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RE: Hoch auf Kurs - ThomZach - 28.05.2021

Ich seh grad Barshim springen und kann nur sagen: Er hat solange ich ihn kenne aber auch gar nichts dazugelernt. Seine Absprungtechnik ist immer noch ne Katastrophe und kostet ihn im Vergleich zu einer biomechanisch vernünftigen mindestens 5cm. Wenn nicht 10! 2m30 für einen, der 2m50 schaffen könnte - wie peinlich! Aber wenn man ohne technische Kultur schon an der Weltspitze steht, dann denkt man natürlich, man sei doch wohl schon ganz nah an der Perfektion, anstatt nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen. Den Fehler hab ich 1971 auch gemacht. Aber ich hatte auch keine Feedback-Mittel und konnte nicht sehen, dass ich überhaupt Fehler machte, geschweige denn welche. Immer nur ahnen und raten.
Hochspringer brauchen Hybris, also Größenwahn, sonst könnten sie ja nicht glauben, dass sie "da" überhaupt "rüberkommen". Und damit stehen sie ganz schnell jenseits der Grenze zur Selbstüberschätzung. Und ähnlich wird es wohl auch seinen Trainern gehen, die ihm offenbar nichts mehr beizubringen wissen. Wieder ein Jahrhunderttalent verdorben. Der sollte mal 4 Wochen nach D kommen, da wüsste ich schon, wer ihm auf die Absprünge helfen würde. Ich nicht. Das wäre mir zu anstrengend. Und mein Ehrgeiz ist ja auch mit Blockern sediert. Also bleibt mir nur die Rolle des Lieben Nachbarn am Fenster, der die Falschparker aufschreibt und meldet.
Über den O-Ton (ohne Kommentar) hört man übrigens ziemlich laute, störende "Musik". Das war auch in Mexiko '68 so - nur nicht so aufdringlich. Furchtbar die krampfhaften Bemühungen, der LA den Anstrich von senstionellem Spektakel zu geben. Aber Zuschauer die sich auskennen und Leistungen zu schätzen wissen, gibt es ja wohl zusehens weniger. Kein Wunder bei der idiotischen Einblendungs-Systematik. Sowas von bekloppt!...
Olympische KERN-Sportart - ob das noch gilt? Jetzt ist ja erst einmal Ruhe bis 2024. Und dann ist die fliegende Spinne längst vergessen. "Zyniker sind Menschen, die den Glauben an das Böse noch nicht verloren haben."


RE: Hoch auf Kurs - Halloo - 23.06.2021

(08.06.2021, 10:50)ThomZach schrieb: Vom "Kurs" bin ich ja nun schon seit 5 Jahren abgekommen. Zeit diese Rubrik zu schließen. Ich hatte ja sowieso vor, 2017 mit der Springerei aufzuhören. Und wer weiß ob ich es ohne die Blutdruckschäden geschafft hätte. Nun ist die Hochsprunganlage im Garten endgültig abgebaut und dient nur noch als riesiges Sonnenbett. Und das selten, weil die Sonne ja auch nicht mehr die aus dem letzten Jahrhundert ist. Sie sticht anstatt zu streicheln. Und die Meere sind kranke, vegiftete Müllhalden. Da haben wir endlich die Flüsse rein, und dann kippen die Ozeane um. Irgendwas läuft da doch schief mit den Stehpaddlern und der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft... DodgyWink
Hallo Thomos, ich denke gern zurück an das Sportfest in Frankenberg vor einigen Jahren, als wir uns persönlich kennenlernten und uns - obwohl wir im Internet stritten und ich dich ziemlich direkt anging - direkt gut verstanden. 
Schade, dass du dich aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Sport und dem geliebten Hochsprung zurückgezogen hast.
Stell dir vor, dass dich die Sonne streichelt, schalte ab und denk nicht allzu kritisch (frommer Wunsch, gell?). Wenn du das Talent deines weltbekannten Vaters Helmut, einem fantastische  Violonisten,  etwas geerbt haben solltest, musizier etwas. Das lässt die Seele baumeln.

