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Schreckgespenst "PotAS" - Druckversion

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+--- Thema: Schreckgespenst "PotAS" (/showthread.php?tid=2774)

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Schreckgespenst "PotAS" - Sprunggott - 18.03.2018

LA.de : 
Ab Donnerstag soll alles besser werden im deutschen Spitzensport. Mit dem Start des umstrittenen Potenzialanalyse-Systems "PotAS" beginnt die völlige Neuordnung des Fördersystems. "Sportdeutschland" soll in den kommenden zehn Jahren ein anderes Gesicht bekommen: bessere Strukturen, höhere Effizienz, mehr Medaillen – und die Basis für die blühenden Landschaften bildet das in vielen Verbänden hitzig diskutierte Schreckgespenst "PotAS".  
https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/reformstart-fuer-sportdeutschland-potas-ist-online/ 
Ich stelle zur Diskussion:  
- Ist das die Zukunft des (Nachwuchs) Leistungssports ? 
- Lassen sich Schüler/ Jugendliche unter diesem "System" für die LA begeistern? 
- Werden die "Richtigen Athleten zur richtigen Zeit" gefördert und das Optimal ? 

Feuer Frei !


RE: Schreckgespenst "PotAS" - dominikk85 - 18.03.2018

Heißt das kurz gefasst Geld aus schwierigen Disziplinen abzuziehen und in Medaillenträchtigen Disziplinen bündeln?

finde ich nicht toll, vor 10 jahren waren damen sprint und damen mittelstrecke auch problematisch.  Warum sollte nicht auch dreisprung oder hammer gelingen was dem damenlauf gelungen ist?  Wenn man nur da geld bündelt wo es schon Erfolge gibt, gibt es die chance gar nicht.


RE: Schreckgespenst "PotAS" - beity - 18.03.2018

Da sollen Maßnahmen greifen, die man bisher mehr aus der Wirtschaft und von größeren Konzernen kennt.
Jedr Mitarbeiter "muss" beweisen das er sein Geld wert ist. Auf Knopfdruck am PC muss für den "Beurteiler" sofort die Performance ablesbar sein. Return of Investment, Gewinnmaximierung etc. etc.
Zahlen, Daten, Fakten.....wie diese entstehen....egal...nicht bewertbar.
Auf der Strecke bleibt langfristige Planung, Aufbau, Gewissenhaftigkeit, ich glaube auch Humanität. Fantasie, Intuition und Experimentierfreude sowieso.
Gerade Sportarten, Disziplinen, die nicht ganz oben in der Empfängerkette stehen, müssen sich in kleinen Einheiten selbst um Vermarktung und Mittel kümmern. 
Und außerhalb des Konzerndenkens zeigen kleine und mittelständige Unternehmen, das sie doch eine Chance haben können.
Sind sie in sich eingeschworen. 
Da sind wir auf dem Sport bezogen schon bei den kleinen Einheiten wie ihn Gertrud immer wieder beschwört. Individualismus, Begeisterungsfähigkeit, Idealismus und Kreativität.  Großartige andere Chancen sehe ich keine.


RE: Schreckgespenst "PotAS" - Jo498 - 18.03.2018

Wahrscheinlich ist der eigentliche tiefere Sinn, ein paar mehr Bürokraten im Ministerium und Funktionäre in den Verbänden beschäftigen zu können...

Das Problem ist, dass die medaillenträchtigen Sportarten größtenteils langweilig sind. Die Olymp. Winterspiele haben sich in absurdem Maße aufgebläht, die im Sommer nicht ganz so stark:

1972 35 Entscheidungen (Sommer 195)
1992 57 Entscheidungen (257)
2018 102 (306)

Viele dieser Sportarten sind hochspezialisiert und "technisch" und werden nur von einer Handvoll Industrienationen ernsthaft betrieben. Selbst die hat man weiter aufgebläht, bis hin zu einer "Rodelstaffel". Natürlich kann man da Medaillen ohne Ende absahnen, aber was soll das?

M.E. müssen die Leichtathletik und andere traditionelle Sportarten (so sind anscheinend auch Basketball und (Feld)Hockey unter Druck, weil es da ja immer "nur" eine Medaille pro Geschlecht zu verteilen gibt) viel selbstbewusster auftreten und sich auch publizistische Hilfe bei Journalisten und Kommentatoren, die ihre Sinne noch beisammen haben und sich nicht von Medaillenzahlen blenden lassen, holen.


RE: Schreckgespenst "PotAS" - Sprunggott - 19.03.2018

(18.03.2018, 18:17)Jo498 schrieb: "... Viele dieser Sportarten sind hochspezialisiert und "technisch" und werden nur von einer Handvoll Industrienationen ernsthaft betrieben. Selbst die hat man weiter aufgebläht, bis hin zu einer "Rodelstaffel". Natürlich kann man da Medaillen ohne Ende absahnen, aber was soll das?" 

Wohl wahr !
Wieviel tausende können weltweit auf über 300.000 Sportplätzen Sprint, Lauf, Sprung trainieren?
Im Gegensatz dazu, wieviele haben die Möglichkeit Wildwasserkanu, Modernen 5Kampf oder Mix-Rodeln trainieren, was erhebliche Materialschlachten und limitierte Trainingsstätten voraussetzt... 
Sind diese Ergebnisse vergleichbar?  In "PotAS" ist Olympisches Gold im 100m Sprint vs. Wildwasser-Kanuslalom nicht differenziert... wie geht man damit um?
Huh


RE: Schreckgespenst "PotAS" - Atanvarno - 19.03.2018

Ein paar Gedanken zum Thema hatten wir uns in diesem Thread
Reform der Leistungssportförderung geplant

schonmal gemacht.


