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Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - Druckversion

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Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - Sotomenor - 14.03.2019

Erbitte freundlichst Ratschlag von einem Hochsprung-Theoretiker mit Praxisnähe, umgekehrt wird’s wohl leider nicht klappen.

Daten (von mir):
Flop, Sprungbein links, Kurve mit 4 Bodenkontakten: D re, C li, B re, A li (Sprung)

Durch Videoanalyse bin ich drauf gekommen, daß der Bogenteil meines Anlaufes ein Zickzack-Kurs mit Hopser (C-B), zu frühem Aufrichten und im Sprung ein Schubsen zur Matte hin ist. D. h. das Rüberschubsen verzehrt einen Teil der max. möglichen vertikalen Sprungenergie und scheint dem Drehen um die Längsachse entgegenzuwirken (ergibt Schräglage über Latte).

Weil die Technikfehler automatisiert sind und untereinander in Wechselbeziehung stehen wehrt sich meine Bewegungssteuerung mit allen Mitteln gegen Ratschläge, Korrekturen und selbst meine eigenen strikten Anweisungen dieses oder jenes zu ändern werden beharrlich ignoriert.

Da ich bei Änderungen also auf erheblichen Widerstand stoße ist mir sehr daran gelegen zu wissen daß Verbesserungen dann auch das Richtige sind, zu was ich mich erst mal „zwingen" muß.

Diese Schilderung meiner Fehler sind aber nur eine Art Einleitung, die sofort vergessen werden kann.


Ich möchte nur wissen wie die Aufrichtung aus z. B. 15 ° Seitenneigung in Bezug auf die Bodenkontakte B und A abläuft.

Richtig müßte sein: Bei stabiler Seitenlage in der Kurve, streng auf dem Kreisbogen verbleibend, hätte ich bei A immer noch 15 ° und ein Absprung führt dazu daß Anwesende die 112 anrufen.

Um also den KSP senkrecht bei A über den Sprungfuß zu bekommen (dann hätte ich genau genommen immer noch 3°? Linksneigung) muß eine Kraft wirken für diese Aufrichtung.
So viele Möglichkeiten gibt es da nicht. Am einfachsten wäre es den Sprungfuß etwas links vom exakten Kreisbogen aufzusetzen, quasi auf einen engeren Kreisbogen zu wechseln was eine Aufrichtung aus der Seitenlage zur Folge hat und den Körper auf einen tangentialen Kurs bringt.Das ist intuitiv möglich, muß also nicht 6 Monate verbissen trainiert werden. Leider kann dann der Springer das schlecht erklären, was er da automatisch richtig macht.

Deswegen spreche ich auch den Theoretiker an und von dem würde ich gerne erfahren wie es idealerweise sein sollte.
Sagen wir 10-20° Seitenneigung (je nach ...) in Punkt B, wie auch vorher bei C und ...
Lineare Aufrichtung auf die Position KSP senkrecht unter Sprungfuß.

D. H. die Aufrichtung erfolgt in enger Beziehung zum Absprung und beginnt erst dann, wenn der Sprungfuß bei A etwas versetzt aufgesetzt wird.
Weil nur das Verlassen des exakten Kreisbogens bei A nach links (weg von der Matte) das Aufrichten ermöglicht.

Da es sich um reine biomechanische Vorgänge handelt dürfte es eigentlich keine 2 Meinungen dazu geben oder sich im Bereich von Meinung, Glauben, Einschätzen wiederfinden.
Ich habe aber gelernt daß reines Zusehen des Sprunggeschehens manche Dinge kaum wahrnehmen läßt. Da hilft nur Kreisbogen auf den Tartan tapen, Video und Zeitlupe verwenden.
Ohne diese Hilfsmittel hilft dann auch kein Rufen: „Schwungbein mehr einsetzen!" wenn der Springer das macht, aber nur unter Inkaufnahme der Nachteile unauffälliger Kompensationen, die nicht bemerkt werden.
Es ist erstaunlich wie raffiniert die menschliche Bewegungssteuerung Änderungen gewohnter, automatisierter Vorgänge zu entgehen sucht.
Wer merkt denn daß z. B. beim Hochsprung der Fuß plötzlich 3 cm zu weit nach links oder rechts aufgesetzt wird? Das hat keine Auswirkungen? Oh doch hat es. Sieht man nur nicht, fühlt man selber u. U. gar nicht weil ein Arm eine Kompensation ausführt, unbewußt.

