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Doping- und Anti-Doping News - Druckversion

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RE: Doping- und Anti-Doping News (Jemima Sumgong) - lor-olli - 10.04.2017

Zum Dopingfall Sumgong muss man den Rosas etwas zugute halten: Die medizinische Versorgung in Kenia ist trotz Teamärzten nicht annähernd mit der in Europa vergleichbar. Es gibt keine staatliche, flöchendeckende medizinische Versorgung, aber in der Nähe der großen Trainingszentren hat sich eine Medizinerdichte entwickelt, wie hierzulande nur in den Zentren der Ballungsgebiete. Mediziiner in Kenia arbeiten in den meisten Fällen auf eigene Rechnung, Privatpatienten sind das Lebenselixier welches sie in die abgelegenen Gebiete lockt.

Nicht wenige Mediziner gehen auch "aktiv auf Patientensuche", sprich sie sprechen gezielt Athleten an um sie mit Leistungssteigerungsversprechen zu locken (ein sehr afrikanisches Verständnis vom hippokratischen Eid?). Vilee Athleten verfügen über eine nur geringe schulische Bildung und verstehen einige der Dopingmaßnahmen häufig gar nicht - leichte Opfer. Die Mediziner halten oft auch gezielt einen gewissen Abstand zu den Trainingslagern, nah genug um leicht erreichbar zu sein, weit genug um nicht zu einfach zu überwachen zu sein, denn auch der kenianische Staat hat ein Problem erkannt und nicht immer können Schnmiergelder die Aufsichtsbeamten daran hindern ihr eigentliches Werk zu tun.

Kommt dann noch wie bei nicht wenigen Athleten eine Situation des "Geldverdienenmüssens" dazu (manchmal investieren Familein im Vorfeld und erwarten "Rendite") ist der Schritt zur Rechtsüberschreitung ein scheinbar kleiner - auch eine Konsequenz der scheinbar grenzenlosen Verdienstmöglichkeiten einiger großer Namen im Land. Eine Prämie bei einem zweit oder drittklassigen Marathon in Europ erscheint und gering, in Afrika entspricht sie häufig mehrfachen Jahresdurchschnittsgehältern!

Doping ist eine Seuche geworden die sich meines Erachtens, bei nicht adikaler Vorgehensweise dagegen, epidemisch ausbreitet. Das Ethik und Moral allein eine ausreichende Grenze darstellen glaubt wohl keiner. Selbst hierzulande sind sich "Sportler" ohne "Gewinnaussichten" nicht zu blöd gesundheitlich mit obskursten Methoden wissentlich dauerhaft zu schädigen >
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/trizeps-sehne-bei-bodybuilder-gerissen-ein-raetselhafter-patient-a-1141545.html
(nur sprachlich / wissenschaftlich leichte Kost!)


RE: Doping- und Anti-Doping News (Jemima Sumgong) - lor-olli - 10.04.2017

(09.04.2017, 16:40)smiling_star schrieb: Weiß jemand, wie sich Kokain auf die Leistung auswirkt? Und warum werden hier gleich vier Jahre Sperre verhängt? 

Kokain hat keine wissenschaftlich nachweisbare "wirkliche" Leistungssteigerung, ABER es ist ein potentes Schmerzmittel, welches zum einen nicht müde macht und zudem psychische Stimulanz aufweist. "Man" oder hier frau fühlt sich stark und unbesiegbar, verspürt keinen oder kaum Schmerz, scheint befreiter Atmen zu können (allerdings nur weil das Gefühl der Atemnot unterdrückt wird), zudem hält die Wirkung von Kokain, solange es man nicht dauerhaft in großen Dosen einnimmt, stundenlang an - gerade in der Endphase eines Langstreckenlaufes nicht zu unterschätzen, ein Athlet kann über sich hinauswachsen, bzw. genauer gesagt er kann die eigenen Grenzen bis in den gesundheitlich selbstgefährdenden Bereich überschreiten.

