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Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - Druckversion

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RE: Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - Doberaner - 21.08.2018

(21.08.2018, 07:14)JoelH schrieb: Genau. Ein gutes Beispiel ist de Witte. Ob sie es auch gehasst hat nach ihrer Bronzemedaille im Bild gewesen zu sein? Sicher nicht. Klar hat sie den Hot Seat gehasst, aber doch auch nur weil sie mit ganz anderen Erwartungen in das Semifinal gegangen ist, als Gesetzte. Sprich, ich denke sie hat weniger den Seat gehasst, als viel mehr ihre eigenes Resultat des Laufs, das hat sie dann auf den Seat projeziert. Völlig verständlich. Ganz anders Ricarada Lobe, m.E. war das Freude pur - neben der ganzen Anspannung - überhaupt soweit gekommen zu sein und sogar noch Finalchancen zu haben. 

Für den Athleten kommt es da eben auch darauf an aus welcher Richtung er auf den Hot Seat gekommen ist.


Sehr gut zusammengefasst. Genau das war auch mein Eindruck.
Frau de Witte hat übrigens die Hälfte der Zeit nicht in der Nähe des Sitzes verbracht, sondern lag sich über die Bande mit ihrer Schwester in den Armen.
Ricarda Lobe hat das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen...

Nach dem letzten Heat sollten die Athleten übrigens so lange auf den Hot Seats warten, bis der Kameramann mir ein Zeichen gibt (Signal von Regie), dass sie gehen dürfen. Das kam allerdings nicht. Nächste Ansage war zwei Minuten, letztendlich habe ich sie nach einer Minute gehen lassen.


RE: Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - Doberaner - 21.08.2018

(20.08.2018, 20:29)lor-olli schrieb: Gerade zu den Athletenmeinungen den hot seat betreffend muss ich aber auch anmerken, dass Meisterschaften in diesem Größenmaßstab (Zuschauer + TV) eben auch Unterhaltung sind. Ich kann nicht auf der einen Seite vom Sport profitieren weollen (finanziell), auf der anderen Seite darauf bestehen, dass nur die "Sahnestücke" von mir gezeigt werden. Auf dem hot seat hat es jeder Athlet in der Hand wie er rüber kommt, wer z.B. bei einer Hürde strauchelt bekommt auch eine Unmenge filmische Aufmerksamkeit, genau wie bei einem Salto Nullo - soll das auch nicht mehr gezeigt werden?

Ein Obmann aus einem technischen Kampfgericht hat es sehr gut zusammengefasst: "Das ist eine Unterhaltungsshow, bei der zum Glück die Sportler noch die größte Rolle spielen."
Wenn man bedenkt, wie die Veranstaltungssteuerung in die technischen Wettbewerbe eingreift, um Durchgänge zu beschleunigen oder zu verzögern, damit möglichst viel live gezeigt werden kann, sind die Hot Seats für die Läufer eine recht kleine Kröte zum Schlucken. Es ist sehr selten, dass ein Lauf wirklich lange warten muss (und bitte absolute Ruhe beim Start im Stadion!). Bei den technischen Wettbewerben kräht kein Hahn danach, ob nebenbei ein Sprint läuft oder ob der Springer/Werfer fünft Minuten warten musste, weil der Sprung/Wurf live gezeigt werden soll.


RE: Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - dominikk85 - 21.08.2018

(21.08.2018, 08:13)Doberaner schrieb:
(20.08.2018, 20:29)lor-olli schrieb: Gerade zu den Athletenmeinungen den hot seat betreffend muss ich aber auch anmerken, dass Meisterschaften in diesem Größenmaßstab (Zuschauer + TV) eben auch Unterhaltung sind. Ich kann nicht auf der einen Seite vom Sport profitieren weollen (finanziell), auf der anderen Seite darauf bestehen, dass nur die "Sahnestücke" von mir gezeigt werden. Auf dem hot seat hat es jeder Athlet in der Hand wie er rüber kommt, wer z.B. bei einer Hürde strauchelt bekommt auch eine Unmenge filmische Aufmerksamkeit, genau wie bei einem Salto Nullo - soll das auch nicht mehr gezeigt werden?

