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45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - Druckversion

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RE: 45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - Jo498 - 17.09.2018

Gebrselassie ist zu spät zum Marathon, Bekele zwar nicht physisch zu spät, aber er hatte nicht mehr den unbedingten Fokus und Willen wie Kipchoge.
Das "Purzeln" der Marathonrekorde in den letzten 20 Jahren hat unterschiedliche, aber nicht geheimnisvolle Gründe: Aufwertung durch große Marathons und entsprechende Antritts- und Preisgelder, Anerkennung als offizieller WR, professionalisiertes Training der für die Disziplin anatomisch bestgeeigneten Bevölkerung mit einem starken Konkurrenzdruck usw. Diese Faktoren sind zwar nicht völlig ausgereizt, aber gegenüber ca. 1990 doch weitestgehend. Und Kipchoge hat die größte absolute Verbesserung seit 1967, also seit einer Zeit als noch richtig viel Luft war, geschafft.

Wie in der Let's run Vorschau letzte Woche deutlich gemacht wurde, hatte Kipchoge schon mehrfach WR-Form, nur passten die Schuhe oder das Wetter oder sonstwas nicht. Es ist ein bißchen so, als ob Mayer schon 5 Zehnkämpfe zwischen 8950 und 8999 gemacht hätte, bei denen aber immer irgendwas (eher äußerliches) nicht passte.


RE: 45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - dominikk85 - 17.09.2018

Bei kipchoge ist man halt auch von der grundschnelligkeit  am Limit angekommen. Es hieß ja immer wenn endlich die ganz schnellen bahn läufer rüber gehen geht da noch was, aber kipchoge ist mit 12:46 und 26:49 (was vermutlich bei 12:46 und 7:27 noch nicht mal sein limit bei seiner Ausdauer war) schon fast maximal schnell, mehr geht da nicht.

natürlich ist speed nicht alles, aber es ist eben schon ein faktor für die upside, der vor 15 jahren als haile und bekele auf die Straße gingen so noch nicht ausgereizt war.


RE: 45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - Jo498 - 18.09.2018

Eben, deswegen halte ich es auch für spekulativ, dass Bekele (hätte) noch schneller Marathon laufen können. Kipchoge ist nicht viel langsamer (seine 10000m-Zeit ist unter Wert) und offensichtlich begabter für den Marathon.
Und selbst wenn vielleicht in den nächsten Jahren mit Barega und Kejelcha wieder einige näher in Richtung der Bekele-Zeiten auf der Bahn kommen, ist noch völlig offen, ob sie das auf den Marathon übertragen können.


RE: 45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - Atanvarno - 18.09.2018

Kejelcha ist in Kopenhagen 59:17 für den Halbmarathon gelaufen, damit qualifziert er sich gerade mal so als Tempomacher für Kipchoge Teufel


RE: 45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - dominikk85 - 18.09.2018

(18.09.2018, 07:47)Jo498 schrieb: Eben, deswegen halte ich es auch für spekulativ, dass Bekele (hätte) noch schneller Marathon laufen können. Kipchoge ist nicht viel langsamer (seine 10000m-Zeit ist unter Wert) und offensichtlich begabter für den Marathon.
Und selbst wenn vielleicht in den nächsten Jahren mit Barega und Kejelcha wieder einige näher in Richtung der Bekele-Zeiten auf der Bahn kommen, ist noch völlig offen, ob sie das auf den Marathon übertragen können.
So oft ist kipchoge die 10k auch nicht gelaufen. Wenn man seine 5k bestleistung nimmt und dabei seine offensichtliche langstrecken veranlagung nimmt hätte er auf 10k vermutlich auch um 26:30 oder knapp drüber drauf gehabt.

bezüglich marathon: warum ist es eigentlich nicht möglich die HM Zeiten in etwa mal 2 zu laufen? Das man 5k Zeiten nicht duplizieren kann kann ich verstehen da bei 5k ein signifikanter anaerober Anteil auf den letzten Runden dabei ist, aber ist der HM nicht auch im Prinzip komplett aerob?

könnte ein extrem gut trainierter Athlet nicht 59×2 sprich 1:58 laufen wenn seine bestleistung im HM bei 58:30 (in etwa im weltrekord) liegt?

in 20 Jahren könnte ich mir das durchaus vorstellen.

die Marathon Zeiten sind ja wohl vor allem durch mehr Ausdauer zustande gekommen, die 5 und 10k Zeiten stagnieren ja seit Mitte der 90er (bekele hat die WR von haile danach nochmal  unsignifikant verbessert) während der Marathon Weltrekord seitdem fast 5m schneller ist.


