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Rahmentrainingspläne des DLV - Druckversion

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Rahmentrainingspläne des DLV - Läufer0815 - 03.07.2014

Hallo zusammen.
Ich habe vor kurzen das Buch Jugendleichtathletik Sprint vom DLV gelesen.
Dazu 2 Fragen:
Was haltet ihr von diesem Buch und der Buchreihen?
Gibt es ähnliche Literatur für den Bereich Mittelstrecke?


RE: Rahmentrainingspläne des DLV - -running- - 03.07.2014

(03.07.2014, 13:53)Läufer0815 schrieb: Hallo zusammen.
Ich habe vor kurzen das Buch Jugendleichtathletik Sprint vom DLV gelesen.
Dazu 2 Fragen:
Was haltet ihr von diesem Buch und der Buchreihen?
Gibt es ähnliche Literatur für den Bereich Mittelstrecke?

Ich finde diese Buchreihe als "Übersicht" sehr gut. Ich vermute fast, dass das Buch "Jugendleichtathletik Lauf" einfach noch nicht erschienen es. Die anderen sind auch in größerem Abstand erschienen

Für Lauf gibt es immer noch die "Vorgängerversion"
Rahmentrainingsplan für das Aufbautraining, Lauf
... fand ich allerdings nicht so gelungen


Ich selbst bin ein Freund von
Mittel- und Langstreckentraining / David Martin , Peter Coe
was allerdings wohl nicht mehr neu erhältlich ist

Der dreiteilige Vorgänger von
Leichtathletik - Theorie und Praxis
war IMHO auch sehr lesenswert ... ob das für das neue Buch auch gilt weiß ich nicht

-running-


RE: Rahmentrainingspläne des DLV - Atanvarno - 03.07.2014

(03.07.2014, 14:47)-running- schrieb: Ich selbst bin ein Freund von
Mittel- und Langstreckentraining / David Martin , Peter Coe
was allerdings wohl nicht mehr neu erhältlich ist

Gibt es irgendjemand auf dieser Welt (außer Sebastian Coe), der das im zweiten Teil beschriebene Training so durchgeführt und damit Erfolg gehabt hat?
Sogar bei Coe selbst kommen ja immer wieder Zweifel auf, ob Vater und Sohn bei der Protokollierung der Trainingskilometer so ganz bei der Wahrheit geblieben sind oder ob nicht doch erheblich mehr aerobe Kilometer absolviert wurden als angegeben.

Der erste Teil ist aber eine sehr gute Erklärung der wissenschaftlichen Grundlagen und damit auf jeden Fall lesenwert.

Den alten DLV-Rahmentrainingsplan Lauf finde als erste Grundlage gar nicht so schlecht.

Man sollte sich sowieso nie nur auf ein Buch/ein Trainingssystem verlassen, sondern möglichst viel kennen, um daraus dann sein eigenes System maßzuschneidern.


RE: Rahmentrainingspläne des DLV - -running- - 03.07.2014

(03.07.2014, 18:50)Atanvarno schrieb:
(03.07.2014, 14:47)-running- schrieb: Ich selbst bin ein Freund von
Mittel- und Langstreckentraining / David Martin , Peter Coe
was allerdings wohl nicht mehr neu erhältlich ist

Gibt es irgendjemand auf dieser Welt (außer Sebastian Coe), der das im zweiten Teil beschriebene Training so durchgeführt und damit Erfolg gehabt hat?
Sogar bei Coe selbst kommen ja immer wieder Zweifel auf, ob Vater und Sohn bei der Protokollierung der Trainingskilometer so ganz bei der Wahrheit geblieben sind ....

Man sollte sich sowieso nie nur auf ein Buch/ein Trainingssystem verlassen, sondern möglichst viel kennen, um daraus dann sein eigenes System maßzuschneidern.


Ich gebe dir bei beiden Aussagen Recht.
Das Buch vermittelt aber sehr gut wie vielseitig Training sein kann (IMHO: sollte)

Athletik + Tempobereiche von 400m bis 500m Training

Aber immer offen sein für alles und was für den einen Athleten gut war muss nicht zwangsläufig bei einem anderen auch funktionieren.

-running-


RE: Rahmentrainingspläne des DLV - hkrueger - 04.07.2014

(03.07.2014, 18:50)Atanvarno schrieb: Gibt es irgendjemand auf dieser Welt (außer Sebastian Coe), der das im zweiten Teil beschriebene Training so durchgeführt und damit Erfolg gehabt hat?
Sogar bei Coe selbst kommen ja immer wieder Zweifel auf, ob Vater und Sohn bei der Protokollierung der Trainingskilometer so ganz bei der Wahrheit geblieben sind oder ob nicht doch erheblich mehr aerobe Kilometer absolviert wurden als angegeben.