Ein Obmann aus einem technischen Kampfgericht hat es sehr gut zusammengefasst: "Das ist eine Unterhaltungsshow, bei der zum Glück die Sportler noch die größte Rolle spielen."
Wenn man bedenkt, wie die Veranstaltungssteuerung in die technischen Wettbewerbe eingreift, um Durchgänge zu beschleunigen oder zu verzögern, damit möglichst viel live gezeigt werden kann, sind die Hot Seats für die Läufer eine recht kleine Kröte zum Schlucken. Es ist sehr selten, dass ein Lauf wirklich lange warten muss (und bitte absolute Ruhe beim Start im Stadion!). Bei den technischen Wettbewerben kräht kein Hahn danach, ob nebenbei ein Sprint läuft oder ob der Springer/Werfer fünft Minuten warten musste, weil der Sprung/Wurf live gezeigt werden soll.
 So sehe ich das auch. Der hot Seat is emotional nicht toll für den Athleten, aber imo akzeptabel für die Show, da er ja nach dem Wettkampf benutzt wird und die Performance kaum beeinflusst (außer das man ne Viertel Stunde später zum auslaufen kommt).

wenn dagegen  in den wettkampfablauf eingegriffen wird damit das Fernsehen zufrieden ist finde ich das nicht gut.


RE: Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - EAF2017 - 21.08.2018

Ich kann es ehrlich gesagt voll und ganz verstehen, dass die Athleten selbst von dem Hot Seat nicht begeistert sind. Die Anspannung ist bei den Athleten, die sich nicht direkt qualifizieren, ohnehin enorm groß. Für mich als Zuschauerin waren die Hot Seats auch nicht so spannend, dass ich sie unbedingt gebraucht hätte. Durch die Hot Seats werden Athleten gezwungen, genau dort auf die noch folgenden Läufe zu warten und zuzuschauen. Sie haben keine Chance, in die Katakomben zu verschwinden, dort mit sich und ihrer Anspannung alleine zu sein oder vielleicht den Trainer oder Betreuer an ihrer Seite zu haben. Stattdessen werden sie "zur Schau gestellt".
Natürlich wird es sich nicht vermeiden lassen, enttäuschte Athleten während des Wettkampfs oder während sie die Arena verlassen mit der Kamera einzufangen. Aber ich denke, sobald die Athleten die Laufbahn verlassen haben und ihr eigentlicher Wettkampf beendet ist, sollte man sie auch in Ruhe lassen. Auf dem Hot Seat zu sitzen, erzeugt sicherlich bei Athleten noch eine ganz andere Anspannung als das bloße Wissen, dass es noch möglich ist auszuscheiden. 
Im Übrigen neige ich dazu, Lisanne de Witte zu glauben, dass sie den Hot Seat nicht als angenehm empfunden hat, auch wenn sie erfreulicherweise ihre Familie in der Nähe hatte.


RE: Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - Jo498 - 21.08.2018

Aber in technischen Disziplinen herrscht doch schon immer eine Art "Hot seat"-Situation. Für den einen ist es eine Blamage in der Quali oder im Vorkampf rauszufliegen, für den anderen ein großer Erfolg in den Endkampf zu kommen und auch ohne designierte hot seats werden die Reaktionen bei den Versuchen der Konkurrenten, spätestens, wenn es um Medaillen geht, meistens von der Kamera eingefangen. Und es gibt eben oft Situationen, in denen die auch nur noch warten können, was die anderen an Weiten bringen.
Daher kann ich das zwar verstehen, weil die Läufer bislang kaum in solchen Situationen waren bzw. sich, wenn sie wollten, in die Katakomben verziehen konnten. Aber ich kann es nur schwer als unbillige Härte oder übertriebenen Voyeurismus sehen, da es bei anderen Disziplinen und Sportarten gang und gäbe bzw. kaum zu vermeiden ist.