RE: 45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - Atanvarno - 18.09.2018

(18.09.2018, 09:49)dominikk85 schrieb: bezüglich marathon: warum ist es eigentlich nicht möglich die HM Zeiten in etwa mal 2 zu laufen?

Weil nach einer Stunde im Halbmarathontempo die Glykogenspeicher leer sind und der Körper was anderes verbrennn muss.


RE: 45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - aj_runner - 18.09.2018

Was Kipchoge einmalig macht, ist seine mentale Stärke. 17 Kilometer alleine zu stiefeln ist absolut außergewöhnlich. Das hat er schon beim Sub2-Projekt gezeigt. In diesem Rennen hat es keine Alternativoptionen gegeben (z.B. Sieg, gute Zeit). Alle Rahmenbedingungen wurden so ausgelegt, dass er „nur noch“ die Beine bewegen muss, um dann 2 Stunden hinter einem Auto herzulaufen, das genau das Tempo vorgibt. Keine Chance auf Ausreden. Dem Projekt stand ich kritisch gegenüber, die Art und Weise, wie er das damals umgesetzt hat, begeisterte mich trotzdem.
Dazu kommt, dass er auch taktisch Laufen kann, wie bei Olympia unter schwierigen klimatischen Bedingungen gesehen oder letztes Jahr in Berlin, als der Äthiopier enteilte. Er behielt ihn stets im Blick, schloss aber nicht überhastet auf ihn auf.
Zu guter Letzt scheint das Training am Limit so austariert, dass er verletzungsfrei bleibt. Gabius kann sich z.B. auch quälen, bei ihm geht es aber Kosten der Gesundheit. Ansonsten wäre er vielleicht auch schon bei einer 2:06.
Dieses Gesamtpaket hat keiner der aktuellen Läufergeneration. Mit Noah Lyles und Mayer gibt es z.B. auch zwei Athleten, die unerwartet schnell Lücken schließen. Wenn ich zurückblicke finde ich aber keinen Läufer, der so genau wusste, was er kann und dann auch in der Lage war, dies umzusetzen. Deshalb glaube ich ebenfalls, dass das ein Rekord zumind. für die nächste Dekade sein wird (außer er selbst verbessert ihn nochmals).


RE: 45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - Jo498 - 18.09.2018

(18.09.2018, 08:59)Atanvarno schrieb: Kejelcha ist in Kopenhagen 59:17 für den Halbmarathon gelaufen, damit qualifziert er sich gerade mal so als Tempomacher für Kipchoge Teufel

Mit 21? als Debut? eines 3000/5000m-Läufers nach einer langen Saison, vermutlich ohne spezielle HM-Vorbereitung, ist das schon ganz gut.
Aber wie schon gesagt, gibt es ja nicht so wenige Bahn bis HM-Läufer, die dort ähnlich gut sind wie Kipchoge, aber im Marathon keine Chance haben. Tadese hat den HM-WR, aber noch keinen guten Marathon gelaufen.


RE: 45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - dominikk85 - 18.09.2018

Bei Tedese wundert es mich schon. Jetzt dürfte seine beste Zeit vorbei sein, aber  mit 26:37 und 58:23 sind seine marathon Leistungen schon extrem schwach.

und er ist zwar eventuell etwas spät gewechselt, aber sein erster Marathon war ja auch schon 2010.

allerdings hat er dann 13-16 keinen Marathon gelaufen, keine Ahnung warum und 2017 war er halt auch schon 35. Keine Ahnung warum er nicht mehr Marathon gelaufen ist. 

er hätte es halt in seiner besten Zeit von 07-11 mehr probieren müssen, aber ob es ganz nach oben gereicht hätte weiß man nicht.


RE: 45. Berlin Marathon - Berlin, 16.09.2018 (Eliud Kipchoge 2:01:39 WR) - Atanvarno - 22.09.2018

The Meaning of 2:01:39: With His Berlin Masterpiece, Eliud Kipchoge Has Brought the Era of World Record Chases to a Close

Zitat:I am open to the possibility that I am wrong. Perhaps Kipchoge’s 2:01:39 opens the eyes of the rest of the world to what humans are truly capable of in the marathon, in the same way that Kipchoge’s 2:00:25 may have let him know that 2:01:39 was attainable. [...]
But I don’t see it. I suspect Kipchoge, like Radcliffe before him, is a freak talent, and Berlin 2018 was his magnum opus, proof of what he can do in the best conditions. Now that we live in a 2:01:39 world, the Era of World Record Chases is over.