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Neue Aufgabenverteilung im DLV und neue Trainereinsätze - Druckversion

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Neue Aufgabenverteilung im DLV und neue Trainereinsätze - Gertrud - 01.01.2019

Ich habe im Laufe meiner Trainertätigkeit so viele Umschichtungen und Reformen im DLV erlebt, dass ich sie schon gar nicht mehr zählen kann; aber hat sich etwas gravierend verbessert? Diese Frage stelle ich mir immer wieder.

Der DLV propagiert immer wieder das "Team". Lässt man aber Wasser trinken, wo man sich selbst Wein genehmigt? Ich sehe in der Spitze immer weiter eine Fokussierung auf die Position des starken DLV-Mannes Idriss Gonschinska, der auch das endgültige Sagen im Bereich der Verbindung zur Bundeswehr haben soll? Kurschilgen ist gegangen, jetzt Lameli, die sich natürlich beruflich alle anders orientieren. Die Positionen werden aber nicht neu besetzt, sondern übernommen und auch finanziell aufgestockt und konzentriert??? Ich werte und bewerte das jetzt nicht leistungsmäßig, sondern nur nach Strategieangabe "Team" und Fakten. Diese starke Position ist aus meiner Sicht nicht teammäßig, sondern ganz klar zentralistisch besetzt. Wenn ein Mann die richtigen Entscheidungen trifft, ist diese Form nicht als schlecht zu bewerten. Ich habe nichts gegen einen starken Mann an der DLV-Spitze!!! Ich mag starke Menschen. Manchmal "verderben viele Köche den Brei"!

Idriss wird ganz klar aus unserer Zuschauersicht auch an den Erfolgen und Misserfolgen gemessen. Da zählt aus meiner Sicht nicht primär der EM-Erfolg, sondern die gute Präsenz bei der WM und den OS. Das ist vergleichbarer Weltstandard. Kleiner Vorschlag für eine bessere Präsenz: Verletztenstatistik im DLV-Protagonistenbereich checken und auf Herz und Nieren die Verursacher auflisten!!! Das mache ich ständig anhand ganz bestimmter Kriterien. Manchmal liegt die Ausmusterung betroffener AuA auch am Trainerpotential. Da hilft nur Gnadenlosigkeit gegenüber den Trainern aus meiner Sicht. 

Übrigens denke ich so hinsichtlich der Heimtrainerposition, wo mir auch niemals ein Bundestrainer hineinzureden hatte. Ich hatte die volle Verantwortung; nur denkt in der Hinsicht der DLV eher nach früheren DDR-Maßstäben, die Trainer an der kurzen Strippe "führen" zu wollen. Da hakt es für meine Begriffe ganz stark in der Konsequenz und Logistik. Diesen Führungsanspruch würde ich nur bei nachhilfebedürftigen Trainern anwenden wollen. Und da kommen wir zum nächsten Punkt. Ich bin also in der Hinsicht für eine gewisse Toleranz und für eine akribische Einstufung der Leistungsfähigkeit der Trainer. Ein Toptrainer sollte so unabhängig wie Idriss Gonschinska in seiner Arbeit sein, dann aber anhand der Leistungen und des Verschleißes seiner AuA gemessen werden.  Wink ‌Dann stimmt das System wieder. Wink

Der DLV macht aus meiner Sicht einen gravierenden Fehler in der Trainerauswahl. Das einzige Kriterium scheint der Erfolg zu sein. Wie viele Athleten und Athletinnen "verbrannt" und "körperlich demontiert" werden, scheint keine Rolle zu spielen. Ich habe bei der neuen Trainerwahl einige in der Vergangenheit anhand des Übungsgutes auf Herz und Nieren geprüft und bin nicht gerade begeistert. Es gibt in der neuen Auswahl Trainer, denen ich niemals Schützlinge anvertrauen würde. Wenn der DLV die produzierten Verletzungen akribisch durchleuchtete, käme er zu einem anderen Fazit. Bei mir zählen nur Fakten, keine angebliche Teamfähigkeit. Es gibt auch in dem Bereich Trainer, die in ihrer Umgebung alles platt machen und wesentlich bessere Trainer/innen platt gemacht haben, weil sie Konkurrenz nicht vertragen.  Wink ‌Nur hat sich die Verletztenstatistik erheblich erhöht. Na ja, dann wird eben die nächste Athletin oder der nächste Athlet betreut. Keine/r merkt´s außer meiner Statistik???  RolleyesWink ‌Ich würde mich bei solchen Statistiken hinterfragen und auch schämen, wenn ich die Verursacherin offensichtlich wäre.

