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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Sprunggott - 28.05.2021

Kennen sie den Spruch "Wer gewinnt hat recht" ?   
Was hat das mit Dumm, und der augeprägten Darstellung zur Intelligenz zu tun ... 
Wer im Thema abbiegen möchte, sollte vorher die Richtung anzeigen ! 



RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 04.06.2021

(03.06.2021, 21:46)tobitobs schrieb: 60m Hallenmeisterin Amelie-Sophie Lederer hat wegen Problemen im rechten Harnstring abgesagt.
Quelle ist ihr Insta Account.

Es passiert unheimlich schnell im Sprint, weil er schnelligkeitsdominant und winkelbegrenzt ist. Ich verfolge die Studienlage relativ zeitnah. Es kommen immer neue Sachlagen vor, wobei man angleichen sollte. Sehr schwierig ist das passgenaue Training in neuromuskulärer Hinsicht.

Ich kann mir nach neueren Studien vorstellen, dass der SM z.B. eher Beachtung bei stark dehnungsbetonten Sportarten findet (und weniger im Sprint), da in der Hinsicht eine Veränderung im Schermodul stattfindet. Entscheidend in der Beanspruchung sind sicherlich die in der Disziplin vorkommenden Winkel. Dass alles punktgenau hinzubekommen, ist kein leichtes Unterfangen. Das Hauptproblem besteht wohl darin, dass in der derselben Zeit die Aktionen der Hamstringanteile unterschiedliche Kontraktionszeiten haben und daher unterschiedlich vulnerabel sind, zumal sie auch strukturell anders gelagert sind.

Immer wieder: Und daher kann das Sprint-Krafttraining kein gewichtheberisches sein!!! Ich sehe daher in dem Trainingsbereich noch unheimlich viele Reserven, die bisher nur vereinzelt angezapft worden sind.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 10.06.2021

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/74961-trueathletes-truetalk-daniel-jasinski-und-wie-er-den-slogan-come-back-stronger-mit-leben-fuellt
"Statt des Erfolgs und der größeren Weiten kamen immer neue Sorgen. Mal war es ein Schambeinödem, dann machte die Hüfte Probleme, dann sorgte ein Muskelbündelriss für Stillstand. "Es war echt eine Qual", sagt Daniel Jasinski. "Diese Rückschläge, die kennt jeder Leistungssportler. Aber wenn man dann da drin steckt, dann zerrt das doch sehr an einem.""

Dazu kommen folgende Berichte:

http://www.focus.de/sport/mehrsport/leichtathletik-national-nerv-eingeklemmt-olympia-dritter-jasinski-muss-istaf-absagen_id_6626084.html

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Warendorf/Sendenhorst/2016/12/2639485-Daniel-Jasinski-zeigt-die-Olympia-Medaille-Die-Sache-mit-dem-Diskus
Die Seite kann nicht mehr angezeigt werden. Es war dort von folgenden OP die Rede: discus triangularis (wobei das nicht übungsbedingt sein muss), Zehengelenk, Knieprobleme. Der Text liegt mir komplett vor. 

http://www.lokalkompass.de/wattenscheid/sport/leichtathletik-noble-zurueckhaltung-vor-dm-d772429.html

Ich bin komplett anderer Meinung, dass jeder Leistungssportler diese Rückschläge und Vielfalt an Verletzungen kennen bzw. kennenlernen muss - zumindest nicht in der Härte. Mit dieser Meinung steht Daniel Jasinski aber nicht allein. Es sollte ein Umdenken in Form von Disruption und Paradigmenwechsel stattfinden. 

Jede Verletzung hat ihre Ursache. Es ist manchmal wirklich schwierig, die Ursachen exakt zu orten. Ich habe viele Dateien mit Verletzungen internationaler LA-Stars abgelegt und das Übungsgut nach meinen Kriterien untersucht. Meistens liegen die Verletzungsgründe in den Übungen, die nicht exakt ausgewählt worden sind und die Strukturen atypisch schulen. Es geht immer auch um das ausgeglichene Verhältnis von Zug und Druck und Spannung und Entspannung. 