RE: Schreckgespenst "PotAS" - lor-olli - 19.03.2018

Dabei wäre die Lösung so einfach… Einen für den Sport zuständigen Minister der auch nachweislich vom Sport etwas versteht, keine involvierte große Wirtschaftsberatung die dem unwissenden Minister "Wirtschaftlichkeitskonezpte" einredet (keine Namen, wer suchet findet sie selbst), den Sportlern, insbesondere in Individualsportarten mehr sportliche Freiheiten aber auch eine größere Eigenverantwortung zugestehen.

Hintergrund des letzten Punktes ist, dass systematische Fehler sich nicht gleich durch eine ganze Diziplin oder Sportart ziehen. Warum gibt es diese Leistungsschwankungen in Diziplinen immer wieder? Weil heute in der Regel in der gesamten Diziplin nach vorgegebenen Regeln gearbeitet wird - gut wenn ein Konzept voll aufgeht, dann blüht gleich eine ganze Diziplin auf, schlecht wenn es nicht stimmt, dann geht eine ganze Diziplin "unter", häufig längerfristiger als das Hoch der "Aufgestiegenen" sich hält. Natürlich sind Erfolge auch von Talenten abhängig und natürlich konzentrieren sich Talente gern auf die gerade erfolgreichen - und damit medienwirksamen - Diziplinen, aber ich denke, dass der gemeinsame "Auf- und Abstieg" ganzer Diziplinen (aka "Team") zu viel Potenzial frisst oder verschenkt. Nicht alle Talente zieht es partout in die Hochburgen und nicht alle Talente kommen hier zurecht, manche brauchen das heimelige des bekannten Umfeldes.

Davor verschließt ein Minister der vom Sport keine Ahnung hat (sorry, aber das meine ich wirklich genauso hart!) nicht einmal seine Augen, er sieht dies von vorn herein nicht. An solchen Konzepten sollten weniger Wirtschaftslenker beteiligt sein, als ehemalige (oder aktive) Leistungssportler und Trainer die entsprechend involviert waren. Klar darf in der Politik die wirtschaftliche Machbarkeit nicht außer acht gelassen werden, sonst enden wir auch hier im Desaster des bezahlten Fußballs. (wirtschaftliche Größenordnungen von mittelständigen Unternehmen, die bei einigen großen Vereinen funktionieren, aber bei vielen am Ende eher Schuldenberge auftürmen). Aber wir leben in Zeiten, in denen die Politik freiwillig keine Kompetenzen die sich sich einmal angeeignet haben, wieder herausrückt…


RE: Schreckgespenst "PotAS" - gera - 19.03.2018

die ganze Disziplinzusammenstellung bei den Winterspielen 2018 gefällt mir nicht mehr.
Nichts gegen neue, jugendliche Disziplinen, aber wieviel Aktive in wieviel Ländern gibt es denn in diesen neuen Disziplinen mit diesen komischen Namen.?
Erneuerung ja aber so?
Auch der sportliche Wert ist mir oft nicht begreiflich.
Saltos und Schrauben ( Haltung spielt dabei wohl garkeine Rolle ) macht jeder Turner/Wasserspringer tausendmal besser.
Liegt diese meine Einschätzung nur am Alter?
Bei dem neuen "Potas" fehlt jede Differenzierung nach Verbreitung/kultureller Einbindung , es geht augenscheinlich nur um evtl.mehr Medaillien bei den nächsten OS. Das ist kurzsichtig.
Ich rede mich langsam in Rage. Schluss.


RE: Schreckgespenst "PotAS" - dominikk85 - 19.03.2018

Da ist leider auch viel politik dabei. Warum ist z.b inline skaten, eine sportart die weltweit locker von 100 mio menschen zumindest unregelmäßig betrieben wird und sicher von 20 mio regelmäßig nicht olympisch, aber sportarten die von wenigen tausend menschen in einer handvoll länder betrieben werden olympisch?
 
winter kann man ja noch verstehen, weil es da einfach nicht so viel gibt, aber auch im Sommer gibt es solche sportarten.


Schreckgespenst "PotAS" - Sprunggott - 20.03.2018

Hallo in die Runde - relativ weinge Meinungen zum Thema... Schade  
Meine Meinung:

- Ist das die Zukunft des (Nachwuchs) Leistungssports ?   
Hilfe Zukunft, es findet keine perspektivgestütze Förderung junger Tallente statt.
Die "drop-out" Raten werden steigen, und sich in die Jugend verlagern. 
 
- Lassen sich Schüler/ Jugendliche unter diesem "System" für die LA begeistern? 
Nein, Es wird ein Belohnungssystem eingeführt, und kein System zum Endecken und Neugierig machen!


- Werden die "Richtigen Athleten zur richtigen Zeit" gefördert und das Optimal ? 
Die sehr guten Athleten sollen optimal gefördert werden, das Geld wir bei der Perspektivförderung geraubt. 
Ein generieren von Mehrmittel ist nicht vorgesehen. Durch das Aufblähen der Infrastuktur landet weniger
Invest direkt im Sport.