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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - TranceNation 2k14 - 04.08.2022

Wenn ein Wildtier Herzinfarkt/Schlaganfall bekommt, wird es gefressen weil es nicht wegrennen kann oder von der Gruppe verstoßen, weil es sie schwächt.

Tatsächlich aber sollte die Inzidenz weitaus geringer sein, da die auslösenden Zivilisationkrankheiten/Stressoren natürlich weniger oder kaum vorliegen. Im Gegensatz können verfeindete Katzen so in Käfigen gehalten werden, dass die Unterlegene alleine durch Wahrnehmen der Überlegenen letztendlich Stress-bedingte Herzerkrankungen bis zum Tod erleiden kann.

@Nico: Kurzes Einlaufen, dann Übergang zu Steigerungen mit Gehpausen, dann Übergang zu Koordination und Dehnen/Pendeln wäre eine Möglichkeit.


RE: Verletzungen im Tierreich - Gertrud - 05.08.2022

(01.08.2022, 21:16)Gertrud schrieb:
(01.08.2022, 09:49)Keller90 schrieb:
(01.08.2022, 08:45)New schrieb: Trainiert Kienast neuerdings in Frankfurt, laut instagram postet sie jedenfalls regelmäßig von dort aus?

Das ist mir auch schon aufgefallen. Mit Janina Lange, die inzwischen ja auch in Frankfurt trainiert, und Vanessa Grimm scheint sich dort ja eine kleine Siebenkampftrainingsgruppe aufzubauen. Aber ob Lucie Kienast jetzt auch von Philipp Schlesinger betreut wird, weiß ich nicht.

Philipp Schlesinger trainiert somit jetzt mit Vanessa Grimm (ACL-Anriss) und Lucie Kienast (ACL-Riss) zwei Kreuzbandgeschädigte, wobei wohl bei den beiden Athletinnen der Hergang ein anderer war. Sicherlich werden vermutlich beide REHA-mäßig betreut und wieder herangeführt werden, kann ich mir vorstellen. Die medizinische Aufarbeitung allgemein bedarf immer noch der exakten Abklärung im neuromuskulären Bereich, so dass die Rezidivaussichten immer noch nicht vollständig als geklärt bezeichnet werden können. Nur ein Hinweis nebenher: Prophaxe hinsichtlich dieser Richtung sollte in der KiLA schon stattfinden und nicht nur Spiele um des Spiels willen, sondern mehr Aufmerksamkeitslenkung auf wesentliche Prophylaxeinhalte in kindgemäßer Form!!!  

Studien haben sehr oft von der Aufklärungsseite Fehler im Detail, wobei man als Trainer die Umstände ganz klar einschränken sollte. Die ACL-Risse passieren in der LA in unterschiedlichen Disziplinen, wobei die Vorschädigung nicht immer nachvollziehbar ist. Man sollte sich selbst nicht immer auf die offiziellen Studien allein verlassen und viel in anderen Nischen recherchieren, was ich getan habe, um an praxisnahe Lösungen zu kommen.

Gelenkprotektion hat es bei Übungen im Detail in sich. Nicht immer sollte nur die Schubladenaussicht in den Fokus rücken, sondern auch die eigentliche Insuffizienz und damit Bereitstellung der besten Möglichkeiten. Die Übungskonstruktion hat es in sich. Und jetzt wieder gebetsmühlenartig der Hinweis: Das Gewichtheben kann dieses Manko in der leichtathletischen Übungsausrichtung nicht beheben.

Ich habe nie das Denken anderen überlassen und die entsprechenden Quellen angezapft. Ein wichtiger Garant sind Inhalte aus dem Sprungbereich, die wirklich fast mit der Lupe installiert werden müssen. Stark gefährdet sind auch unsere Speerwerfer Vetter und Weber mit ihren strukturunfreundlichen Fußaufsätzen, die aufwärts die Strukturen in lateraler Zugrichtung erheblich belasten, aber eben auch sehr stark oft in sagittaler Richtung in der genu-recurvatum-Position.  

