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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - aj_runner - 09.02.2018

(08.02.2018, 11:11)Gertrud schrieb: Ich gebe mal noch ein Beispiel, das ich gesundheitlich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Da laboriert eine Person an einer Verletzung herum. Dieser Mensch startet aber unentwegt (für Geld nehme ich doch mal an!!!). Man kann folglich die Uhr danach stellen, wann es einen kompletten Ausfall gibt und oder die Reparaturmechanismen lange dauern oder im schlimmsten Fall nicht mehr greifen. Ich würde als Trainerin dermaßen massiv werden, dass es entweder ankommt oder sich die Wege trennen. Ich kenne in der Hinsicht keine Kompromisse. Vernunft vor Geld! Man sollte sich nicht nach einem Cent bücken!  Wink

Gertrud
Salman-Rath? War für mich auch unverständlich, die Saison nicht abzubrechen.
https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/claudia-salman-rath-sagt-komplette-saison-2018-ab/


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 10.02.2018

(09.02.2018, 21:04)aj_runner schrieb:
(08.02.2018, 11:11)Gertrud schrieb: Ich gebe mal noch ein Beispiel, das ich gesundheitlich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Da laboriert eine Person an einer Verletzung herum. Dieser Mensch startet aber unentwegt (für Geld nehme ich doch mal an!!!). Man kann folglich die Uhr danach stellen, wann es einen kompletten Ausfall gibt und oder die Reparaturmechanismen lange dauern oder im schlimmsten Fall nicht mehr greifen. Ich würde als Trainerin dermaßen massiv werden, dass es entweder ankommt oder sich die Wege trennen. Ich kenne in der Hinsicht keine Kompromisse. Vernunft vor Geld! Man sollte sich nicht nach einem Cent bücken!  Wink

Gertrud
Salman-Rath? War für mich auch unverständlich, die Saison nicht abzubrechen.
https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/claudia-salman-rath-sagt-komplette-saison-2018-ab/
Ich nenne diesbezüglich mal keinen Namen. Ich klage auch nicht an, sondern mache mir nur Gedanken, woher der lange bestehende Knorpelschaden rührt. Oft sind die Ursachen nicht direkt dingfest zu machen und multifaktoriell. Ich nenne nur einige Gründe dafür: falsche Kraftbelastungen, schlechte Disziplintechniken, zu geringe Pausen zwischen den Belastungen, zu geringe Regenerationen allgemein, einfach auch Missachtung anatomischer Gegebenheiten wie Fehlstellungen und Dysbalancen. 

http://www.leichtathletik.de/tv/video-detail/video-detail/detail/claudia-rath-fliegt-zur-bestleistung/
Die Aufnahme von Salman-Rath von hinten ist auf den letzten beiden Schritten und vor allem im Absprung mit innenrotiertem Fuß eine Katastrophe für das Kniegelenk. Man kann sich vorstellen, was das Schienbein zum Ausgleich macht. Es kommt zu einer Rotation in die Gegenrichtung zum Fuß. Wenn man über Jahre z.B. so springt, ist das Knie hin. Da führt bei keiner ein Weg daran vorbei!!!  Thumb_down

https://www.youtube.com/watch?v=6co5ewdhmfA
Beim Speerwurf hier 2015 trug sie schon eine Kniebandage am Stemmbein. Folglich hatte sie schon damals Knieprobleme. Sie springt auch im Weitsprung links ab. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 11.02.2018

Es ist Hansjörg Holzamer und mir in Fortbildungen passiert, dass BT nicht die richtigen Vorstellungen von Technik-Schlüsselpositionen hatten. Dann muss man sich über nichts mehr wundern, wenn Multiplikatoren unrichtige Technikanalysen verbreiten. Die Technikanteile in Fortbildungen bis in Details halte ich für enorm wichtig - auch mit kontroversen Meinungen.

Auch die gängigen Kraftübungen sollten auf Herz und Nieren hinterfragt werden, bevor sich bei Athletinnen und Athleten die Strukturen melden. Stellt euch vor, ich nehme den Athleten und Trainern die NHL, die Prone Curls, die beidbeinige TKB, gewisse Beinpressformen, das Bankdrücken und das Reißen weg?  Wink ‌Erst einmal haben wir es immer so gemacht, warum jetzt nicht mehr? Außerdem muss man sich ja dann Gedanken über Alternativen, die fehlen, machen und wo liegen die gesundheitlichen Limite? Man fragt sich bei den bilateralen Belastungen auch gar nicht, ob es wirklich so in den Disziplinen vorkommt. Die Umstellungen riechen nach richtig viel Arbeit, für die man die Zeit scheinbar in vielen Positionen nicht hat.