RE: Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - Doberaner - 21.08.2018

Mein Eindruck war, dass etwa die Hälfte der Hot Seats-Kandidaten gar nicht wusste, dass es diese gibt und was sie da sollen.
Ob das den Teams so bewusst war (steht immerhin im Team Manual auf den Seiten 108/109), und das nur nicht weitergegeben wurde, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Das alles konnten wir jedenfalls nicht leisten:
Zitat:The Seats will be situated just before the Mixed Zone, where the Athletes are to be provided with comfortable seating, snacks, beverages and possibility to change the shoes and clothes.
Wie bequem die Barhocker waren, sei mal dahingestellt. Aber von Snacks habe ich nichts gesehen (hätte gefühlt auch keiner gewollt).


RE: Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - EAF2017 - 21.08.2018

Ist ja alles Ansichtssache. Ich persönlich bin nun mal ein Mensch, der sehr darauf achtet, die Privatsphäre von anderen (und auch meine eigene) zu schützen. 
Ich finde es auch unschön, wenn z. B. ein enttäuschter Stabhochspringer nach einem Salto Nullo in Nahaufnahme eingeblendet wird. Oder auch, wenn anderweitig bekannte Persönlichkeiten ("Promis") im privaten Urlaub von Paparazzi abgelichtet werden. Soweit eben meine Empfindung; aber sicher hat jeder eine andere.


RE: Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - Jo498 - 21.08.2018

Ich finde das auch unschön. (Ein Salto nullo ist allerdings auch eine weit schwächere Leistung als eine nächste Runde knapp zu verpassen.) Der Punkt war aber einfach, dass nicht plötzlich ein Element neu eingeführt wurde, dass es so vorher nie gegeben hätte. Nämlich bei den techn. Disziplinen. In der mixed zone mussten die knapp Ausgeschiedenen auch bisher typischerweise Interviews geben usw. So bescheiden das für den Sportler sein mag, öffentliches Verlieren können gehört eben auch dazu.


RE: Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - JoelH - 22.08.2018

Ich habe so das Gefühl, dass einige hier die Intension des Tatgegenstandes missinterpretieren. Eigentlich soll er ja nur zur Transparenz darüber beitragen, wer noch Chancen hat auf das Weiterkommen. Eigentlich ist das ja etwas positives, da man noch nicht ausgeschieden ist und der Verbleib im Wettbewerb noch gegeben ist.

Hier wird da jetzt Voyeurismus reininterpretiert, mit Papparazifotos am Strand vergleichen. Und die Privatsphäre der Läufer angemahnt. Hallo? Der Wettbewerb läuft noch und ist alles andere als eine Privatveranstaltung. Des Weiteren leben diese Sportler von/mit dem was sie da tun. Sie unterschreiben Verträge. Da kann man sich doch auch bitte mal 10 Minuten still auf einen Stuhl setzen. Das ist wohl nicht so viel verlangt.

Und nur mal so in die Runde geworfen.  AngelTeufelAngel
Ich bin dafür die Startposition ab zu schaffen oder zumindest die Plätze hinter den Startblöcken ab zu schaffen, oder mit Sichtschutz zu versehen! Da kann man den Jungs und Mädels nämlich ganz schön auf den Hintern schauen, in unangemessener Weise. Und die müssen dieses Objekt der Begierde auf Befehl des Starters sogar noch unangemessen in die Höhe strecken.  Unmöglich sowas.


RE: Innovationen bei der EM: Was ist beim Zuschauer angekommen? - EAF2017 - 22.08.2018

Ich habe nicht den Hot Seat mit Paparazzifotos verglichen, sondern die Fotos als ein Beispiel dafür verwendet, dass ich Eingriffe in die Privatsphäre für unangenehm halte. Außerdem sagte ich nicht, dass ich die Hot Seats für unzumutbar halte, sondern lediglich, dass ich verstehe, dass es für die Athleten eine unangenehme Position ist und ich auch gut auf die Seats verzichten könnte, da ich sie ohnehin nicht für sonderlich spektakulär halte. 
Außerdem bin ich nicht der Meinung, dass es für die Athleten dazugehört, nach ihrem Lauf permanent gefilmt und beobachtet zu werden. Die meisten Athleten betreiben ihren Sport schließlich nicht, um ins Fernsehen zu kommen, sondern weil es ihnen Freude bereitet und sie gut darin sind.