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Bedingungsloses Grundeinkommen - Druckversion

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Bedingungsloses Grundeinkommen - MZPTLK - 01.07.2017

Es gab schon viele Reaktionen auf Finanzrepression: das Ausweichen auf Alternativ-Zahlungsmittel. Edelmetalle,
Tauschhandel, Schwarzhandel, Kompensationsgeschäfte ohne Geld- oider Gütertransfer, usw.

Wir gehen spannenden Zeiten entgegen, teiweise sind wir schon drin.


Herr Straubhaar meint, die meisten kommenden Probleme mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen(1.000,- pro Nase)
lösen zu können, ohne dabei folgende wichtige/entscheidende Fragen zu klären(wie fast alle BGE-Propagandisten):

1. Gerechtigkeit
2. Finanzierung
3. Menschenbild

abgetrennt aus
Staatsschulden - Krise?



RE: Staatsschulden - Krise? - Atanvarno - 01.07.2017

(01.07.2017, 12:16)MZPTLK schrieb: 1. Gerechtigkeit
2. Finanzierung
3. Menschenbild

1. Problematisch wird es bei der Teilhabe. Wer darf ein Grundeinkommen bekommen. Jeder Deutsche, jeder in Deutschland lebende EU-Europäer, jeder in Deutschland lebende Mensch? Letzteres ist sicher nicht machbar - das kann man als ungerecht ansehen, muss man aber nicht.

2. Habe ich mich nicht im Detail mit beschäftigt, aber die meisten Modelle gehen ja davon aus, dass durch Wegfall aller anderen Transferleistungen und die eingesparten Verwaltungskosten eine kostenneutrale Finanzierung möglich ist

3. Wo siehst du ein Problem? Hast du die Befürchtung, dass sich zu viele auf Kosten der Allgemeinheit in die Hängematte legen? Glaube ich nicht, die meisten Menschen wollen und werden sich sinnvoll beschäftigen, mit dem Sicherheitsnetz des Grundeinkommens oft sogar sinnvoller als sie es aktuell tun.

Man wird ganz unabhängig von der Staatsschuldenkrise mittelfristig sowieso nicht darum herumkommen, sich darüber Gedanken zu machen, wie man Menschen, die keine Möglichkeit mehr haben einem Broterwerb nachzugehen, ein menschenwürdiges Leben sichert - die Roboter kommen und sie könnten bis zu 45% der Bevölkerung arbeitslos machen, das entsprechende Video (https://www.youtube.com/watch?v=7Pq-S557XQU) hatte ich ja schon Mal gepostet.
Die ersten Entwicklungen in der Richtung kann man schon beobachten, sei es autonomes Fahren, Drohnen die Pakete ausliefern oder Automaten statt menschlicher Bedienung an der McDonalds-Kasse.


RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 01.07.2017

Es werden bei der Diskussion um das BGE oft folgende Fehler gemacht:
1. Man vergisst Bedeutung und Wirkung von 'Bedingungslos'.
2. Man glaubt, dass man wegen Globalisierung, Digitalisierung, Roboterisierung, etc.
    eine grundsätzlich neue Situation vorfinde und daher ein BGE nicht nur erforderlich, sondern unabdingbar sei.
    Die Problematik wäre besser und gerechter mit einer Umorganisation, also kürzere Arbeitszeiten, usw. lösbar,
    aber da höre ich schon das Aufheulen diverser Interessengruppen.
3. Man geht von einem Menschenbild aus, dass Jedem Vernunft, Fleiss, Motivation und soziale Verantwortlichkeit zuspricht..
4. Die Finanzierung beruht auf Annahmen, die zumindest höchst spekulativ, jedenfalls sehr strittig sind - s. auch 3.
     Kostenneutralität ist ein Phantom, gerade wenn man mit massenhaftem Arbeitsplatzwegfall rechnet, rechnen muss.
     Hinzu kommen viele andere Imponderabilien wie z. B. Gesundheitskosten, wie will z.B der grosse Ökonom Straubhaar
     die mit seinem 1000.- E Modell finanzieren? Seriös müsste man mindestens 1.300,- pro Nase ansetzen,
     und dann sind wir bei über 1 Bio  p-A.
5. Das Argument, dass sich Jeder mit sicherer Grundausstattung Jobs suchen könne, die ihm gefallen, besser liegen, etc.,
     und damit eine erhöhte Qualität einhergehe, trifft nur zum geringeren Teil zu, denn die schweren.Jobs müssen auch erledigt werden.
     Ich möchte mir nicht ausmalen, Wieviele dann noch bereit wären, in der Altenpflege, etc. zu arbeiten.
6. Das jetzige Sozialsystem, so dringend es auch immer durchforstet gehört, hat ja eine Genese,
     die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen Rechnung tragen sollte/getragen hat.
     Da war nicht alles falsch und dysfunktional.
7. Die Gesichtspungkte Menschenbild/Gerechtigkeit/Finanzierung spielen und wirken alle ineinander:
    Wieviele Aktive würden ein BGE als ungerecht und/oder unangemessen empfinden,
    sich aus dem ersten, legalen Arbeitsmarkt verabschieden und in die Schwarz- und/oder Schattenwirtschaft wechseln?
    (Jahr für Jahr werden so etwa 350 Milliarden erwirtschaftet, der Wert würde wesentlich steigen).
    Und schon passt die Finanzierung nicht mehr, usw usf.

Es gibt bis heute Niemanden, der das seriös durchkalkuliert hat, weil das unmöglich ist.


RE: Staatsschulden - Krise? - hkrueger - 01.07.2017

(01.07.2017, 16:09)MZPTLK schrieb: 5. Das Argument, dass sich Jeder mit sicherer Grundausstattung Jobs suchen könne, die ihm gefallen, besser liegen, etc.,
     und damit eine erhöhte Qualität einhergehe, trifft nur zum geringeren Teil zu, denn die schweren.Jobs müssen auch erledigt werden.
     Ich möchte mir nicht ausmalen, Wieviele dann noch bereit wären, in der Altenpflege, etc. zu arbeiten.



Wenn keiner mehr die Altenpflege machen will, werden diese Jobs irgendwann so gut bezahlt, bis sie doch wieder jemand machen will. Jetzt hört es sich so an, als ob du es gut und gerecht findest, dass jemand die Jobs machen muss (um leben zu können)


RE: Staatsschulden - Krise? - hkrueger - 01.07.2017

(01.07.2017, 16:09)MZPTLK schrieb: 7. Die Gesichtspungkte Menschenbild/Gerechtigkeit/Finanzierung spielen und wirken alle ineinander:
    Wieviele Aktive würden ein BGE als ungerecht und/oder unangemessen empfinden,
    sich aus dem ersten, legalen Arbeitsmarkt verabschieden und in die Schwarz- und/oder Schattenwirtschaft wechseln?
    (Jahr für Jahr werden so etwa 350 Milliarden erwirtschaftet, der Wert würde wesentlich steigen).
    Und schon passt die Finanzierung nicht mehr, usw usf

Die Arbeit ist zu hoch besteuert. Wenn der Konsum hoher besteuert werden würde, anstatt der Arbeit, wären  die Anreize zur Schwarzarbeit naturlich wesentlich geringer


RE: Staatsschulden - Krise? - hkrueger - 01.07.2017

(01.07.2017, 16:09)MZPTLK schrieb: Es gibt bis heute Niemanden, der das seriös durchkalkuliert hat, weil das unmöglich ist.

