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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 16.11.2020

(15.11.2020, 22:00)Sprunggott schrieb: Das spricht auch für meine Beobachtungen im internationalen Hochsprungtraining, wie ich schon 
im Hoch-Technik Tread geschrieben habe. International und auch bei meinem Hochsprung coaching
wird wenig speziell Gesprungen, dafür viel in der Struktur und Dynamic "Gesichert".

Es ist einfach auch immer wieder der Kampf Biomechanik vs. Mechanik. "Was mechanisch geht, ist nicht unbedingt biomechanisch verträglich und vertretbar." Das beinhaltet für den Trainer enormes Wissen, aber auch bei Mangel an Testmöglichkeiten Gefühl und Intuition der Trainerschaft.

Es kommt noch hinzu, dass die Wissenschaft temporär nicht immer Ergebnisse liefert, die den Tatsachen entspricht. Es gab eine Zeit, wo das Verhältnis von Quadrizeps zu Hamstrings konzentrisch mit 3:2 angegeben wurde, was natürlich im Sprint völlig in die Hose ging. Heute ist man weiter. Denken wir nur mal an die Begründung von Muskelkater früher und heute oder an den Hype vor geraumer Zeit um ausgiebiges Stretching auch vor dem Wettkampf. Ich kann mich noch gut an einen deutschen Speerwurftrainer erinnern, der sagte:" Ich weiß nicht, ob Stretching der Weisheit letzter Schluss ist!"

Ich stimme in Gedanken und in der Tat überhaupt nicht mit der hundertprozentigen Zentralisierung überein, weil ich bei Sabine ein Team vor Ort hatte, aber in der Peripherie nicht unbedingt immer die Wissenschaftler im Zentrum kontaktiert habe. Es gibt so viele Menschen in der LA in Deutschland, die den Kopf zum Denken haben und nicht im DLV tätig sind, die ich nie übergangen habe. Ich habe mich mal mit einem Gerätebauer bis tief in die Nacht über Konstruktionen unterhalten. Ich war von diesem Mann und seinem brillantem Wissen (Handwerker, kein Studium, aber genial) total fasziniert. Zudem habe ich mal einen Wissenschaftler aufgesucht und mir seine Maschine angesehen. Ich habe vorher seine komplette Dissertation gelesen. Er war deshalb total überwältigt. Ich habe zu solchen Menschen sofort einen Draht. Mich interessieren diese Menschen mit "Inselbegabungen" als Zubringer für unsere LA. Ich lebe in einer anderen LA-Welt als viele andere TuT.

Die Gesunderhaltung unserer AuA ist wirklich nicht einfach, weil auch jeder Mensch andere körperliche Voraussetzungen mitbringt, die nicht auf dem Tablett vor uns liegen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - benutzer - 16.11.2020

wie Ch.Gierischs " Verzweiflungswechsel" ausgegangen ist weis ich auch nicht.
Die Verletzungsproblematik ist in anderen Sprungdizilinen nicht anders.
Darum würde mich interesieren was eigentlich Sosthene Moguenara macht ?


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 16.11.2020

Eine Sache ist natürlich auch klar. Die Verletzungsquote ist auch davon abhängig, ob die AuA überhaupt gewillt sind, den langen beschwerlichen Weg der Prophylaxe zu gehen oder ob das Training nur spaßorientiert angelegt wird. Ich selbst stoppe gemeinsame Trainingsarbeit sofort, wenn ich davon überzeugt bin, dass meine Trainingsüberzeugung nicht umgesetzt wird. Man ist als Trainer natürlich von der Komponente Athlet/in abhängig.

Ich habe ein zweites, sehr ausgiebiges tägliches Hobby, bei dem mein Erfolg nur von meinen Entscheidungen und exakten Recherchen abhängt und in bestimmter Weise wesentlich lukrativer für mich selbst ist. Ich bin ein Mensch, der das Gefühl des Erfolges haben möchte und dadurch meine Arbeit bestätigt wird. Im Leistungssport ist man sehr oft von vielen anderen Komponenten abhängig, wobei permanente Störfaktoren die Arbeit begleiten. Das Können der TuT ist beileibe nicht der entscheidende Faktor, hervorragendes Wissen praktizieren zu können. Es stehen viele "Porsche" im übertragenen Sinne in der Garage. Daher sollte man als Mensch nie nur eingleisig fahren und seine Fähigkeiten auch auf wesentlich unabhängigeren Erfolgsgebieten einsetzen. Wenn ich unter dem Strich resümiere, was mir mehr gebracht hat, schlägt der Zeiger ganz eindeutig in Richtung meines zweiten Hobbies aus - sowohl auf der pekuniären wie Spaßseite, weil man da nicht gebremst werden kann - im Gegenteil.

