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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - MZPTLK - 01.01.2024

(01.01.2024, 17:09)Gertrud schrieb:
Kurze Formel: Was mechanisch richtig ist, also gute Zeitwerte bringt, muss biomechanisch nicht richtig sein.  AngryThumb_down

Wir verlieren im Prinzip die Kontrolle über unseren wertvollen Körper.

Naja, das ist ja auch mechanisch nicht richtig/optimal und bringt auch deswegen keine bestmöglichen Zeiten.
Wir hatten ja mal die ewig lange Diskussion über die US-Prothesenoptimierung beim Weitsprung.
Um die Prothese zu optimieren, muss der Mensch mitentwickelt werden.
Also die Mensch-Maschine(Cyborg) als System muss in den Blick genommen werden.

Aber Weitsprung und Langstrecke sind verschiedene Paar Schuhe.
Nicht der Mensch muss so laufen, um dem Gerät Genüge zu tun,
sondern das Gerät muss der individuellen 'Bauart' des Menschen angepasst werden.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 02.01.2024

(01.01.2024, 17:59)MZPTLK schrieb:
(01.01.2024, 17:09)Gertrud schrieb:
Kurze Formel: Was mechanisch richtig ist, also gute Zeitwerte bringt, muss biomechanisch nicht richtig sein.  AngryThumb_down

Wir verlieren im Prinzip die Kontrolle über unseren wertvollen Körper.

Naja, das ist ja auch mechanisch nicht richtig/optimal und bringt auch deswegen keine bestmöglichen Zeiten.
Wir hatten ja mal die ewig lange Diskussion über die US-Prothesenoptimierung beim Weitsprung.
Um die Prothese zu optimieren, muss der Mensch mitentwickelt werden.
Also die Mensch-Maschine(Cyborg) als System muss in den Blick genommen werden.

Aber Weitsprung und Langstrecke sind verschiedene Paar Schuhe.
Nicht der Mensch muss so laufen, um dem Gerät Genüge zu tun,
sondern das Gerät muss der individuellen 'Bauart' des Menschen angepasst werden.

Das maße ich mir nicht an, in den einzelnen ROM-Werten im Langstreckenbereich die Situation mechanisch ganz exakt beurteilen zu können. Dazu gehören schon genaue Messwerte. Wir wissen nicht genau, ob und in welcher Höhe die ROM-Werte überschritten werden. Mechanisch ist das möglich, bringt aber gesundheitlich sicher Nachteile auf Dauer. So habe ich meinen Einwand gemeint. Man kann bei den wirkenden Kräften auf die Füße aber von einer enormen Beanspruchung durch Carbon ausgehen.

Beim Speerwurf ist dokumentiert, dass ein Wert ganz stark überschritten wird, weshalb schon am Beginn des Trainings für einen Ausgleich zu sorgen ist.

Manchmal kommen mir Entwicklungen im Sport vor wie bei Autos. Man ist in der Lage, Autos mit 1000 Stundenkilometern Geschwindigkeit zu bauen; aber keiner kann sie in unserem Autobahnnetz steuern. Das ist vergleichbar mit Barfußsprüngen aus großer Höhe (wie sie Meyer durchgeführt hat). Ob die Carbonschuhe auch diesen Part einnehmen, sollten Wissenschaftler ganz schnell erforschen. Bringt viel, macht aber kaputt - das kann für uns keine Option sein!!! Thumb_downThumb_down ‌ 

In der Fürsorge für AuA sollte der DLV fündig werden. Das ist sicherlich ein Gesamtpaket.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 02.01.2024

"Der Fokus für nächstes Jahr liegt auf den 10.000 m bei den Olympischen Spielen – dank der neuen Generation von Laufschuhen (Cheptegei wird Vaporfly verwenden) könnten wir dies auch tun, ohne dass es seine Vorbereitung auf Paris beeinträchtigt."

"Cheptegei nahm sich nach den Leichtathletik-Weltmeisterschaften im August in Budapest eine Auszeit, wo er trotz einer Fußverletzung seinen dritten 10.000-m-Weltmeistertitel in Folge gewann."

