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Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Druckversion

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RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 05.08.2020

(05.08.2020, 08:04)runner24 schrieb: Hier gibt es einen Minibericht über Weinheim. Ab Minute 2 der Lauf mit Rebekka Haase: https://www.rnf.de/mediathek/video/malaika-mihambo-rennt-leichtathletik-meeting-in-weinheim/

Schnell; aber vom Anfang bis Ende des Sprints strukturell stark verbesserungswürdig!!! Ich würde mit ihr sehr hart am Ausgleich arbeiten, um Rezidive zu vermeiden. Mein Credo: Verletzungsursache suchen und Veränderung des Trainings vornehmen, ganz hart ins Detail gehen. Das Video strotzt nur so hinsichtlich Fehlhaltungen, die man natürlich nur vor Ort sicher auflisten kann!!! Man muss sich nur vorstellen, welche Kräfte dann fehlgeleitet werden, die sich strukturell potenzieren und immer wieder Auszeiten produzieren, zumal einmal geschädigte Stellen viel anfälliger sind. Ich kann von hier aus z.B. am Start nur vermuten, ob sich die Außensicht auf Technik oder Struktur oder beides bezieht. Ganz entscheidend für ein gutes Gelingen ist die "wasserdichte" Analyse, zu der TuT plus Umfeld fähig sein müssen.

Der Sprint ist eine zyklische Bewegung. Folglich sollten sich auch die Bewegungen in dem Rahmen bewegen und nicht auf einmal asymmetrisch starke Merkmale beinhalten. Ihr Start ist aus meiner Sicht eine mittlere Katastrophe!!! Thumb_downSie kann aus der Position die Kräfte nicht optimal übertragen und schlingert im ersten Beschleunigungsabschnitt. Sie neigt zu sehr starken Hüft-IR in bestimmten Bewegungsabschnitten, was natürlich auch in den detaillierten Sprint-Bewegungsabschnitten vorkommt; aber gewusst, wo? Die Formen sind aus der Oszillation vorgegeben. Man denke an den Mann, der ohne Beine trotzdem gehen kann! Er ist ein wichtiger Parameter in meinen Vorträgen.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 06.08.2020

(05.08.2020, 09:09)Gertrud schrieb:
(05.08.2020, 08:04)runner24 schrieb: Hier gibt es einen Minibericht über Weinheim. Ab Minute 2 der Lauf mit Rebekka Haase: https://www.rnf.de/mediathek/video/malaika-mihambo-rennt-leichtathletik-meeting-in-weinheim/

Schnell; aber vom Anfang bis Ende des Sprints strukturell stark verbesserungswürdig!!! Ich würde mit ihr sehr hart am Ausgleich arbeiten, um Rezidive zu vermeiden. Mein Credo: Verletzungsursache suchen und Veränderung des Trainings vornehmen, ganz hart ins Detail gehen. Das Video strotzt nur so hinsichtlich Fehlhaltungen, die man natürlich nur vor Ort sicher auflisten kann!!! Man muss sich nur vorstellen, welche Kräfte dann fehlgeleitet werden, die sich strukturell potenzieren und immer wieder Auszeiten produzieren, zumal einmal geschädigte Stellen viel anfälliger sind. Ich kann von hier aus z.B. am Start nur vermuten, ob sich die Außensicht auf Technik oder Struktur oder beides bezieht. Ganz entscheidend für ein gutes Gelingen ist die "wasserdichte" Analyse, zu der TuT plus Umfeld fähig sein müssen.

Der Sprint ist eine zyklische Bewegung. Folglich sollten sich auch die Bewegungen in dem Rahmen bewegen und nicht auf einmal asymmetrisch starke Merkmale beinhalten. Ihr Start ist aus meiner Sicht eine mittlere Katastrophe!!! Thumb_downSie kann aus der Position die Kräfte nicht optimal übertragen und schlingert im ersten Beschleunigungsabschnitt. Sie neigt zu sehr starken Hüft-IR in bestimmten Bewegungsabschnitten, was natürlich auch in den detaillierten Sprint-Bewegungsabschnitten vorkommt; aber gewusst, wo? Die Formen sind aus der Oszillation vorgegeben. Man denke an den Mann, der ohne Beine trotzdem gehen kann! Er ist ein wichtiger Parameter in meinen Vorträgen.

