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Przybylko auch Weitsprung - Druckversion

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RE: Przybylko auch Weitsprung - dominikk85 - 05.09.2018

Siebenkämpferinnen müssen auch nicht so vielseitig sein wie zehnkämpfer. 7k ist in erster linie sprint und Sprung, ausdauer (200, 800 vs 400, 1500) und kraft spielen relativ eine deutlich geringere Rolle zumal einige top leute die würfe nur nebenbei laufen lassen und mit 12/40m Medaillen holen.

daher sind siebenkämpferinnen allgemein eher in der lage weltklasse Leistungen zu bringen während das beim 10k kaum vorkommt (wenn vielleicht im Weitsprung).


RE: Przybylko auch Weitsprung - ThomZach - 05.09.2018

Toll, was hier so an Standpunkten und Sichtweisen zusammenkommt.
Wir werden ja alle sehen, was bei Mateusz herauskommt. Ich lehne
mich mit der Voraussage aus dem Fenster, dass er nie wieder so gut
wird wie in diesem Jahr. Zur Zeit ist die Technik so in allen Feinheiten
ausgereizt, dass ich keinen Spielraum für Verbesserungen mehr sehe.
Und ein Weit- oder Dreisprung-Training wird nach 10 Jahren speziellem
Hochsprung-Training mit einem Gesamtzuwach von geschätzten 10%
keine Verbesserung mehr bringen. Ich sehe also für weitere Fortschritte,
weder technisch noch athletisch, keinen Anlass zur Hoffnung. Im Gegen-
teil: Da gar nicht feststeht, welche Maßnahmen konkret für den heurigen
Fortschritt gesorgt haben, sind hier neue Irrtümer nicht auszuschließen.
Floptechnik ist ja keine wissenschaftlich beschreibbare Bewegung, die
man sich in allen Details vorstellen und vornehmen kann. Die bewussten
Absichten können sich immer nur auf ein bis zwei von mehr als einem
Dutzend entscheidender Details richten. Beim Üben wie im Wettkampf.
Und so ist Perfektion am Ende eh nur ein Zufallsprodukt. Auch weil viele
richtige, wichtige Bewegungsteile nie wirklich bewusst werden, also
gezielt geübt werden können. Sie ergeben sich aus anderen Absichten.
Das sportliche Erfolgsstreben ist eine Suche, bei der bekanntlich auch
das Prinzip der Serndipität eine Rolle spielt, also das Finden von Dingen,
nach denen man gar nicht gesucht hat, und von Lösungen für Proble-
me, die einem gar nicht bewusst werden.
Und nochmal: Wenn ein Sportler keine Lust mehr zum Üben hat und
nicht erkennt, dass ihn das weiterbringen würde, dann ist seine
Begeisterung erloschen. Und was früher Lust war, gerät zum Zwang.
Und dann ist die Kerze niedergebrannt und der Mensch am Ende.
Anstatt eines Wechsels kommt dann nur ein Sabbat-Jahr in Frage.
Studienabschluss, Baby-Pause, Lotterleben, Meditation in Indien,
Weltumseglung, Musizieren, Flüchtlinge Retten im Mittelmeer...


RE: Przybylko auch Weitsprung - lor-olli - 05.09.2018

@ThomZach,
es lag mir fern mich bezüglich der Erfolgsaussichten von Mateuz zu streiten, ich ging spontan einfach auf die sichtbaren physischen Voraussetzungen ein Wink.

Was die Motivation betrifft bin ich ganz bei Dir, für und in der Spitze braucht man "das Feuer", ich kann aber auch die Aussage nachvollziehen, dass Mateuz den Kopf freikriegen möchte, Spitzensport in einer Individualsportart ist auch eine mentale Frage, wenn die Mentalität danieder liegt tut es in der Regel auch die Leistung. Was also machen, wenn man sich nicht mehr "aufraffen" kann? Alles hinschmeißen? Hast Du auch nicht gemacht…

Du meintest serendipity? (die deutsche Übersetzung Serendipität finde ich Serndipität kenne ich nicht) Ein Lieblingsbegriff einer meiner englischen Dozenten! "Zufällig" fand ich das aber gar nicht …


RE: Przybylko auch Weitsprung - Diak - 05.09.2018

Zum Mehrkampfexkurs sollten wir bedenken, dass Hochsprung im Siebenkampf die zweite Disziplin ist, die durch den Hürdenlauf prima vorbereitet ist, dto. Weitsprung durch die 100 zumindest wenig gestört. Hochsprung aber als vierte Disziplin ist ne fiese Geschichte - in Vorbereitungswettkämpfen vermeide ich konsequent, beide Sprünge an einem Tag zu machen und wenn es sein muss, dann lieber erst Hoch, dann Weit.

