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Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - Druckversion

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RE: Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - Gertrud - 05.03.2019

Oft hängt ein Boom in einer Disziplin auch nur mit einer Person zusammen. Denken wir nur an Ernst Klement, der Weltklasse-Athleten im Hammerwurf wie Heinz Weis, Christoph Sahner, Edwin Klein oder Karl-Hans Riehm in Konz geformt hat. Er hat durch die DLV-Disziplinführung nie die Wertschätzung erfahren, die er verdient hatte. Der DLV braucht nicht nur OSP; er braucht vor allem auch Trainingszellen, die Förderung verdienen.

Der DLV sollte viergleisig fahren und die vollkommene Fixierung auf das DLV-Team erweitern:

1. Einzelbetreuung wie im Fall Duplantis und Ingebrigtsen ohne fachliche DLV-Einmischung
2. Disziplinbetreuung wie bei Ernst Klement in "Peripherie-Zellen" ohne fachliche DLV-Einmischung
3. Fachliche DLV-Betreuung
4. Internationale fachliche Betreuung wie im Fall Klosterhalfen

Das heißt, dass Erfolg durchaus sehr unterschiedlich akquiriert werden kann und sollte. Die beste individuelle Lösung sollte forciert werden.

Gertrud


RE: Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - aj_runner - 05.03.2019

In gefühlt jedem zweiten Post reitest Du (zum Teil auch undifferenziert) auf dem Team herum. Die vier Eckpfeiler unterstreiche ich voll und ganz.
Dazu sind aber starke Persönlichkeiten beim DLV notwendig, denn nur starke Persönlichkeiten können starke Leute neben sich dulden und akzeptieren und nur sie sind in der Lage, eine unterschiedliche Behandlung zu rechtfertigen, ohne dass an anderen Stellen Neid aufkommt.


RE: Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - Gertrud - 05.03.2019

(05.03.2019, 08:32)aj_runner schrieb: In gefühlt jedem zweiten Post reitest Du (zum Teil auch undifferenziert) auf dem Team herum. Die vier Eckpfeiler unterstreiche ich voll und ganz.

Es bringt bei bestimmten Menschen eben nur etwas, wenn man sich permanent wiederholt. Es landet sonst oft in der Versenkung. Ich bin der Ansicht, dass der DLV mit einem Gjert Ingebrigtsen längst im Clinch läge. Wink ‌Vielleicht empfindet man das als Kontrollverlust?! 

Nur schwache Trainer/innen kann man Richtung "Kadavergehorsam" einschwören. Das "Einschwören" auf das DLV-Team erleben wir permanent auf der DLV-Homepage. "Gehirnwäsche" ist vielleicth ein zu harter Ausdruck und ein Produkt totalitärer Staaten, das wir nicht übernehmen sollten. Ich liebe Flexibilität und Kreativität, was überhaupt nicht gegen gute Kooperationen auch innerhalb des Verbandes spricht, wenn die Posten sehr gut besetzt sind. Starke Trainer/innen müssen sich ihr Wissen auch hart erarbeiten. Man sieht an meiner Präsenz hier, dass ich sehr oft am Schreibtisch arbeite. Es fliegt nicht an. Ich bin eine Trainerin, die sich an der langen Leine wesentlich besser entwickelt. Natürlich gibt es auch Trainer, denen Struktur erst einmal beigebracht werden muss. In dem Fall sehe ich den DLV schon in der Pflicht.

Ich muss Idriss Gonschinska aber auch hinsichtlich KK loben, dass er so ruhig bei ihrer Entscheidung geblieben ist. Es war aber auch wohl nichts mehr zu ändern. Man kann eben Menschen nicht nur nach seinem eigenen Geschmack formen.