Gertrud

Wir sollten immer differenzieren, was man für die Disziplin und was man für die allgemeine Gesundheit braucht. Es lässt sich in der Leichtathletik kaum umgehen, Dysbalancen bei den einseitigen Belastungen zu produzieren; nur ist der Umfang dessen entscheidend, um die Störfaktoren zu orten. Bei einer zyklischen Bewegung sollte eigentlich ein gesunder Ausgleich bestehen. Ist das nicht der Fall, muss man schon individuell stark involviert sein. 

Auch ein Usain Bolt hat sehr starke Ungleichgewichte, die sich auch übermäßig in einer Skoliose niederschlugen und eine Schrittdifferenz teilweise von 20cm beinhalteten. Wahrscheinlich läge beim Schrittgleichgewicht der Maxschritt über 3,00m und nicht bei 2,95m.

Schaut mich an! Ich bin in den schwergewichtigen Disziplinen Kugelstoßen, Diskuswerfen Linkshänder, würde den Tennisaufschlag links durchführen, aber rechts spielen, könnte aber auch auf links wechseln. Ich habe mal Badminton in einem Fortbildungslehrgang rechts gespielt, mir eine Schulterverletzung zugezogen und problemlos auf links umgestellt. Der Ausbilder stand staunend vor mir. Ich schreibe rechts, weil damals das Linksschreiben nicht erlaubt war. Bei mir hat also jede Gehinrseite etwas mitbekommen. Natürlich sind dann aber koordinative Dinge und strukturelle Eigenarten zu unterscheiden und notfalls auszugleichen.

Natürlich kann der viszerale Bereich durch Einseitigkeit auch manchmal in den Zusamenhängen verrückt spielen. Es gibt folglich sehr viel nach dem Motto zu überlegen, dass das Dach nicht immer da undicht ist, wo es durchregnet. WinkThumb_up ‌Also ist multifaktorielles Denken angesagt!!!

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 07.08.2020

https://www.youtube.com/watch?v=JHo-HGwQ8Zs
Etwas zum Schmunzeln über Verletzungen  Wink ‌ab 1:30 Min.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Diak - 08.08.2020

(03.08.2020, 21:37)Gertrud schrieb: Das hängt mit der unterschiedlichen Meinung über das Quergewölbe zusammen. Hier versündigt man sich bereits bei den Babys mit den Schuhen, wo Bunions vorprogrammiert sind. Aus diesen Gründen bin ich auch total dagegen eingestellt, das Barfußlaufen für alle zu propagieren. Es kann zu erheblichen weiteren Fußanomalien führen, wenn die Druckverhältnisse nicht stimmen. Bei Wester und Mihambo z. B. würde ich das Barfußlaufen verbieten.

Liebe Gertrud,

ich bin bekennender (und bislang darin weitgehend undifferenzierter  Rolleyes ‌) Propagandist des barfüßigen Trainierens und damit bislang sehr gut gefahren (gute Entwicklungen der Fußreaktivität, besseres Ansteuerungsverhalten, gute Technikentwicklung im Bereich der Sprintkoordination, positive Entwicklung der Fußgewölbe, wenige Knochenhautreizungen, kaum Umknicker, sehr guter Transfer von z.B. spezifischer Hürdenstabilisation barfuß auf das An- und Ablaufverhalten, sehr positive Entwicklung eines guten Mittelstreckenschritts, etc. pp)
Von den drei afrikanischstämmigen Mädels in meinem Stützpunkt hat eine ein eher "gutes" Quergewölbe, die anderen sind typisch platt. Bezieht sich Dein Einwand darauf, dass bei solchen Leuten die positiven Effekte des Barfußtrainings kaum eintreten und z.B. ein Spreizfuß sich noch stärker auswirken bzw. Achillessehnen leiden könnten?
An welchen Parametern misst Du, wer barfuß laufen/trainieren sollte und wer nicht?