Man muss den "Finger in die Wunde(n) legen", wenn man gesunden Erfolg haben möchte. Es gab auch bei mir eine Zeit, in der ich mich von allen lieben Übungen bis dahin verabschiedet habe. Meine Kritik soll bitte nicht als Schlag ins Gesicht, sondern zum Nachdenken gedacht sein. Wenn der DLV mit seinen Protagonisten gesundheitlich gut verfährt, dann sieht die Bilanz sicherlich besser aus. Er kann aber alleine ohne das autodidaktische Arbeiten der Trainer nicht alles richten. Ich investiere natürlich unheimlich viel Zeit auf diesem Gebiet. Wenn einige Trainer mit gutem Potential diese Zeit nicht haben, sollte sich der Verband Gedanken darüber machen, die Wege der Vermittlung zu verkürzen.

Die größten Schwierigkeiten bestehen und die meiste Arbeit muss man investieren, wenn in der Statik der Probanden etwas nicht stimmt. Sie fallen meistens trotz der Arbeit an den Schwächen immer wieder in alte Muster zurück. Da "höhlt nur steter Tropfen den Stein". Es gibt quasi keinen Menschen ohne Befund. Schwierig wird es bei den Befunden, die nicht oberflächlich sichtbar sind. Bis man an die richtigen Kontrollsysteme gerät, vergeht meistens die Zeit bis zum Ausbrechen der Defekte. Ich nenne mal ein Beispiel des Hürdenläufers aus Bayern (Name?), der ein Hüft-Impingement hatte. Da muss ein Trainer funktionell schon sehr gebildet sein, um auf diese Einschränkungen zu kommen. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 15.02.2018

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/katharina-trost-muss-dm-start-absagen/
15.02.2018 | Schwere Erkältung
Katharina Trost muss DM-Start absagen
Pamela Ruprecht
"Es deutete alles auf ein spannendes 800-Meter-Duell der beiden Trainingspartnerinnen Christina Hering und Katharina Trost bei der Hallen-DM in Dortmund hin. Doch die aktuell Jahresbeste musste ihren DM-Start krankheitsbedingt absagen....
 
Erst am vergangenen Wochenende konnte sich Katharina Trost beim Munich Indoor in 2:04,61 Minuten an die Spitze der deutschen Bestenliste setzen – eine Zehntel vor ihre Trainingspartnerin Christina Hering (LG Stadtwerke München)."

Auch in der Hinsicht muss man als Athletin und als Trainer knallhart sein. Mit einer Erkältung sagt man jegliche Wettkämpfe auf den Distanzen ab. Es gibt da für mich keinen Kompromiss. Wir wollen keine Todesfälle und Herzerkrankungen!!!

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 16.02.2018

Ich lese sehr oft, dass einem Pausen hinsichtlich Schmerzen gutgetan haben wie jetzt bei Christina Schwanitz bei Schulter- und Knieproblemen. Ich bevorzuge einen Weg, wo man die entsprechenden Ruhephasen und richtigen Übungen prophylaktisch einsetzt und nicht als Reparatur. Das sind zwei sehr unterschiedliche Wege. Dahin muss man im DLV allgemein kommen. Meine Philosophie ist nicht: "Wo gehobelt wird, fallen Späne."

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 16.02.2018

Ich sehe das auch so. Ideal ist es da sauber zu trainieren and eine gute technik verwenden. Wenn man sich aber nicht so sicher ist können mehr pausen helfen die anhäufung von micro traumata zu reduzieren. Im baseball in den USA ist es z.b so das das amerikanische sport medizin institut jugendlichen spielern empfielt 3 monate im jahr überhaupt nicht zu werfen und start dessen z.b im winter basketball oder hockey zu spielen. Gibt auch leute die das kritisch sehen, aber da man traininings und  technik qualität sowie vermeidung von overuse auf dem level kaum garantieren kann. So haben die keinen risse ein paar monate zeit zum abheilen.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 18.02.2018