Gertrud


RE: Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - Gertrud - 05.03.2019

(04.03.2019, 15:21)longbottom schrieb: Das käme einem Eingeständnis gleich, dass man in diesen Disziplinen nie mehr nach vorne kommen kann und halte ich für einen riesigen Fehler. Es ist auch zumindest teilweise eine Phase, in welchen Disziplinen man besser da steht und in welchen schlechter. Vor ein paar Jahren hätte man in der Hinsicht zum Beispiel Hammerwerfen gegen Dreisprung tauschen können.  

Und klar besetzen andere Länder auch nicht alle Disziplinen. Aber ist das Absicht und gewollt, oder kann es nicht einfach sein, dass die in den anderen Disziplinen ganz einfach genau solche Probleme haben wie wir über 400 Meter? Wink ‌Um das wirklich abzuschätzen braucht man in der Hinsicht Einsicht in andere Verbände.

Ich muss Idriss Gonschinska aber auch hinsichtlich KK loben, dass er so ruhig bei ihrer Entscheidung geblieben ist. Es war aber auch wohl nichts mehr zu ändern. Man kann eben Menschen nicht nur nach seinem eigenen Geschmack formen.


RE: Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - krebsan - 06.03.2019

Was ist denn eigentlich der Massstab für Erfolg? Europäische Spitze? Weltspitze? Im Prinzip müsste man Sprint und Langstreckenlauf ja eigentlich ganz streichen, wenn man den Weltmassstab anlegt.


RE: Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - Robb - 06.03.2019

(05.03.2019, 09:13)Gertrud schrieb: Ich muss Idriss Gonschinska aber auch hinsichtlich KK loben, dass er so ruhig bei ihrer Entscheidung geblieben ist. Es war aber auch wohl nichts mehr zu ändern. Man kann eben Menschen nicht nur nach seinem eigenen Geschmack formen.
Hatte er denn eine Wahl? Nike ist einer der Hauptsponsoren des DLV, Klosterhalfen trainiert jetzt beim Nike Oregon Project. Gonschinska wird sich kaum mit Nike anlegen.


RE: Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - Jo498 - 06.03.2019

(06.03.2019, 07:37)krebsan schrieb: Was ist denn eigentlich der Massstab für Erfolg? Europäische Spitze? Weltspitze? Im Prinzip müsste man Sprint und Langstreckenlauf ja eigentlich ganz streichen, wenn man den Weltmassstab anlegt.

Europäische Spitze würde ich als Maßstab nehmen. Den Anspruch, hier überall mindestens im Finale präsent zu sein, muss der DLV einfach haben, eigentlich überall, auch in den momentan (oder traditionell) schwachen Disziplinen. Ist natürlich nicht der Fall, aber das wäre das Erstrebenswerte. Und es ist auch nicht der Punkt, dass es mal ein Jahr oder zwei nicht klappt, oder Leute unglücklich oder knapp in Quali oder Zwischenlauf ausscheiden. Aber über Jahre hinterherzulaufen oder zu springen kann nicht zufriedenstellend sein.

Weltspitze kann man nicht überall forcieren. Aber die Frauen-Sprintstaffel in Bestform und -besetzung hat auch auf Weltebene Medaillenchancen. (Wenn man knapp 4. wird, hatte man meistens eine echte Medaillenchance.)
Ansonsten heißt es ja immer Final- bzw. top 8-10 Chancen bei OS/WM. Die haben auch einzelne Sprinterinnen, ebenso Krause, Koko, Reh, Klein, Ringer, Tesfaye u.a.

Dagegen schafft im Hammerwerfen seit einiger Zeit kein Mann mehr auch nur die Quali und über Langhürden (zumal bei Frauen eine internat. nicht so stark besetzte Disziplin, dazu lange eine deutsche "Bank", vgl. mit Langstrecke) auch kaum jemand. Auch über 400/800m und Marathon ist der DLV selbst in Europa eher zu schwach (11. als beste bei der EM ist gerade so akzeptabel, für die konkreten Athleten war es ein super Erfolg, aber die Zeiten sind eben selbst in Europa größtenteils nicht konkurrenzfähig).