Wenn man genau hinsieht, dann verabschieden sich im Laufe der Zeit viele gute Trainer aus der LA, weil es zu viele Hindernisse für eine unabhängige, erfolgreiche Arbeit gibt. Aus diesen Gründen würde ich niemals einem Athleten zur "Einbahnstraße Leistungssport" raten, sondern immer zur dualen Karriere, um sich ein unabhängiges Leben gestalten zu können und auch im Falle von gravierenden Verletzungen nicht in ein Loch zu fallen.  

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 26.11.2020

Oft verhält es sich auch so, dass AuA professionelle Bedingungen haben, aber beileibe nicht professionell trainieren. Man sollte schon von morgens bis abends für die Sache „brennen“. Dass alles zusammenkommt (hervorragendes Talent, absoluter Toptrainer auch im Bereich der Prophylaxe), findet sehr selten statt. Ein Blick in die Statistiken zeigt, dass „angebliche Toptrainer“ so top im Bereich der Verletzungsprophylaxe gar nicht sind.

Die Weiterleitung durch den DLV an angeblich gute Trainer könnte ich manchmal mit einem Hinweis ad absurdum führen und beweisen. Auch so sinngemäße Hinweise auf der Leichtathletik-Homepage von Top-AuA "Ich bin zum ersten Mal in diesem Jahr unverletzt durchgekommen" lassen mich meinen Kopf schütteln. Das rüttelt aber an den verantwortlichen Stellen anscheinend niemanden auf. Im Gegenteil, man hält solche Vorkommnisse für Erfolg. Es ist zugegebenmaßen ein sehr schwieriger Akt, den nur wenige aus der Trainerschaft bestehen, den individuellen Körper mit den Kräften der Spezialdisziplin abzugleichen und dann auch noch punktgenau Übungen zu konzipieren. Das bedeutet Arbeit und Recherche ohne Ende. Man kann natürlich auch mit dem Bankdrücken von 1960 internationalen Erfolg haben. Wenn man mit geschultem Auge die Körper analysiert, kommt man zu ganz anderen Ergebnissen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Sprunggott - 26.11.2020

(26.11.2020, 08:50)Gertrud schrieb: "... Das bedeutet Arbeit und Recherche ohne Ende. Man kann natürlich auch mit dem Bankdrücken von 1960 internationalen Erfolg haben. Wenn man mit geschultem Auge die Körper analysiert, kommt man zu ganz anderen Ergebnissen.
Gertrud
Mir ist grade ein Spruch von Helmar Hommel dazu eingefallen: 
Auf ausgetretenen Wegen lässt es sich gut spazieren, aber Pilze findeste keine mehr!


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 11.12.2020

Ganz entscheidend ist bei den einzelnen Disziplinen die gezielte Beschäftigung mit den zu bedienenden Strukturen. So hat mich letztens ein Artikel fasziniert, in der man die Notwendigkeiten beim Marathonlauf auf den Soleus und die Achillessehnendicke spezifizierte. Man sollte folglich nicht den Unterschenkel irgendwie, sondern schon sehr fokussiert auch im Kraftbereich trainieren und diese beiden Forderungen in der Beanspruchung erfüllen und zudem die Permanent-Trainingswinkel einer genauen Kontrolle unterziehen, damit keine Schädigungen wie sichtbar im Helbing´s sign beim ausgeprägten ND auftreten. 

