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Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Training in Praxis und Alltag (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=6) +--- Thema: Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe (/showthread.php?tid=279) Seiten:
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Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - Hokebi - 18.06.2014 Einer meiner Sprinter hat in diesem Jahr seine Leistung erheblich gesteigert und läuft aktuell im Bereich von 10:6x bis 10:8x. Je schneller er grundsätzlich sprintet, desto größer werden allerdings auch die Unterschiede zwischen dem ersten und zweiten Lauf. Er wärmt sich ausführlich auf mit allen nötigen Phasen und Elementen der Erwärmung, Dehnung, Steigerungen, Abläufen etc. Natürlich hat dies auch weitestgehend etwas mit bewußter und unbewußter Motivation, in den Wettkampf finden, Gegnerstärke, usw. – sprich psychologischen Faktoren zu tun. Dennoch stellt sich mir die Frage, ob es Studien oder fundierte Erfahrungen über physiologische Faktoren gibt, die zeigen dass es sinnvoll sein kann, den Athleten bei Wettkämpfen mit 2 Läufen - wo der Vorlauf schon sehr entscheidend sein – einen kompletten Erwärmungszyklus + 100m Sprint + Pause, 2-3 Stunden vor dem ersten Lauf machen zu lassen. Leider lässt die Wettkampsituation es aktuell nicht zu dies auszuprobieren und ist sicherlich auch nicht "einfach" von einem Athleten auf den anderen zu übertragen. RE: Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - Diskusmann - 18.06.2014 Eine allgemeingültige Antwort wird man nicht geben können, dazu sind die Athletentypen zu verschieden. Fakt ist aber, dass es nicht selten vorkommt, dass z.B. Zeitvorläufe und Endläufe oder Vor-, Zwischen- und Endläufe in einem Abstand von ca. einer Stunde stattfinden, ein Sprinter also in der Lage sein sollte, innerhalb von 60 Minuten zwei maximale Läufe zu verkraften. Bei einem relativ leicht zu überstehenden Vorlauf vor einem Zwischzenlauf fällt eine Vorbelastung natürlich weg, da wäre der Vorlauf ja die Vorbelastung. Ich habe mit einem jugendlichen Sprinter, der exakt im Leistungsbereich Deines Athleten lief, gute Erfahrung gemacht mit einer maximalen Vorbelastung ca. eine Stunde vor dem wichtigsten Lauf, also wenn es galt diesen Lauf zu bestehen, um z.B. eine Runde weiter oder den Endlauf zu erreichen. 3 bis 4 Stunden Pause zwischen Vorbelastung und eigentlichem Lauf halte ich übrigens für zu lange. Gegengerade oder Einlaufplatz, Erwärmung wie zu einem normalen Wettkampf, dann 100m maximal aus dem Dreispunktstart. Dieses "Maximum" wird im Bereich von ca 97 Prozent liegen, der eigentliche Lauf wird den Rest hervorbringen, an die der Athlet aber bei einer solchen Vorbelastung nicht herankommt. Das Wichtigste ist die Zeit zwischen der Vorbelastung und dem eigentlichen Lauf, der Athlet muss sich erholen, sich rechtzeitig wieder auf Betriebstemperatur bringen und mental auf den Wettkampf einstellen, sich heiß machen. RE: Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - -running- - 18.06.2014 (18.06.2014, 09:20)Hokebi schrieb: Leider lässt die Wettkampsituation es aktuell nicht zu dies auszuprobieren und ist sicherlich auch nicht "einfach" von einem Athleten auf den anderen zu übertragen. Daher auch nur noch eine Idee: Eventuell auch mal mit Sprüngen oder Krafttraining in Aufwärmphase experimentieren (oder in einer Simulation im Training) Eventuell baut der Athlet duch sein derzeitiges Aufwärmprogramm nicht genügend Muskelspannung auf -running- RE: Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - dht - 18.06.2014 Kenne dieses "Phänomen" ebenfalls. In der Halle (d.h. keine Veränderung von Wetter/Wind) liegen bei mir zwischen VL und ZL auf 60m in der Regel schon 0.05s. Hatte auch mal an ein Aufwärmprogramm mit "vollen" 80m gedacht. Sowas ist je nach Wettkampf aber leider nicht immer so einfach umsetzbar. RE: Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - MZPTLK - 18.06.2014 (18.06.2014, 09:20)Hokebi schrieb: Je schneller er grundsätzlich sprintet, desto größer werden allerdings auch die Unterschiede zwischen dem ersten und zweiten Lauf.Ferndiagnosen sind immer problematisch. Nur soviel:wozu ein kompletter Erwärmungszyklus 2-3 Stunden vor dem ersten Lauf? Kostet zuviel Power. Spazierengehen, vielleicht etwas joggen und etwas Gymnastik reichen, je nach Körpergefühl. Im Extremfall kann es natürlich vorkommen, dass die Vorlaufleistung nicht erreicht wird, weil der Athlet da schon alles geben musste, aber der Unterschied sollte bei gut trainierten Athleten nicht mehr als etwa 1 Zehntel betragen. Vielleicht spielt ja auch die fehlende Lockerheit eine Rolle ![]() RE: Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - Drizzt - 18.06.2014 Ich glaube,es ist bei Hokebis Athleten eher andersrum,dass er nämlich seine stärkere Leistung erst im zweiten Lauf,also dem Endlauf