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - athleticsfirst - 05.08.2022

Ich mag den Gedankensprung ins Tierreich. Ich denke der verdeutlicht eines unserer größten Probleme die wir haben, nämlich dass in unserer Gesellschaft generell zu wenig Bewegung herrscht. Tiere laufen von Beginn an und bereiten ihren Körper auf spätere Höchstleistungen vor. Das war zu meiner Kindheit ähnlich, alle Kinder sind von Beginn an draußen gewesen und haben sich bewegt. Den Rest besorgte die Schule, mit damals durchaus gutem Sportunterricht. In den Sportverein ist man doch frühestens mit 10 Jahren oder noch später, aber wir mussten nicht die Grundlagen für das Laufen, Springen und Werfen lernen, weil man es sich einfach durch natürliche Spiel - und Bewegungsformen angeeignet hat.
Heute müssen Kinder für Bewegungserfahrungen häufig schon im Vorschulalter in Vereine eintreten und wenn dieses elemantare Bewegungstraining nicht allumfassend ist, bereitet man hier schon die Basis für spätere Verletzungsanfälligkeiten. Während bei mir früher immer wieder Talente zur Gruppe gestoßen sind die einfach aus dem Stand Topleistungen gebracht haben, müssen heute die Neuankömmlinge- etwas überspitzt- erstmal laufen lernen.
Meiner Meinung nach ist das die Ursache dafür, dass bei vielen Athleten der Körperaufbau das Hochhleistungstraining einfach nicht verkraftet.
Viele TuT trainieren doch immer noch so als wären alle Voraussetzungen bei den AuA so wie früher, auf veränderte Voraussetzungen wird zu wenig eingegangen. Und wenn dann Talente auftauchen werden diese oft viel zu früh spezialisiert und zu einseitig trainiert. Deshalb, glaube ich, muss man in den Vereinen umdenken und möglichst viel in die Ausbildung der Grundlagentrainer/innen stecken.
Schönen Tag noch


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 05.08.2022

(05.08.2022, 08:05)athleticsfirst schrieb: Ich mag den Gedankensprung ins Tierreich. Ich denke der verdeutlicht eines unserer größten Probleme die wir haben, nämlich dass in unserer Gesellschaft generell zu wenig Bewegung herrscht. Tiere laufen von Beginn an und bereiten ihren Körper auf spätere Höchstleistungen vor. Das war zu meiner Kindheit ähnlich, alle Kinder sind von Beginn an draußen gewesen und haben sich bewegt. Den Rest besorgte die Schule, mit damals durchaus gutem Sportunterricht. In den Sportverein ist man doch frühestens mit 10 Jahren oder noch später, aber wir mussten nicht die Grundlagen für das Laufen, Springen und Werfen lernen, weil man es sich einfach durch natürliche Spiel - und Bewegungsformen angeeignet hat.
Heute müssen Kinder für Bewegungserfahrungen häufig schon im Vorschulalter in Vereine eintreten und wenn dieses elemantare Bewegungstraining nicht allumfassend ist, bereitet man hier schon die Basis für spätere Verletzungsanfälligkeiten. Während bei mir früher immer wieder Talente zur Gruppe gestoßen sind die einfach aus dem Stand Topleistungen gebracht haben, müssen heute die Neuankömmlinge- etwas überspitzt- erstmal laufen lernen.
Meiner Meinung nach ist das die Ursache dafür, dass bei vielen Athleten der Körperaufbau das Hochhleistungstraining einfach nicht verkraftet.
Viele TuT trainieren doch immer noch so als wären alle Voraussetzungen bei den AuA so wie früher, auf veränderte Voraussetzungen wird zu wenig eingegangen. Und wenn dann Talente auftauchen werden diese oft viel zu früh spezialisiert und zu einseitig trainiert. Deshalb, glaube ich, muss man in den Vereinen umdenken und möglichst viel in die Ausbildung der Grundlagentrainer/innen stecken.
Schönen Tag noch

Ich habe diese Verletzungsmisere ähnlich wie Sie eingeordnet. Die TuT müssen in die Lage versetzt werden, ein ungeheures Reservoire an Übungen zu haben. Zudem mein Standardsatz: "Hätte ich Kinder, würde ich ihnen keinen Fernseher schenken, sondern sehr viel Zeit, um durch Forderung und Förderung Körper und Geist zu entwickeln."  Dazu gehören peripheres Sehen, Rhythmusschulung, Schnelligkeitsausprägung, funktionelle Übungen z.B. im Fußbereich, Konkurrenzverhalten (gewinnen wollen), schnelles Denken, Auffassungsgabe, Kennenlernen der Natur, besonders des Waldes...