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - MZPTLK - 02.01.2024

Ich gucke mir schon sehr lange keine Langstreckenläufe mehr an,
so sehr ich auch die Willenskraft der Athleten bewundere.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 03.01.2024

(02.01.2024, 13:38)MZPTLK schrieb: Ich gucke mir schon sehr lange keine Langstreckenläufe mehr an,
so sehr ich auch die Willenskraft der Athleten bewundere.

Doch - das tue ich. Man lernt nie aus. Ich bin nun wahrscheinlich keine Langstreckentrainerin; aber die Inhalte z.B. auf Fortbildungen finde ich für mich neu und spannend. Schuhneuerungen können auch in anderen Disziplinen vorkommen.

Z.B. fand ich die Mitteilung, dass Langstreckler mehr unter Vorhofflimmern leiden, schon sehr interessant. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - TranceNation 2k14 - 03.01.2024

(03.01.2024, 09:29)Gertrud schrieb: Z.B. fand ich die Mitteilung, dass Langstreckler mehr unter Vorhofflimmern leiden, schon sehr interessant. 

Das ist spannend! Kannst du es näher ausführen?
Heißt das, dass es häufiger vorkommt oder dass die Auswirkungen schwerer sind?


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 03.01.2024

https://www.aerzteblatt.de/blog/125535/Metaanalyse-Sportler-erkranken-haeufiger-an-Vorhofflimmern

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 06.01.2024

Eine Sache möchte ich wegen der Wichtigkeit nicht unerwähnt lassen. Athletinnen und Athleten sollten auch hinterfragen, wie viel Schuld sie an ihren Verletzungen selbst tragen. Beispiel: Wenn Athletinnen - und sei es auch nur gelegentlich - Schuhe mit hohen Absätzen tragen, die eine gewisse Sprengung überschreiten, kann es sein, dass der Körper das im plantaren Druck nicht verzeiht. Man kann als Trainer:in locker reagieren und das tolerieren. Ich gehe dann sicherlich nicht die Situation ein, dass unkommentiert und ohne Beratung zu übergehen. Bei einer professionellen Person gehören solche Dinge ebenfalls in den Aufgabenkatalog.

Auch eine adäquate Lebensführung gehört dazu. Wenn AuA es generell am Wochenende krachen lassen statt eine gute Regeneration einzuleiten, ist auch das kontraproduktiv. Ich erwarte von AuA, die bei mir trainieren möchten, eine professionelle, generelle Einstellung, die man bereit sein sollte, möglichst schnell zu lernen. Ich lasse da schon etwas Zeit. Wink ‌Ich habe auch ein sehr ungutes Gefühl, wenn AuA und TuT generell im Alkoholkonsum über die Stränge schlagen. Ich habe mal einem Topathleten die Zusammenarbeit verwehrt, weil er dem Alkohol zu viel zusprach und ich den Eindruck hatte, dass er das Problem nicht in den Griff bekommen könne.   

Ich beobachte hier bei der Trainerwahl sehr oft, dass angeschlagene AuA auch bei neuen TuT wieder nicht die richtige Wahl hinsichtlich Verletzungsprophylaxe wählen. Wenn man z.B. bei Sehnenrissen oder -anrissen wieder eine/n Trainer/in wählt, die/der keine gute Statistik hat, sind Verletzungen oft vorprogrammiert. Eine ähnliche Situation besteht im DLV, wenn man TuT verpflichtet, die eine schlechte Verletzungsbilanz aufweisen. In solchen Auswahlkriterien brauchen wir "oben" Personen, die besonnen und treffsicher das Personal auswählen. Man sollte schon stark einbeziehen, dass nicht nur die soziale Kompetenz im Vordergrund - was immer man darunter versteht Wink ‌- stehen sollte.