(16.02.2018, 14:25)dominikk85 schrieb: Ich sehe das auch so. Ideal ist es da sauber zu trainieren and eine gute technik verwenden. Wenn man sich aber nicht so sicher ist können mehr pausen helfen die anhäufung von micro traumata zu reduzieren. Im baseball in den USA ist es z.b so das das amerikanische sport medizin institut jugendlichen spielern empfielt 3 monate im jahr überhaupt nicht zu werfen und start dessen z.b im winter basketball oder hockey zu spielen. Gibt auch leute die das kritisch sehen, aber da man traininings und  technik qualität sowie vermeidung von overuse auf dem level kaum garantieren kann. So haben die keinen risse ein paar monate zeit zum abheilen.

Die Technik muss in allen Belangen erst einmal richtig verstanden werden. Ich sehe z.B. im Kugelstoßen völlig unterschiedliche Vorstellungen, die in gewisser Weise anatomisch sehr inkorrekt sind. Man sollte schon über die Verträglichkeiten Bescheid wissen. Es darf einfach heute nicht mehr passieren, dass man sich in technischen Abschnitten unsicher ist. Man muss die Technik bis in die Details "sezieren". 

Die genaue Technik ist die eine Seite, overuse die andere. Man sollte nicht so verfahren, für eine Zeit zu übertreiben und dann Pausen einzulegen. Man sollte das richtige individuelle Maß für jeden Abschnitt finden. Da hilft nur Akribie. Der Speerwurfellbogen bleibt eine vulnerable Stelle, bei der man jede Menge Vorsorge tragen muss. 

Ich habe mir die Mühe gemacht, die DHM bei einigen Protagonistinnen körpermäßig zu analysieren und bin nicht immer auf korrekte Behandlungen gestoßen. Bei einigen Athletinnen und Athleten frage ich mich dann schon: "Wie lange geht es noch gut?" Gute Zeiten und Weiten vernebeln sehr oft den Blick für die Prognose. Manchmal wäre der Verzicht auf einen Start angebracht.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - dominikk85 - 19.02.2018

Ich stimme zu das pausen kein freifahrtschein für schlechte technik sind, aber umgekehrt macht ein weiterer wettkampf oder eine harte trainingswoche wenn das knie schon zwickt die sache nicht  besser. Bei olympia oder wm mit entzündetem knie zu starten kann ich schon verstehen, juniorenwettkämpfe kann ich da gegen kaum nachvollziehen (wie z.b bei kaul letztes jahr, wahrscheinlich wird das seine karriere nicht ruinieren, aber ein jwm titel ist imo das risiko nicht wert).


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 19.02.2018

(19.02.2018, 11:01)dominikk85 schrieb: Ich stimme zu das pausen kein freifahrtschein für schlechte technik sind, aber umgekehrt macht ein weiterer wettkampf oder eine harte trainingswoche wenn das knie schon zwickt die sache nicht  besser. Bei olympia oder wm mit entzündetem knie zu starten kann ich schon verstehen, juniorenwettkämpfe kann ich da gegen kaum nachvollziehen (wie z.b bei kaul letztes jahr, wahrscheinlich wird das seine karriere nicht ruinieren, aber ein jwm titel ist imo das risiko nicht wert).
Der Athlet sieht die momentane Situation und nicht was ist, wenn ... Wir müssen von außen vernünftig reagieren. Z.B. würde ich einer Protagonistin momentan mit Sicherheit eine Wettkampfpause verordnen, weil es orthopädisch nicht stimmt und auch auf die Schnelle nicht behoben werden kann. Solche Dinge muss ein Trainer aber der Athletin begreiflich machen können. Das ist sicherlich nicht immer einfach und zudem sieht nicht jeder Trainer die Notwendigkeit dazu. Wenn sich der Trainer dann noch in abhängigen Positionen befindet, kommt er nicht immer zur richtigen Entscheidung. Das sieht in meiner Lage ganz anders aus. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 19.02.2018

David Storl scheint sein Knieproblem behoben zu haben. Also geht es auch ohne diese Beschwerden, wie man sieht. Was die ISG-Probleme anbetrifft, gibt es wirklich multiple Gründe dafür - angefangen von Kraftübungen bis hin zur Technik. Diese Schwachstelle habe ich bei ihm mal in einer Aufnahme vermutet.

Gertrud