Wenn eine solche Rundumversorgung geschieht, ist der Körper viel besser auf Vermeidung der Verletzungen programmiert. Ich werde irgendwann ein Kontrastprogramm für Kinder und Jugendliche hier in einem Verein vorstellen, damit man an der Basis hilft. Als ein Trainer aus Marl von Kaiserau zurückkam, brachte er ganz stolz die Vorstufen aus dem Gewichtheben mit dem Besenstiel mit. Ich habe ihn in ein paar Sätzen "eingenordet!" Ich habe ihm einige Übungen gezeigt, die man altersgemäß verwenden sollte und Übungen zur Verletzungsprophylaxe. 

Um die Verletzungsflut im Protagonistenbereich und bereits in jungen Jahren zu stoppen, müssen die Bereiche Kila und Leistungsbereiche U16, 18, 23 ... systematisch mit guten Inhalten gefüllt werden.

Als ich Louisa Grauvogel für einige Monate übernommen habe, war ich erschüttert über die Schädigungen, die sie durch den Leistungssport erlitten hatte. Damit ist sie ja nicht geboren worden, wohl aber mit individuellen Klippen, die man als guter Trainer "umschifft" und/ oder beseitigt.

Jede Verletzung hat eine Ursache. Es gibt auch verborgene Klippen (z.B. Hüft-Impingements). Man kann nicht jede Verletzung Trainern ankreiden. Schwierig wird es vor allem, wenn Trainer geschädigte AuA übernehmen. Ich habe für solche Fälle meine Regularien, ehe ich mit dem Training beginne, damit ich nicht den Schaden vergrößere, sondern möglichst beseitige.

Jetzt mein Vorschlag an den Verband: Die Cheftrainer müssen diese Kenntnisse haben und nicht nur TL planen und bei größeren Events anwesend sein... Sie brauchen profunde Kenntnisse, die sie in die Disziplin übertragen. Sie sollten gravierend kenntnisreiche Fortbildungen mitgestalten können. Ich hätte ganz genaue Vorstellungen und Vorgaben an die Vergabe dieser Posten. Zudem sollten sie wenigstens eine/n AuA in höhere Bereich geführt und nicht abgewirtschaftet haben. Sie sollten in der Lage sein, Trainingsinhalte tiefgreifend zu diskutieren. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - muffman - 05.08.2022

(05.08.2022, 08:05)athleticsfirst schrieb: Ich mag den Gedankensprung ins Tierreich. Ich denke der verdeutlicht eines unserer größten Probleme die wir haben, nämlich dass in unserer Gesellschaft generell zu wenig Bewegung herrscht. Tiere laufen von Beginn an und bereiten ihren Körper auf spätere Höchstleistungen vor. Das war zu meiner Kindheit ähnlich, alle Kinder sind von Beginn an draußen gewesen und haben sich bewegt. Den Rest besorgte die Schule, mit damals durchaus gutem Sportunterricht. In den Sportverein ist man doch frühestens mit 10 Jahren oder noch später, aber wir mussten nicht die Grundlagen für das Laufen, Springen und Werfen lernen, weil man es sich einfach durch natürliche Spiel - und Bewegungsformen angeeignet hat.
Heute müssen Kinder für Bewegungserfahrungen häufig schon im Vorschulalter in Vereine eintreten und wenn dieses elemantare Bewegungstraining nicht allumfassend ist, bereitet man hier schon die Basis für spätere Verletzungsanfälligkeiten. Während bei mir früher immer wieder Talente zur Gruppe gestoßen sind die einfach aus dem Stand Topleistungen gebracht haben, müssen heute die Neuankömmlinge- etwas überspitzt- erstmal laufen lernen.
Meiner Meinung nach ist das die Ursache dafür, dass bei vielen Athleten der Körperaufbau das Hochhleistungstraining einfach nicht verkraftet.
Viele TuT trainieren doch immer noch so als wären alle Voraussetzungen bei den AuA so wie früher, auf veränderte Voraussetzungen wird zu wenig eingegangen. Und wenn dann Talente auftauchen werden diese oft viel zu früh spezialisiert und zu einseitig trainiert. Deshalb, glaube ich, muss man in den Vereinen umdenken und möglichst viel in die Ausbildung der Grundlagentrainer/innen stecken.
Schönen Tag noch
Ich stimme dir in fast allen Punkten zu. Ich mache im Verein diesselben Erfahrungen.Zum Sportunterricht: Der Sportunterricht ist nicht schlechter geworden! Die Anforderungen sind aber andere. Ein, mal salopp ausgedrückt, "klassischer" Sportunterricht ist mit vielen Lerngruppen gar nicht möglich. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Du hast schon einige davon genannt. Lösungen gäbe es, die Bildungspläne lassen diese aber leider nur bedingt zu. Konzepte müssen immer wieder angepasst werden. In der deutschen Sportlandschaft wurde das über lange Zeit hinweg versäumt und die Realität ignoriert.