Grundsätzlich kann ich mir das schon vorstellen und begründe das am Beispiel eines Zehnkämpfer: Die trainieren quasi überhaupt keine Ausdauer. Die Zeit des 1500m Lauf ist ja ein Abfallprodukt aus dem restlichen Training und darin hat das aerobe Training minimalen Anteil. Und trotzdem laufen einige (bei einem Gewicht zwichen 85 - 100 kg, zum Vergleich Coes Gewicht lag bei 58 kg) über 1500m eine Zeit von 4:15min


RE: Rahmentrainingspläne des DLV - Pollux - 04.07.2014

Die Briten haben immer viel Ausdauer in der VP trainiert. Aber mit dem klaren Akzent auf Intensität- bei gemäßigtem Umfang. Das war – von Ausnahmen abgesehen- früher mal das Charakteristikum der britischen Methode. (Es gibt z.B. auch bei P. Elliot oder Steve Cram Dokumente über aeroben Intensitäten, da geht dem Betrachter der Hut hoch) Bei Coe/Martin spiegelt sich das in der Konzeption wieder. Außerdem haben die die Auffassung vertreten, dass sich eine deutliche Erhöhung der VO2 max. v.a. über ein Intervalltraining erzielen lässt. Aber auch diese Sympathie ist- unabhängig von der wiss. Begründung- bei den Briten immer ausgeprägt gewesen. (vgl. Tulloh in den 60ern) Trainingsmittel in der VP wie 2h Standpedaltreten oder 1h Schnorcheln wäre bei denen unter „vergeudete Lebenszeit“ durchgegangen. 

Der Hinweis auf Zehnkämpfer macht überdies die Bedeutung der Laufökonomie deutlich. Ein Punkt, der bei Coe/Martin auch angesprochen wird. Es ist ja immer wieder erstaunlich, Zehnkämpfer die erste Runde in knapp über 60 sek angehen zu sehen. Das sieht immer aus, als würden die joggen. Was aber zeigt, dass Tempotraining auf kurzen Distanzen nicht nur der Laktattoleranz dient. Gleichwohl sehr dosiert eingesetzt werden muss. 

Trotzdem ist ein hochintensives Training, wie es die britische Methode in den 80ern vergegenwärtigte, nicht einfach verallgemeinerbar. Und es gibt auch zahlreiche Beispiele, dass sich Talente im Juniorenbereich mit zu viel anaerober Arbeit nachhaltig den Zahn gezogen haben. 


RE: Rahmentrainingspläne des DLV - dominikk85 - 04.07.2014

Ich habe mal gelesen, dass inzwischen die Sportwissenschaft eher wieder die dauermethode bevorzugt, allerdings ziemlich intensiv ein paar Prozent unter der anaeroben schwelle.

Im Radsport (ich habe mal radsport betrieben als Jugendlicher) war z.b vor 15-20 Jahren auch Intervalltraining groß in mode, aber dort ist inzwischen intensives Aerobes Training wieder modern geworden (z.b 3* 30 Minuten knapp unter der schwelle mit jeweils 2-3 Minuten lockerem fahren als Pause).

es gibt natürlich Studien die extreme Wirksamkeit von intensivem Intervalltraining bescheinigen, allerdings ging es dabei meistens um Anfänger. Das Intervalltraining zeigt auch wirklich starke gewinne, allerdings kommt da meistens auch relativ zügig schon die grenze, das sind schnelle Effekte, die aber auch schnell ausgereizt sind.

für wirklich langfristige Leistungssteigerungen muss einfach vor allem die aerobe Kapazität entwickeln.

Ich denke das intensive Intervalltraining ist auch wichtig, aber eher um das letzte bisschen rauszuholen. ein kurzer block kann da gute zugewinne bringen, aber dieses Training 3-4 Monate am stück zu machen würde höchstens zu Stagnation oder sogar Übertraining führen.

Ich stimme aber zu das dinge wie 5 stunden joggen nicht viel bringen, das aerobe Training muss schon intensiv sein (sagen wir mindestens 80% der ANS oder so, genau weiß ich das auch nicht).


RE: Rahmentrainingspläne des DLV - Atanvarno - 04.07.2014

(04.07.2014, 09:48)Pollux schrieb: Die Briten haben immer viel Ausdauer in der VP trainiert. Aber mit dem klaren Akzent auf Intensität- bei gemäßigtem Umfang.
[...]
Trotzdem ist ein hochintensives Training, wie es die britische Methode in den 80ern vergegenwärtigte, nicht einfach verallgemeinerbar. Und es gibt auch zahlreiche Beispiele, dass sich Talente im Juniorenbereich mit zu viel anaerober Arbeit nachhaltig den Zahn gezogen haben. 

Zwischen gemäßigtem Umfang und dem was Coe laut seiner veröffentlichten Trainingsprotokolle (früher auf mariusbakken.com) trainiert hat, ist noch ein deutlicher Unterschied.
Cram und Ovett haben auch nicht getrödelt im Training (Dauerläufe unter 5:00/Meile), sind aber trotzdem an und über die 100 Meilen/Woche gekommen.