Den Begriff ausgebrannt finde ich gänzlich unangemessen. Matteusz hat eine so wundervolle Freude ausgestrahlt in und nach Berlin, dass er unserer Sportart immens gut tut. Nach zwei Jahren mit tollen Leistungssprüngen und dem emotionalen Höhepunkt jetzt ist es ausgesprochen klug, einen Gang rauszunehmen und mal was anderes zu machen - mit Augenmaß natürlich. Da wenige von uns in die Verlegenheit kommen werden, internationale Medaillengewinner bei den Aktiven zu trainieren und danach noch besser machen zu wollen ist mir der Punkt wichtig: Dinge mal weglassen, Umwege gehen ist unbedingt sinnvoll und bringt immer wieder erstaunliche Erträge, zumindest wenn man weiß, was man auf diesen Umwegen tut - und ob es ein Schädigungspotential durch ein paar horizontale Sprungformen und wenige Weitsprungwettkämpfe gibt, ist bislang Spekulation...


RE: Przybylko auch Weitsprung - ThomZach - 05.09.2018

(05.09.2018, 15:30)lor-olli schrieb: Du meintest serendipity? (die deutsche Übersetzung Serendipität finde ich, Serndipität kenne ich nicht).
Ein Lieblingsbegriff einer meiner englischen Dozenten! "Zufällig" fand ich das aber gar nicht …

Als Legastehnicker lässt man schon mal den einen oder anderen Buchstaben fallen.
Ich finde den Begriff auch nicht griffig, aber das Erkenntnis-Phänomen ist interessant
und bezeichnet/beschreibt so manche menschliche Leistung sehr treffend. Wenn man
dann mal weiß was gemeint ist, ist das Kürzel hilfreich bei der Verständgung. Viel zu
selten zieht man dieses Phänomen allerdings in Betracht. Wir möchten doch zu gerne,
dass alles was wir machen klar motiviert ist und bewusst verantwortet wird. Wir
bringen spontan Ordnung in unsere Wahrnehmung der Welt und wollen nicht zugeben,
dass uns vieles Richtige einfach nur zugefallen ist. Auch die Wirkung der Gene ist uns
nicht geheuer, solange wir uns einbilden, von unserer Umwelt geprägt worden zu sein.


RE: Przybylko auch Weitsprung - ThomZach - 05.09.2018

(05.09.2018, 19:24)Diak schrieb: und ob es ein Schädigungspotential durch ein paar horizontale Sprungformen und wenige Weitsprungwettkämpfe gibt, ist bislang Spekulation...

Für mich ist es (bittere) Eigen- und Fremd-Erfahrung.


RE: Przybylko auch Weitsprung - Gertrud - 24.08.2021

(05.09.2018, 14:29)ThomZach schrieb: Toll, was hier so an Standpunkten und Sichtweisen zusammenkommt.
Wir werden ja alle sehen, was bei Mateusz herauskommt. Ich lehne
mich mit der Voraussage aus dem Fenster, dass er nie wieder so gut
wird wie in diesem Jahr. Zur Zeit ist die Technik so in allen Feinheiten
ausgereizt, dass ich keinen Spielraum für Verbesserungen mehr sehe.

Die Jahre nach dem großen Erfolg haben Thomas bisher leider recht gegeben. Es hat damals punktuell gepasst. Ob er ausgebrannt oder ständig verletzt ist (zu sein scheint - Fußprobleme), können wir detailliert nicht sagen, nur vermuten.   
         
Den Ausflug in Dreisprungübungen halte ich bei seinem genu varum und seinen Fußachsen für äußerst kritisch.

https://www.youtube.com/watch?v=x43Gk89xN2U   9:05 Min.

Es gehören dann Fragen auf den Prüfstand:

1. Was hat der Athlet falsch gemacht? Dazu: Wo stehe ich sportlich; wo stehe ich beruflich, wo und wie habe ich mich als
    Mensch positioniert? Was muss ich unbedingt ändern?
2. Was hat der Trainer falsch gemacht?
3. Haben beide Personen Fehler gemacht?
4. Was hat sich zufällig in schlechter Form ereignet?

Man muss in der Analyse sehr kritisch (auch selbstkritisch) ins Detail gehen. Es gibt in der Leichtathletik kein Ausruhen auf früheren Lorbeeren, wie das manchmal in Spiel-Sportarten der Fall ist. Wink ‌Kleiner Tipp am Rande: Zumindest in solchen Abschwungphasen sollte man den Beruf unter Dach und Fach bringen. Ansonsten gibt´s manchmal Katatstrophenalarm (früher oder später)!!! Der Ruhm im Sport ist eine sehr schöne "Nebensache" ("die schönste der Welt").
In der momentanen Lage glauben nicht mehr viele an Leistungen jenseits von 2,30m. Im Sport heißt es sehr schnell: Der Nächste bitte! Nur zu DDR-Zeiten gab´s mehr Nachschub. Auch da sollte die sportliche Politik mal ganz schnell den Hebel ansetzen und ob eigene Strukturen überhaupt greifen. Tokio hat uns andere Sichtweisen gelehrt. Thumb_down

Gertrud