Gertrud


RE: Neue Aufgabenverteilung im DLV und neue Trainereinsätze - Robb - 01.01.2019

Als ich die Info auf la.de las, dachte ich ganz pragmatisch: Gonschinska macht also jetzt den Job von drei, entweder arbeitet er 24 Stunden am Tag, oder die drei hatten früher ein sehr lockeres Arbeitsleben.


RE: Neue Aufgabenverteilung im DLV und neue Trainereinsätze - benutzer - 01.01.2019

wenn das länger dauert kann es nur Qualitätsverlust bedeuten.
mna kann auch sagen daran sieht man mal wie amateuthaft Spitzensport in der Leichtathletik geführt wird.


RE: Neue Aufgabenverteilung im DLV und neue Trainereinsätze - Gertrud - 01.01.2019

(01.01.2019, 08:42)Gertrud schrieb: Eine Sache finde ich z.B. gut, dass Charles Friedek nun zwei Jugendliche trainiert, an denen er dank seiner Trainingsauffassung seine Fähigkeiten zeigen kann, ob sie wirken oder nicht. Diese Kanalisierung geht für mich okay. So kann man sehr gut anhand der Leistungen und Verletzungen zeigen, welchen Wert ein Trainingsprogramm hat oder nicht, ob AuA "zerlegt" oder gefördert werden. Das meine ich aber als generelle Betrachtung von Trainern, nicht speziell bei Charles. Nach der Kanalisierung durch den DLV müssen aber Kontrolle und Checks erfolgen. Dieses Instrumentarium fehlt aus meiner Sicht gewaltig. In der Betrachtungsweise würde ich weder Freund noch Feind kennen.

Gertrud



RE: Neue Aufgabenverteilung im DLV und neue Trainereinsätze - dominikk85 - 01.01.2019

Imo muss man eine gemischte Strategie verfolgen. Nachgewiesen (regelmäßig zu überprüfen) erfolgreiche "Unicorns" sollte man machen lassen, aber den Trainern die "nur solide" sind sollte man reproduzierbare prozesse an die Hand geben um die Effizienz zu verbessern.

es sollten aber auf jeden Fall bessere bewertungssysteme angeschafft werden. Wer schafft es Athleten langfristig zu verbessern ohne sie zu verheizen.


RE: Neue Aufgabenverteilung im DLV und neue Trainereinsätze - Gertrud - 01.01.2019

(01.01.2019, 11:51)dominikk85 schrieb: Imo muss man eine gemischte Strategie verfolgen. Nachgewiesen (regelmäßig zu überprüfen) erfolgreiche "Unicorns" sollte man machen lassen, aber den Trainern die "nur solide" sind sollte man reproduzierbare prozesse an die Hand geben um die Effizienz zu verbessern.

es sollten aber auf jeden Fall bessere bewertungssysteme angeschafft werden. Wer schafft es Athleten langfristig zu verbessern ohne sie zu verheizen.

Es besteht gar kein Zweifel daran, dass manche Personen Talent zu mehreren Ämtern haben; aber die ausreichende Zeit sollte für diese Aufgaben auch vorhanden sein. Wenn man dann noch Familie mit Kindern hat, bleibt eine Sache mindestens auf der Strecke; daher bin ich in gewisser Weise nicht für Ämterhäufung. Das kann wohl vorübergehend mal kommissarisch erledigt werden. 

Man merkt z. B. beim Einsatz der neuen Trainer, dass nicht akribisch ausgesucht wird. Es geht in nicht stark genug gefilterten Verfahren - und das hat immer negative Auswirkungen in der Multiplikation. Dazu bedarf es intensiver Auflistung. Man muss nur mal die Publikationen der Trainer und deren Protagonisten durchforsten und man macht teilweise Entdeckungen der "Materialprobe erster Güte". Irgendwann erfolgt dann das Aussortieren der AuA, obwohl die Fehler eindeutig an anderen Stellen liegen. Das adäquate Aussuchen der richtigen Trainer ist ein Zeit- und Einschätzungsproblem mit enormem Hintergrundwissen, das anscheinend nicht immer vorhanden ist. Es sollten eindeutig die richtigen Leute an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Thumb_up ‌Diese Trainer können ruhig unbequem sein, sollten aber Klasse (sprich Spezialwissen) haben.

Gertrud


RE: Neue Aufgabenverteilung im DLV und neue Trainereinsätze - Gertrud - 02.01.2019

Außerdem halte ich es für richtig, dass es eine Anlaufstelle für individuelle berufliche Fragen und berufliche Einflussnahmen gibt. Das kann ein Idriss Gonschinska neben seinen anderen Verpflichtungen einfach nicht leisten. Das auf die OSP allein abzuschieben, halte ich nicht für angemessen, da der DLV als Institution mehr bewirken kann. Das heißt nicht, dass Idriss nicht einen Blick auf die Erfolge oder Misserfolge in diesem Bereich werfen soll. Es sollten aber gute Fachleute mit Kompetenz in diesem Bereich akribisch arbeiten und Netzwerke aufbauen. 