Ich fände es riesig wenn ein „Hochsprungtheoretiker" mir für das Aufrichten zwischen B und A Klarheit verschaffen würde. Ist auch für einen guten Zweck (Ziel WR bei den 30+). Danke im voraus!


RE: Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - Diak - 14.03.2019

dieser Herausforderung kann der Praktiker nicht widerstehen...

solange Du von C auf B hopst, wird das nix. Es gibt ein paar sehr praktische Übungen dagegen. Komm gern drauf zurück, wenn die Therotiker fertig sind =)


RE: Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - MZPTLK - 14.03.2019

Ich bin kein Hochsprung-Theoretiker, Schwein gehabt,
denn Theoretiker ist für Manche ein Schimpfwort.

Eher Theopraktiker, und als Solcher frage ich erstmal nach:
Alter, Grösse, Gewicht, Leistungsentwicklung der letzten Jahre,
Leistungmindernde, auch gewesene oder latente Verletzungen, usw...

Warum genau und wobei warst Du bisher Beratungs-resistent?
Wusstest Du es objektiv besser,
oder waren Dir die Vorschläge zwar einsichtig, aber unbequem?

Die Biomechanik des Flops dürfte Dir doch wohl vollkommen geläufig sein, oder?
Dann kann es nur an der mangelnden Umsetzung liegen.
Wenn also gesundheitsbedingte Handicaps ausscheiden,
schlage ich vor, den Hochsprung in elementarisierter Weise
'von unten' neu aufzubauen.


RE: Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - gera - 15.03.2019

Du wirst mich kennen, bin mehr der Theoretiker als der Praktker.
Nach deinen beschreibungen habe ich schon Vorstellungen,waran es liegen könnte.
Allerdings wäre es besser, wenn Du ein aktuelles Video Deiner derzeitigen Technik sckicken würdest.
( kann unter persönlich sein )
Wenn Du denn Wert auf meine meinung legst.


RE: Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - Sotomenor - 15.03.2019

Vielen Dank erst mal, bin gerührt und sehr dankbar für die angebotene Hilfe!
Da ich hier keine follower suche würde ich mich gerne hier etwas diskreter bewegen, aber über private Kanäle gibts keine Probleme in puncto persönliche exakte Angaben.
Deswegen hier etwas unkonkreter, bin altermäßig beim dt. Hochspringer der an Olympia 68 teilnahm, habe im letzen Jahr dessen DR um 3 cm verbessert, war mal EM und WM. Beginn Hj mit 23 J., mit 26 J. 2 m erreicht und dann (25 J. lang beruflich Afrika) fast nix mehr. D. h. keine gefestigte, erlernte Technik vorhanden. Ab 2008 Hj ganz langsam wieder ernster genommen. Letztes Jahr in Mö'gladbach lag WR-Höhe auf.
Der Anlauf stimmt bei mir aber vorn und hinten nicht. Einer sagt "Du läufst gar keine Kurve", der nächste "Du läufst steil auf die Latte zu und ich verstehe überhaupt nicht wie Du Dich da überhaupt noch drehen kannst." Der dritte "Du stoppst vor der Latte, lauf doch mal durch und Du kommst 10 cm höher." "Spring doch dynamischer, das wirkt so gemütlich!" Usw.
Alles ungeheuer ermutigend. 