Was immer wieder auffällt: Es werden auch bei den SpitzenathletInnen teilweise grobe (auch gesundheitlich bedenkliche) technische Fehler begangen, sei es in der Disziplintechnik oder bei Trainingsübungen, die auch ohne die ausergewöhnliche Expertise einer Getrud Schäfer erkannt werden können/müssen. Dass diese Fehler dann irgendwann zu Verletzungen führen können oder sogar müssen ist jetzt kein allzu weit hergeholter Schluss. Wieso wird daran scheinbar nicht ausreichend gearbeitet? Ist man nicht bereit, im Notfall mal eine Saison zu opfern, um bestimmte Sachen auszumerzen? Ist es finanziell nicht möglich? Es wäre natürlich wünschenswert, dass gewisse Sachen schon vor dem Einstieg ins Hochleistungstraining angegangen werden, was mich zum nächsten Punkt bringt:

Bei den Lehrgängen muss endlich mal mehr vermittelt werden, als ein Technikbild, das man nach 5 Sekunden googlen auch im Internet findet. Egal welcher Trainerschein! Z.B. Richtiger Fußaufsatz beim Weitsprung, Hochsprung, Dreisprung!? Oder spezieller: Welche Fußtypen gibt es? Was ist jeweils im Training zu berücksichtigen? Da muss es für einen C-Schein noch gar nicht in die komplette Tiefe gehen, aber das sind Basics, mit denen TrainerInnen dann auch arbeiten können. Selten gibt es qualitativ hochwertige Lehrgänge. Leider hat sich eine Kultur des stumpfen kopierens von Übungen eingeschlichen. Die meisten TrainerInnen filmen bei Lehrgängen einfach Übungen ab, ohne darüber zu sprechen, wieso, weshalb, warum.

Es ist die Aufgabe der Verbände, diese Aus- und Weiterbildungen zu organisieren und auch die Qualität dieser zu sichern. Leider findet das nur sehr selten entsprechend statt.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 05.08.2022

(05.08.2022, 09:40)muffman schrieb: Ich stimme dir in fast allen Punkten zu. Ich mache im Verein diesselben Erfahrungen.Zum Sportunterricht: Der Sportunterricht ist nicht schlechter geworden! Die Anforderungen sind aber andere. Ein, mal salopp ausgedrückt, "klassischer" Sportunterricht ist mit vielen Lerngruppen gar nicht möglich. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Du hast schon einige davon genannt. Lösungen gäbe es, die Bildungspläne lassen diese aber leider nur bedingt zu. Konzepte müssen immer wieder angepasst werden. In der deutschen Sportlandschaft wurde das über lange Zeit hinweg versäumt und die Realität ignoriert.

Was immer wieder auffällt: Es werden auch bei den SpitzenathletInnen teilweise grobe (auch gesundheitlich bedenkliche) technische Fehler begangen, sei es in der Disziplintechnik oder bei Trainingsübungen, die auch ohne die ausergewöhnliche Expertise einer Getrud Schäfer erkannt werden können/müssen. Dass diese Fehler dann irgendwann zu Verletzungen führen können oder sogar müssen ist jetzt kein allzu weit hergeholter Schluss. Wieso wird daran scheinbar nicht ausreichend gearbeitet? Ist man nicht bereit, im Notfall mal eine Saison zu opfern, um bestimmte Sachen auszumerzen? Ist es finanziell nicht möglich? Es wäre natürlich wünschenswert, dass gewisse Sachen schon vor dem Einstieg ins Hochleistungstraining angegangen werden, was mich zum nächsten Punkt bringt:

Bei den Lehrgängen muss endlich mal mehr vermittelt werden, als ein Technikbild, das man nach 5 Sekunden googlen auch im Internet findet. Egal welcher Trainerschein! Z.B. Richtiger Fußaufsatz beim Weitsprung, Hochsprung, Dreisprung!? Oder spezieller: Welche Fußtypen gibt es? Was ist jeweils im Training zu berücksichtigen? Da muss es für einen C-Schein noch gar nicht in die komplette Tiefe gehen, aber das sind Basics, mit denen TrainerInnen dann auch arbeiten können. Selten gibt es qualitativ hochwertige Lehrgänge. Leider hat sich eine Kultur des stumpfen kopierens von Übungen eingeschlichen. Die meisten TrainerInnen filmen bei Lehrgängen einfach Übungen ab, ohne darüber zu sprechen, wieso, weshalb, warum.