Gelegentlich zeigen mir andere TuT Inhalte aus Fortbildungen, wobei ich sehr kritisch hinterfrage. Ich bin manchmal über das  angebotene Übungsmaterial sehr erstaunt, das sehr unkontrolliert und unkritisch durch diese Multiplikatoren verbreitet wird. Wir brauchen eine bessere Diskussionskultur und einen größeren Wissensstand teilweise auch bei den Referenten und TuT als Grundlage von treffsicheren Trainingsgrundlagen. In vielen Inhalten sind Auseinandersetzungen hinsichtlich Technik, Krafttraining und der funktionellen Kenntnisse in der Verletzungsprophylaxe wichtig, "face to face" bei Fortbildungen zu diskutieren. Wenn man als BT z.B. über Sachen referiert, deren Inhalte und Auswirkungen wie Fuß- und Hüftstellungen einem unbekannt sind, sollte man diese Auswirkungen z.B. auf Anläufe und Absprung möglichst TuT mit den entsprechenden Kenntnissen überlassen. Dazu gehört dann eben auch, dass man selbst seine Defizite erkennt. Nur so habe ich im Laufe der Zeit immer mehr dazugelernt. Es reicht eben nicht, nur nett zu sein, sondern man sollte sehr stark an seinem Wissen arbeiten.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 01.02.2024

https://www.leichtathletik.de/aktuelles/news/news-detail/78957-trueathletes-truetalk-johannes-vetter-und-seine-rueckkehr-zu-alter-staerke=18.0ptSCHLÜSSEL GEFUNDEN=12.0ptDenn heute stehen die Vorzeichen gut. „Wir glauben inzwischen, dass wir die Lösung gefunden haben, und haben im Herbst intensiv an meinem Schulterblatt gearbeitet“, sagt Johannes Vetter. Seit dem Oktober kann er wieder den Speer werfen – „das fühlt sich inzwischen wieder richtig gut an“.

Es freut mich ungemein, dass man insgesamt doch auf andere Inhalte kommt - allerdings erst über den Umweg der Verletzungen. Wenn ich mir so die Inhalte der Speerwerfer in den letzten Jahren angesehen und die Verletztenquote und die Verletzungen von Vetter, Hofmann, Weber und Röhler unter die Lupe genommen habe, dann habe ich sehr oft gedacht, dass kann alles nicht wahr sein. Ich habe es hier im Forum auch angeprangert. Man hat immer in großen Strukturen und großen Gewichten gedacht und kommt auf einmal zu ganz anderen Ergebnissen. Sie haben teilweise knochenbrecherisch mit großen Gewichten und orthopädisch strapaziös trainiert. Daher waren die Verletzungen aus meiner Sicht die absehbare Folge. Da kreuzt dann auf einmal ein Hammerwerfer auf, der wenig Wert auf one rep maximum legt, der die Disziplin in den Vordergrund rückt und relativ schlank bleibt. Da sieht man dann eine Valarie Allman, die sehr athletisch ist und ganz andere Trainingselemente im Fokus hat. Ich hoffe, dass ein Umdenken insgesamt stattfindet.

Ich hatte sehr oft den Eindruck, dass viele mich für "entrückt" gehalten haben. Ich verfolge diese Ideen schon über 30 Jahre, angestoßen auch von Hansjörg Holzamer; aber ich habe viele Übungen weiterentwickelt. Mir hat z.B. auch eine Malaika Mihambo leidgetan, deren Verletzungsträchtigkeit ich auch hier vorausgesagt habe. Das kommt nur, wenn die disziplinspezifischen Bedingungen nicht bedient werden und die individuelle Statik unbeachtet bleibt. Verletzungen sind sehr oft eine Sache von unsachgemäßem Druck und Zug.

Gertrud

 



RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - muffman - 01.02.2024

Vieles wäre schon vermeidbar, wenn endlich das idiotische Gewichthebertraining aus dem LA-Training verschwinden würde. Ich raffs einfach nicht: Bewegung anschauen und verstehen, Winkel anschauen, welche Muskeln arbeiten wann und und wie und man hat schonmal einen Ansatz für gescheites Krafttraining. Dazu kommen noch diese Sachen wie Mihambos Fußaufsatz oder was Vetter da mit seinem Fuß beim Abwurf macht. Dass diese Sachen nicht korrigiert werden, ist mir wirklich unbegreiflich. Vor allem bei Vetter sieht doch sogar ein Laie dass das nicht gesund sein kann!