Nachdem ich mich nun mal 2019 intensiver selber um die Anlaufverbesserung bemühe brechen die Wettkampfergebnisse ein.
Über die letzten 10 Jahre kann ich sagen, ich komme beim Absprung einfach nicht in eine zufriedenstellende Position, so daß ich gefühlt die vorhandene Sprungkraft maximal ausüben kann, das ist wie schräg aus einer engen Röhre herausspringen, irgendwas hemmt, stimmt nicht

Praxis: Im Verein gibt es eben keinen Gleichaltrigen mehr in Hj, sonst fast alle Sprinter und Werfer. Ich denke da sind auch die Willigsten überfordert, automatisierte Fehler zu korrigieren. In dem möglichen Rahmen.

Zu Diak:
Dieses Hopsen von C auf B (auch wenn fehlerhaft) hat den Sinn den KSP abzusenken. Isoliert gesehen funktioniert das auch.  Über B ist der KSP auch "schön unten" so daß Weg für die Beschleunigung nach oben "frei wird".
Bei B lande ich mit der Fußspitze, wohl um den den Sprung von C "abzufedern".
Alles geschieht automatisiert. Eine KSP-Absenkung ist unbestritten ein Muß, egal wie erzeugt, notfalls auch "illegal".
Ich habe schon versucht mich auszutricksen indem ich etwas geduckt anlaufe, um diesen Sprung C auf B überflüssig zu machen.
Das Ganze wurde lahm, ich kam gar nicht mehr hoch ..., dann doch lieber der dynamische Hopser, der sitzt wenigstens.

Ich bin sehr an deinen Übungen interessiert. Es geht ja auch um den richtigen Rhythmus. Z. B. tam ... tam tam "oder so ähnlich". Der Hopser ist einer ... wohl nur der falsche, aber bei mir so "eingebrannt", daß ich das wohl bereits über die DNS weitergebe.

Zu MZPTLK:
Alter weißt Du jetzt (siehe oben), 1,82 m, 72 kg, seit 10 Jahren 4 cm Höhenverlust (Vergleich Max-Werte), keine relevanten Verletzungen, Handicaps, korrekturresistent war ich schon früher im Tanzunterricht, ich kann bestimmte Korrektur-Hinweise nicht umsetzen weil ich im Bogenteil kein/wenig Bewußtsein mehr habe was da abläuft, wache erst wieder auf der Matte auf. Vermute aber daß einem auch Ratschläge gegeben werden, die biomechanisch unmöglich sind weil andere Fehler an anderer Stelle nicht vorher korrigiert wurden. Dann besser alles fehlerhaft, aber aus einem Guß.
Meine Unbelehrbarkeit ist auch von unserem 68' Olympiateilnehmer ausdrücklich und mehrfach bestätigt.

Mein Verständnis vom Flop ist etwas fortgeschrittener, könnte aber auch "Erkenntnislöcher" haben. So komplexe Bewegungsabläufe wie Hochsprung funktionieren ja wohl nur weitgehenst automatisiert. Wenn jetzt jemand eine Verbesserung vorschlägt, müßte er eigentlich auch Verantwortung übernehmen für den gesamten Ablauf. Tut aber niemand. Sagt jetzt jemand bei einem Wettbewerb: "Schwungbein energischer einsetzen!" so mag das bei einem sonst perfekten Ablauf das einzig Richtige sein. Wenn ich das dann im Training übe, wird das "Schwungbeinhochreißen" eher zum Fremdkörper und leistungsmindernd.
Bei Ratschlägen würde mir die biomechanische Begründung schon sehr helfen. Vereinfachte Hinweise wie "Springe unter 30° zur Latte ab" aus dem Buch "Hochsprung in 10 Schritten" wären unpräzise. 30° des KSP auf die Latte zu? Oder die Tangente des Kreisbogens im Punkt A zur Matte soll 30° haben? Da liegen dann nicht Welten, sondern eher schon Galaxien dawischen in den Auswirkungen.

Ich suche jetzt mein Heil in der Überprüfung, was man aus biomechanischer Sicht (=theoretisch) unbedingt und unbetritten ändern müßte (= wo selbst ThomZach keinen Einspruch erhebt). Ich werde also sehr sehr gerne Videos an jemand schicken, der vielleicht sofort sagen kann, also über die und die Punkte gibt es überhaupt bei Fachleuten keinen Disput, das mußt du unbedingt so oder so anders machen. Das geht schnell und vermeidet monatelanges, ermüdendes Selbstherumprobiere.

