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Frage zum 800m Training WU16 - Druckversion

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Frage zum 800m Training WU16 - Q-Li - 30.04.2018

Liebe Fachgemeinde,

nehmen wir mal folgenden Fall an:

Schülerin W15, 800m Bestzeit 2:22 min aus 2017 möchte sich in diesem Jahr für die U16 DM qualifizieren (Norm 2:21 min). Probleme hat diese Schülerin in fast jedem Rennen zwischen 400m und 600m. Die ersten 400m gehen in 68/69 Sekunden eigentlich immer. Bei 600m ist die Durchgangszeit meist bei 1:47 min und am Ende stand eine 2:22 auf der Uhr. Somit habe ich vier 200m Zeiten: 34 sec - 34 sec - 39 sec - 35 sec. (Leichte Abweichungen in jedem Rennen, die 400-600m Schwäche ist aber fast jedesmal sichtbar)

Mit welchen Trainingsmitteln könnte man diese 39 Sekunden etwas reduzieren bzw. welche Trainingseinheiten müsste man durchführen, um dieses "Loch" zu vermeiden oder zumindest zu verkleinern.

Ich hoffe, ich erhalte jetzt keine Antworten, wie "das muss man als Trainer doch wissen" oder "wenn du das nicht weißt, solltest du ein Mädchen auf dem Niveau nicht trainieren". Ich bin sicherlich in der Lage, dies in den Griff zu bekommen, möchte aber gerne andere herangehensweisen kennenlernen. Vielleicht gibt es ja etwas, über das ich noch nicht nachgedacht habe. 

Ich freue mich auf eure Antworten. Vielen Dank!


RE: Frage zum 800m Training WU16 - Atanvarno - 30.04.2018

Vielleicht muss man am Training gar nicht viel verändern und ihr nur mitgeben, dass sie einen 300m-Endspurt laufen soll. Meist nutzt man den dritten 200er, um sich ein bißchen für den Endspurt "auszuruhen". Ist aber die taktische Vorgabe, "ab 500m machts du Druck" fällt die gedankliche Entspannung auf diesem Rennabschnitt weg.

Es gibt TL-Einheiten mit denen man sowas aus meiner Sicht gezielt ansteuern kann, ich weiß aber nicht, ob ich die mit einer 15-Jährigen schon machen wollen würde. Dann lieber weiter altersgerecht am Gesamtpaket arbeiten (Ausdauer, Grundschnelligkeit) und hoffen, dass sich das in die Wettkampfleistung überträgt.


RE: Frage zum 800m Training WU16 - Q-Li - 30.04.2018

(30.04.2018, 11:42)Atanvarno schrieb: Es gibt TL-Einheiten mit denen man sowas aus meiner Sicht gezielt ansteuern kann, ich weiß aber nicht, ob ich die mit einer 15-Jährigen schon machen wollen würde. Dann lieber weiter altersgerecht am Gesamtpaket arbeiten (Ausdauer, Grundschnelligkeit) und hoffen, dass sich das in die Wettkampfleistung überträgt.
Sehe ich ähnlich und darum sperre ich mich eigentlich gegen wilde Tempo-Bolzerei und setzte auf viel Training im Schnelligkeitsbereich. Aber eine erreichte DM Quali und Teilnahme ist sicherlich als Motivationsschub für die weitere Entwicklung nicht zu verachten und da muss man dann mal genau drüber nachdenken, ob es für diese Situation vielleicht doch kurzfristig durchgeführt Sinn macht. 

Interessieren würde mich schon, mit welchen Einheiten man sowas gezielt ansteuert. Vielleicht mal ein, zwei Beispiele? 

Der Tipp mit dem 300m Endspurt habe ich mir schon mal notiert.


RE: Frage zum 800m Training WU16 - Jo498 - 30.04.2018

Der Effekt, dass eingangs der zweiten Runde nachgelassen wird, ist in Grenzen normal und sogar bei Profis mitunter zu sehen. In der Erinnerung aus meiner Jugend/Schülerzeit war der erste Schritt bei 800/1000m zu lernen, überhaupt schnell genug loszulaufen (also nicht "auf Endspurt") und der zweite, zwischen 400 und 600 (bzw. 400 und ca. 700 über 1000m) nicht so deutlich nachzulassen.
Ich glaube auch, dass man mit Einschärfen, eben nicht nach der ersten Runde etwas zu entspannen oder wie Atanvarno sagt, spätestens auf der Gegengerade Druck machen, schon ziemlich weit kommen kann. Ich habe über 1000m damals bei mir selbst jedenfalls auch versucht, mich eingangs der letzten Runde nochmal vorwärts zu treiben (daher hatte man über 1000 den "Einbruch" eher zw. 400 und 600m).
Evtl. auch im Training mal 600m (vielleicht sogar "verschoben", also am 800m-Start starten) laufen und gucken, ob sie sich da auch für die letzten 200m "schont" oder durchzieht.
Riskant, aber vielleicht einen Versuch in einem entsprechend schnellen Rennen wert, wäre auch, die Sekunde in der ersten Runde rauszuholen. Das würde allerdings den Einbruch/Nachlassenseffekt danach eher noch verstärken.
Vielleicht braucht sie auch nur das richtige Rennen, bei dem sie zw. 400 u. 600 "nur" an einer anderen dranbleiben muss und mitgezogen würde.


