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Modernster Technikeinsatz im Training - Druckversion

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Modernster Technikeinsatz im Training - Q-Li - 12.04.2019

Ich habe gerade einen sehr interessanten Bericht über den Technikeinsatz der norwegischen Triathleten gelesen. Da geht es u.a. um eine live-Laktatmessung während des Trainings.

Gibt es so etwas im DLV auch oder hängen wir hier hinterher? Ist es vielleicht sogar kaum von Nutzen?

Sicherlich ist dies nichts für die breite Masse aber im Spitzenbereich der Geher und Läufer könnte ich mir so etwas durchaus vorstellen.

Hier der Bericht: https://tri-mag.de/training/eingesetzten-techniken-im-training-norweger-147697/norweger-sierra-nevada-hoehentrainingslager-technik-10

Ich hoffe, ich darf die Verlinkung anbringen.


RE: Modernster Technikeinsatz im Training - lor-olli - 12.04.2019

Ich warte noch auf die Messung der "psychischen Komponenten"… Wink

Im Ernst, natürlich ist es für Sportwissenschaftler interessant die physiologischen Werte in Echtzeit zu erhalten und Korrelationen daraus zu erhalten - ob das allerdings in einer 1:1 Bedingung endet, wird sich zeigen müssen.

Beispiel Laktatwerte: Messungen der Laktatwerte scheinen ein fixer Wert, sind es aber nicht, die Streuung z.B. in der Ruhe ist erheblich. Auch  in Wettkämpfen zeigte sich (simulierten Wettkämpfen bei gleich starken Athleten), dass das Körperempfinden NICHT unbedingt mit den gemessenen Werten überein stimmt - die aktuelle psychische Verfassung ermöglicht wohl auch an guten Tagen die Laktatwerte ohne Leistungseinbruch höher zu treiben, als an schlechten Tagen. Bezogen auf Tage ohne gesundheitliche Einschränkungen versteht sich, bei Frauen scheint dies noch ausgeprägter als bei Männern. (Punkt für Caster Semenya… sorry, konnte ich mir nicht verkneifen)

Kein Plädoyer gegen die Technik, eher ein Plädoyer gegen den bedingungslosen Technikglauben anstelle eines gesunden Menschenverstandes und Erfahrungswertes. Afrikanische Läufer "kalibrieren" ihre Körperempfindungen durchaus besser mit den realen Werten, weil eben ihre Trainings sehr häufig in Pseudo-Wettkämpfe ausarten, die Psyche wird dabei entsprechend mit beurteilt und der Athlet / die Athletin lernen daraus.

Ein Athlet kann, je nach Veranlagung, durch die Technik lernen, er kann sich aber auch in eine "bequeme" Abhängigkeit begeben. Welche Rolle die Psyche, gerade in Ausdauerdiziplinen spielt, kann man oft und gut an Marathonwettkämpfen sehen - der Glaube verleiht manchmal Flügel.

Soviel zum einzelnen Athleten… was sich derzeit noch nicht so absehen lässt, ist in wieweit eine breite Wissensbasis über möglichst viele Athleten gewonnen, eine Effektivitätssteigerung beim Training bringen kann. Bei der heutigen Leistungsdichte gilt es eben auch mit gleichem, oder gar weniger Training, eine höhere Effektivität zu erzielen.

Der Ruderer Peter Michael Kolbe (unabhängig von der "Kolbe-Spritze", ein nicht illegaler Cocktail direkt vor dem Wettkampf) war beruflich stark eingebunden und dadurch bemüht Training auch zeitlich zu optimieren, er hätte ganz sicher zu den heute möglichen Techniken gegriffen - sein oft erfolgreicher Gegner Karppinen verfolgte eine andere Strategie, Training möglichst einsam, möglichst lange und immer gegen sich selbst und ohne viel "Technik und Drumherum" (das betraf z.B. schon seine Boote). War seine Methode besser, oder war er einfach der stärkere Ruderer? Definitiv war er ein mental überaus starker Athlet, dass zeigte sich vor allem, wenn er nach schwächeren Vorentscheidungen im Final zum Gegenschlag ausholte  - klappte allerdings auch nicht immer.

Technik wird mit den neuen Möglichkeiten weitere zusätzliche Kontrolle erlauben, dennoch glaube ich, dass dies in der Summe eher der Trainingswissenschaft insgesamt, als aktuell dem einzelnen Athleten unmittelbar zugute kommt. Das kann in 10 Jahren schon wieder anders aussehen (auch wegen der fortgeschrittenen Technik)! Generell wird die Laktatmessung etwa nicht mehr aus der Leistungsdiagnostik verschwinden. Wir müssen lernen damit umzugehen… (da sehe ich z.B. auch viel "Spieltrieb")