Dankbare Grüße vorweg!


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 08.08.2020

(08.08.2020, 06:10)Diak schrieb:
(03.08.2020, 21:37)Gertrud schrieb: Das hängt mit der unterschiedlichen Meinung über das Quergewölbe zusammen. Hier versündigt man sich bereits bei den Babys mit den Schuhen, wo Bunions vorprogrammiert sind. Aus diesen Gründen bin ich auch total dagegen eingestellt, das Barfußlaufen für alle zu propagieren. Es kann zu erheblichen weiteren Fußanomalien führen, wenn die Druckverhältnisse nicht stimmen. Bei Wester und Mihambo z. B. würde ich das Barfußlaufen verbieten.

Liebe Gertrud,

ich bin bekennender (und bislang darin weitgehend undifferenzierter  Rolleyes ‌) Propagandist des barfüßigen Trainierens und damit bislang sehr gut gefahren (gute Entwicklungen der Fußreaktivität, besseres Ansteuerungsverhalten, gute Technikentwicklung im Bereich der Sprintkoordination, positive Entwicklung der Fußgewölbe, wenige Knochenhautreizungen, kaum Umknicker, sehr guter Transfer von z.B. spezifischer Hürdenstabilisation barfuß auf das An- und Ablaufverhalten, sehr positive Entwicklung eines guten Mittelstreckenschritts, etc. pp)
Von den drei afrikanischstämmigen Mädels in meinem Stützpunkt hat eine ein eher "gutes" Quergewölbe, die anderen sind typisch platt. Bezieht sich Dein Einwand darauf, dass bei solchen Leuten die positiven Effekte des Barfußtrainings kaum eintreten und z.B. ein Spreizfuß sich noch stärker auswirken bzw. Achillessehnen leiden könnten?
An welchen Parametern misst Du, wer barfuß laufen/trainieren sollte und wer nicht?

Dankbare Grüße vorweg!

Studien haben ergeben, dass die "Ur"-Barfußläufer aus Afrika kaum Quergewölbe haben, aber sehr ausgeprägte Muskulaturen der Steigbügelhalterung im Gegensatz zu unserer medizinischen Vorgabe des ausgeprägten Quergewölbes und der Dreipunktbelastung: Großzeh-, Kleinzehballen, Ferse. Gerät dieses Gleichgewichtes der Urvölker, die über unheimlich starke Fußmuskeln verfügten, aus unserem Gleichgewicht und wir haben Bunionentwicklungen und gehen und laufen dann noch barfuß, verstärken sich die "falschen" westlichen Ungleichgewichte und Muster noch mehr. Diese falsche Belastung beginnt meistens schon mit der ersten Schuhkonstruktion bei Babys, die den "Dreieckfuß" eingrenzen, ein starkes Quergewölbe durch die sich einander nähernden "Eckpfeiler" durch Eingrenzung an den Ballen forcieren. Mein Rat daher: Niemals Sachen unreflektiert übernehmen, weil es Trend oder allgemeine Meinung ist!!! Mittlerweile sollte klar sein, dass ich eine Querdenkerin nicht aus Prinzip, aber voller Überzeugung durch Beweise und viel Recherche und eigene Überlegungen bin. Ich lasse gewisse Strukturen vollkommen anders als der Mainstream trainieren. In meinem Kopf laufen bestimmte Muster bei Betrachtung von AuA-Bildern oder auch in natura vollkommen anders im Scannerblick ab.

Schaut euch z.B. den Fuß von Usain Bolt an, der beide Ballen (hallux valgus und tailor´s bunion) hat! Ich könnte manchmal ausrasten, wenn unsere Protagonistinnen bei Festivitäten high heels tragen!!!  Angry ‌Mir schweben AuA vor, die diese gesunden Minimalmuster anwenden und nicht im wahrsten Sinne des Wortes "mit Füßen treten"!!! Thumb_down ‌Das hat nichts mit Pedanterie zu tun, sondern nur mit absoluter Konsequenz.