Mein Problem mit "Training distance runners" ist daher, dass aerobe Grundlagen in der vorgestellten Trainingsmethode vielleicht konzeptionell vorgesehen sind, in Coes Trainingsbeispielen dann aber nicht deutlich werden. Wenn man sich daran orientiert, ist schnell die Gefahr da, dass eintritt, was Du im zweiten Absatz des obigen Zitats beschreibst.

Von Ovett gibt es ja auch das nette Zitat (aus dem Kopf, habe grade keine Quelle gefunden): "If someone runs a 3:48 mile and says he doesn't do 100 miles a week, he's a bloody liar". Dürfte wohl klar sein, auf wen das gemünzt war Wink


RE: Rahmentrainingspläne des DLV - Pollux - 04.07.2014

(04.07.2014, 13:24)At anvarno schrieb: Zwischen gemäßigtem Umfang und dem was Coe laut seiner veröffentlichten Trainingsprotokolle (früher auf mariusbakken.com) trainiert hat, ist noch ein deutlicher Unterschied.
Cram und Ovett haben auch nicht getrödelt im Training (Dauerläufe unter 5:00/Meile), sind aber trotzdem an und über die 100 Meilen/Woche gekommen.

Mein Problem mit "Training distance runners" ist daher, dass aerobe Grundlagen in der vorgestellten Trainingsmethode vielleicht konzeptionell vorgesehen sind, in Coes Trainingsbeispielen dann aber nicht deutlich werden. Wenn man sich daran orientiert, ist schnell die Gefahr da, dass eintritt, was Du im zweiten Absatz des obigen Zitats beschreibst.

Von Ovett gibt es ja auch das nette Zitat (aus dem Kopf, habe grade keine Quelle gefunden): "If someone runs a 3:48 mile and says he doesn't do 100 miles a week, he's a bloody liar". Dürfte wohl klar sein, auf wen das gemünzt war Wink

Ich verstehe, was du meinst. Trotzdem gibt es Positionen, die nicht an ein Normativ von 160km pro Woche als Bedingung für Weltklasseleistungen auf der Mittelstrecke glauben. (Oder glaubten. Das Buch von Coe/Martin ist ja nicht mehr das Jüngste) Coe/Martin bezogen sich in wissenschaftlicher Sicht ja auf eine Untersuchung von Sjodin/Sevedenhag (1985). Diese „haben den Nutzen von mehr als 115-120km pro Woche (...) für Langstreckler, die ihre VO2 max Werte verbessern wollen, ernsthaft in Frage gestellt.“ Oder mit dem Verweis auf Costill (1986): „In Abhängigkeit vom ST-Faseranteil (...) wird bei Spitzen-Mittel- und – Langstrecklern durch ein aerobes Ausdauertraining von mehr als 96-145km /Woche keine messbare kardiorespiratorische Verbesserung (...) mehr zu erreichen sein.“ 

Wie verbindlich solche Äußerungen für das Training von Seb Coe genommen wurden, kann ich natürlich nicht sagen. Für Coe und auch für Cram sind in der VP selten mehr als 100km dokumentiert. (Wie zuverlässig kann ich nicht sagen) Ovett lag wohl deutlich drüber. An dokumentierten Protokollen über Coe’s WP habe ich in Martin/Coe das Sommertraining als 16-Jähriger betrachtet (40-50km/Woche). Oder die letzten fünf Wochen vor Los Angeles (1984), in denen auch nie mehr als knapp über 60km zusammenkamen. Aber nahezu jeden Tag im Tempobereich gearbeitet wurde. (Nicht nur anaerob! Und als 2. Trainingseinheit öfters 5-9km lockerer DL) Das ist natürlich nicht mal repräsentativ für die Gesamtgestaltung der WP. Aber als unmittelbare Vorbereitung für den Saisonhöhepunkt halte ich das für nicht mal für ungewöhnlich abstinent in aerober Hinsicht. Eher für ungewöhnlich risikoreich. 

Es könnte also sein, dass du dich auf andere Protokolle beziehst. Dennoch halte ich die Auffassung auch im Allgemeinen für bezweifelbar, dass ein Mittelstreckler selbst in der VP auf 160km kommen sollte. Dieses Normativ hatte übrigens schon mal ein gewisser Lydiard (Neuseeland) in den 60er Jahren aufgestellt - und für seinen berühmtesten Schützling Peter Snell reklamiert. Aber der sagte nach seiner Karriere, dass er niemals auf diese Umfänge im Winter kam. Und im Sommer wurde ohnehin nur noch auf Tempo gebolzt. Aber das sind natürlich alte Hüte. Dennoch: Es gab bei den Briten sogar sehr erfolgreiche Marathonläufer, die dieses Km-Kontingent in den 80ern überhaupt nur ganz selten überschritten haben.