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Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - Druckversion

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Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - hoffnungsvoller Vater - 24.02.2019

Hallo, mal zum Vesrtändnis!

Beispiel 1:
Eine Titelaspirantin wird im Zwischenlauf der DM U20 (60 m ) ausgeschlossen wegen Fehlstarts. Sie schaut sich das auf dem Monitor an - roter Balken - leichter Kraftanstieg bei 0,096 s - großer Kraftanstieg im grünen Bereich.
Ergebnis: rote Karte

Beispiel 2:
Erstes Finale 200 m weibliche U20: Die spätere Bronzemedailliengewinnerin (im Livestream schön sichtbar) - roter Balken - großer Anstieg im roten und gleichgroßer Anstieg im grünen Bereich.
Ergebnis: grüne Karte

Frage:
Wo ist der Unterschied und was soll Athletin 1 (noch nie einen Fehlstart und nachweislich immer sehr schnelle Reaktionszeiten zwischen 0,10 und 0,13) daraus lernen?
(Sie sagt, und auch wenn es meine Tochter ist, versuche ich neutral zu sein und glaube ihr, dass sie den Startschuss abgewartet hat.)

PS: Gehört vielleicht in die Regelecke, aber hier lesen mehr und die Regel hab ich schon nachgelesen!


RE: Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - highjumper83 - 24.02.2019

Warum es da bei manchen (vorallem bei großen Meetings) bei eindeutigen Fehlstart eine grüne Karte gibt, kann ich auch oft nicht nachvollziehen. Ich habe selber bei meinen letzten drei Starts mit Rückschussanlage drei mal eine Reaktionszeit von 0,099s. Und das obwohl ich auf den Schuss gewartet habe. Zum Glück waren das immer Mehrkämpfe. Ich habe daraus gelernt, dass ich auf den Schuß warten muss, dann noch bissl extra warten und dann geht's los. Damit bin ich dann immer so bei 0,13s. Ist nicht schön aber besser als ein Fehlstart.
In deinem Fall hätte ich als Athletin 1 Einspruch eingelegt, da mit dem ersten kleinen Kraftanstieg der Startvorgang nicht begonnen wurde und das muss es für einen Fehlstart.
Da es aber schon zu spät ist, muss man das wohl unter Pech abhaken und weiter machen.


RE: Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - hoffnungsvoller Vater - 24.02.2019

Danke für den Hinweis! Einspruch 80 € und sehr ungewiss, ob man Recht bekommt.


RE: Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - highjumper83 - 24.02.2019

(24.02.2019, 16:19)hoffnungsvoller Vater schrieb: Danke für den Hinweis! Einspruch 80 € und sehr ungewiss, ob man Recht bekommt.
 ja das ist leider so. Aus meiner Erfahrung muss man da schon sehr belastbare Beweise haben, weil die Jury nur ungern Entscheidungen des Kampfgerichts zurück nimmt.


RE: Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - lor-olli - 24.02.2019

Wenn es keine Hochgeschwindigkeitsaufnahme beim Start gibt, ist es nahezu unmöglich dagegen anzugehen.

Beispiel: Richard Kilty, GB (Wurde WM erster über 60m) hat nachweislich eine Reaktionzeit die zum Teil deutlich unter der festgelegten liegt. (Ein Test mit besagter Hochgeschwindigkeitskamera die sowohl Starter, Athlet und und "Schuss" auf einem Bild / Videotake festhielt, es war klar zu erkennen, dass er sich erst bewegte, als der Startschuss schon zu sehen war.) Er hat mit seinem Team und Trainer einen Blindtest gemacht - 10 Starts hintereinander, der Starter veränderte bewusst und sehr deutlich immer wieder den Startzeitpunkt nach dem "Fertig" in acht der Starts blieb Kilty unter 1 Sekunde. Er kann diesen Reaktionsvorteil auch in Laborversuchen nachweisen und er kommt ihm natürlich gerade über die 60m sehr zugute - das nutzt ihm alles nichts, wenn er die 1,00sec unterschreitet ist er raus… (Er hat das aber sehr gut im Griff)

Nebenbei, obschon amtierender Europameister und obwohl er die Norm der EAA locker geschafft hat, hat man ihn von Britischer Seite nicht nominiert, weil er die GB-Norm nicht geschafft hat (6,60!!! damit hat man Titelaussichten… Kilty lief dies Jahr nach größerer Verletzung "nur" 6.63… Dazu muss man wissen, dass er sich schon des öfteren mit dem Verband angelegt hat.) Sieht so aus, als wenn ihm eine Wildcard des europäischen Verbandes als amtierender Meister in Aussicht gestellt wurde - wir werden sehen Wink


RE: Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - hoffnungsvoller Vater - 24.02.2019

Okay, der Trainer hatte schon vor, so einen Feldversuch durchzuführen. Kann man sich ja dann sparen und den Athleten stattdessen Beruhigungspillen geben (nur Spaß - aber schon ärgerlich).
Wie trainiert man Reaktionsverzögerungen?


RE: Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - aj_runner - 24.02.2019

Gestern hat es sehr viele Fehlstarts gegeben, aber kaum jemand wurde tatsächlich disqualifiziert. Zum Teil war sehr viel Unruhe im Startblock. Dass es ausgerechnet Cheyenne Kuhn im HF traf, war sportlich auf jeden Fall ein Verlust. Von außen (Live Stream) war das nicht nachvollziehbar. 

Den besagten Fall 2 habe ich heute vor Ort von hinten gesehen und habe sofort Bahn 3 gesagt. Das war optisch zumind. für mich ein Fehlstart. Beim zweiten Start war klar zusehen, dass sie nicht zu früh rausging.

