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Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - Druckversion

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RE: Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - gera - 08.09.2018

natürlich produziert der Absprung ( beim Sprint der Abdruck ) auch horizontale V, viel mehr sogar als vertikale.
Diese gewonnenen horz. Geschwindigkeit kann u.U. größer sein als der Verlust aus dem Bremsstoß.
Da unterscheidet sich der Abdruck zum nächsten Schritt beim Sprint nicht vom Absprung bei den Sprüngen.


RE: Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - MZPTLK - 08.09.2018

(07.09.2018, 07:36)icheinfachma schrieb: Was ich schon mindestens dreimal geschrieben habe und was (insbesondere von MZPTLK) immer wieder gezielt überlesen wird: Eine Sprinttechnik, wie sie FloJo gelaufen ist, also mit viel frontside mechanics und wenig backside mechanics, außerdem hohem Becken mit geringer Kniestreckung habe ich auch schon bei Athletinnen im deutschen Nachwuchsbereich gesehen. Natürlich war deren Kniehub niedriger. Aber man braucht für diese Technik keine übermenschliche Kraft. Jemand, der von sich selbst behauptet, ständig "aufm Platz" zu sein, sollte so etwas eigentlich mal bemerkt haben. Vllt. doch nur Theoretiker / Philosoph?

Ich weiss, was ich schreibe.
Es ist ein galaktischer Unterschied, diese Bewegung bei 10,49 oder 12 Sekunden zu zeigen.
Was noch sehr Wichtiges hinzukommt: Flojo ist bis dato, also etwa 1986, wesentlich anders gelaufen,
also v.a. mit viel weniger Kniehub und herumschlenkernden US, usw.


RE: Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - MZPTLK - 08.09.2018

Gertrud, lass doch mal den Johnson aus dem Spiel. Du weisst schon, warum.


RE: Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - icheinfachma - 09.09.2018

FloJo lief auch vorher schon so, allerdings mit weniger Kniehub und mehr backside mechanics, weil weniger Kraft im Hüftbeuger.

Kurze Bodenkontakte im Sprint sind das Ziel und sie hängen vor allem davon, ab einen größeren Impuls in einer kürzeren Zeit zu übertragen, sind also primär schnellkraftbedingt. Außerdem spielt der Kniewinkel in der Stützphase eine Rolle: Je mehr Kniebeugung, desto mehr horizontale Bremskräfte, je mehr hor. Bremskräfte, desto mehr hor. Abdruckkräfte sind erforderlich, mehr horziontale Kräfte bedeutet weniger vertikale Kräfte, das wiederum bedeutet längere Bodenkontaktzeiten und damit eine geringe Schrittfrequenz bei gleicher Schrittlänge.


RE: Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - gera - 09.09.2018

so einfach sind die Zusammenhänge nicht.

- je weniger vertikale Kraft bedeuten keine längeren Bodenkontaktzeiten, im Gegenteil
- je mehr Kniebeugung des Stützbeines bedeuten nicht zwingend eine größere horizontale Bremskraft, diese ist hauptsächlich abhängig senkrechter KSP zu Aufsetzpunkt Fuß.


RE: Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - icheinfachma - 09.09.2018

Ja und dieser Abstand Fuß -- unterer Totpunkt des KSP vergrößert sich nunmal bei stärkere Kniebeugung, der der Unterschenkel stets annähernd waagerecht aufsetzt.

Und weniger vertikale Kräfte bewirken schon längere Bodenkontakte: Impuls ist Fläche unter Kraft-Zeit-Kurve, wenn Spitzenkraft geringer, muss, um dieselbe Fläche (Impuls) zu erreichen, der Bodenkontakt länger dauern. Die Kraftkurve wird sozusagen in der Mitte nach unten gedrückt und muss stattdessen breiter werden, um dieselbe Fläche beherbergen zu können. Wie viel vertikalen Impuls wir brauchen, diktiert die Schwerkraft (=zumindest kurzfristig unbeeinflussbar) und wir müssen nur schauen, dass wir diesen vertikalen Impuls möglichst schnell erledigen, denn kurzer Bodenkontakt ist Trumpf. (Schrittdauer = Stützzeit + Flugzeit; Schrittfrequenz = 1 / Schrittdauer --> kleinere Bodenkontaktzeit = kleinere Schrittdauer = größere Schrittfrequenz).