bringt,oder? Und die Frage wäre dann,ob es sinnvoll wäre,eine Vorbelastung vor einen Vorlauf zu setzen,in dem starke Gegner warten und ein Weiterkommen nicht so leicht gewährleistet ist. RE: Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - lor-olli - 19.06.2014 Ein Stichwort welches ich bisher vermisse: muscle memory Das Konzept dahinter: Training ist lernen, Wiederholen ist Training. Durch Wiederholungen gibt es Anpassung, der Muskel wird kräftiger, die Bewegung effektiver - alles altbekannt. Neue Untersuchungsansätze zeigen aber noch etwas anderes: der Trainingseffekt hat auch kurzfristige neuronale Auswirkungen, Musiker etwa, die eine neue Partitur erarbeiten, dann eine Pause einlegen (1-5 Stunden) um dann ein weiteres neues Stück zu üben, erlernen dieses messbar leichter und schneller! Die Muskel- und Synaptische– Reaktionszeit wird durch das nur kurz zurückliegende Ereignis verbessert / verkürzt. So wie es aussieht betrifft dies nicht nur Musiker, auch bei Ballsportlern (Fußballern) greift dieser Mechanismus und vermutlich auch bei Sprintern. Neben der reinen Aufwärmarbeit zur Verletzungsprävention (Jamaikaner haben da sogar ein intensives physiotherapeutisch begleitetes Dehnungsprogramm eingebaut) machen sie in der Karibik immer auch eine spezielle Sprintvorbereitung wobei sie kurzfristig an die Maximalgeschwindigkeit gehen - in der Regel Unterdistanzen (50-70m). Es ist schwierig zu ermessen wie sehr der Einzelne wirklich dieses Maximum angeht (Zeiten werden nicht genommen, Streckenlängen nicht festgelegt, das Prinzip baut auch auf die Intelligenz des Athleten zu erkennen, wann der "Genug"-Zeitpunkt erreicht ist), häufig sieht der Rest der Vorbereitung "extrem locker" und kurz aus. Auch in England und Frankreich scheint man diese Erkenntnisse zu testen (begleitet von großer Geheimniskrämerei der verschiedenen Trainingsgruppen ![]() Aspekte wie Wettkampfgedanke, UHRZEIT (die innere Uhr geht bei jedem ein wenig anders, das kann man hormonell nachweisen), die Selbstmotivation des Athleten, die Konzentration sind alles Punkte die man begrenzt trainieren / simulieren kann, die aber durch eine Maximalleistung vor dem eigentlichen Wettkampf mit beeinflusst werden. Es ist extrem komplex und schwierig solche Überprüfungen aus dem Labor auf die Wettkampfbahn zu übertragen - allerdings ist die 100m Zeit schon ein recht untrüglicher Gradmesser. Wenn schon der Vorlauf zu einem Endlauf wird (Quali…), ist es meines Erachtens einen Versuch wert "mit fliegenden Fahnen unterzugehen". (Man sieht auch, dass manche Ahtleten im Finale nicht mehr an die Vorkampfleistung herankommen - ABER sie standen im Finale…) Die Frage die sich jeder Trainer stellen muss (Athleten tun dies erst mit reichlich Erfahrung): baue ich auf Vertrautes, oder riskiere ich ein wenig Experimentelles? Hilft nur bedingt, ich weiß, aber wenn diese Erkenntnisse erst gedruckt vorliegen experimentieren einige schon an wieder Neuem! RE: Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - Hokebi - 25.06.2014 Vielen Dank für die Antworten.. @lor-Olli: du schreibst... ...Die Muskel- und Synaptische– Reaktionszeit wird durch das nur kurz zurückliegende Ereignis verbessert / verkürzt. ...Zeitraum von 1-2 Stunden vor dem eigentlichen Wettkampf für den Besten, nah genug am Wettkampf um das koordinative Lernen sowie die "neuronale Hochphase" maximal auszunutzen, aber bei ausreichendem Abstand für eine volle Erholung. Zusammengefasst hieße das: durch eine Maximal(VOR)belastung wird die Muskel- und Synaptische– Reaktionszeit verbessert, was sich als Aktivierungszustand (neuronale Hochphase) bis zu 2 Stunden - vor dem eigentlichen Lauf - halten lässt. Ich stimme dem erfahrungsgemäß zu - aber gibt es hierzu wissenschaftliche Belege wie Messungen der Reizleitgeschwindigkeit/Energiebereitstellungen/Hormone/etc.? RE: Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - dominikk85 - 25.06.2014 Ich bin eher der Meinung Energie zu sparen. gründliches aufwärmen und ein paar Sprints zum "Wachwerden" sind wichtig, aber wenn man es übertreibt verschwendet man nur Energie, auch mentale. RE: Sprint, Unterschied erster und nachfolgende Läufe - Hokebi - 25.06.2014 Ich habe in den letzten Jahren (und tue das immer noch) - auch und gerade im Sprintbereich - viele neue Dinge gelernt die früher meiner Meinung nach nicht, oder nur wenig sinnvoll waren. Andere Länder zeigen uns aber mit ihren Erfolgen, dass ein Neu- oder Umdenken oft sinnvoll und erfolgreich sein kann. Wenn derartige "Konzepte/Studien/Programme" bereits in erfolgreichen Ländern eingesetzt werden, verstehe ich nicht warum es in Deutschland hierzu keine bekannten und öffentlichen Informationen gibt. Wie machen sich denn unsere Top-Sprinter vor wichtigen Entscheidungen warm wenn es nur einen Lauf am Tag gibt? Wenn es tatsächlich 0,5-1 Zehntel ausmachen könnte, wäre das bei einer Staffel schon ein erheblicher Betrag... |