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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 02.01.2021

Argumente gegen die NHE sind die nicht adäquaten Positionen von Hüfte und Fuß in der Bewegung und die EMG-Beweise für die Muster der divergierenden Muskelaktivierung bei den unterschiedlichen Übungen. Zudem sollte man auch in die Übungskonstruktionen einfließen lassen, aus welchen Strukturen sich die Bewegungen rekrutieren. Man sollte nicht nur die Länge der Faszikel in Betracht ziehen. Mein Ansatz bei Übungskonstruktionen ist immer sehr vielschichtig. 

Stellt euch nur vor, wenn ich AuA hätte, die meine Übungen verinnerlicht hätten und dann zu Lehrgängen kämen, wo die tiefe Kniebeuge das Mittel der Wahl wäre. Die Trainerqualität in der Pyramide beinhaltet durchaus sehr viel reziprokes Trainer-Leistungsvermögen an der Spitze der DLV-Hierarchie. Daher halte ich die Zentralisierung auch für einen der größten Fehler der deutschen Leichtathletik. Thumb_down Ich würde Mehrkämpfern und auch Sprintern, die bei mir trainieren wollen, die NHE nicht anbieten.‌

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 03.01.2021

Das Letzte, das die ischiocrurale Muskulatur gebrauchen kann, ist ein verkrampftes Gefühl, das oft stark bei der NHE und den Prone Leg Curls auftritt. Daher reagiert die Muskulatur auch sehr gut auf "Durchspülung" und Lockerheit der arbeitenden Strukturen und der Gegenseite. Kontraktion und Release in einem gesunden Verhältnis sollten sich die Waage halten. Daher muss auch die "Arretierung" am Ende der Schwungphase sehr gut vorbereitet werden. Wenn es in der Hinsicht irgendwo hakt, kommt es sehr schnell z.B. im Sprint zu Problemen an den Insertionsstellen und an den myotendinösen Übergängen.

Ganz entscheidend sind nun mal auch die Beckenpositionen in der Kontraktion, die enormen Stress bereiten können. Bei der Arbeit an diesen vulnerablen Stellen habe ich immer absolute Konzentration benötigt. Ich habe solche verinnerlichten Übungen bisher bei den Fortbildungen vermisst. Hier geht´s wirklich ans "Eingemachte"!!! Da muss jede Nuance sitzen. Wird so z.B. mit Lisa Mayer trainiert, kann sie wieder gesunden. Da bin ich mir sehr sicher. Ihr hilft kein "Gruppenzwang" - im Gegenteil!!!

Ich bevorzuge eine ganz andere Art der Arbeit und stelle sie in einem sehr kleinen Kreis irgendwann nach Corona bei Talenten vor, denen ich eine verletzungsfreie Karriere wünsche. Meine Art der Arbeit hat bei den großen Veranstaltungen keinen Zweck, weil man dort meistens nicht in die Tiefe geht und zudem noch ohne lange Diskussionen, die ich für unabdingbar halte, um jungen Trainern das notwendige Rüstzeug zu geben.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 13.01.2021

Ich schaue mir sehr gerne Analysen anderer TuT unter dem Blickwinkel der Verletzungen an. Ich habe mir eingehend die Trainer-Dreisprunganalysen von C. Joyeux und A. Keyserlingk in "leichtathletiktraining 1/2021" angesehen. Man kann zwischen den Trainingsphilosophien von Byron Casfor und Peter Quasten enorme Unterschiede und Herangehensweisen finden. Sicherlich führen viele Wege nach Rom. Die Wege sind aber hinsichtlich Verletzungen schon teilweise limitiert. Da bringen oft die Physiotherapiebehandlungen nichts, wenn die Basis des Trainings nicht stimmt. 

Auch sollten die Einsätze von Geräten auf die Wirkung untersucht werden. Mich würden die präzisen Bemerkungen zum Einsatz des Gerätes auf Seite 8 oben interessieren und was z.B. passieren könnte, wenn A. Keyserlingk dieses Gerät verwenden würde. Sehr aufschlussreich sind auch die Unterschiede im Krafttrainingsbereich und in der Herangehensweise in der letzten Woche vor wichtigen Wettkämpfen. 