Zu gera:
Natürlich interessiert mich Deine Meinung. ich werde Dir ein Video schicken.
Du wirst sehen daß ich eine ziemliche Schrägstellung der Füße bei den Bodenkontakten habe. Ich vermute eine Schein-Innenneigung. Ich renne also die Kurve lang weil alle das so tun. Schon bei B beginne ich die Reste der vermeintlich lästige Innenneigung abzuschütteln und richte mich auf. Vorher mußte ich ja auch noch meinen Hopser C-B unterbringen für die KSP-Absenkung. Hast Du schon mal jemanden gesehen der einen Hopser unter 20° Seitenneigung macht? Ich kann das als Einziger, der Baschir mit Sicherheit nicht.
Unter diesem ganzen Ballast soll ich in 7 Tagen zur WM Halle fahren. Da hilft nur schwarzer Humor. Good night Malaysia ..., äh ... Polen.


RE: Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - MZPTLK - 15.03.2019

Soto, danke!
Keine Panik, alles wird gut.
Grüble, stresse, diskutiere, hadere vor und bei der WM auf keinen Fall.
Springe dort, wie Dir der Body gewachsen ist.
Finde und treffe Deinen KSP Richtung Latte.
Geniesse es,
Fertig ist die Laube!
Viel Erfolg!


RE: Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - Diak - 17.03.2019

Das Absenken des KSP erfolgt im Hochsprung durch die Innen- und Rücklage im Kurvenlauf. Ein Amortisieren im vorletzten Schritt, auch noch verstärkt durch einen Hopser auf die Fußspitze ist kontraproduktiv. Hier wäre zum Beispiel wichtig, das spätere Schwungbein vorzuentlasten, um es schnell führen zu können, das Gegenteil induzierst Du durch den Hopser.
Mittel zur Hopserkorrektur: Viele U-Läufe mit unterschiedlichen Aufgaben; wilde Anläufe von sehr unterschiedlichen Starpunkten, um Muster zu überwinden; Rhythmusvorgaben durch Bodenorientierer; extremes setzen von C (in Deiner Nomenklatur) weit nach rechts. Mein Lieblingsmittel: einbeinige Hopser über kleinen Bodenorientierer auf D oder C, später auch zwei Schritte früher. Baut hervorragend die Spannung auf, die Du brauchst.
Ich habe gerade bei einer Athletin den Anlauf auf 4 Schritte (mit langem Auftakt) reduziert, um das Hopsen zu eleminieren. Klappt sehr gut, ist aber athletisch und koordinativ nicht ohne Anspruch...


RE: Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - MZPTLK - 17.03.2019

Sehr gut!


RE: Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - Sotomenor - 17.03.2019

Hallo Diak,
vielen herzlichen Dank! ich werde mir das in einer ruhigen Minute Wort für Wort zu Gemüte führen.

Darf ich Dir noch die 3 kleinen Videos schicken, die das Elend nochmal etwas plastischer darstellen? Bräuchte nur eine e-mail (über priv. Nachrichten).

Ist ja der Wahnsinn. Ich dachte ich bin im Hochsprung der einzige arme Teufel auf der ganzen Welt, der einen Hopser macht, jetzt höre ich es gibt auch andere die sich diese Macke angewöhnt haben.
Das Dumme, ich merke gar nicht daß ich springe (C-B), weils eben total automatisiert ist. Ich habs natürlich im Video gesehen.

Hast Du eine Vorstellung wie das Aufrichten aus der Innenneigung verlaufen soll in Bezug auf die Kontaktpunkte? Ab C? ab B? Irgendwo dazwischen?


RE: Hochsprung – wer hilft mir beim letzten Schritt? - MZPTLK - 17.03.2019

Das Aufrichten erfolgt automatisch beim (richtigen) Abspringen.
Also ab dem Zeitpunkt des Bodenkontaktes des Sprungfusses.