Alles Gute  lieber Freund.


RE: Hoch auf Kurs - ThomZach - 26.06.2021

Halloo Halloo! Wenn ich das Talent hätte, nur ein halbwegs passabler Klavierspieler zu werden,
hätte ich dafür alle Rekorde und Meistertitel hergegeben. Aber ich hatte nicht die Wahl. Hab's
mehrfach im Leben versucht, aber es war hoffnungslos. Aber auch dieses Talent verabschiedet
sich irgendwann und verglimmt am Horizont aller Erinnerungen. Da war es für meinen Vater
besser, dass er sich bald an rein gar nichts mehr erinnern konnte.
Nun bin ich zum Hören und Zuschauen verdammt. Aber das ist auch nichts Schlechtes. Ich darf
und muss nicht mehr...


RE: Hoch auf Kurs - dominikk85 - 01.08.2021

Was ist Ihre Meinung zur technik des Amis Harrison (der ja auch Weitspringer ist). Sieht recht seltsam aus, er hockt beide Beine vor der lattenüberquerung an und streckt sie dann. Das kann nicht optimal sein, oder? 

https://youtu.be/9j2yVYbyBgk


RE: Hoch auf Kurs - Atanvarno - 02.08.2021

ein paar Beiträge sind umgezogen
Barshim und Tamberi teilen sich Gold - sollten Athleten das entscheiden dürfen?


RE: Hoch auf Kurs - ThomZach - 26.08.2021

HOCHSPRUNGGESCHICHTE AUS TECHNISCHER SICHT

Zwischen 1953 und 1963 wurde der WR um 16cm verbessert (von 2m12 auf 2m28), obwohl es eine
Disziplin für ganz wenige "Verrückte" war, die von Aschenbahnen absprangen und auf flachen Sandhügeln
landeten (1963 - 73 = 2cm, 1973 - 83 = 8cm, 1983 - 93 = 7cm). 15 Jahre nach dem Olympiasieg von
Dick Fosbury (Mexico City, 1968) stand der Weltrekord bei 2m38,  er wurde also grade mal um 10cm
verbessert, obwohl es erst nach 1968 überall Tartanbahnen und Schaumstoff-Landekissen gab - beides
Faktoren für drastisch verbesserte Leistungsbedingungen und dafür, dass Hochsprung zum Volkssport
wurde, also kaum noch Talente unentdeckt blieben.
Es gab hier eine Durststrecke von 8 Jahren (zwischen 1963 und 1971: Pat Matzdorf 2m29, auch noch
im Straddle), bis 1973 Dwighte Stones der erste WR im Flop gelang (2m30). Seine 2m32 (1976) wurden
dann aber gleich wieder von einem Straddler übertroffen (1977: Yashenko 2m33 und in der Halle 1978:
2m35), obwohl dieser auf der ganzen Welt fast der Einzige war, der noch den Straddle ernsthaft
praktizierte (Ausnahmen: Rosi Ackermann, Rolf Beilschmidt). Erst dann setzte der Siegeszug des Flop
ein und bescherte der Fachwelt weitere Steigerungen (1980: Gerd Wessig mit 2m36 bis 1993: J. Soto-
mayor 2m45, also 9cm in 13 Jahren).
Man muss also  feststellen, dass der Flop die Entwicklung des Hochsprung-WRs keineswegs signifikant
beschleunigt hat. Ganz im Gegenteil! Und das trotz der entscheidenden Verbesserungen bei den Wett-
kampfbedingungen, die sich ja doch ganz an den Erfordernissen der Floptechnik orientierten (Kurven-
Anlauf-Absprung und Landung auf dem Rücken). Ja es ist so weit gekommen, dass die Anlaufsektoren
heute seitlich dermaßen begrenzt sind, dass sie für Straddlespringer gar keinen Platz mehr bieten,
was zur Folge hat, dass aber auch niemand auf der Welt mehr darauf käme, es mit einem gradlinigen,
schräg angelegten Anlauf zu versuchen, geschweige denn mit einem lattennahen Absprungfuß und
einer Bäuchlings-Überquerung.
Die Geschichte des Weltrekordes gibt es also nicht her zu beweisen, dass der Fosbury-Flop dem
Straddle technisch oder biomechanisch oder sonstwie überlegen wäre. Wieder: im Gegenteil! Wenn
die Geschichte etwas beweisen könnte, dann die Überlegenheit des Straddle. Wobei keinerlei Beweis
wirklich naheliegt. Nahe liegt nur die Erklärung nach dem Prinzip der self-fulfilling prophecy: Alle sich
dafür haltenden Experten haben den Untergang des Straddle prophezeit - und betrieben, so dass es
gar nicht anders kommen konnte.