Ich finde ebenfalls die Beurteilung von Technikelementen als aussagekräftig, wobei ich diese Auslese nicht als umfangreich genug gerade im Hinblick auf Verletzungen finde. Da habe ich in einem anderen Video gerade von A. Keyserlingk ganz andere Dinge entdeckt, die Peter Quasten sicherlich im Training permanent angeht. Ich weiß es nicht, nehme es aber schwer an. Ich halte ihn für einen sehr guten Trainer. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 13.01.2021

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/74339-imke-onnen-zwischen-verunsicherung-und-vorfreude-auf-den-naechsten-sprung
"...Doch schon kurz darauf setzten Kniebeschwerden einen Schlusspunkt unter die Höhenjagd von Imke Onnen. Seitdem hat sie keinen Wettkampf mehr bestritten.

Diagnostiziert wurde das Patellaspitzen-Syndrom, auch bekannt als "Springer-Knie", eine Reizung der Sehnen im Übergang vom Oberschenkel zum Knie, die sich als sehr hartnäckig herausstellte. "Es gibt viele unterschiedliche Therapie-Ansätze", erklärt Imke Onnen, "bei mir hat schließlich viel Kniekräftigung geholfen, in Verbindung mit einem Aufenthalt im Red Bull Performance Center in Salzburg, wo ich medizinisch optimal betreut wurde."

Das Springer-Knie am Übergang vom Knie zum Unterschenkel kommt nicht ohne Grund angeflogen. Es wird durch viele kleine Fehler meistens über lange Zeiträume erworben. Daher ist es unheimlich schwierig, die Fehler exakt zu orten. Es gilt, jedes Trainingstool auf die Goldwaage hinsichtlich Belastung der vulnerablen Stelle zu legen und zu untersuchen. Das Red Bull Performance Center in Salzburg scheint sich als die Adresse für verletzte DLV-Protagonistinnen zu entwickeln. Die Integration in das Gesamtprocedere von AuA scheint für viele deutsche TuT schwierig zu sein...

Das Integrieren von adäquater prophylaktischer "Kniekräftigung" scheint nicht trainiert worden zu sein. Das ist ein weites Feld und muss hinsichtlich aller Strukturen spezifiziert werden. Einen Merksatz sollte man als TuT verinnerlichen. Man sollte den Fokus auf die am meisten belasteten Regionen legen. Das dürfte kein schwieriges Unterfangen sein. 

"Im November profitierte sie vom Austausch mit Balian Buschbaum, der sich als Speaker zur Gruppe der DLV-Athletinnen und -Athleten gesellte.
Der einstige Stabhochspringer stellte die Frage "Was ist für euch ein Champion?" Es war ein Denkanstoß, der zu intensiven Diskussionen anregte und für die Hochspringerin zu der Erkenntnis beitrug: "Champion kann man auch im Kleinen sein, schon darin, wie man den Alltag bestreitet."  Sie habe im vergangenen Jahr viel gelernt und die Möglichkeit ergriffen, sich in Ruhe mit sich selbst und mit zentralen Fragen zu beschäftigen – "auch wenn ich noch nicht auf alle eine Antwort gefunden habe."

Balian Buschbaums Ansatz finde ich sehr gut. Während manche Institutionen auf das Team vornehmlich schwören, sieht er den individuellen Ansatz. Das Schlimme daran ist, dass man diese Einstellung dann auch noch auf alle übertragen will. Meine Antwort ist dann immer in solchen Situationen: "Zerbrich dir nicht meinen Kopf!" Wink

Ich sage das hier mal in aller Offenheit bezüglich meiner Person. Krebs entsteht unter anderem auch, wenn man sich mehr um andere als um sich selbst kümmert. Manche Menschen in meinem Umfeld sind heutzutage sehr erstaunt, wenn ich Sachen aus Selbstschutz ablehne. Ich reagiere heute in verschiedenen Bereichen mit einer Härte, die man früher von mir nicht gewohnt war. Ich setze ganz klare Grenzen und ruhe in mir, entspanne und bin nicht mehr permanent in Aktion für andere.


Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 13.01.2021

Ich möchte mich etwas korrigieren und ein Wort hinzufügen: Das Integrieren von adäquater prophylaktischer "Kniekräftigung" scheint nicht ausreichend trainiert worden zu sein. Gar nicht trainiert kann ich mir bei der Mutter nicht vorstellen.