Vier Jahre, die Maximalsperre nach frz. Dopingrecht für das einmalige Vergehen, wurden vwohl erhängt, weil sie sich zum einen selbst belastete und sich selbst eine schlechte Poognose ausstellte (regelmäßige Einnahme 2-3 mal im Monat über einen längeren Zeitraum, familiäre Probleme, verwirrte, widersprüchliche Aussagen beim Verhör - sie war bereits verwarnt worden)


RE: Doping- und Anti-Doping News (Jemima Sumgong) - MZPTLK - 10.04.2017

@Lor-Olli: Thumb_up Danke


RE: Doping- und Anti-Doping News (Jemima Sumgong) - UliH. - 10.04.2017

(09.04.2017, 16:40)smiling_star schrieb: Die französische Langstreckenläuferin Latifa Schuster wurde für vier Jahre gesperrt.

Bei ihren Bestzeiten wäre es eigentlich keine Meldung wert. Die Umstände sind aber doch ganz interessant. Einerseits ist die fünffache Mutter ist beinahe wöchentlich im Raum Karlsruhe bei Wettkämpfen angetreten, andererseits wurde die Probe bei ihrem Sieg beim München Marathon genommen. Gefunden wurde Kokain. 

Auch nach dem Dopingtest ist sie munter weitergelaufen, zuletzt am 02.04. in Stutensee. Leider kann ich die französischen Quellen nicht komplett verstehen, die Sperre müsste zu dem Zeitpunkt aber schon bekannt gewesen sein. Die Anhörung war im März. 

Weiß jemand, wie sich Kokain auf die Leistung auswirkt? Und warum werden hier gleich vier Jahre Sperre verhängt? 

Quelle: http://www.lalsace.fr/sport/2017/04/06/latifa-schuster-suspendue-4-ans
Das ist ja skuril.
Ich würde sie als Amateurläuferin einordnen. Das sie getestet wurde ist sicher auch eher Zufall.

Was die 4 Jahre betrifft, ist es hier wahrscheinlich ähnlich wie bei Kofi Amoah Prah, wo die "Wettkampfabstinenz" nicht eingehalten wurde.


RE: Doping- und Anti-Doping News (Jemima Sumgong) - Robb - 11.04.2017

Sieben weitere Russen von der IAAF für Starts als neutrale Athleten freigegeben, darunter Shubenkov und Kuchina: https://www.iaaf.org/news/press-release/russians-neutral-athletes-2017


RE: Doping- und Anti-Doping News (Brianna Rollins) - Robb - 20.04.2017

Brianna Rollins wurde für ein Jahr gesperrt, weil sie 2016 dreimal innerhalb von sechs Monaten nicht am gemeldeten Ort für Dopingtests zur Verfügung stand.
http://www.usada.org/brianna-rollins-receives-whereabouts-sanction/


RE: Doping- und Anti-Doping News (Brianna Rollins) - Gertrud - 21.04.2017

Ich habe mal eine ganz bescheidene Frage. Wie lange vorher muss man detailliert angeben, wo man sich aufhält? Kann man den Plan nicht aktualisieren, wie B. Rollins das angenommen hat? Man müsste doch in der Lage sein, Trainingstermine umzustellen.

Ist es nicht möglich, dass man per Handy erreichbar sein sollte und somit jederzeit kontrolliert werden kann? 

Wie verhält es sich bei Krankheiten oder bei Trauerfällen z.B...?

