


RE: Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - RalfM - 05.09.2019

(05.09.2019, 17:18)dominikk85 schrieb: (...) aber die anderen sind auf ihren Job oder ihr Gehalt von den sportfördergruppen von Bundeswehr und Co angewiesen.

Meine Fresse! Dieter Baumann kann seine Athleten-Familie sehr gut als Kabarettist unterhalten. Wie auch sein Publikum.


RE: Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - dominikk85 - 05.09.2019

Verstehe den Sinn dieses Posts nicht.


RE: Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - Gertrud - 06.09.2019

(05.09.2019, 21:44)RalfM schrieb:
(05.09.2019, 17:18)dominikk85 schrieb: (...) aber die anderen sind auf ihren Job oder ihr Gehalt von den sportfördergruppen von Bundeswehr und Co angewiesen.

Meine Fresse! Dieter Baumann kann seine Athleten-Familie sehr gut als Kabarettist unterhalten. Wie auch sein Publikum.

Man sollte nicht vergessen, dass seine Frau als Oberstudiendirektorin A16 verdient. 

Gertrud


RE: Erfolgreiche unterschiedliche LA-Karrieren - dominikk85 - 06.09.2019

Außerdem ist Baumann der erfolgreichste deutsche langstreckenläufer aller Zeiten, der ist sicher da kein Beispiel für den durchschnittlich nationalkader Athleten.

die überaus meisten sind entweder auf einen Nebenjob angewiesen, oder auf eine Anstellung quasi als "staatsamateur" bei der Bundeswehr. 

Von der LA alleine Leben kann man eigentlich nur wenn man neben Preisgeldern auch gute sponsorenverträge hat was Disziplinen wie hammerwurf, gehen, dreisprung und leider auch mehrkampf eher ausschließt.