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 14.12.2020

(11.12.2020, 00:28)Gertrud schrieb: Ganz entscheidend ist bei den einzelnen Disziplinen die gezielte Beschäftigung mit den zu bedienenden Strukturen. So hat mich letztens ein Artikel fasziniert, in der man die Notwendigkeiten beim Marathonlauf auf den Soleus und die Achillessehnendicke spezifizierte. Man sollte folglich nicht den Unterschenkel irgendwie, sondern schon sehr fokussiert auch im Kraftbereich trainieren und diese beiden Forderungen in der Beanspruchung erfüllen und zudem die Permanent-Trainingswinkel einer genauen Kontrolle unterziehen, damit keine Schädigungen wie sichtbar im Helbing´s sign beim ausgeprägten ND auftreten. 

Gertrud

Ab und zu muss ich doch schmunzeln, wenn ich feststelle, dass hier DLV-Leute stark mitlesen. Mir ist letztens eine Studie in die Hände gefallen, die genau meine Thesen hinsichtlich Hamstrings veröffentlichte. Wink ‌Nur bringen Feststellungen nichts, wenn man nur einige Parameter auflistet und dazu noch bei den Übungen nicht umfassend anwendet. Wink Dann fliegen einem die Hamstringteile schon mal um die Ohren. Wie hieß es bei einer Leichtathletin so schön: Selbst die Physiotherapeuten können sich nicht erklären, warum die Hamstrings wieder schmerzen. ‌Die Fehler liegen halt auf einer anderen Ebene.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 14.12.2020

Bilder sind für mich immer sehr aussagekräftig hinsichtlich der Technik und damit auch der Verletzungsträchtigkeit. 

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/74148-zehnkampf-maenner-nachwuchs-arbeitet-sich-in-den-vordergrund

So sagt das Hürdenbild sehr viel über den technischen Status der jungen Zehnkämpfer aus. Schaut es euch an und bildet euch eure eigene Meinung! Stark entscheidend sind die technischen Korrekturen, die aus dem Zehnkampflager kommen und welche hinführenden Übungen angeboten werden, ob es bei einer (falschen) Grobform bleibt oder ob man in der Lage ist, diese Grobform in eine technisch saubere Feinform zu überführen. In der Hinsicht standen und stehen für mich Zeiten zunächst nie im Vordergrund. Wenn ich es drastisch ausdrücke: Bleibt es beim "Holzhacken" oder kommt Filigranarbeit hinzu? Wink

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - omega - 14.12.2020

(14.12.2020, 09:51)Gertrud schrieb: Bilder sind für mich immer sehr aussagekräftig hinsichtlich der Technik und damit auch der Verletzungsträchtigkeit. 

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/74148-zehnkampf-maenner-nachwuchs-arbeitet-sich-in-den-vordergrund

So sagt das Hürdenbild sehr viel über den technischen Status der jungen Zehnkämpfer aus. Schaut es euch an und bildet euch eure eigene Meinung!  Wink

Gertrud

 Die Armführung ist bei beiden Zehnkämpfern zu weit. Sie stoßen fast mit den Händen zusammen. Die Streckbeinführung ist nicht genau in Laufbahnrichtung. So geht Energie verloren. Sind das die Hauptfehler ?


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 15.12.2020

(14.12.2020, 15:19)omega schrieb:
(14.12.2020, 09:51)Gertrud schrieb: Bilder sind für mich immer sehr aussagekräftig hinsichtlich der Technik und damit auch der Verletzungsträchtigkeit. 

https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/74148-zehnkampf-maenner-nachwuchs-arbeitet-sich-in-den-vordergrund

So sagt das Hürdenbild sehr viel über den technischen Status der jungen Zehnkämpfer aus. Schaut es euch an und bildet euch eure eigene Meinung!  Wink

Gertrud

 Die Armführung ist bei beiden Zehnkämpfern zu weit. Sie stoßen fast mit den Händen zusammen. Die Streckbeinführung ist nicht genau in Laufbahnrichtung. So geht Energie verloren. Sind das die Hauptfehler ?

Es stimmt weder oben, unten noch in der Achse etwas. Das hat mit guter Technik nicht viel zu tun. Es gibt also sehr viel zu tun und das unter wissender Kontrolle. Für "Knüppeln" sollte hier kein Platz sein. Da ist der "Teamgedanke" völlig nebensächlich, nur "Wissen und Auge" sind gefragt!!! WinkThumb_up

Gertrud