RE: Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - gera - 09.09.2018

meinst Du dass versteht einer?
Ich jedenfalls nicht, der Unterschenkel setzt waagerecht auf ?


RE: Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - dominikk85 - 09.09.2018

(09.09.2018, 20:42)gera schrieb: meinst Du dass versteht einer?
Ich jedenfalls nicht, der Unterschenkel setzt waagerecht auf ?
Denke er meint senkrecht


RE: Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - ThomZach - 09.09.2018

(08.09.2018, 08:21)dominikk85 schrieb:
(07.09.2018, 20:16)ThomZach schrieb: Hi Gera und Kollegen. Nur der Vollständigkeit und Korrektheit wege:
Es gibt keinen Absprung mit Anlauf, bei dem die Fortbewegungs-Geschwindigkeit zunimmt.
Die Abfluggeschwindigkeit ist immer 10 bis 30% geringer als die Anlauf- (Anflug-) Ge-
schwindigkeit. Das gilt nur nicht für extrem langsamen Anlauf und extrem lange Boden-
kontaktzeit. Bei meinen Tests und Messungen sprang ich z.B. 1m50 aus 2,42m/s Anlauf-V, 
2,58m/s Abflug-V und einer Kontaktzeit von 0,28s. Wenn man mit 7m/s anläuft, erreicht
man höchstens eine netto Abfluggeschwindigkeit von 5,60m/s, und das auch nur bei einem
Abflugwinkel von nur 45°. Und das reicht für eine Lattenhöhe von 2m10 bis 2m20.
Man kann natürlich von andere Fakten träumen. Das sind dann aber keine.
Heißt das, der Absprung generiert eigentlich nur vertikal Geschwindigkeit und der horizontale Anteil kommt vom Anlauf?

Nein. Das ist eine laienhafte, allerdings auch landläufige Betrachtungsweise des Absprungs. Es gibt für den KSP
nur eine Geschwindigkeit, und diese führt in nur eine Richtung. Diese wird vom Winkel zu den Koordinaten bestimmt.
Allerdings: Wenn dieser Winkel am Gipfel der Flugkurve = 0 ist, die Bewegung also horizontal, dann könnte man
von horizontaler "Restgeschwindigkeit" sprechen. Von da an nimmt die reale Geschwindigkeit aber wieder zu, weil
die Körpermasse (KSP) nun von der Schwerkraft um 10m/s/s abwärts beschleunigt wird, genau so wie sie in der
ansteigenden Phase der Parabel entsprechend verringert wurde. Und das kann man alles berechnen (Grundkurs Ballistik).
Die Richtung des Kraftvektors verändert sich während der Stützphase und ist folglich nur kurzfristig vertikal nach oben
gerichtet. Gute Springer schaffen es, den Absprung so zu gestalten, dass die Sprungkraft über die Vertikale hinaus
um einge Grad nach vorne gerichtet ist. Dabei befindet sich der KSP möglichst vor dem Kraftvektor, so dass leichte
Vorwärtsrotation entsteht. Schlechte Springer heben ab, bevor die Richtung des Kraftstoßes überhaupt die Vertikale
erreicht hat. Und ihr Kraftvektor verfehlt den KSP auf der Vorderseite des Körpers, so dass Rückwärts- also nach hinten
gerichtete Rotation entsteht. Was immer einen technisch und dynamisch destruktiven Bremsstoß bewirkt. 1973, als in
München D. Stones erstmals 2m30 schaffte, hat die Technische Universität Zürich und das SportInstitut Maggelingen
die Sprünge aller Teilnehmer nach diesen Prinzipen gemessen, berechnet und dokumentiert. Leider konnte kaum
jemand was damit anfangen, weil diese Prinzipien eben nicht jedem geläufig waren und auch bis heute nicht sind.


RE: Ist der jamaikanische Sprint im Niedergang? - benutzer - 10.09.2018

an icheinfachma

du scheinst auch anderes durch ein ander zu bringen.

du schreibst " weniger vertikale Kraft bewirkt längere Bodenkontaktzeit"

dann müsste ja ein Straddlehochspringer die kürzeste Bodenkontaktzeit haben ?!