Ehrlich gesagt habe ich meine Zweifel, ob die Technik einwandfrei funktionierte. War das nicht auch bei der Hallen-EM vor 2 Jahren, wo es viele zweifelhafte Starts, Rückschüsse etc. gab (u.a. bei Hürden der Frauen)?


RE: Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - lor-olli - 24.02.2019

Ich bin mir nicht sicher ob das Trainieren von Reaktionsverzögerungen möglich ist / einen Sinn ergibt. Die Problematik ist ja auch, dass Fehlstarts nicht mehr optisch erfasst werden, sondern als Veränderungen eines Druckpunktes. Der Mensch ist keine Maschine und nicht alle Athleten/innen bleiben beim "Fertig" vollkommen ruhig - bei diesen ist es hilfreich an der Startposition zu feilen, bis man/frau eben nicht ungewollt Druck auf den Block ausübt.

Wir haben das z.B. mit älteren Kindern geübt indem wir einen dickeren Holzstab auf das Ende des Startblocks stellten, der durfte erst beim Startschuss fallen. In dem Alter sind sie noch sehr lernfähig und das Erfassen eines ruhigen Startvorgangs erfolgt irgenwann (hoffentlich) intuitv, es kann auch die ganz nervösen ein wenig ablenken, weil sie sich dann vor allem auf den Holzstab konzentriert haben und nicht herumzappelten.

Unsere Athleten wurden letztlich ganz gute Starter, aber auch wir hatten ein Mädchen mit einer unglaublichen Reaktionszeit… sie war z.B. in der Staffel nur zum Starten zu gebrauchen - bei der Stabannahme gab es einfach zu viele Probleme - da half auch kein Training, kein Üben, keine Tricks, unser "Blitz" war immer schon weg….

Ich kann aj_runners Zweifel an der Zuverlässigkeit der Starttechnik nachvollziehen. Es ist klar, dass die Druckpunkte einerseits auch die schweren Zehnkämpfer erfassen müssen, andererseits auch eine 40 kg Athletin, da ist ein ausgewogenes Kalibrieren nicht unkompliziert. Nicht erfasst sind, gerade in der Halle, die doch unterschiedlichen Eigenschaften des Bodens / Bodenbelags, ich bin mir ziemlich sicher, dass dies als Faktor noch nie geprüft wurde. Würde vielleicht auch die vielen Fehlstarts in der Halle erklären (und eben nicht nur die Kürze der Sprintstrecke, die einen Start so wichtig macht)


RE: Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - Sprunggott - 24.02.2019

(24.02.2019, 18:29)aj_runner schrieb: Gestern hat es sehr viele Fehlstarts gegeben, aber kaum jemand wurde tatsächlich disqualifiziert. Zum Teil war sehr viel Unruhe im Startblock. Dass es ausgerechnet Cheyenne Kuhn im HF traf, war sportlich auf jeden Fall ein Verlust. Von außen (Live Stream) war das nicht nachvollziehbar. 

Den besagten Fall 2 habe ich heute vor Ort von hinten gesehen und habe sofort Bahn 3 gesagt. Das war optisch zumind. für mich ein Fehlstart. Beim zweiten Start war klar zusehen, dass sie nicht zu früh rausging.

Ehrlich gesagt habe ich meine Zweifel, ob die Technik einwandfrei funktionierte. War das nicht auch bei der Hallen-EM vor 2 Jahren, wo es viele zweifelhafte Starts, Rückschüsse etc. gab (u.a. bei Hürden der Frauen)?
Die Startanlage ist leider technich nicht gut ! Es ist auch die selbe wie bei der Hallen EM 2017 - da hat sie ausgelöst wenn es Erschütterungen (Schwingboden) auf dem Boden gab. Die "K-Abnehmer" sind frei auf der Blockschiene montiert, und bewegen sich auf diesen mit. Bei der Hallen EM, sowie bei der EM wurde die Elektronik "still" gestellt, und es wurde nach freien Ermessen des Starterteams rückgeschossen. Gleichzeitig wurde zur Beweisführung ein Highspeed-Start-Video bemüht. Selbst die int. Kampfrichter- Starter schimpfen auf die Anlage! 
... Das habt Ihr aber nicht von mir   Tongue


RE: Reaktionszeiten im Sprint und Kraftanstiege beim Startvorgang - lor-olli - 25.02.2019

(24.02.2019, 20:18)Sprunggott schrieb: Selbst die int. Kampfrichter- Starter schimpfen auf die Anlage! 
... Das habt Ihr aber nicht von mir   Tongue

Wir schweigen natürlich (Moment, ich muss mal eben auf Facebook… Wink - im Ernst, einer der Gründe warum ich diese Art socialmedia gar nicht nutze)
Das mit dem schwingenden Boden habe ich auch schon bemerkt, beim Einstellen der Abnehmer reicht es wenn ein Athlet daneben sich mit ein wenig speed warmläuft/antestet… da besteht Nachbesserungsbedarf. Ich denke das ist auch einer der Gründe, warum Fehlstarts in der Halle so viel häufiger angezeigt werden - auf einer festen Bahn draußen passiert so etwas fast nie.
Die "grüne Karte" gibt es auch, wenn die Anlage einen Fehlstart anzeigt, dieser aber keinem Athleten zugeordnet werden kann. (weil eben gleich mehrere Sensoren anschlagen, und derartig synchrone Fehlstarts nicht so sehr wahrscheinlich sind)