Im Wurfbereich finde ich immer wieder die Dominanz von Übungen, die gewichtheberische Grundlagen haben, was ich als vielfach vollkommen falsch ansehe. Schambeinverletzungen und Hüftprobleme sind sehr häufig ein unausgeglichenes Belastungsproblem. Da ich mich immer noch für das Diskuswerfen interessiere, habe ich auch die deutschen Werfer aufs Korn und ihre veröffentlichten Übungen unter die Lupe genommen. Ich bin aus funktionellen Gründen nicht immer einer Meinung mit den gezeigten Übungen und sehe sie meistens als Grundlage für die vielen Verletzungen. Nur in wenigen Fällen sind Dispositionen der Grund, wobei der Faktor Prophylaxe sehr oft in den Hintergrund tritt. Der Hüft- und Beckenbereich ist ein ganz sensibles Gebiet, das nur sehr wenige Trainer in ihrer Komplexität bezüglich der Übungskonstruktion und struktureller Verträglichkeit ausreichend verstehen. Da können sich Athletinnen und Athleten glücklich schätzen, an Trainer*innen mit diesbezüglichen Kenntnissen zu geraten.  

Die Beurteilung von Karrieren sehe ich nie nur mit der Leistungsbrille, sondern immer auch unter den Gesichtspunkten der Gesunderhaltung, die eine durchgängige Karriere ermöglichen und nicht eine mit vielen Pausen, die eine kontinuierliche Karriere vereiteln. Ich habe viele Stunden verbracht, artgerechte Disziplinübungen zu konstruieren und mir Gedanken über das geeignete Equipment zu machen. Diese Entwicklungen sind oft sehr konträr zum temporär angewandten Übungspotential anderer Trainer*innen.

Es gab Veröffentlichungen über Verletzungen in der Leichtathletik, wobei das Diskuswerfen als die am wenigsten betroffene Disziplin beschrieben worden ist. Das sehe ich für den deutschen Protagonistenbereich anders.

Gertrud



RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - omega - 10.06.2021

Daniel Jasinski hat die Behandlung bei einem Sportzahnarzt wohl sehr geholfen. Eventuell gibt es in diesem Bereich für viele Athleten ein Optimierungspotenzial.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 10.06.2021

(10.06.2021, 14:50)omega schrieb: Daniel Jasinski hat die Behandlung bei einem Sportzahnarzt wohl sehr geholfen. Eventuell gibt es in diesem Bereich für viele Athleten ein Optimierungspotenzial.

Das sind ganz "alte Hüte", die schon vor 30 Jahren bekannt waren. ‌Man muss es nur wissen. Wink Ich hatte diese Kenntnisse samt Therapieansätzen schon in den 80er Jahren.

Mich interessieren immer die Zusammenhänge auch mit Übungen in meinem Meinungsbild. Da fällt mein Urteil auch in diesem Fall nicht immer sehr gut aus. Ich urteile nicht vorschnell, sondern unterziehe meine Recherchen einer harten Prüfung. Das ist mein "tägliches Brot", weil es mir einfach Spaß macht. Hüften und os pubis leiden eben bei bestimmten Bewegungen. Das muss man einfach wissen. Das ist unabhängig von Zahnproblemen, die natürlich auch Auswirkungen haben können. Man sollte schon in alle Richtungen recherchieren.

Zudem ist für mich sonnenklar, dass er Knie- und Fußprobleme hatte. Wink ‌Auch das sollte man wissen!!! - Wenn jetzt Johannes Vetter seine vergangenen Fußprobleme auf seine Zähne projizieren würde, würde ich auch mein Veto als ersten Grund dafür einlegen. Wink ‌Meine Einwände sind also unabhängig von der Person.

Ich wünsche Daniel Jasinski wirklich eine gute, verletzungsfreie Saison und ein eingehendes Nachdenken über den funktionellen Sinn von Übungen. Ich habe auch meine Einwände bei Stahls Übungen. Wir "vernebeln" unseren Blick wirklich oft durch die Leistung und übersehen vielfach die "Klippen".

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 10.06.2021

Diskuswurf hat halt auch eine enorme Belastung auf den Rücken und Hüftbereich weil da diese starke verwringung stattfindet.

Ich habe mal gelesen das es wichtig wäre in der LWS eher fest zu sein und dafür mehr Mobilität in der BWS zu pushen so dass die verwringung eher "höher" passiert sprich in der BWS und das wenn die BWS nicht mobil genug ist die LWS diesen Spielraum an Beweglichkeit übernimmt was dann gefährlich für die LWS ist die nicht für so große Amplituden gemacht ist.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 10.06.2021

(10.06.2021, 16:15)dominikk85 schrieb: Diskuswurf hat halt auch eine enorme Belastung auf den Rücken und Hüftbereich weil da diese starke verwringung stattfindet.

Ich habe mal gelesen das es wichtig wäre in der LWS eher fest zu sein und dafür mehr Mobilität in der BWS zu pushen so dass die verwringung eher "höher" passiert sprich in der BWS und das wenn die BWS nicht mobil genug ist die LWS diesen Spielraum an Beweglichkeit übernimmt was dann gefährlich für die LWS ist die nicht für so große Amplituden gemacht ist.