Gertrud


RE: Doping- und Anti-Doping News (Brianna Rollins) - Atanvarno - 21.04.2017

Hier ist der Link zur Urteilsbegründung
http://cdn.letsrun.com/wp-content/uploads/2017/04/2017_04_20-AAA-Award-Rollins.pdf

und eine ausführliche Zusammenfassung auf letsrun.com
http://www.letsrun.com/news/2017/04/brianna-rollins-olympic-100-hurdles-champ-banned-1-year-not-available-three-drug-tests/

Der relevante, verpasste Test
Zitat:The missed test that Rollins disputed was the one on April 27th. In the whereabouts system, athletes must not only account for where they will be each day, but they must specify one hour a day when they will be at a specific location. Rollins said she would be at her home from 7:00 to 8:00 a.m., but she also noted in the system she would be at the Drake Relays that day. The tester showed up at her home at 6:56 a.m and when contacted by phone at 7:08 a.m., Rollins said she was at the airport. The tester then drove to the airport to test Rollins. The tester contacted Rollins again and Rollins texted back saying she was getting off the shuttle and did not have to go to the bathroom. The tester then said, “I called her and left a message, because I couldn’t find her. She called back and stated that she had already gone through security.”

Für mich ist das kein "missed test", sondern die Verweigerung der Abgabe einer Dopingprobe und hätte mit mindestens zwei Jahren bestraft werden müssen.

@Gertrud
Zitat:There are two aspects to whereabouts filing. You have to let USADA know broadly where you are at all times, and you have to make yourself available in a 60 minute window every single day. The athlete chooses the time and location for this. Most athletes choose something in the really early morning, when they are most likely to be home.

So yes, you could submit that you'll be in two different locations on a day you are traveling, but the 60 minute window you declare is the important one.

USADA can test the athletes in the pool at any time and any place, but if they try to surprise you at practice, and that's not your 60 minute window, and you aren't there because plans changed (as opposed to trying to dodge USADA), it's not an ADRV.
Quelle

Die Whereabout-Angaben können per Smartphone-App aktualisiert werden, d.h. auch kurzfristige Änderungen sind möglich. Wenn man wirklich durch einen Notfall ("mit Blaulicht ins Krankenhaus") seinen Test im 60-Minuten-Fenster verpasst, kann man den missed test anfechten und würde in so einem Fall auch sicherlich Recht bekommen.


RE: Doping- und Anti-Doping News (Brianna Rollins) - Sprunggott - 21.04.2017

Das System lässt auch kurzfristige Änderungen (in fast Echtzeit) zu.
Zudem wird nach einem MissTest ein Anhörungsbogen versant, wo man zum Vorgang Stellung nehmen kann. 
Sollte ein außergewöhnlicher Vorfall überzeugend dargelegt werden, oder bezeugt werden, wird fast im
mer im Sinne der Athleten entschieden. Auch eine nachträgliche Änderung ist Telefonisch oder per SMS möglich,
wenn das System nicht erreichbar ist (kein Internet). 

In Deutschland gelten 3 Strikes das als klarer Verstoß, und hätte 2 Jahre gegeben ...! 
Aber eine so erfolgreiche und vorbildliche Athletin der USA muss natürlich schnellstmöglich wieder an den Start!
Satiere Ende!   Thumb_down


RE: Doping- und Anti-Doping News (Brianna Rollins) - Sergej Litvinov - 22.04.2017

(21.04.2017, 18:01)Gertrud schrieb: Ich habe mal eine ganz bescheidene Frage. Wie lange vorher muss man detailliert angeben, wo man sich aufhält? Kann man den Plan nicht aktualisieren, wie B. Rollins das angenommen hat? Man müsste doch in der Lage sein, Trainingstermine umzustellen.

Ist es nicht möglich, dass man per Handy erreichbar sein sollte und somit jederzeit kontrolliert werden kann? 

Wie verhält es sich bei Krankheiten oder bei Trauerfällen z.B...?

Gertrud
Man kann die Whereabouts jeder Zeit aendern. Ich kann sogar ein paar Stunden vor der Anwesendheitsstunde alles aendern. 
Vor ein paar Tagen habe ich den Kontroleur gefragt wie schnell er ueber meine Aktivitaeten im System erfaehrt, er meinte gleich per SMS... Er hatt mir auch gesagt das seine Frau sich beschwert das ich immer nachts die Daten aendere, weil ich sie damit wecke  Big Grin