RE: Frage zum 800m Training WU16 - Atanvarno - 30.04.2018

2x600+2x500+2x400
Die ersten 300m in jedem Lauf etwas langsamer als 3000m-Tempo
Die letzten 300m bei den 600ern im 1500m-Tempo, die letzten 200m bei den 500ern im 800m-Tempo, die letzten 100m bei den 400ern - lass die Sau raus und gib alles was noch geht Teufel

x=3'-4' TP
+=4'-6 GP

Das ist definitiv nicht altersgerecht, aber vielleicht ein wenig entschärft (kürzere Strecken, kürzerer schneller Abschnitt) einsetzbar. Wichtig ist, aus einer gewissen Vorermüdung heraus nochmal Gas zu geben. Nach der Einheit hatte ich dann zumindest immer das Selbstvertrauen bei 500m anzutreten.
Ich weiß nicht, ob da besonders viel Physiologie dahintersteckt, aber ich finde die Psychologie wichtig. 800m tun weh, und solche Einheiten machen einem den Schmerz auch schon mal im Training bewusst, schulen den Willen, in diesen Schmerz hineinzulaufen und geben einem das Selbstvertrauen, dass man auch mit ordentlich Säure in den Beinen nochmal Druck machen kann.


RE: Frage zum 800m Training WU16 - Bachmann1980 - 30.04.2018

Gerade die 3. 200m sind ja traditionell ein „Problem“ über die 800m, auch mental.
Das sieht man natürlich auch bei deiner Athletin, die, geschätzt in dieser Phase des Rennens etwas
zu viel einbüßt. Also macht es, meiner Meinung nach, schon Sinn auch mal 400er und auch 600er Läufe zu machen.
Natürlich gut dosiert, 400er in ca. 77/78 sek., 600er in ca. 1:55-1:57, mit
ca. 2,5 bis 3 Minuten Pause zwischen den Läufen.


RE: Frage zum 800m Training WU16 - Q-Li - 30.04.2018

Oha! Tolle Einheit, aber sicherlich nichts für W15. Aber es gibt ja auch andere, ältere Athleten, die sich auf einen neuen Trainingsreiz freuen können. ;-)

Das für die Quali ein passendes Rennen benötigt wird, ist klar. Im Alleingang wird das nichts.


RE: Frage zum 800m Training WU16 - Q-Li - 30.04.2018

(30.04.2018, 12:27)Bachmann1980 schrieb: Gerade die 3. 200m sind ja traditionell ein „Problem“ über die 800m, auch mental.
Das sieht man natürlich auch bei deiner Athletin, die, geschätzt in dieser Phase des Rennens etwas
zu viel einbüßt. Also macht es, meiner Meinung nach, schon Sinn auch mal 400er und auch 600er Läufe zu machen.
Natürlich gut dosiert, 400er in ca. 77/78 sek., 600er in ca. 1:55-1:57, mit
ca. 2,5 bis 3 Minuten Pause zwischen den Läufen.
400er sind seit kurzem im Programm, sogar in ähnlicher Geschwindigkeit (79-80 sec), über die 600er werde ich mal nachdenken. Könnte durchaus Sinn machen. Über welche Wiederholungszahlen sprechen wir?


RE: Frage zum 800m Training WU16 - Atanvarno - 30.04.2018

Wie ist den das Schnelligkeitsniveau der Athletin. Wenn ihr da über den Winter gearbeitet habt, ist das Problem vielleicht schon insoweit entschärft, dass sie, wenn sie weiterhin in 68/69 angeht, davon nicht mehr so geplättet ist wie im letzten Jahr und daher auch das Tempo besser halten kann.

68 ist ja eigentlich eine relativ flotte (zu flott?) erste Runde für eine 2:22


RE: Frage zum 800m Training WU16 - Bachmann1980 - 30.04.2018

Maximal 3