Betrachten wir nun einmal die WR bei den Senioren, so fällt auf, dass die alten Herren offenbar mehr
Spaß am Straddle haben, als ihre floppenden Altersgenossen am Flop. Denn obwohl seit 1968 tausende
von Springern dem Flop frönen, und sich dabei bis heute 5 (fünf) Generationen redlich bemühen,
schnell anzulaufen, sich in die Kurve zu legen, über der Latte den Kopf in den Nacken zu werfen und
das Becken zu heben, steht der WR für +50jährige seit 1997 (seit bald 25 Jahren) unangefochten bei
glatten 2m - mit langsamem, geradem Anlauf und gehockter Schrägrolle vorwärts (2. Rang: 1m95).
Nun sind aber die letzten Straddle-Jünger bald ausgestorben oder endverletzt, und das Feld wäre frei
für die neunen Revolutions-Garden, so dass die neuen WR nun sicher bald alle von Floppern aufgestellt
werden. Wenn da nicht das Gesetz der Resignation, Stagnation und Dakadenz wäre, oder eben der
klimabedingte Untergang des Abendlandes. Und das gehört ja offenbar auch beides noch zusammen.
Am Tage meines bald nahenden Todes werde ich sicher nochmal im Internet schauen, ob mein Rekord
mich überlebt hat. Und wie zu unendlich vielen Themen, in denen sich die menschliche Dummheit und
Unbelehrbarkeit hervortut, werde ich mein zynischstes Schmunzeln aufsetzen. Und allen "Hals- und
Lattenbruch!" zuraunen.


RE: Hoch auf Kurs - RalfM - 26.08.2021

Thom, Techniker!
JuVaughn Harrison ist gerade horizonal wie vertikal Weltklasse. Das ist gegen die Spur! Ich selbst bin nie mehr als Geradeausläufer gewesen. Wenn ich aber versuche, es mir vorzustellen, dann könnte doch ein geradliniger Anlauf (wie beim Weitsprung) einem solchen Sprungwunder eigentlich erst recht gut tun? Hast Du dazu eine Meinung?
Danke, Ralf


RE: Hoch auf Kurs - Diak - 26.08.2021

(26.08.2021, 13:19)ThomZach schrieb: Die Geschichte des Weltrekordes gibt es also nicht her zu beweisen, dass der Fosbury-Flop dem
Straddle technisch oder biomechanisch oder sonstwie überlegen wäre. Wieder: im Gegenteil! Wenn
die Geschichte etwas beweisen könnte, dann die Überlegenheit des Straddle.
so gern ich einen Haufen toller Straddle-Springer:innen sähe, die es den Floppern mal so richtig zeigen: die Rechnung ist dann doch etwas einfach. Die prozentuale WR-Steigerung vom ersten Flop WR bis zum aktuellen ist deutlich höher als die im Weit- (ok, Sonderfall wg. singulärem Beamon-Ereignis) und Dreisprung. Ein Beleg wären Deine Zahlen doch nur, wenn davon auszugehen wäre, dass sich Weltrekorde weitgehend linear entwickelten? Es gibt allerdings wenig unfähigere Mathematiker als mich, also korrigiere/t mich gern =)