Ich habe gerade einen Bericht über Julien Wanders gelesen, der fast völlig losgelöst in Kenia lebt. Wie holt man sich die besten Trainingsbedingungen ins Haus und etabliert sich trotzdem beruflich? Als Student mit den Semesterferien kann man oftmalige TL in Kenia z.B. durchaus realisieren. - Einen Hinweis in dem Bericht fand ich noch sehr gut, dass sein sehr wissbegieriger Trainer in der Schweiz sein Training immer noch steuert und er selbst die Defizite im kenianischen Training beseitigt. Außerdem begeistert mich seine einfache Lebensweise, eben nicht alles an Komfort auszureizen. 

Gertrud


RE: Neue Aufgabenverteilung im DLV und neue Trainereinsätze - Javeling - 08.01.2019

(01.01.2019, 10:57)Robb schrieb: Als ich die Info auf la.de las, dachte ich ganz pragmatisch: Gonschinska macht also jetzt den Job von drei, entweder arbeitet er 24 Stunden am Tag, oder die drei hatten früher ein sehr lockeres Arbeitsleben.

- Zitat - Der bisherige Generaldirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) Michael Lameli verlässt zum 31. Dezember 2018 den DLV, um sich beruflich neu zu orientieren.
 „Es war eine abwechslungsreiche und interessante Zeit, die ich in den letzten beiden Jahren beim DLV erleben durfte, mit dem besonderen Highlight der Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin. Ich bedanke mich bei allen ehren- und hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und wünsche dem DLV und der deutschen Leichtathletik alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg“, sagte der bisherige Generaldirektor Michael Lameli.Idriss Gonschinska (50), Leitender Direktor Sport beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), übernimmt ab Januar 2019 in Verbindung mit der Professionalisierung der Leistungssport-Struktur zusätzliche Aufgaben des Generaldirektors. „Es wird darauf ankommen neben meiner Arbeit als Leitender Direktor Sport in guter Teamarbeit optimale Synergien auf allen Ebenen in der nationalen und internationalen Verbandsarbeit zu erzielen“, sagte Idriss Gonschinska.Gonschinska ist seit April 2008 hauptamtlich beim Deutschen Leichtathletik-Verband angestellt und war vor seiner Tätigkeit als Leitender Direktor Sport, Cheftrainer sowie Bundestrainer für den Kurzhürdenbereich der Frauen und Männer. - Zitatende -

>>>Ich dachte genauso wie Robb. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass es im DLV nur so vor Generälen, Chefs und Leitenden Direktoren wimmelt. Nun soll tatsächlich ein Leitender ChefDirektor noch Aufgaben eines Generals übernehmen. Also, quasi ein neuer Leitender ChefGeneralDirektor. Das wäre ein interessanter Mainzer Fastnachts-Büttenvortrag ala Bonewitz, also ein echter BWitz....
Auch sollen nun, nun endlich optimale Synergien professionell auf alle Ebenen übertragen werden. Man könnte jetzt vermuten, dass in all' den DLV-Jahren nur amateurhaft gearbeitet wurde. Und das vermutlich mit GeneralGehältern. Früher hießen diese Posteninhaber immer Abteilungsleiter, Vorsitzende, Kassen-/Schrift -, Landes - Warte usw.
Übrigens, der USC Mainz hat immer noch nicht einen hauptamtlichen Trainer.....
@Gertrude, Ihre Beiträge zu diesem Thema beschreiben exakt die Situation, die Kritik manchmal noch 'zu gnädig'.
Heinz Engels, Mainz


RE: Neue Aufgabenverteilung im DLV und neue Trainereinsätze - Gertrud - 08.01.2019

Zitat:@Gertrude, Ihre Beiträge zu diesem Thema beschreiben exakt die Situation, die Kritik manchmal noch 'zu gnädig'.
Heinz Engels, Mainz

Wie Sie schreiben, habe ich die Situation exakt beschrieben. Ich möchte wirklich hier keinen persönlich angreifen und trotzdem Verbesserungsvorschläge machen. Ich möchte z.B. mit Idriss immer noch dialogfähig bleiben, wenn wir uns zufällig treffen. Wir müssen nicht einer Meinung sein. In meiner gesamten leichtathletischen Karriere gibt es nur einen Menschen, mit dem ich auf Erden keinen Frieden mehr schließe. Irgendwann vergebe ich ansonsten immer; aber es gibt auch für mich Grenzen.  

Gertrud