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IAAF plant größere Änderungen im Gehen - Druckversion

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IAAF plant größere Änderungen im Gehen - Atanvarno - 06.02.2019

IAAF Race Walking Committee makes key recommendations for future of the discipline

- Die Distanzen werden auf 10km und 30km verkürzt (ab 2023)
- es werden elektronische Zwischensohlen eingeführt, um die Einhaltung der Bodenkontaktregel sicherzustellen (ab 2021)

Das Geher-Komitee der IAAF, das die Vorschläge gemacht hat, verspricht sich davon eine Steigerung der Attraktivität des Gehens und den Verbleib als Kerndsiziplin im olympischen Programm.

Ich glaube eher, dass vor allem die elektronische Kontrolle der Todesstoß für die Disziplin wird. Denn das führt entweder zu Massendisqualifikationen oder zu einer drastischen Verringerung des Wettkampftempos.
Weiterhin ist die Frage, wieviele Vereine sich diese sicherlich nicht billige Technologie leisten können/wollen und dann evtl. über einen Abschied aus dem Gehsport nachdenken.


RE: IAAF plant größere Änderungen im Gehen - Robb - 06.02.2019

Gehen wird attraktiver, wenn sie statt vier Stunden nur noch zwei Gehen? Wer sich fürs Gehen nicht interessiert, dem ist es egal, ob der Wettbewerb zehn Minuten oder vier Stunden dauert, er wird ihn ignorieren.
Ich bin inzwischen soweit, dass ich Coe für die grösste Gefahr für die Leichtathletik halte. Diack war korrupt, aber er hat wenigstens nur Geld geschaufelt und die Leichtathletik nicht mit allen Mitteln zerstört. Wie lange wird es noch dauern, bis die schon angekündigten, schmerzhaften Änderungen bei den Sprung/Wurf-Wettbewerben kommen? Das Hammerwerfen kannste wahrscheinlich knicken, das ist eh nur noch lästig und mehr als vier Versuche mit reduzierten Teilnehmerfeldern wirds auch nicht mehr geben, muß schließlich alles immer schneller gehen. Versuche in diese Richtung gabs schon mehrfach.


RE: IAAF plant größere Änderungen im Gehen - Atanvarno - 06.02.2019

Und das Schlimmste ist, dass sich seine Lordschaft an diesen abstrusen Verschlimmbesserungen abarbeitet und ganz einfache Dinge, die er sogar in seinem Wahlprogramm versprochen hat, nicht umsetzt, bspw. gegen das Trikoteinerlei auf den Langstrecken vorzugehen.


RE: IAAF plant größere Änderungen im Gehen - Robb - 06.02.2019

Hier übrigens die Antwort einer Gruppe von Gehern, die die Vorschläge im Januar kommentiert und kritisiert hatte. Die Vorschläge wurden von der IAAF ignoriert und auf die technischen Probleme, die von den Athleten erwähnt werden, wird nicht eingegangen. Erinnert mich an die Einführung der Gundersen-Methode im Mehrkampf, die IAAF entscheidet ohne die Umsetzung zu hinterfragen.
https://www.lamarcia.com/wp-content/uploads/2019/01/Canberra-Response-to-RWC-Proposals-Final.pdf


RE: IAAF plant größere Änderungen im Gehen - Jo498 - 06.02.2019

Es gilt aber auch umgekehrt, dass jemand, der sich für Gehen interessiert, das Interesse nicht verlieren wird, wenn in Zukunft 10/30 statt 20/50 gegangen wird. Sinnvoller wäre m.E. gewesen, die vom Laufen vertrauten Distanzen Halbmarathon und Marathon oder eben 10km und Marathon zu nehmen, wenn man schon was ändern will.

Bzgl. elektronischer Kontrolle muss man natürlich sagen, dass, wenn daraufhin Massen DQ oder deutlich langsamere Tempi eintreten, damit die Vorurteile bestätigt würden, dass man bisher halt Glück haben musste, nicht oft genug erwischt zu werden bzw. dass perfekte Geh-Technik nicht zuletzt darin besteht, so zu gehen, dass man die Regeln (Kontakt und gestrecktes Bein) zwar nicht einhält, aber gerade so minimal verletzt, dass es die Gehrichter nicht sehen.


RE: IAAF plant größere Änderungen im Gehen - Atanvarno - 06.02.2019

Wie schon viele Male erklärt - die Regel sagt ausdrücklich, dass nur eine mit dem menschlichen Auge wahrnehmbare Regelverletzung auch eine solche ist. Wenn man nur mit Superzeitlupe oder elektronischem Transpondersystem wahrnehmbare Verstöße ahndet, wird das eine andere Disziplin, die nichts mehr mit der im Regelwerk beschriebenen zu tun hat.


RE: IAAF plant größere Änderungen im Gehen - longbottom - 06.02.2019

Ich glaube zwar nicht, dass diese Regeln irgendwas bringen. Die Länge der Distanz ist letztlich völlig egal, und das mit der elektronischen Messung könnte eher den gegenteiligen Effekt haben.