Nur ein paar Gedanken dazu:
die Mehrwertsteuereinnahmen belaufen sich pro Jahr auf ca. 240 Mrd Euro pro Jahr!
jeder Arbeitnehmer kann jährlich einen Steuerfrei-Betrag von rund 8500 € geltend machen. Der Charme des BGE ist doch auch , dass viel Bürokratie und  Verwaltungsaufgaben  entfallen würde. Mit einer zusätzlichen Vereinfachung de  Steuersystems könnten Steuerberater und die im Moment in der Verwaltung zuviel eingesetzten  Beamten  sinnvolle, produktive, soziale Jobs machen, z.B. Altenpfleger


RE: Staatsschulden - Krise? - Atanvarno - 01.07.2017

(01.07.2017, 20:21)hkrueger schrieb:
(01.07.2017, 16:09)MZPTLK schrieb: 7. Die Gesichtspungkte Menschenbild/Gerechtigkeit/Finanzierung spielen und wirken alle ineinander:
    Wieviele Aktive würden ein BGE als ungerecht und/oder unangemessen empfinden,
    sich aus dem ersten, legalen Arbeitsmarkt verabschieden und in die Schwarz- und/oder Schattenwirtschaft wechseln?
    (Jahr für Jahr werden so etwa 350 Milliarden erwirtschaftet, der Wert würde wesentlich steigen).
    Und schon passt die Finanzierung nicht mehr, usw usf

Die Arbeit ist zu hoch besteuert. Wenn der Konsum hoher besteuert werden würde, anstatt der Arbeit, wären  die Anreize zur Schwarzarbeit naturlich wesentlich geringer

Das ist der Lösungsvorschlag aus dem weiter oben vorgestellten Buch von Werner/Weik/Friedrich. Alle Steuern abschaffen, bis auf eine Konsumsteuer. Dann gibt es keine Schwarzarbeit mehr, weil niemand für seine Arbeit/Leistung besteuert wird, sondern nur noch für seinen Konsum


RE: Staatsschulden - Krise? - lor-olli - 02.07.2017

Zitat:Dann gibt es keine Schwarzarbeit mehr, weil niemand für seine Arbeit/Leistung besteuert wird, sondern nur noch für seinen Konsum
Dann sollten wir aber auch dafür sorgen, dass der Konsum / Kauf / Verkauf lückenlos überwacht werden, sonst ist die logische Konsequenz das "griechische Modell" (was nicht in den Büchern auftaucht ist eben schwer zu besteuern. In Griechenland gab es z.B.  auf teure Autos extreme Luxussteuern, offiziell wurden kaum noch welche importiert, wenn man sich in Athen umgesehen hat wunderte man sich aber schon ob der vielen neuen und teuren Modelle Wink).

ALLE Menschen werden kreativ wenn sie sich ausgenommen fühlen, ein Hauptaugenmerk muss darauf liegen, den Bürgern die Vorteile dieses Systems zu vermitteln und zwar nicht mit Thesen, sondern mit harten Zahlen.

Die Diskussion wird in Finnland schon eine Weile geführt, allerdings mit dem Ziel ein solches Programm tatsächlich einzuführen! Allein der Verwaltungsaufwand für alle Sozialleistungen und Kontrollen birgt enormes Sparpotenzial - bietet aber auch eine Menge Arbeitsplätze…


RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 02.07.2017

(01.07.2017, 20:07)hkrueger schrieb:
Zitat: 

Wenn keiner mehr die Altenpflege machen will, werden diese Jobs irgendwann so gut bezahlt, bis sie doch wieder jemand machen will. Jetzt hört es sich so an, als ob du es gut und gerecht findest, dass jemand die Jobs machen muss (um leben zu können)

Gut und gerecht geht nur mit allen Teilen der Gesellschaft.
Es ist schon jetzt so, dass händeringend Altenpfleger benötigt werden.
Die Bezahlung ist offenbar zu unattraktiv.


RE: Staatsschulden - Krise? - MZPTLK - 02.07.2017

(01.07.2017, 20:36)hkrueger schrieb:
Zitat:Mit einer zusätzlichen Vereinfachung de  Steuersystems könnten Steuerberater und die im Moment in der Verwaltung zuviel eingesetzten  Beamten  sinnvolle, produktive, soziale Jobs machen, z.B. Altenpfleger
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Danke Fahne