Es ist die Aufgabe der Verbände, diese Aus- und Weiterbildungen zu organisieren und auch die Qualität dieser zu sichern. Leider findet das nur sehr selten entsprechend statt.

Absolute Spitze!!! Es gibt diese vielen Baustellen im Sport: Schulsystem, universitäre Sportlehrerausbildung (Funktionelle Kenntnisse werden kaum angeboten.), Trainersystem, Verbindung medizinische Abteilung - Sportpraxis...

Ich habe gemeinsam mit HjH schon vor 30 Jahren gebohrt und war auch willens, meine Kenntnisse mitzuteilen (Lehrgang in Mainz damals). Ich habe diesen Wechsel geschafft - warum hat man so viel Angst, einen völligen Paradigmenwechsel vorzunehmen? Wir brauchen Menschen auf der Funktionärsebene und im Trainersystem, die die Ärmel angstfrei aufkrempeln. In den Taskforces sind auch logistische Fehler erlaubt. Wie oft habe ich Sachen wieder verworfen? 

Ich nenne mal eine Begebenheit in Mainz mit einer Trainerin aus dem Süden Deutschlands, die aus dem Osten unseres Landes kam. Ich habe ihr und einer anderen Trainerin Einblick in mein Wissen gegeben. Sie sagte nur zu mir: "Du bist immer wahnsinnig vorbereitet?" - Letztens traf ich Oma und Opa eines ehemaligen Schülers. Ich sagte zu ihnen: "Ihr Enkel hat einen hallux varus!" Ich habe ihnen erklärt, was das bedeutet. Ich habe im Gymnasium Übungen dagegen schon vor 20-30 Jahren angeboten. - Noch etwas Lustiges: Auf dem Schulhof kam mir eine ehemalige gute Sportlerin nach Jahren entgegen. Ich habe sie sofort am Gang erkannt, weil sie auch in meiner LA-AG war. Ich sagte zu ihr in weiter Ferne: "Wenn ich mich nicht täusche, bist A. Ch..!" Sie lebt heute in den USA. - Ich habe am Gymnasium eine Sprechstunde für Eltern und SuS eingerichtet, wo ich auf Schwächen und Schäden aufmerksam gemacht habe und habe in den Stunden Übungen trainieren lassen. Unser Gymnasium verfügt noch aus meiner Zeit über hervorragendes physiotherapeutisches Übungsmaterial. Ich habe auch darauf verwiesen, sich einen guten Arzt und eine gute Physiotherapie zu suchen. Ich brenne für das, was ich gemacht habe und immer noch mache. 

Wisst ihr, ihr müsst für eure Werte in der funktionellen Anatomie kämpfen und euch nicht durch inhaltsleere Eyecatcher abhalten lassen!!! Der DLV kann und sollte die Rahmenbedingungen stellen, aber machen müsst ihr selbst. Permanente Fortbildung ist ein absolutes Muss!!! Ja, die Füße werden am meisten belastet und am wenigsten richtig trainiert.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 06.08.2022

Gestern bekam ich eine interessante Mail von einem wirklich engagierten Trainer sinngemäß: "Dein Ansatz ist ja richtig, dass man selbst recherchieren, durchdenken und verstehen muss, um sinnvoll auswählen und anwenden zu können, ein bisschen mehr Vorarbeit von Seiten der Profis hätte ich dann aber doch gern." Er meint wohl auch die Hinweise in den Fortbildungen.

Der DLV sollte den Disziplinen einen Aufgabenkatalog zum Abarbeiten hinsichtlich Service an die Trainer in den Fortbildungen und im Kader auftragen: Beispiele für Übungen, die man aus Verletzungsgründen nicht anwenden sollte. Ich habe in der Hinsicht ganz genaue Vorstellungen über die Stoffsammlungen und Gliederung. Die Sachen habe ich im Kopf gespeichert.

Der DLV kann die Situation bei den enormen internationalen Verlusten durch gravierende Verletzungen und OP bei unseren Protagonisten doch nicht so desolat lassen!!! Er sollte und muss im Detail konkret werden: Aktion "Ärmel aufkrempeln". Man muss doch nicht immer 20 Jahre verstreichen lassen, bis man Sachen in Angriff nimmt und konkret wird. Man muss ein System in die Fehlervermeidung bringen!!!