Aber so wie es war konnte es hinsichtlich der Disqualifikationen auch nicht weitergehen. Die Disqualifikationen waren oft willkürlich und man konnte nicht nachvollziehen, warum manche Sportler nun disqualifiziert wurden und manche nicht. Kaum jemand interessiert sich für Gehen, und von denen, die es tun, denken viele, dass Disqualifikationen auch oft aus taktischen Gründen erfolgen, um die eigenen Sportler nach vorne zu bringen (und meiner Meinung nach ist der Vorwurf in vielen Fällen berechtigt).

Ich will der IAAF zugestehen, dass sie zumindest versuchen, etwas zu ändern. Das ist ein Ritt auf der Rasierklinge und kann nach hinten losgehen. Aber mal ganz ehrlich: Noch unpopulärer kann diese Sportart kaum werden. Irgendwas muss man machen, gerade was die DQ angeht. Die Eiskunstläufer wurden wegen Kampfrichter-Korruption auch schon aufgefordert, ihr Wertungssystem zu ändern. Und da wurden wenigstens keine Sportler disqualifiziert. Dass die Zuschauer dne Grund für die DQ nachvollziehen können ist das mindeste, was man erwarten kann, wenn sie im olympischen Programm bleiben will.

Tut mir ehrlich Leid für die Sportler, die sich das ganze Jahr über abrackern und kaum Anerkennung dafür bekommen. Aber dass Gehen unpopulär ist liegt am System der Sportart und in diesem Fall nicht an Sebastian Coe.


RE: IAAF plant größere Änderungen im Gehen - longbottom - 06.02.2019

(06.02.2019, 22:52)Atanvarno schrieb: Wie schon viele Male erklärt - die Regel sagt ausdrücklich, dass nur eine mit dem menschlichen Auge wahrnehmbare Regelverletzung auch eine solche ist. Wenn man nur mit Superzeitlupe oder elektronischem Transpondersystem wahrnehmbare Verstöße ahndet, wird das eine andere Disziplin, die nichts mehr mit der im Regelwerk beschriebenen zu tun hat.

Dann sind die Regeln eben dringend überholungsbedürftig. Eine Sportart, deren Regeln absolute Willkür zulassen, ist höchst fragwürdig. Und das ist aktuell im Gehen der Fall. Regeln in diversen Sportarten werden ständig geändert, gerade um neuen technologischen Entwicklungen Rechnung zu tragen, die es bei der Erstellung der Regeln einfach noch nicht gab (zum Beispiel Hawk-Eye im Tennis, Videobeweis im Fußball).

Natürlich war Augenwahrnehmung mal der einzige Maßstab. Anders ging es ja lange Zeit nicht. Was sollte man da sonst in die Regeln schreiben? Inzwischen sieht das schon etwas anders aus.


RE: IAAF plant größere Änderungen im Gehen - Robb - 06.02.2019

Aber Coe ist verantwortlich dafür, dass die Wünsche/Einwände von Athleten fast schon systematisch ignoriert werden. Hast du die Einwände der Athleten gelesen? An der Sohlentechnik wird ohne Fortschritte scheinbar schon seit Jahren gearbeitet und nur weil das IAAF-Council jetzt einen Beschluß fasst, wird sie nicht Realität.


RE: IAAF plant größere Änderungen im Gehen - longbottom - 07.02.2019

(06.02.2019, 23:53)Robb schrieb: Aber Coe ist verantwortlich dafür, dass die Wünsche/Einwände von Athleten fast schon systematisch ignoriert werden. Hast du die Einwände der Athleten gelesen?

Bei denen ist die Meinung quasi 50/50.
Zitat:In principle, 11 attendees were in favour of the race walking electronic control System (RWECS) and 12 were against*.

Bei 8 Enthaltungen. Eine klare Position gegen die neue Technik ist das definitiv nicht.

Dass es keine nennenswerten Fortschritte gibt ist vielleicht ein Einwand was den Zeitpunkt der Einführung angeht, aber nicht gegen die Einführung generell. Falls das wirklich technisch überhaupt nicht umsetzbar ist, (was ich nicht glaube), dann tschüss Gehen. In der jetzigen Form ist es kaum zu halten und würde auch kaum jemand vermissen.

Die Forderung nach besserer Ausbildung der Kampfrichter ist sicher ehrenwert, ändert aber drei grundlegende Probleme nicht.

1. Kampfrichter können trotzdem parteiisch oder korrupt sein.
2. Kampfrichter sind auch nur Menschen, die ihre Augen nicht überall haben können.
3. Würde das die Transparenz für die Zuschauer trotzdem nicht steigern. Die können das ja trotzdem nicht beurteilen.

Wo ich zustimme ist, dass die Länge der Distanz keinerlei Rolle spielt, was die Popularität der Sportart angeht. Allerdings, da stimme ich Jo zu, auch nicht in negativer Hinsicht.