Auch in der Hinsicht ist abenteuerlich, welche Übungen so durchgeführt werden. Wer keine anatomischen Kenntnisse hat, sollte in dem Bereich nicht arbeiten oder sogar noch als Multiplikator arbeiten. Man muss sich das so vorstellen, als wenn man durch ein geschlossenes Fenster will. Das geht nur über "Materialschaden".

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 10.06.2021

Ich ergänze noch Fakten von Denise Hinrichs und Michael Möllenbeck aus meinen reichhaltigen Recherchen ehemaliger deutscher und internationaler Athletinnen und Athleten, ebenfalls aus dem Wattenscheider Wurfteam:

Michael Möllenbeck hatte ebenfalls Hüftprobleme.

Denise Hinrichs:
  1. Knie-OP am 8.9.2010 in Düsseldorf (Knorpelschaden – permanente Probleme in der Wade)
  2. 25.1.2011/ 17.2.2011 vorderes linkes Kreuzband OP in Sendenhorst
  3. 6.12.2012 linkes Kreuzbandriss im OP-Knie, 12.4.2013 Kreuzbandriss-OP Prof. Strobel München
  4. 2014 freie Gelenkkörper im linken Knie entfernt
  5. Rückenprobleme
Ich nehme mal an, dass Denise Hinrichs und Michael Möllenbeck nicht auch Zahnprobleme hatten.  Wink

Bei den starken Verletzungen würde ich schon das Übungsgut durchforsten. Für spontane Kreuzbandrisse gibt es auch sehr spezielle Gründe.

Ihr seht, dass ich enorm präzise recherchiere und recherchiert habe.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 11.06.2021

Ich musste doch schmunzeln, als sogar dem Moderator bei den DM der starke Absprungfehler bei Malaika Mihambo auffiel, den ich schon eine geraume Zeit hier moniere. Ich hatte den Eindruck, dass sich dieser Sachverhalt noch verstärkt hat. Das sieht "ein Blinder mit dem Krückstock"!!! Seltsamerweise tritt dieser Fehler im Sprint bei ihr nicht auf. Folglich ist er vermeidbar und korrigierbar.

Gestern Abend habe ich noch mit einer Orthopädin und ehemaligen Weitspringerin darüber gesprochen, die der Meinung war, dass diese Anomalie im Absprung nicht ohne Folgen für ihre Statik auf Dauer sein wird. Sie konnte leider wegen der Perspektive des Fotos, das ich ihr von M.M. gemailt hatte, keine konkrete Aussage über die Folgen auf Hüften und Becken machen. Sicherlich wird es Veränderungen implizieren.

Es gibt sehr viel im Detail im deutschen Protagonistenbereich zu tun. Man muss nur richtig hinschauen. Ich habe bereits vor ihrem vierfachen Bänderriss bei Alexandra Wester die miserable Phase vom penultimate step bis zum Absprung beurteilt und katalogisiert. Ich habe damals im Vergleich zu einer anderen Person aus dem Topbereich Weitsprung vier dicke Fehler bei Alexandra Wester aufgelistet. Solche Sachen müssen im Detail akribisch verändert werden, wenn wir in der Breite mehr Athletinnen und Athleten gesund durchbringen wollen. Auch eine Claudia Salman-Rath könnte heute noch springen, wenn man die Absprungphase von der Statik her verbessert hätte. Man darf solche biomechanischen Fehler einfach nicht schleifen lassen. Dazu gehört natürlich viel Wissen und Geduld auf beiden Seiten (Trainer*innen und Athlet*innen).


Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 11.06.2021

Es gibt halt auch immer die Angst das wenn man einen Parameter aus gesundheitlichen Gründen ändert das die Performance leidet.

Gerade bei einer performerin wie mihambo (wenn auch noch nicht dieses Jahr) hat ein Trainer natürlich Angst das ihre Performance leidet wenn man in ihre Bewegungsabläufe eingreift. 
​​​​
Je talentierter ein Athlet ist desto mehr Hemmungen hat man da einzugreifen weil einen top Athleten ohne ersichtliche Ursache schlechter zu machen ist extrem schlecht für eine Trainer Karriere während man bei einer Verletzung immer noch sagen kann Pech gehabt 

Ich würde den Trainern nicht solche Berechnung vorwerfen, aber die Angst einen top athleten zu ändern und die performance zu verschlechtern ist natürlich eine Angst die bei trainern da ist.