Folgerungen: Wenn sich dann z.B. bestimmte Springerinnen bei ihren nicht der "richtigen" Norm entsprechenden Füßen im Absprung bei gewaltigen Kräften auch noch biomechanische "Schnitzer" erlauben und automatisieren, weil diese Vorstellungen nicht Allgemeingut sind, dann müssen wir uns über enorme Fuß-, Knie- und Hüftprobleme und Bänderrisse nicht wundern. Nur sehe ich auf der gesamten Linie keine Konsequenzen. Es wird so weiter wie bisher trainiert. Ich bin mittlerweile bei den Fortbildungen zu meiner eigenen mentalen Gesundheit verstummt, weil es "keine Sau" (Entschuldigung!!!) anscheinend interessiert.

Entschuldigt, wenn ich hier Sachen veröffentliche, die den Foristen "Träner" nicht weiterbringen, weil er ja schon alles weiß. Dieser kleine "Seitenhieb" muss sein.  Wink

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Drizzt - 08.08.2020

Und wo war jetzt die Antwort auf die Frage?  Huh
Oder ist die Antwort gar nicht barfuß laufen?


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 08.08.2020

(08.08.2020, 10:26)Drizzt schrieb: Und wo war jetzt die Antwort auf die Frage?  Huh
Oder ist die Antwort gar nicht barfuß laufen?

Kinder sollte man von Anfang an barfuß laufen lassen, wenn sie ansonsten gutes Schuhwerk tragen. 
Bei Fußanomalien erst korrigieren, dann barfuß trainieren. Der Fuß richtet sich normalerweise nicht von alleine. Ich bin z.B. eine sehr starke Supiniererin mit Problemen der peronealen Strukturen. Ich kann in der Wohnung barfuß umhergehen, wenn ich beim Gehen korrigiere. Ich muss also immer die Bedingungen beachten. Das ist natürlich eine Frage des Wissens über die detaillierten Probleme. Bei manchen Fußformen noch ohne Befund kenne ich die Prognosen, die mich zum Handeln zwingen.

Der Sportfuß wird natürlich durch die Belastungsschemata geprägt, wobei auch die Bremsstöße und ihre Wirkungen oder auch Nicht-Wirkungen zum Handeln zwingen. Die zentrale Frage ist sicherlich, wie man sehr speziell präpariert.

Es ist z.B. fast unmöglich, dass nun alle Athletinnen wie bei einem vergangenen TL in Südafrika an den 300m-Kurvenläufen barfuß teilnehmen - auch Wester (meine ich). Kein Fuß ist wie der andere.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - nico - 08.08.2020

Sind die im TL auf der Kunststoffbahn barfur 300m gelaufen? Auf so eine Idee bin ich und wäre auch nie gekommen. Kann nur Diak zustimmen: Für Mittel - und Langstreckler - eine hervorragendes Trainin g möglich.


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 09.08.2020

(08.08.2020, 21:23)nico schrieb: Sind die im TL auf der Kunststoffbahn barfur 300m gelaufen? Auf so eine Idee bin ich und wäre auch nie gekommen. Kann nur Diak zustimmen: Für Mittel - und Langstreckler - eine hervorragendes Trainin g möglich.

Nein - auf Rasen; aber gerade da ist die Kontakzeit sehr lang und teilweise vollkommen kontraproduktiv. Statikfehler werden gerade da zum Verhängnis - zumal noch in der Kurve.

Gertrud


RE: Vertiefte Analysen - Aktuelle Verletzungsfälle und allgemeine Betrachtungen - Gertrud - 09.08.2020

Junge, Junge, was man orthopädisch so geboten bekommt, ist manchmal schon abenteuerlich! Ich denke an Rebecca Haase mit ihrem "Brustbeinschlag" im rechten Unterschenkel und an Reuther und Preis, die ich für "Achillessehnenprobleme-Aspiranten" halte.

Ist es möglich, dass der DLV bei der ARD und beim ZDF mal dafür plädiert, die technischen Disziplinen aus unterschiedlicher Richtung und Winkeln aufzunehmen und zu senden?

Gertrud