Gertrud



RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 14.01.2021

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/74341-flash-news-des-tages
"Im August 2019 beendete Patrick Müller überraschend seine Kugelstoß-Karriere. Der Athlet der SC DHfK Leipzig wollte seine sportliche Laufbahn im Bob fortsetzen. Nun hat der 24-Jährige auch seine zweite Karriere beendet und endgültig einen Schlussstrich unter das Kapitel Leistungssport gezogen: Ein Bandscheibenvorfall lässt Sport auf hohem Niveau nicht mehr zu. „Diese Verletzung ist an sich nicht so schlimm, sie gibt es häufiger. Aber für den Leistungssport ist das natürlich suboptimal. Und Bobfahren ist nicht gerade Bandscheiben-freundlich. Ich hatte zuletzt schon Ausfallerscheinungen im Bein, das war krass”, erzählte er dem „Nordkurier“. ..."

Es wäre wirklich gut, wenn eine Verbandsstelle diese schwerwiegenden Verletzungen und Beeinträchtigungen mal aufarbeitet.
Wo liegen die Ursachen?
Welche Übungen sind verwendet worden? Welches Übungsgut sollte stattdessen verwendet werden.
Welche "Mitbringsel" haben vorgelegen?

Mir ist von einem Fall bekannt, wo zu Hause wirklich hervorragend trainiert wird und der jeweilige Bundestrainer sofort mit der TKB ankam. Hätte ich eine/n AuA, dann möchte ich diese Sachen überhaupt nicht übergeordnet diskutieren. Ich halte solche Sachen aus meiner Sicht für absolute Zeitverschwendung. Thumb_down ‌Das ist keine Überheblichkeit, sondern es handelt sich einfach um vollkommen andere Ansätze des Trainings. Ich möchte mir in der Hinsicht nicht von Außenstehenden hineinreden lassen. Man sollte die Langhantel mit den Gewichtheberübungen möglichst in der Sportart lassen, wo sie angebracht ist.

Ich kann mich an eine Begebenheit erinnern, wo ein Marler Trainer ganz stolz aus Kaiserau nach Hause kam und mir von seiner Fortbildung in den gewichtheberischen Übungen erzählte. Ich habe ihm in ein paar Sätzen gesagt, dass ich Besenstiele für andere Übungen verwende. WinkWinkWink ‌Man kann daran erkennen, wo die Schwachstellen in unseren Systemen sind. Man müsste also nicht an einzelnen Stellschrauben drehen, sondern das gesamte System auf den Kopf stellen. Sicherlich ist dann auch erlaubt, Fragen zu stellen, ob die richtigen Leute an den wichtigen Stellen sitzen und das Geld auch verdienen?!  WinkWinkWink

Das heißt für mich, dass die gravierende Verletzungsproblematik, die der Verband hat, seine gravierende Ursache im System hat. Der Hebel müsste massiv an den unterschiedlichen Stellen angesetzt werden. Man braucht nur auf leichtathletik.de zu verfolgen, wie viele Karrieren im Laufe der Zeit durch trainingsbedingte Verletzungen beendet werden mussten. Das ist aus meiner Sicht eine sehr traurige Bilanz. Natürlich ist es sehr schwierig, einen Verband umzukrempeln. Wo viele Leute am Ruder sind, gibt es hundert Meinungen.

Daher bin ich sehr konsequent, wenn AuA nicht meinen Vorstellungen im Verhalten entsprechen. Wenn ich sie trainiere, erwarte ich ein sportgerechtes Leben. Wenn sich AuA vor wichtigen Wettkämpfen z.B. irgendwo die Beine platt stehen, dann ist das für mich eine inkonsequente Haltung und kein/e AuA nach meiner Vorstellung. Bei absoluten Talenten investiere ich etwas mehr Zeit. Wink

Gertrud

Einstein:
"Es ist schwerer, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom."
"Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust, mit Idioten zu diskutieren."
 "Um an die Quelle zu kommen, muss man gegen den Strom schwimmen."  Wink