RE: Hoch auf Kurs - ThomZach - 26.08.2021

Hallo Ihr lieben Kollegen.
Ich hab den Artikel nicht geschrieben, um mir oder Euch eine tiefgreifende Untersuchung zum Thema zu ersparen.
Ich selbst habe diese mehrfach vorgenommen, zum ersten Mal 1975 für meine Diplomarbeit. Und ich wollte auch
nichts beweisen, außer dass die Geschichte und Statistik keine Beweise zum dem Thema liefert, was aber in der
Fachwelt obstinat geleugnet wird. Dort wird vielmehr dieser Standpunkt als Beweis für die Überlegenheit des Flops
herangezogen. Und das hat mit Wissenschaftlichkeit aber auch gar nichts zu tun.
Die Masse der Meinenden können nicht einmal schätzungsweise die KSP-Lage in einer bestimmten Körperhaltung
erahnen, geschweigedenn berechnen (siehe Fantasie-Skizze in Killing, 1995 - auch Wikipedia). Es wird vielmehr
die ewige Predigt geglaubt, dass höheres Tempo zwingend für jede Steigerung der Flughöhe des KSP erforderlich sei.
Diese These wird überhaupt nicht hinterfragt, weil man die Gesetze der Physik und Mechanik nicht kennt und deshalb
auch nicht zur Anwendung zu bringen versteht. Und so kommt offenbar auch niemand drauf, dass Temposteigerung
in eine Sackgasse führt, aus der man nur wieder herauskommt, wenn man versteht und erlernt, wie man mit langsa-
merem Anlauf und technischen Tricks größere Effizienz im Absprung wie in der Überquerung erzielen kann. Hier liegt
ein technisches Reservoir brach, das man nur erkennt, wenn man damit über Jahre in der Praxis experimentiert hat.

Doch alle Theorie ist grau. Und zum praktischen Erfolg bedarf es mehr als Wissen. Es braucht ein besonderes Talent
und dazu das Glück, von keinem Laienprediger an seiner Entfaltung gehindert zu werden.

In zwei Jahren ist der WR 30 Jahre (!) alt. Wer weiß wie viele Jahrzehnte noch vergehen müssen, bis die Fachwelt
wieder ein Genie hervorbringt, durch welches die Entwicklung einen neuen Ruck bekommt.
Im Moment sind die Reserven, die der Flop noch birgt, nicht ausgeschöpft, denn ein Barshim hätte genug Talent
für neue Weltrekorde. Aber dazu bräuchte es auch einen genialen Trainer, der weiß was fehlt und es ihm beibrin-
gen kann. Ich selbst habe es erlebt, wie Türen sich öffnen, wenn man adäquat beraten und belehrt wird. Aber so
ein echter Straddle-Experte und Trainer-Genie muss wohl erst wieder geboren werden.
(Danke an meine Lehrer Werner Bähr, Ralph Drecoll, Wolfgang Schillkowki und Ingomar Sieghart. Jeder von ihnen
wusste etwas, das mich dramatisch nach oben gebracht hat.) Ich habe aber leider auch erlebt, wie ich mit meiner
Motorik an unüberwindliche Grenzen gestoßen bin, und das was ich wollte einfach nicht zustande brachte.
Kurz: Wir sind noch lange nicht am Ende...


RE: Hoch auf Kurs - ThomZach - 26.08.2021

Verzeiht, wenn ich hier meinem Steckenpferd so viel Raum gebe, wo es doch in der Welt
so vieles viel Dramatischeres zu betrachten gibt. Z.B. die Tatsache, dass uns in recht abseh-
barer Zeit das Trinkwasser ausgeht, weil der Kreislauf zwischen Meeresverdunstung und
Niederschlag auf Land, Grundwasser und Gletscherreserven zunehmend unterbrochen wird.
Diese naturgeschenkte Trinkwasser-Aufbereitung werden wir durch keine noch so moderne
Technologie ersetzten können. Wir werden zwangsläufig verdursten, verhungern oder
verbrennen, wenn wir nicht ersticken oder an Müll oder Gift verrecken. Da ist das Thema
Hochsprung geradezu ein Beitrag zur Verschlimmerung. Also: Pardon! Für alles...