Ich sitze gerade wieder an Tabellen zu meiner eigenen Gesundheit, die aber auch für Leistungssportler*innen gelten. Ich esse nichts mehr, was meinen Gesundheitszustand verschlechtert und beeinträchtigt. Jedes Lebensmittel, das ich einkaufe, unterziehe ich einer genauen Prüfung auf bestimmte Werte. Diese Handlungen sind bereits bei mir automatisiert und belasten mich daher nicht. Ich habe dadurch meinen Blutdruck und damit die Medikamentendosis gravierend senken können.

Gertrud



RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 06.08.2022

Man kann nicht guten Gewissens BT als Multiplikatoren einsetzen, die selbst bei ihren eigenen Schützlingen permanent über Jahre orthopädische Schäden verursachen. Das sollte doch bei sehr guter Analyse auffallen. Diese Schwachstellen müssen geortet, benannt und verändert oder beseitigt werden.

Wir brauchen ein gut funktionierendes, gesundes System in der Hierarchie von oben nach unten. Die Fehleranamnese muss zu Veränderungen und einer Null-Toleranz führen. Der Trainer unten muss sich auf solide Kenntnisse bei den BT und Referenten als Multiplikatoren verlassen können. Ansonsten wird sich das Fehlermuster immer weiter verbreitet.

Wo sind die Fachleute, die nicht "tröpfchenweise", sondern ganz massiv und komprimiert das geeignete Wissen an die Basis bringen??? Das sind Aufgaben für den DLV, diese Schwachstellen zu beseitigen. Team,Team,Team hat in Eugene gar nichts gebracht. Wo sind die Leute, die die Wurzel des Übels erkennen und einen Paradigmenwechsel einleiten können???

Die Auswirkungen bei den Topereignissen sind eigentlich nur die "Spitze des Eisberges". Darunter verbirgt sich ein unglaubliches Manko an fehlenden Kenntnissen, das über Jahre nicht zur Debatte stand. Dieses mangelnde Wissen zeigt sich immer mehr dann als "Brandbeschleuniger", wenn die anderen Nationen gravierend am Tag X zulegen.

Diese unglaublichen "Tiefschläge", die der DLV jetzt erlebt hat, sind immer auch systemische Mangelerscheinungen. Das Schlimmste, was man machen kann, ist, die Verantwortung bei solchen Erlebnissen zu anderen Stellen zu schieben. Nein, man muss sich an die eigene Brust klopfen und die massiven Fehler eingestehen und Besserung nicht nur geloben, sondern in der Tat anpacken!!!

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 11.08.2022

Ich habe mir nur ein paar Bilder von Mika Sosna aus dem Internet angesehen und mir gedacht, dass er mal nicht gesund durchkommen wird. Dass die Retourkutsche so schnell kam, habe ich nicht erwartet. So geraten bereits junge AuA in die Abwärtsspirale.

Er hat bereits bei leichter Übung eine starke Beinachsenfehlstellung mit ungemein starkem Einsatz der Adduktoren. Insofern war aus meiner Sicht diese Verletzung keine Überraschung. Verletzt wird man meistens nur dann, wenn über- oder fehlbelastet wird oder externe Bedingungen Verletzungen forcieren. Ich kann mir vorstellen, dass seine Dominanz von einer bestimmten Kraftübung kommen kann. Das ist möglich.

Ich stelle mir immer wieder die Frage, was bei Kaderathleten so abgeprüft wird. Solche Sachen würden mir niemals entgehen. Was bringen die Teamzusammenkünfte - außer, dass sie vielleicht gesellschaftlichen Wert haben??? Eine gute Kooperation mit dem jeweiligen BT sieht für mich anders aus. Sie hat ihren Wert ganz stark im Wissensfortschritt bei den Heimtrainern. Ich klage diese Missstände hier massiv an und appeliere an ein Umdenken!!!

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 15.08.2022

Unglaublich: Auch Kevin Mayer hat Probleme mit den Adduktoren. Ich sehe seine Probleme auch in seinem Übungsgut. Ich habe in der letzten Woche hier einem deutschen Trainer ganz exakt gezeigt, wo die Ursachen dieser Adduktorenprobleme liegen können, was allgemein nicht beachtet wird. Die Adduktoren werden sehr oft nicht übungsgerecht trainiert. Es kommt zu enormen Dysbalancen.  

Ich habe sehr viel von Mayer katalogisiert und auch bewertet. Ich habe seine Achillessehnenprobleme lange vorher gesichtet und hier angezeigt. Es wird in vielen Phasen sehr ungenau gearbeitet. 

Gertrud