Klar, Laufen über alle Distanzen hat international die meiste Konkurrenz. Aber es ist nicht nur in Afrika, sondern wäre auch in D hier im Grunde erheblich einfacher, Talente zu finden und zu fördern als für technisch sehr aufwendige Disziplinen wie Hammerwerfen oder Stabhoch.


RE: Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - gera - 06.03.2019

ich kann mich da nur Robb anschließen.
Geben wir eine Disziplin quasi auf, nur weil sie mal jahrelang keine Erfolge gebracht hat, haben wir in 20 Jahren in Deutschland garkeine starken Disziplinen mehr.
Die starken und schwachen Disziplinen wechseln immer mal wieder.
D  war im Sprint in den 50/60-Jahren in Europa Spitze.
Es war im Stabhoch jahrelang mit Weltspitze,über 400/800/1500 lange ganz vorn.
Dann kamen viele schwache Jahre. Hätten wir da die Förderung aufgegeben, wären diese Disziplinen verloren gewesen.
Alle Disziplinen gehören zur LA , auch Gehen, auch Hammerwerfen.
Ob man bei Meisterschaften so viele Laufdisziplinen ausführen muss, ist eine andere Sache.
Ob das Zuschauerinteresse wirklich so lauflastig ist, bezweifle ich.
Wird ein technischer Wettbewerb gut moderiert, ist er mindest so interessant, wie ein 10 sec.-lauf.
Er muss nur auch gezeigt werden, nicht nur hinterher die Einblendung der Resultate.
Läuft es irgendwo gut, kommen schon Sponsoren u.a. von allein, wird die staatl.Unterstützung erhöht ..
Aber vom Verband her muss man sich um alle kümmern.


RE: Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - longbottom - 06.03.2019

(06.03.2019, 10:43)Jo498 schrieb: Dagegen schafft im Hammerwerfen seit einiger Zeit kein Mann mehr auch nur die Quali

Im Prinzip nicht falsch, aber gerade im Hammerwerfen haben wir auch wieder hoffnungsvolle Talente, was auch für einen gewissen Kreislauf der Disziplinen spricht.

Und so lange ist es auch noch nicht her, dass wir einen Weltklasse-Hammerwerfer hatten, der oftmals nur von nachweislich gedopten Athleten um Medaillen gebracht wurde bzw. diese dann nachgereicht bekam. Ganz zu schweigen von den Damen. Selbst in Berlin letztes Jahr stand Klaas zum Abschluss noch einmal im Finale. Da sind erfolgreiche Jahre bei manch anderen Disziplinen aber wesentlich länger her.

Ich glaube, beim Hammerwerfen ist der Punkt eher, dass man es, vielleicht auch zurecht, mit den anderen Wurfdisziplinen vergleicht und sich wundert, warum es im Hammerwerfen so viel schwächer läuft als in den anderen Disziplinen.


RE: Sollte der DLV bestimmte Disziplinen "aufgeben"? - Robb - 06.03.2019

Naja, hoffnungsvolle Talente hatten wir schon viele, aber in einigen Disziplinen gelingt der Übergang zu den Aktiven gar nicht. Stabhochsprung der Frauen gabs viele Talente in den Jahrgängen 93-96, die einzige aus dem Jahrgang in der deutschen Spitze ist die Quereinsteigerin Otchere. Beim Dreisprung der Männer ist es ähnlich, Dmitri Antonov gewinnt mit 17 eine Medaille bei der U18 WM und springt über 16m, das wars dann mit ihm. Unser einziger Weltklassespringer Max Heß wurde nur aus Mitleid zum 17m Springer, Marusch meinte mal in einem Interview, dass er Heß gar nicht aufnehmen wollte, weil er keine 7m weit springen konnte. Nur bei den 400m fallen mir nichtmal Talente ein, da tut sich seit Schultz gar nichts.