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 16.01.2021

Eigentlich gehört der Artikel hierher:
Vor 13 Minuten (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Vor 2 Minuten von Gertrud.)
Zitat:(Vor 10 Stunden)Hesse schrieb:Ich glaube nicht , dass Corell "zaubert". Die Stärke der Hessen scheint ein (Gertrud bitte weghören) funktionierendes Team zu sein. Man hat hier in den letzten Jahren ziemlich intelligent junge Leute (Schmidt, Schlesinger, Corell et.al.) in Positionen gebracht, die anscheinend gut zusammenarbeiten und sich gegenseitig befruchten. Was dem Praktiker an theoretischem Hintergrund fehlt, bringt der andere in den Kreis mit ein und umgekehrt. Aus der Ferne betrachtet: in Hessen scheint das Team zu funktionieren.

Ja, das habe ich schon verfolgt, dass es dort eine funktionierende Aufgabenteilung gibt. Versteh mich bitte nicht falsch!: Ich bin für funktionierende Teameinheiten. Ich habe immer im Team gearbeitet, war aber eben oft der Kopf dieser Einheiten. Ich wehre mich vehement dagegen, in Teams "einverleibt" zu werden, in denen es enorme Schwachstellen gibt.

Im DLV gibt es mehrere Bundestrainer, mit denen ich niemals kooperieren würde. Ich bin auch gegen Doppelversorgung, die nur Zeit kosten. Warum sollte ich z.B. in Teilen des Mehrkampfes mit einer hohen Verletztenquote kooperieren und noch Zeit dafür investieren? Die Fortbildungen in der Hinsicht haben meine Ansicht noch verstärkt. Nur merken das die AuA oft erst viel später. Schnell und gut und schnell kaputt sind zwei sehr unterschiedliche Wege. Sie können mir im Gesamtpaket Wissen um die einzelnen Komponenten des Mehrkampfes und die Verletzungsprophylaxe nicht das Wasser reichen. Ich kenne kaum einen Trainer in dem Segment, der bei genauem Hinsehen verletzungsneutral gearbeitet hat.

Ich habe gute Kooperationen und Diskussionen vor allem nie abgelehnt. Ich habe bei den DLV-Fortbildungen auch wirklich hervorragende Referenten erlebt. Was den Bereich um die Hamstrings angeht, da muss man auch in Hessen noch viel ergänzen, wenn ich an eine Veröffentlichung denke. [Bild: wink.gif] ‌Da habe ich in Eigenarbeit plakatives Wissen verfasst, dass so in der deutschen LA nicht angeboten wird. Dafür habe ich kein Team benötigt. [Bild: wink.gif]

‌Ich stehe z.B. im Sprintbereich und vor allem im 400m-Bereich mit hervorragenden Leuten in Verbindung, die vom Wissen in der Metabolik her für Deutschland in einer ganz anderen Welt leben. Es gibt in Deutschland zwei "unangezapfte" Wissenschaftler, die im Energiebereich Weltspitze sind. Nur ganz wenige haben dort Zugang. Ich selbst habe einen Wissenspool um mich herum, der teilweise "fest gemeißelt", teilweise aber auch sehr flexibel ist. 

Übrigens ist Wissen und richtiges Training keine Frage des Alters!!! WinkWinkWink

Gertrud



RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 04.02.2021

Ich habe hier schon beanstandet, dass Mayers Achillessehnenverletzungen nicht unbegründet gekommen sind. Ich hatte letztens Karsten Warholm auf dem Schirm und habe mit Entsetzen seinen teilweise sehr schlechten Fußaufsatz quer durch sein Übungsgut in Bewegung gesehen. Es würde mich absolut nicht wundern, wenn er Probleme am linken Fuß und an der linken Achillessehne bekäme. Viele Verletzungsboten ziehen sich wie ein roter Faden auch durch den LA-Topbereich. Man muss sie nur sehen und frühzeitig bekämpfen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 06.02.2021

Ich frage mich immer wieder, ob man wie Kevin Kranz bei Beugerschmerzen beim Indoor-ISTAF in Berlin starten muss???!!! Thumb_down ‌Vor allem sollte man die Gründe für die Probleme orten.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Atanvarno - 06.02.2021

Vernünftig ist das sicher nicht, aber als Profi muss man eben schauen, dass die Einnahmen fließen.